Ende Januar diesen Jahres gab der Rat der Stadt Dortmund grünes Licht, das Brauerei-Museum mit neuer Konzeption auf dem Gelände der Dortmunder Actien-Brauerei an der Steigerstraße wieder einzurichten. Jetzt stehen die Grundlinien der neu konzipierten Dauerausstellung. Auf rund 750 Quadratmetern Fläche wird die Geschichte der gesamten Dortmunder Brauwirtschaft an diesem authentischen Ort dokumentiert. Unterstützung erhält die Stadt Dortmund dabei von der Stiftergesellschaft zur Förderung des Brauerei-Museums, vom Verband Dortmunder Bierbrauer und von der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv. Läuft alles nach Plan, wird das Brauerei-Museum Mitte 2004 seine Pforten öffnen.
Die Geschichte der Dortmunder Brauwirtschaft als Leitthema
Mehr noch als Kohle und Stahl und über einen viel längeren Zeitraum als der Fußball hat Bier das Image und das Selbstverständnis Dortmunds geprägt. Es hat den Namen der Stadt weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht und seinen Beitrag zur kulturellen Identität Dortmunds geleistet. Mit ihren Produktionsstätten setzten die Großbrauereien markante Zeichen im Stadtbild. Sie repräsentierten den Aufstieg und die wirtschaftliche Dynamik Dortmunds und legten den Grundstein zum Aufstieg Westfalens zur heute führenden Brauregion in Deutschland.
Trotz ihrer außerordentlichen Bedeutung als einer der Leitsektoren der städtischen Wirtschaft wurde die Dortmunder Brauindustrie in ihrer historischen Entwicklung noch kaum erforscht und museal aufbereitet. Das neue Brauerei-Museum wird die Geschichte dieses Wirtschaftszweigs veranschaulichen, der Dortmund zu Europas Bierkapitale Nr. 1 aufsteigen ließ. Damit kommt das Museum nicht nur der Verpflichtung gegenüber einem spannenden Kapitel Dortmunder Vergangenheit nach. Es schließt zugleich eine Lücke in der westfälischen Museumslandschaft.
Diese thematische Leitlinie erfordert ein neues Konzept für die Ausstellung. Die Veränderungen erstrecken sich auf die Struktur der Ausstellung, den Aufbau der einzelnen Einheiten und insbesondere auf die Präsentationsformen sowie den Einsatz moderner Informations- und Visualisierungstechniken. Die Ausstellungsstruktur ist vorgezeichnet durch die "natürliche" Abfolge von der Biererzeugung bis hin zum Verbrauch. Bei einem Rundgang erfahren die Besucherinnen und Besucher zunächst Wissenswertes über die Bierproduktion, danach folgen die Bereiche Transport, Vertrieb und Export sowie Werbung und Marketing. Die letzte Station ist dem Konsum gewidmet.
Der Standort
Bei den Überlegungen zur Verlagerung des Brauerei-Museums galt die Maxime, nach Möglichkeit den räumlichen Zusammenhang zu einer lebenden, produzierenden Brauerei wiederherzustellen. Dies wird mit der Immobilie der Dortmunder Actien-Brauerei am Rande der Produktionsstätte im Dortmunder Norden erreicht. Dabei handelt es sich um die vor 1910 erbaute Dampfmaschinenhalle der ehemaligen Hansa-Brauerei und die in den 1960-er Jahren erstellte Kompressorenhalle der Actien-Bauerei. Diese beiden zusammenhängenden Räumlichkeiten bieten auf zwei Ebenen Ausstellungsfläche von 750 Quadratmetern. Damit genießt das neue Museum jene Vorteile, die auch den alten Standort auf dem Gelände der Kronen-Brauerei kennzeichneten: Dazu gehören eine relativ stetige und kalkulierbare Besucherresonanz durch die Kombination von Brauerei-Besichtigung und Museumsbesuch sowie positive Impulse durch Veranstaltungen und Marketingaktionen des Brauunternehmens. Dazu zählt auch der besondere Vorzug der Authentizität. So ist die Maschinenhalle der ehemaligen Hansa-Brauerei ein industriegeschichtliches Denkmal von Rang. Mit der Installation der Dampfmaschine in diesem Gebäudeteil ergibt sich überdies ein glückliches Zusammentreffen von Ausstellungsraum und dargestellter Geschichte.
