Tibor schreibt:
"Im Uerige wird seit 1862 auf engstem Raum Altbier gebraut. Jetzt
erweitert die Hausbrauerei – aber nicht auf der grünen Wiese, sondern
direkt neben dem Stammhaus.
Düsseldorf. Bierbrauen ist nichts für großgewachsene Menschen. Zumindest, wenn man im Uerige
Hopfen, Malz, Gerste und Wasser zum leckeren Dröppke veredelt.
Uerige-Baas Michael Schnitzler muss im Gärkeller ganz schön aufpassen, um nicht
anzuecken. „Ich kann hier nicht einmal aufrecht stehen“, sagt der studierte Braumeister.
So wie in der Gärung sieht es auch bei den anderen Produktionsschritten in der
Hausbrauerei aus. Es fehlt einfach überall an Platz. „Das Haus hat 640 Quadratmeter Grundfläche“, erklärt Schnitzler und staunt in
diesen Momenten selbst, dass man auf dem beengten Raum eine komplette Brauerei
unterbringen kann. Doch so pittoresk die Sudkessel zwischen den Schankstuben wirken
– irgendwann muss auch der traditionsbewussteste Brauer einsehen, dass es so nicht
weitergehen kann.
Szenenwechsel: Michael Schnitzler steht auf Sand, sechs Meter unterhalb der Straßenkante.
Es ist auf den ersten Blick eine schnöde Baugrube. Auf den zweiten Blick entsteht
hier die Zukunft des Uerige. An der Stelle, wo einst im Dr. Jazz gejammt wurde,
entsteht bis Ende 2007 ein Erweiterungsbau. Der Chef persönlich legt den Grundstein.
Neben der WZ und dem Express packt er auch ein bisschen Geld hinein. „Damit derjenige,
der das irgendwann mal ausbuddelt sich auch ein Uerige leisten kann.“ Im Vergleich
zur Investition von über drei Millionen Euro nur eine Kleinigkeit. „Wir wollen
unsere traditionelle Technologie einfach mit modernen Arbeitsmethoden und Umweltschutz
kombinieren“, sagt Schnitzler. Er hofft auch auf eine deutliche Reduzierung seiner
jährlichen Energiekosten von zurzeit rund 700 000 Euro.
Die „innerbetriebliche Logistik“ stammt halt noch aus vorigen Jahrhunderten.
Zum Beispiel müssen die Bierfässer erst in den zweiten Stock zur Waschanlage transportiert
werden. Dann geht es in den Keller zur Befüllung und danach werden die Fässer
wieder raufgeschickt in den Ausschank. Die Filtration, die das Altbier klar macht,
ist neben der Faßabfüllung in einer Ecke untergebracht. Wenige Meter weiter schwitzen Mitarbeiter an der Flaschenabfüllung. Der berühmte
Bügel wird von Hand verschlossen – 3000-mal am Tag. Diese Arbeitsschritte werden
in dem neuen, fünfgeschossigen Anbau in einer Art gläsernen Brauerei neu geordnet.
Lediglich das Sudhaus mit seinen Bronzekesseln bleibt am angestammten Platz. Im
Neubau wird es auch noch einen neuen Saal für 80 Personen geben.
Mehr als die jetzigen 20 000 Hektoliter wird das Uerige aber nicht produzieren.
Das würde der Qualitäts-Philosophie zuwider laufen. Denn auch so läuft das Geschäft
wie geschmiert. Auch mit dem Ausland: Uerige wird in die USA, nach Japan und sogar
nach Bayern exportiert.
Quelle:http://www.wz-newsline.de/sro.php?redid=133260
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