Bericht über einen Vortrag von Prof. Manfred Walzl
12.11.2002 -
In einem hochinteressanten, sehr engagiert vorgetragenen Referat gab Prof. Dr. Manfred Walzl, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Graz, am 26. September 2002 anlässlich der 52. Arbeitstagung des Bundes Österreichischer Braumeister und Brauereitechniker im Hofbräu Kaltenhausen bei Salzburg einen Überblick über die neuesten Erkenntnisse hinsichtlich des Themas "Bier und Gesundheit".
Seit den Sumerern haben alle Kulturen Bier eingesetzt, wenn es galt, Krankheiten zu heilen. Bier, so Prof. Walzl, hat sich durch die Jahrhunderte als "wahrer Tausendsassa im Rahmen der Heilkunde" bewährt. In der modernen Medizin besteht kein Zweifel, dass sich mäßiger Biergenuss positiv auswirkt bei Stress (Förderung der "Entschleunigung"), Herzkrankheiten, Schlaganfall, Krebs, Nierensteinen, Raucherbeinen, Arteriosklerose usw. Bereits 1929 hat eine Studie in Baltimore/USA ergeben, dass Biertrinker länger und gesünder leben.
Prof. Walzl wies in diesem Zusammenhang auf folgende interessante Fakten hin:
- Je besser ein Bier schmeckt, umso gesünder ist es;
- Negative Inhaltsstoffe sind in Bier nicht nachweisbar;
- Bier enthält keine Krankheitserreger;
- Bier enthält weniger Zucker als Wein und Limonaden.
Wichtig für den Menschen sind Antioxydantien. Sie verhindern die Entstehung von Arteriosklerose. Sie sind enthalten in Frischgemüse, Getreide, aber auch im Bier. Leider, so Prof. Walzl, verhindere das Reinheitsgebot für Bier die Herstellung von Bieren mit einem hohen und damit positiven Gehalt an Antioxydantien. Über derartige Aspekte sollte die Branche noch einmal nachdenken.
Nachdem in der Medizin über lange Jahre Cholesterin als "Terrorist der Gesundheit" überbewertet worden ist, gilt jetzt als gesichert, dass Homocystein zur Geißel der zivilisierten Welt werden kann. Homocystein wird im Körper abgebaut zu Protein. Das benötigt der Körper Vitamin B9 (Folsäure). In den Industrieländern herrscht aber oft Mangel an Folsäure mit der Folge, dass die Erkrankungen an Arteriosklerose zunehmen. Neueste Forschungsergebnisse zeigten deutlich, dass der Konsum von alkoholischen Getränken die Homozystein-Werte im Blut ansteigen lassen, mit Ausnahme von Bier.
Männliche Testpersonen nahmen täglich 40 g Alkohol in Form von Rotwein, Bier oder Schnaps zu sich. Im Wechsel der Getränke wurde auch Wasser gereicht. Schnaps führte zu den höchsten Homocystein-Werten im Blut (14,4 pmol/l), Rotwein zu den zweithöchsten (14,2 pmol/l). Bei Wasser waren es immer nch 13,2 pmol/l, bei bier nur 12,7 pmol/l, da Bier im Gegensatz zu Wasser Folsäure enthält, die den Abbau von Homocystein fördert. Ein Liter Bier enthält so viel Folsäure wie 300 g Tomaten, 150 g Kartoffeln, 1 l Milch bzw. 50 g Broccoli. Bier hat also einen festen Platz als Folsäurespender. Dieser Schutz gegen zu hohe Homocysteinwerte ergibt sich bei einem mäßigen, aber regelmäßigen Bierkonsum von über 4 l/Woche, bzw. von 0,5-1 l pro Tag.
Bier scheint aufgrund dieser Wirkung auch in Sachen Alzheimer ein Hoffnungsträger zu sein. Dabei wies Prof. Walzl darauf hin, dass der Konsum von einem Liter Bier pro Tag bei Männern den Intelligenzquotienten um 33 % steigern konnte, wie japanische Forscher herausgefunden haben.
Die positive Wirkung des Folsäuregehaltes von Bier ist wissenschaftlich eindeutig erwiesen. Medizinier kamen zu dem Schluss, dass "ein großer Teil der täglichen Aufnahme von Folsäure durch den Genuss von Bier erreicht wird. Ein Verzicht auf Bierkonsum würde zu einer Verringerung der Folsäurekonzentration in unserem Organismus und dadurch zu einer Serie negativer Effekte führen."
Im Vergleich zum Rotwein schneidet Bier lt. Prof. Walzl wesentlich besser ab. Rotwein senkt das Herzinfarkt-Risiko um 5 %. Bier dagegen um 50 %. Aufklärung tut Not, nicht nur bei den Konsumenten, sondern auch bei der Ärzteschaft. Bier schützt den Menschen wie Aspirin, weil es die Durchblutung fördert, es ist diesem sogar überlegen. Bei regelmäßigem Bierkonsum kann man sogar auf Aspirin zur Herzinfarktvorbeugung verzichten. Auch beim Raucherbein senkt Bier das Risiko erheblich, bei Frauen um 59 % und bei Männern um 32 %.