Das Brauerei-Museum in der westfälischen Museumslandschaft
Mit seinem Konzept fügt sich das Brauerei-Museum gut in das mittlerweile relativ dichte Netz westfälischer Industriemuseen ein. Es ist aber mehr als einfach nur ein weiteres Industriemuseum. Es schließt eine beträchtliche Lücke in der musealen Aufarbeitung westdeutscher Wirtschaftsgeschichte und kann damit zu einer wichtigen Station auf der Route westfälischer Industriekultur werden.
Nordrhein-Westfalen rangiert heute mit seiner Bierproduktion unter den deutschen Bundesländern vor Bayern an führender Position. Innerhalb NRWs wiederum sind es westfälische Brauereien, die den Biermarkt des Landes dominieren. Dies ist umso bemerkenswerter, als Westfalen noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu den unbedeutendsten Brauregionen Deutschlands zählte. Innerhalb Westfalens war es über mehr als ein Jahrhundert Dortmund, das die Industrialisierung des Brauwesens vorantrieb und zu einem nur mit München vergleichbaren Zentrum der deutschen Brauindustrie machte. Die Bedeutung dieser Entwicklung wird noch deutlicher in einem historischen Branchenvergleich: Vor 1914 übertraf die deutsche Brauindustrie in der Wertschöpfung den Steinkohlenbergbau.
Städtisches Brauerei-Museum hat viele Unterstützer
Mit seinem neuen Konzept arbeitet das Brauerei-Museum einen wichtigen Teil städtischer Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte auf und erhält ihn lebendig. Die Stadt Dortmund als Trägerin des Museums wird dabei vom Verband Dortmunder Bierbrauer unterstützt, dessen Mitglieder in der Ausstellung gleichermaßen repräsentiert sein werden. Helfen wird auch die Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv (WWA). Das WWA dokumentiert nicht nur mit seinen Archivalien die Geschichte der Dortmunder Brauwirtschaft. Es verfügt darüber hinaus über eine Vielzahl von Exponaten wie Plakate, Werbeartikel und historische Filme. Engagieren wird sich nicht zuletzt die Stiftergesellschaft zur Förderung des Dortmunder Brauerei-Museum, dessen neuer Vorsitzender Dipl.-Kfm. Klaus Joachim Schlegel ist.
Engagement der Bürgerschaft willkommen
Auch das Engagement der Dortmunder Bürgerinnen und Bürger ist willkommen. Zum einen sind viele Schätze der Dortmunder Biergeschichte noch ungehoben und schlummern auf Dachböden und in Kellern. Ob altes Brauarbeitsgerät oder historische Bierflaschen, Gläser, Plakate, Bierdeckel oder Werbeartikel: Das Brauerei-Museum möchte sie wieder ans Licht der Öffentlichkeit bringen. Wer über eine persönliche Sammlung zur Dortmunder Brau- und Biergeschichte verfügt, ist herzlich eingeladen, am Aufbau der neuen Ausstellung mitzuarbeiten.
Zum anderen können sich Bürgerinnen und Bürger als auch Firmen durch eine Mitgliedschaft in der Stiftergesellschaft zur Förderung des Brauerei-Museums für dessen Aufbau engagieren. Der Jahresbeitrag beträgt für Privatpersonen 20 Euro, für Unternehmen 50 Euro.
Ansprechpartner sind:
Dipl.-Kfm. Klaus Joachim Schlegel, c/o Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, 44122 Dortmund, Telefon 50-2 55 15, E-Mail: mkk@stadtdo.de sowie
Dr. Heinrich Tappe, E-Mail: heinrichtappe@gmx.net.
(Quelle: Presseinfo-Nr.: 905, Ressort "Kultur - Bildung - Sport - Freizeit" der Stadt Dortmund vom 15.05.2003 )