Rainer schreibt:
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Heute ist Rosenmontag. Auch in Berlin wird wieder so mancher Faschingsfreund zu tief ins Glas schauen und mit dickem Kopf aufwachen. Das beste Gegenmittel ist Verzicht. Doch auch wer maßvoll trinkt und einige Regeln beachtet, kann die tollen Tage ohne Nebenwirkungen überstehen.
Alkohol wird nicht wie die übrige Nahrung bei der Verdauung zersetzt, sondern gelangt direkt über die Schleimhäute in den Blutkreislauf. Bis zu 20 Prozent werden im Magen resorbiert, der große Rest im Dünndarm. Mit dem Blut „reist“ der Alkohol in wenigen Minuten bis zum Gehirn und entfaltet dort schnell seine Wirkung. Anders als Heroin spricht Alkohol nicht nur einen einzelnen Rezeptor-Typ an, sondern löst verschiedene biomechanische Mechanismen aus – mit widersprüchlichen Folgen. Betrunkene sind anfangs erheitert oder sogar in Hochstimmung, verlieren ihre Hemmungen und Ängste und können sich später sehr müde und schlapp fühlen. „Dies liegt daran, dass Alkohol einerseits die Dopamin-Rezeptoren anregt, die Euphorie auslösen, zum anderen aber auch die Gaba-Rezeptoren beeinflusst, die Angstlösung, Entspannung und Schläfrigkeit hervorrufen“, sagt Jakob Hein, Suchtexperte an der Charité.
WARUM SCHADET ZU VIEL ALKOHOL?
Weil Alkohol den Zellen schaden kann. Der Körper baut ihn zwar ab. Aber bei einer großen Menge, und wenn über lange Zeit getrunken wird, ist er überfordert. „Der Alkohol und Zwischenprodukte, die bei seinem Abbau entstehen, bleiben dann im Körper und schädigen die Haut, die Gefäße, Leber, Lunge und sogar das Haar. Glatzenbildung wird durch Alkohol verstärkt“, sagt der Suchtexperte Hein. Bei jedem Trinkgelage sterben Millionen von Gehirnzellen. Vor allem aber kann man nach den Gefühlen des Glücks und der Entspannung, die Alkohol auslöst, süchtig werden.
WAS IST EIN KATER?
Kaum jemandem geht es Gott sei Dank wie jenem Mann, der vor zweieinhalb Jahren in einem Glasgower Krankenhaus erschien. Der 37-Jährige hatte in vier Tagen 60 Pints und damit rund 35 Liter Bier getrunken. Er war vollkommen ausgetrocknet. Die Folge: vier Wochen Kopfschmerz. Ein Extremfall – aber das Grundproblem ist auch bei geringeren Mengen Alkohol das gleiche. Alkohol hemmt die Freisetzung des Hormons Vasopressin aus der Hirnanhangdrüse. Vereinfacht gesagt sorgt dieses Hormon in den einzelnen Zellen und in der Niere dafür, dass genug Wasser im Körper bleibt. Fehlt es, so muss man stärker urinieren – und gibt damit nicht nur Wasser, sondern zugleich wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Natrium und Magnesium ab. Der Körper reagiert auf den Mangel mit warnenden Kopfschmerzen.
WAS KANN MAN TUN, DAMIT ES EINEM AM TAG DANACH NICHT SCHLECHT GEHT?
Das beste Mittel gegen den Kater ist der Verzicht auf Alkohol. Doch auch wer im Karneval mal zu tief ins Glas guckt, kann zumindest das Risiko für einen Kater senken, wenn er bestimmte Regeln beachtet. Zuerst sollte man nie auf leeren Magen trinken. Wer vorher gut gegessen hat, verhindert, dass der Alkohol auf einen Schlag in den Blutkreislauf gelangt. Was man isst, spielt keine große Rolle. „Am besten ist ein ausgewogenes Menü mit Fleisch, Gemüse und Kohlehydraten, wie sie in Reis, Nudeln oder Kartoffeln enthalten sind“, sagt Susann-Cathérine Ruprecht vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. Weitere Tipps der Expertin: Den Alkoholkonsum gut verteilen über den ganzen Abend und zwischendurch immer mal wieder Wasser trinken. Auch zwei oder drei Gläser Wasser vor dem Einschlafen sind ein gutes Mittel gegen den Kater. Vorsicht: Die Kohlensäure im Sekt beschleunigt die Alkoholaufnahme ebenso wie der Zucker in Cocktails. Mit beidem wird man deshalb schnell betrunken. „Außerdem scheinen helle Getränke wie Bier oder Weißwein besser verträglich zu sein als dunkle, etwa Rotwein oder Whisky“, sagt Ruprecht. In welcher Reihenfolge man unterschiedliche alkoholische Getränke zu sich nimmt, ist dagegen unwichtig. Die alten Ratschläge „Bier auf Wein, das lass sein“ und „Wein auf Bier, das rat ich dir“ sind ein Mythos. Man sollte aber darauf achten, nicht zu viel durcheinanderzutrinken. Grund: Wahrscheinlich trinkt man insgesamt mehr, wenn die Getränke häufig wechseln.
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http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/gesundheit/Alkohol;art300,2736553
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