Krebs entsteht, wie Prof. Walzl erläuterte, über Jahre, wenn nicht sogar über Jahrzehnte. Xanthohumol greift in jeder der Stufen bei der Krebsentstehung ein. Xanthohumol braucht der Mensch für seine Gesundheit. Es wirkt auf verschiedenen Ebenen und auf unterschiedliche Weise: Im Nahrungsstoffwechsel, als Antioxydans, entzündungshemmend, als Hemmung der Zellteilung, positiv bei der Zelldifferenzierung, greift die Krebszelle an, nicht die organisierten Zellen.
Die relevanten Inhaltsstoffe des Rotweins, des grünen Tees oder der Sojabohnen sind dem Xanthohumol in ihrer Wirkung um den Faktor 100 unterlegen. Diese Tatsache ist lt. Prof. Walzl eine "wissenschaftliche Bombe" von immenser Bedeutung. Xanthohumol hemmt hormonverursachtes Zellwachstum und wirkt sich äußerst positiv bei Brustkrebs aus, und das schon bei geringster Konzentration.
Bier schützt des weiteren vor Prostata- und Blasenkrebs, vor Nierensteinen und Osteoporose, da es mit bis zu 40 mg/l Silizium auch als idealer Siliziumspender (Knochenzement) dient. Der tägliche Siliziumbedarf liegt bei 20 – 50 mg. Darüber hinaus hemmt Bier die Vergrößerung der Schilddrüse und verhindert die Bildung von Knoten.
Bier schützt vor Stress und unterstützt die Muskelregeneration, vor allem auch bei Sportlern. Dort erhöht es die Leistungsfähigkeit, die Konzentration und die Reaktion. Es steigert die Lungentätigkeit und somit die Sauerstoffzufuhr. Bier als isotonisches Getränk ist der ideale Flüssigkeitsersatz.
Leider wird der Bierkonsum immer wieder mit der Alkoholsucht-Problematik in Verbindung gebracht. Die meisten positiven Auswirkungen eines mäßigen Bierkonsums (bis zu einem Liter/Tag) sind nicht auf den Alkohol zurückzuführen. Man darf in der öffentlichen Diskussion die zahlreichen positiven Aspekte eines mäßigen Bierkonsums nicht vernachlässigen.
Äußerst positiv stufte Prof. Walzl die Leichtbiere ein. Das seien, wie ein wissenschaftlicher, neutraler Test ergeben hat, die einzigen alkoholhaltigen Getränke, bei denen man "unterm Saufen nüchtern wird".
Die Tests brachten folgende Promillewerte:
- Konsum 0,5 l – Vollbier (5,5 vol%) 0,27 – Leichtbier (3,0 vol%) 0,09
- Konsum 1,0 l – Vollbier (5,5 vol%) 0,48 – Leichtbier (3,0 vol%) 0,19
- Konsum 1,5 l – Vollbier (5,5 vol%) 0,69 – Leichtbier (3,0 vol%) 0,28
Kleine, drahtige Personen bauen den Alkohol besser ab als dicke mit einer entsprechenden Fettschicht. Beim Verzehr einer typisch österreichischen Mahlzeit von 180 g Wiener Schnitzel und 150 g Kartoffelsalat sanken die Promillewerte im Durchschnitt um 40 %.
Prof. Walzl räumte auch mit dem Vorurteil auf, dass Bier dick mache und einen Bauch verursache. Es hat weniger Kalorien als Apfelsaft, Milch oder Fruchtjoghurt.
Bier hat eine starke soziale Komponente, weist weniger Alkohol-Kalorien auf, zeichnet sich aus als "Entschleunigungsinstrument" und stärkt das Wohlgefühl.
Bier als gut ausgewogenes, gesundes Nahrungsmittel enthält hohe Anteile wichtiger Vitamine, ist ein idealer Lieferant von Mineralstoffen, Faserstoffen, Eiweiß und Kohlenhydraten, enthält kein Fett, kein Cholesterin und keinen freien Zucker.
Bier kann sich zum neuen Kultgetränk entwickeln, wenn es entsprechend dargestellt wird.
Ein Verzicht auf Bier bringt im Schnitt zwei Jahre weniger an Lebensfreude. Bei entsprechenden Aufklärungsaktivitäten rechnet Prof. Walzl damit, dass es gelingt, "in drei bis vier Jahren die Öffentlichkeit in den Bann des Bieres zu ziehen".
(Quelle: Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Brauwirtschaft e.V. vom 12.11.2002)