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Alkoholfreies Bier: Vom Warmduscher-Image zum Kult-Status
Geschrieben am Dienstag, 23. Juli 2002 von hobbybrauer |
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Was ist dran am Bier ohne Promille?
Ein richtiger Mann trinkt ein richtiges Pils. Alkoholfrei? Pustekuchen! Das ist was für Warmduscher, für Leute, die nie ohne Regenschirm das Haus verlassen. Also: Nichts für mich! So dachten Anfang der 80er Jahre noch viele, als das alkoholfreie Bier auf den Markt kam. Und heute? Ohne Alk' ist längst richtig schick. Vorbei die Zeit, als der Durstige seine Bestellung für die Marke ohne Promille gerne noch flüsterte. Heute hat das Alkoholfreie seine eigene Fangemeinde. Was ist also dran am Gerstensaft, der zwar bierig schmeckt, aber nicht müde macht und obendrein noch unheimlich gesund ist?
Das erste Bier für jede Lebenslage -Die Historie
Was war zuerst da: Das Angebot oder die Nachfrage? "Schon Ende der 60er Jahre gab es Versuche, Bier ohne Alkohol zu brauen", berichtet Hansjörg Bosch, Geschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, "aber der Durchbruch kam erst Anfang der 80erJahre mit der Entwicklung geeigneter Herstellungstechniken." Alkoholfreies Bier kam langsam aber gewaltig. Brauerei für Brauerei erweiterte bis Ende der 80er Jahre ihre Produktpalette um eine alkoholfreie Variante. Heute gibt es weit über ein Dutzend Marken.
Wieviel Alkohol darf's denn sein? - Die Promille-Frage
Ganz klar: "Alkoholfrei" bedeutet "ganz ohne Alkohol". So denken sicher viele Verbraucher. Doch falsch gedacht. Auch alkoholfreies Bier enthält Alkohol. Bis zu 0,5 Prozent erlaubt der Gesetzgeber. "Ohne ein Minimum an Alkohol ist beim besten Willen und Können ein gut schmeckendes alkoholfreies Bier nicht zu brauen", weiß Renate Wrobel von einer der größten deutschen Brauereien alkoholfreien Bieres - schließlich ist Alkohol der wichtigste Geschmacksträger. Bier ohne Alkohol, ein Etikettenschwindel? Keineswegs. Das Zentrum für Rechtsmedizin der Universität Frankfurt am Main stellte fest: "Eine Beeinträchtigung der Reaktionsleistung ist nach Aufnahme alkoholfreien Bieres nicht festzustellen." Eine Untersuchung von Karl Luff und Fritz Ullrich Lutz über die Wirkung alkoholfreier Biere macht es sogar noch deutlicher: Ein 75 kg schwerer Mann müsste innerhalb einer Stunde 12 Liter alkoholfreies Bier trinken, um eine Blutalkohol-Konzentration von 0,8 Promille zu erreichen. Einen derartigen Sturztrunk halten die Wissenschaftler jedoch für absolut unmöglich. Übrigens: Nicht nur alkoholfreies Bier hat einen Restalkoholgehalt, sondern auch Fruchtsäfte, Kefir oder die eine oder andere Brotsorte. Einige Säfte weisen sogar mehr Promille auf als das "bleifreie" Bier. Für alkoholkranke Menschen ist sein Genuss dennoch nicht zu empfehlen. Sie könnten sich zu sehr an den Geschmack gewöhnen und so zum "normalen" Bier zurückkehren.
Zwei Wege führen zum Ziel - Die Herstellung
Oberstes Gebot: das Reinheitsgebot. Wie für alle deutschen Biere werden im Brauprozess auch für die alkoholfreien ausschließlich Hopfen, Malz, Hefe und Wasser verwendet. Einziger Unterschied ist der Alkoholgehalt. Wie schaffen es die Brauer, diesen von normal rund 4,8 Prozent auf unter 0,5 Prozent zu senken? Zwei Wege führen zum Ziel: Entweder wird die Bildung von Alkohol während der Gärung verhindert, oder die Fachleute entfernen den Alkohol nach dem Brauvorgang. Beides sind äußerst komplizierte Verfahren, bei denen größte Sorgfalt darauf verwendet werden muss, mit den reduzierten Prozenten nicht auch den Geschmack zu vernichten. Hansjörg Bosch vom Brauer-Bund: "Je präziser die Brauvorgänge ablaufen, desto besser der Geschmack."
"Hof- und gesellschaftsfähig" - Der Erfolg
"Während der letzten 30 Jahre gab es keine größere Innovation auf dem Markt als alkoholfreies Bier", ist sich Brauerei-Vertreterin Renate Wrobel sicher. Einen wichtigen Grund für diesen Erfolg sieht Hansjörg Bosch im Straßenverkehr: "Die Brauer wollten den Autofahrern ein Produkt anbieten, das sie ohne Sorge um die Fahrtüchtigkeit trinken können." Stephan F. Reng nennt noch einen ganz anderen Grund für die Siegesfahrt des promillefreien Gerstensaftes: "Alkoholfreies Bier ist ein ideales Sportgetränk", so der Mediziner an der Orthopädischen Klinik München-Harlaching. Es ist kalorienarm, nährstoffreich und isotonisch, zudem ist es durch seine Mineralien und Vitamine sehr gesund. So stellt Bier-Experte Professor Anton Piendl von der Technischen Universität München-Weihenstephan auch einen Image-Wandel fest: "Dieses Bier ist hof- und gesellschaftsfähig geworden - eine wirkliche Alternative." Denn es gibt Situationen, in denen man auf den Konsum alkoholischer Getränke verzichten sollte, wie z.B. beim Autofahren, in der Schwangerschaft oder bei Tätigkeiten, die eine sehr hohe Konzentration erfordern. Für diese Momente bietet sich alkoholfreies Bier als echte schmackhafte Alternative zum "normalen" Bier an. Na denn Prost!
(Quelle: Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit
der Deutschen Brauwirtschaft e.V. vom 29.04.2001)
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