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Am Braukessel standen früher Frauen
Geschrieben am Mittwoch, 17. September 2003 von hobbybrauer

Interessantes zum Bier und Bierbrauen Frauen, die brauen? Das passt für viele Menschen nicht recht ins Bild. Schließlich heißt es im Volksmund: Bier ist Männersache. Damit ist meist nicht nur der Verzehr gemeint, sondern auch die Kunst des Brauens. Und richtig — heute haben am Maische-Bottich meistens die Herren der Schöpfung das Sagen. Aber früher? Keine Spur! Denn ursprünglich war Brauen eine reine Frauensache. Die Sumerer (4. bis 2. Jahrtausend v. Chr.) etwa, Vorreiter der Braukunst, hatten Braufrauen, bei den Germanen soll sogar Odins Gattin höchstpersönlich Hand angelegt haben.

Zur Hochzeit einen Braukessel

Der Grund für die Brautätigkeit der Frauen ist schnell gefunden, denn die Bierbereitung stand damals genau wie Kochen und Backen auf der Liste der normalen Hausarbeiten. Im Mittelalter gehörte deshalb auch der Braukessel ganz selbstverständlich zur Mitgift. Diese Tradition blieb übrigens in einigen Gebieten Norddeutschlands bis in das vorige Jahrhundert erhalten. Natürlich haben die Frauen ihr Selbstgebrautes auch gerne getrunken. Zum Beispiel beim regelmäßig stattfindenden "Bierkränzchen", dem mittelalterlichen Vorläufer des heißgeliebten Kaffeekränzchens. Wie heute traf man sich mit den Nachbarinnen, nur wurde damals deftigem Bier und Brot der Vorzug gegeben. Auch abends stand den Frauen offenbar häufig der Sinn nach einer bierigen Erfrischung. Dabei blieben sie gerne unter sich: "Weiberzechen" und "Weiberschulen" nannte man im Mittelalter eine ganze Reihe von Kneipen, in die nur Frauen einkehren durften.


Auch Luthers Katharina lernte das Brauen im Kloster

Die Kunst des Brauens beherrschten damals viele Frauen. Prominentes Beispiel ist Katharina von Bora, Ehefrau von Martin Luther. Bevor sie 1525 den berühmten Reformator heiratete, war Katharina Klosterfrau und wurde dort zur Brauerin ausgebildet.


Ihr Wissen samt Brauberechtigung nahm sie mit in die heimische Küche im Wittenbergschen Kloster. Dort wurde Katharinas Selbstgebrautes zu Luthers Lieblingsgetränk. War der Kirchenmann auf Reisen, musste Katharinas Gerstensaft her: Dann bat er per Brief um "ein Pfloschen" ihres Bieres. Auch die erste wissenschaftliche Arbeit über die Brauereikunst stammt aus dem Mittelalter und — von einer Frau; und zwar von der Äbtissin, Ärztin und Naturforscherin Hildegardis von Bingen, die ihre Erkenntnisse in dem Buch "Von dem inneren Wesen der Naturen" zusammenfasste. Darin ließ sie sich auch über die Wirkung des Hopfens aus, der das Bier haltbar macht. Hildegardis wurde übrigens für damalige Zeiten mit 81 Jahren ungewöhnlich alt — vielleicht lag’s am untersuchten Gerstensaft!


Als "Bierhexe" zum Scheiterhaufen

Doch vielen Brauerinnen wurde ihr Handwerk zum schrecklichen Verhängnis. Als "Bierhexen" auf dem Scheiterhaufen verbrannt, mussten sie für eine Tücke der Natur büßen: Die wilden Hefen, damals unentbehrlich für die Gärung, wirkten höchst unzuverlässig. Die Folge: Brauen wurde als "Hexenwerk" bezeichnet. Fatal auch die Nebenwirkung: Manchmal entstand Essigsäure, die das Bier buchstäblich sauer werden ließ. Noch schlimmer waren die möglichen Folgen wunderlicher Kräutermischungen, die im Braukessel ausprobiert wurden. So mancher Biertrinker musste mit seinem Leben bezahlen — und dafür wurde die Brauerin bestraft. Nur ganz selten hingegen traf es einen Brauer.


Frauen in der Brauwirtschaft

Im 12. Jahrhundert schließlich gaben verstärkt die Mönche den Ton an. Doch obwohl seit dieser Zeit das Brauen immer mehr zur Männersache wurde, gibt es noch bemerkenswerte Ausnahmen. So zum Beispiel zwei Schwestern im idyllischen Lipperland: Sie betreiben gemeinsam mit ihrer Mutter die einzige Privatbrauerei der Region. Als der Vater, bis dato Kopf des Unternehmens, vor vier Jahren starb, stand für das weibliche Trio sofort fest: Die Brauerei, seit 135 Jahren im Familienbesitz, wird nicht aus der Hand gegeben! Dass der Betrieb auch unter neuer Regie glänzend floriert, liegt nicht zuletzt am stimmigen Konzept: So ergänzen sich die 34jährige Braumeisterin Friederike — vor 14 Jahren sorgte sie als einzige und jüngste ihrer Zunft in Deutschland für Furore — und Schwester Simone (29) als diplomierte Betriebswirtin gemeinsam mit ihrer Mutter zu einem tatkräftigen Team.



(Quelle: Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Brauwirtschaft e.V. vom 03.05.2001)

 

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