So, nun also denn:
Es war vor vielen Monden, als ich 1989 mit dem Bier brauen im Rahmen des
bayerischen Abiturs konfrontiert wurde. Wie genau, das ist eine bierige
Geschichte, die irgendwann mal erzählt werden mag.
Nach langjährigen Pausen und immer wieder Fehlschlägen kristallisierte sich
jetzt in den letzten gut 10 Jahren folgende Anlage heraus, die ich gerne
kurz in Bildern beschreiben möchte.
Diese Tafel und der darunter zu sehende Senkboden sind die einzigen beiden
Teile, die von der "Altenmünster Brauerei Weißenbrunn" noch in Betrieb
sind. Die Tafel über meiner Sudhaus zeigt sogar noch den letzten Eintrag
der Brauer. Ein bischen Tradition sollte also schon sein und daher halte
ich es bei all meinen Bieren so, dass eben nur die vier Grundzutaten Hopfen
Wasser, Hefe und Malz reinkommen. OK: Ich weiß auch, dass ich nicht weiß,
was schon alles in mein Brauwasser gekippt wurde, mit was mein Hopfen
besprüht wurde und was meine Hefe schon zu fressen bekommen hat, aber
trotzdem.
Am Anfang ist also der Weg zur Schrotmühle, sprich zur örtlichen Kommunbräu
oder zu "Anton", der mir Gott sei Dank diese Misere vom Hals schaffen will
und zur Zeit meine Malzmühle gangbar schraubt. Gewogen, geschrotet und
gemischt wird die Schüttung in diesen blauen Transporttonnen.
Ja und hier ist nun also das Meisterwerk "Cooperation Holger & Anton +
Biergang"
Folgende Teile wurden organisiert:
Eine Malzmühle von gnadle - Vielen Dank nochmal für den Deal!!!
Diese hatte aber zwei Probleme - zum Einen war die Anschlusswelle aus
welchem Grund auch immer verbogen und zweitens waren die Seitenwände nicht
mehr die Besten, dadurch fiel relativ viel ungeschrotetes Malz neben den
Malzen vorbei.
Ein Betrieb mittels Bohrmaschine kam schnell nicht in Frage - jaja die
Bequemlichkeit, außerdem war dies mit der verbogenen Welle kaum möglich.
Idee: Wir bauen einen Schrottisch als Standfläche für Mühle und Antrieb.
Zum Antrieb wurde tief in die Ebay-Kiste gegriffen und es gab einen
Getriebemotor, der von rund 3000 Touren auf gut 120 Touren runterregelt.
Kraft wie ein Schraubenzieher....
Die mit einer starken Verbindung direkt auf die Walzen der Mühle übertragen
wird. Die Welle wurde vorab von einer weiteren Fachkraft erneuert. Danke an
Daniel!
Zur Montage wurde von Anton ein neuer Trichter gefertigt, der auch die
etwas ausgeleierten Wände mit abdeckte und somit entlastete.
Die Mühle wurde auf dem Tisch montiert (Massivholzplatte und Füße von IKEA)
und der Mühlenausgang passgenau ausgesägt.
Schließlich wurde noch die Elektrik montiert. Dabei ist zu bemerken, dass
der Schutzschalter so eingestellt wurde, dass die Mühle trotz der großen
Gewalt wirklich auch mal abschaltet, nicht dass noch jemand praktisch
durch-gefleischwolft wird.
Ergebnis: Eine Super Mühle mit genügend Standfläche auf der Tischplatte für
viele Bottiche mit Spezialmalzen. Die Mühle wurde jetzt so eingestellt,
dass das Schrot recht grob durchgeschrotet wird. Da die Walzen nicht
synchronisiert sind, wird dadurch der berüchtigte Leerlauf vermieden. Das
Malz wird dann in gleicher Einstellung ein zweites Mal geschrotet. Ein
Super Schrotergebnis mit prima Ausbeute und Null Läuterprobleme.
Nun ein Blick in die eigentliche Brauerei:
Man sieht den großen Maischbottich (100 Liter) mit Rührwerk, Gasbrenner und
Kippautomatik und den kleineren Emailtopf, der weiter oben als Maischpfanne
für die dekoktion dient. Dabei sollte die Kochmaische mittels natürlichem
Gefälle mal wieder zurück in den Maischbottich laufen, aber da muss erst
noch ein neuer Topf mit passendem Auslauf her und das steht zur Zeit in der
to do Liste ganz hinten.
Hier ein Bild von der Kippautomatik: Diese ist so gebaut, dass der ganze
Topf in einem Gestell über dem Brenner steht, und mittels Hebel dann hinten
ca 10 cm angehoben wird. Dadurch wird ein restloses Auslaufen garantiert.
Das ist für die Maische genauso wichtig wie für die spätere Reinigung.
Ein Blick in den Maischbottich und auf das dreiteilige Rührwerk. Ich habe
dies schon oft in anderen freds erwähnt.
Nach der Maischarbeit wird die Maische mittels 1,5 Zoll Ablasshahn in
Eimern abgelassen und diese ein Stock höher in den Läuterbottich gekippt.
