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Die Legende vom 7-Minuten-Pils
Geschrieben am Donnerstag, 09. Oktober 2003 von hobbybrauer

Interessantes zum Bier und Bierbrauen Schon Albert Einstein wusste, dass Vorurteile oft schwerer zu zertrümmern sind als Atome. Dies gilt auch für die Legende vom 7-Minuten-Pils, die vor allem in Deutschland (leider immer noch) weit verbreitet ist.


Für den durstigen Gast oder den passionierten Biertrinker ein wahres Horrorszenario: Durstig erreicht der Gast mit letzter Kraft seine Stammgaststätte, und bestellt ein Pils. Vor lauter Vorfreude läuft ihm das Wasser im Mund zusammen, und dann, dann muss er mehr als sieben Minuten auf sein Pils warten, nur weil der Gastwirt glaubt, ein gutes Bier brauche so lange. Und damit nicht genug: Während der Gast mit lechzender Zunge darauf wartet, dass sein Bier nun endlich kommt, entdeckt er, dass hinter dem Tresen auch noch mehrere halb gefüllte Gläser stehen. Irgendwie sehen sie halbfertig aus, weil kaum noch Schaum vorhanden ist. Und diese Gläser füllt der Wirt dann auch noch mit frischem Bier auf. Den Gast graust es, wenn er daran denkt, wie warm das Bier inzwischen geworden ist und dass die Kohlensäure inzwischen überall sein dürfte, nur nicht mehr in diesem Glas. Den meisten dürfte der Durst inzwischen vergangen sein, mit Recht.


Das muss alles nicht sein. In grauen Vorzeiten konnte man vielleicht sein Pils nicht schneller zapfen, weil die Technik dies nicht zuließ, aber heute? Mit der Zapftechnik, die heute in fast allen Gaststätten verbreitet ist, ist alles kein Problem mehr: Kein Gast muss mehr als drei Minuten warten, bis ihm ein frisches, spritziges Pils mit einem perfekten Schaum serviert wird ? vorausgesetzt, der Wirt weiß, wie man Pils zapft.


Und so geht es: Das Glas wird schräg gehalten, und aus dem Zapfhahn läuft das Bier langsam am Rande des frisch gespülten kalten Glases herunter, bis das Glas halb voll ist. Eine Minute lang bleibt das Bierglas jetzt stehen. Anschließend wird nachgezapft, aber ohne den Zapfhahn ins Bier einzutauchen, denn sonst wird Luft ins Bier gedrückt und die Kohlensäure geht verloren. Und dann folgt die "Krönung": Nach etwa einer weiteren Minute wird mit einer halben Öffnung des Zapfhahnes die Schaumkrone aufgesetzt. Das Ergebnis: Ein Glas mit einem frischen, spritzigen Pils mit grobporigen, festem Schaum, das man zehn bis fünfzehn Minuten trinken kann, ohne dass das Prickeln verloren geht. Vor allen Dingen aber: Das Bier, das von der Brauerei in hervorragender Qualität an den Gastwirt geliefert worden ist, kommt so in der gleichen Qualität auch zum Verbraucher. Denn was nützt den Brauereien ihre Braukunst, wenn das Bier beim Verbraucher in einer schlechteren Qualität ankommt. Die Meisten werden die Schuld am faden Geschmack oder an der mangelnden Kohlensaure auf die Brauerei schieben, nicht aber auf die tatsächlich Verantwortlichen.


Wer sein Bier sieben Minuten lang zapft, der serviert den Gästen ein schlaffes Getränk, das müde auf der Zunge liegt. Die natürliche Kohlensäure geht verloren, und von der Rezens, dem prickelnden Geschmack auf der Zunge, ist nichts mehr zu spüren. Diese Rezens ist stark vom Kohlensäuregehalt und der Temperatur abhängig. Ideal sind ein Kohlensäuregehalt zwischen 0,4 und 0,5 Prozent sowie eine Trinktemperatur zwischen sechs und neun Grad.


Also nochmals: Glauben Sie der alten Legende vom 7-Minuten-Pils nicht länger, verlangen Sie ein frisches Bier, das nach drei Minuten auf Ihrem Tisch stehen sollte. Wenn Ihr Gastwirt das nicht kann (oder will), dann gibt es nur einen Tipp: Wechseln Sie die Gaststätte.



(Quelle: Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Brauwirtschaft e.V.)

 

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