's Hopfezopfe - vom Beruf zum Hobby
Bei mir begann alles in grauer Vorzeit (genaugenommen 1994: Kohl war uns
„ewiger Kanzler“, wir bezahlten noch mit D-Mark und Surfen war nur eine
Sportart...) mit der Lehre zum Brauer & Mälzer im schönen Heidelberg. 1995
war dann auch endlich "mein erstes Mal" und ich braute in Mutters Küche
meinen ersten Sud.
Angefangen hatte alles mit 2 Emaille-Kochtöpfen, den Herdplatten der Eltern
und Abläuterversuche über Stoffwindeln (der „Erfinder“ dieses
Läuterprinzips möge für diesen „Tipp“ für immer in der Hölle schmoren bei
alkoholfreiem Bier und trocken Brot).
Danach folgte noch ein Gehversuch in der Einkocherklasse.
In dieser Zeit wurde das Bierbrauen bei mir vom Beruf auch wieder zum Hobby
und ich musste gezwungenermaßen eine 10-jährige Läuterruhe einlegen. In
dieser Zeit wurde viel gebastelt (z.B. einen Gegendruckfüller,
Holzbierkästen, Flaschenmanometer), viel gesammelt und noch viel mehr
ersteigert und gekauft. Meine Braustätte sollte schließlich groß und größer
werden.
Am Ende stand ein 100 Liter Sudkessel, befeuert mit einem 17kW
Paellabrenner und einen Panzerschlauch-Läuterbottich, bis mir schlagartig
bewusst wurde, dass der größte Sudkessel nichts bringt, wenn die
Kühlkapazitäten mit einem handelsüblichen Kühlschrank die Ausschlagmenge
auf 50 Liter limitiert.
Also galt mal wieder
„Gehe zurück auf ‚Los' und ziehe keine 4.000 DM
ein“ und das Basteln ging 2010 wieder von vorne los.
Meine nun gänzlich neu konzipierte Brauerei hat seine Feuertaufe
schließlich im Mai 2011 mit Bravour bestanden, welche ich Euch nun
vorstellen möchte:
Geschrotet wird über eine „Barley Crusher“ Malzmühle.
Die Gesamtansicht meiner Braustätte vor dem großen Tag. Das Gestell wurde
aus Aluminiumprofilen zusammengebaut. Diese lassen sich prima verarbeiten,
ohne dass man gleich eine komplette Schlosserei benötigt. In dieses Gestell
habe ich einen 9,5kW Gaskocher verbaut. Der Sudkessel ist ein 50 Liter
Edelstahlkochtopf und der Läuterbottich ist der hier auch so hoch gelobte
Thermoport mit Edelstahl-Lochblech.
Meine „Spindelente“ wagt ein heißes Bad.
Hier seht Ihr das Innenleben meines Läuterbottiches. Als Senkboden kommt
ein Edelstahl-Lochblech mit 1,5mm Löchern zum Einsatz (die genaue
Bezeichnung für die Bohrungen hierfür ist Rv 1,5-2,5).
Das Abläutern beginnt und gleich werde ich sehen, ob der so angepriesene
Läuterbottich hält, was er verspricht.
Und der Läuterbottich hält nicht, was er verspricht. Nein, er übertrifft
meine kühnsten Erwartungen!
Die abgeläuterte Würze läuft in Rekordtempo in
einen Vorlaufbehälter und wird dann mittels einer Pumpe zurück in den
Sudkessel gepumpt.
Die Pfanne ist voll! Und hier seht Ihr noch eines meiner unverzichtbarsten
Brau-Utensilien. Ich habe in einen Besenstiel Kerben eingeritzt, die mir so
immer sofort sagen, wie voll mein Kessel ist. Diese Idee habe ich noch aus
meiner Lehrzeit mitgenommen. Nur dass es in meiner Lehrbrauerei kein
Besenstiel war, sondern eine 2 m lange Holzlatte.
Eine wallende Kochung. Welch ein herrlicher Anblick.
Die Würze wird nun über meinen Gegenstromwürzekühler auf Anstelltemperatur
heruntergekühlt. Das Herunterkühlen geht damit „rubbeldieKatz“ und binnen
weniger Minuten ist auch diese Hürde genommen.
Das Jungbier befindet sich nun für mehrere Tage in meinem Kühlschrank, was
gleichbedeutend damit ist, dass ich für diese Tage meine Ernährung auf
Dosenessen umstellen muss ;-)
Hochkräusen: immer wieder imposant, wenn die Wolken des Brauers wachsen und
wachsen.
Nun wird zur Nachgärung in ein KEG-Fass umgefüllt
und der Druck mit einem Spundapparat überwacht.
Nach Abschluss der Hauptgärung fehlt noch das Abfüllen, hierzu kommt mein
Gegendruckfüller zum Einsatz.
Mit dem Manometer kann ich den Druck in der Flasche ideal kontrollieren.
Und für die perfekte Präsentation fehlt natürlich noch die Verpackung. Das
Auge trinkt schließlich mit
Und dazu zählen selber kreierte Etiketten genauso
wie ein stilechter Holzbierkasten.
Jeder Hobbybrauer weiß ja auch, dass eine Braustelle auch immer eine
Baustelle ist. Deshalb plane ich derzeit (dank dieses genialen Forums) ein
Rührwerk und einen Windschutz. Und wenn dies abgeschlossen ist, dann kommen
mir sicher noch neue Ideen
Schließlich heißt brauen auch bauen...
In diesem Sinne schließe ich mit den Worten von August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben:
”Und ohne Bier, was fang’ ich an?
Da bin ich ein geschlagner Mann:
An Leib und Seel verschmacht’ ich schier,
wenn ich nicht hab’ mein Seidel Bier.
Drum mag mir Gott mein Seidel geben,
in diesem und in jenem Leben!”
Mit Brauergrüßen
Rosebud aka Dirk
P.S.: Wer noch mehr über meine Brauerei erfahren will, der kann sie sich
gerne auch hier:
http://www.bierbrauerei.net/index.html anschauen.
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Haus- und Hobbybrauertage 2014 in Willich
http://www.hhbt2014.de