Der Läuterbottich ist rechteckig, da dies damals die einfachste Möglichkeit
war den Senkboden zu fassen. Der alte Senkboden der Altenmünster Brauerei
war zu 100% aus Messing. Unter dem Läuterbottich ist ein normaler 3/4 Zoll
Ablasshahn, der max. nur zu ein Viertel geöffnet wird. Durch das Schweißen
hat sich noch ein angenehmer Effekt eingestellt: Der Boden des
Läuterbottichs hat sich nach außen hin verzogen, sodass er leicht rund ist.
Dadurch gleitet er auf dem Gestell recht leicht hin und her. Es ist daher
sehr einfach, den Läuterbottich erst nach außen zu drehen, um die Trubwürze
abzulassen und dann um 90 Grad zu drehen, damit die Würze direkt in den
Würzekocher landet.
Wenn im Würzekocher ein Viertel der Würze aufgefangen ist, wird bereits mit
dem Hochheizen begonnen, dadurch reduziert sich die Zeit zwischen
Läuternende und Kochbeginn auf ca. 20 Minuten. Die Heizspirale hat eine
Leistung von 6000 Watt und läuft mit Kraft. Wenn man also alles
zusammenzählt - wäre dann das ein 5-Geräte-Sudwerk. Als letztes Teil kam
der 70 Liter Topf mit Brenner dazu, da ich durch die Wasseraufbereitung
mein Wasser nicht mehr einfach mit 60 Grad aus dem Hahn nehmen kann,
sondern über Nacht mit dem CaO stehen lassen muss. Dadurch hat es früher
ewig gedauert, ständig Wasser mit nur einem Topf heiß zu machen und das
wurde somit geändert.
Währen des Läuterns kontrolliere ich die Stammwürze immer mit der
Bierspindel. Daher habe ich einen Spindelzylinder bauen lassen, der direkt
am Kaltwasserhahn angeschlossen wird und die Probe schnell runterkühlt.
Nach dem Sudhaus geht es weiter mit der Arbeit im Gärkeller, (Keller
nebendran) und das erste Problem ist es, die Würze schnell abzukühlen, dies
erfolgt bei mir in drei Stufen.
Stufe 1: Würze bleibt ca 45 Minuten stehen, dadurch setzt sich unten aller
Trub als dicker Teppich ab.
Stufe 2: 3 hintereinandergeschaltete Gegenstromkühler kühlen innerhalb von
10 Minuten die gesamte Würze auf 20 Grad ab.
Stufe 3: Ein Tauchkühler erledigt dann den Rest bis 9 Grad und überwacht
auch "jetzt" die Hauptgärung.
Die Hauptgärung erfolgt in 120 Liter bzw 210 Liter Gärfässern.
Hier die Bilder dazu:
Mittels Pumpe wird dann das Jungbier grün geschlaucht in zwei x 50 Liter
KEGs. Dann kommen sie in meinen Fasskühler und werden nach 2 Wochen mit
einem Spundapparat versehen. Dort verbringt jedes Bier von mir mindestens 4
Wochen, meistens sechs Wochen bevor es dann umgedrückt wird in mehrere
kleinere Ausschankfässer. Auch erfolgt dann erst die Abfüllung in Flaschen
mit einem Gegendruckfüller, den ich 1995 auf der Brau in Nürnberg erstanden
habe.
Neben der Malzmühle ist mein vollautomatischer Flaschenfüller mit drei
unabhängigen Stationen mein neustes Ziel. Natürlich wie immer wahnsinnig
überdimensioniert, aber gut, damit ist es das Ziel einen Sud von knapp 100
Litern innerhalb von weniger als 1 Stunde auf Flaschen aller Größen von
0,33 bis 5,0 Liter zu füllen. Gesteuert wird das ganze von einer S7 341,
allerdings habe ich noch keine Ahnung, wie man sowas programmieren soll. Da
ist also noch Hilfe von Nöten. Das Bild zeigt das Grundgestellt mit den
drei bereits montierten Hubzylindern und dem Platz für die Gasflasche,
sowie den Steuerkasten. Im Moment versuchen wir den Füllkopf zu montieren.
Dann erfolgt die erste Programmierung, bevor dann die anderen beiden Plätze
kopiert werden.
Fazit: Für das Geld, das ich hier im Laufe von mittlerweilen Jahrzehnten
schon investiert habe, kaufen sich andere neue Autos, gehen in Urlaub oder
eröffnen einen Gasthof. Aber nun gut, wenn man vom Virus gepackt ist, mit
eigenen Ideen ein Super Bier zu brauen, dann muss man dieses Opfer bringen.
Zur Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich mir sicherlich einiges
an Geld erspart hätte, wenn in meiner Ausbildung auch ein bischen Handwerk
gewesen wäre. So entstanden zwar die Ideen im Kopf, aber erst in letzter
Zeit erst auch per Hand.
Ich würde mich über ein Feedback freuen
Viele Grüße und allzeit gut Sud und eine Handbreit Würze im Kessel
Holger
[Editiert am 26.11.2011 um 21:24 von Holger-Pohl]
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