Im Frühjahr 2000 fiel mir das Buch „Selber Bier brauen“ von Dr. Hagen
Rudolph in die Hände.
Da ich mal von einem Bekannten erfuhr, dass er auch schon mal selbst Bier
gebraut hat und das Bier ganz gut war, beschloss ich, das Buch zu kaufen
und auch mal einen Versuch zu wagen. Dieser Versuch fand dann am Karfreitag
2000 bei meinem Nachbarn und guten Freund Tobi in der Küche seines
Großvaters statt. Als Kessel diente ein 20l Einkochtopf auf der Herdplatte,
als Läuterbottich der Einsatz eines Dampfentsafters. Die Ausschlagmenge
betrug 12l !!!
Die Zutaten und eine Spindel besorgte sein Vater, der damals als
Braumeister im Sudhaus einer großen Kulmbacher Brauerei tätig war.
Das Ergebnis war trotz der Zweifel des Braumeisters, der ab und an in die
Küche kam und uns noch ein paar Tipps gab ganz gut, allerding etwas herb.
Nun war die Experimentierlust erstmal vorbei und das Bier wurde mit sehr
unterschiedlichen Meinungen verkostet.
Nach einem dreiviertel Jahr wurden wir daran erinnert, dass da noch eine
1lFlasche von dem selbstgebrauten Pils im Kühlschrank liegt und die doch
langsam mal raus soll… Gesagt getan. Flasche auf, eingeschänkt, probiert
und da staunten wir, wie gut das Bierchen auf einmal war! Das war der
Startschuss zum weitermachen...
Seit dem haben wir immer wieder Versuche mit anderen Kesseln gemacht. Wobei
die Brautage mangels Zeit meist sehr begrenzt sind.
Schließlich bin ich auf der Suche nach günstigen Edelstahlbehältern mit ca.
100l Inhalt durch zwei Zufälle im Jahr 2004 an die beiden Milchbehälter
gegommen.
Allerdings nicht 100l, sondern einer mit 200l, der andere mit 300l
Volumen...
Seit dem wird in meiner Freizeit immer wieder an der Anlage gebaut.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Michi, Frank, Tobi und Ulf bedanken,
die mich sehr beim Bau der Anlage unterstützen und beim Brauen zur Stelle
sind!!!
Im Januar 2010 packte mich dann der Bastelwahn. Im Hinblick auf das
bevorstehende Schaubrauen zum Tag des Deutschen Bieres 2010 beschloss ich,
den noch frei aufgestellten Kessel zusammen mit dem Warmwasserspeicher in
ein fahrbares Stahgestell zu bauen und sauber zu verkleiden. Innerhalb
einer Nacht hab ich dann die zugeschnittenen 4-Kant-Rohre
zusammengeschweißt.
Die Folgen: Ein gscheiter Sonnenbrand im Gesicht(vom Heften) und dieses
Bild:
Das Gestell am Tag des Bieres 2010:
Leider lässt Arbeit und Studium nicht mehr viel Raum für Brautätigkeiten,
da ja an der Anlage auch noch viel zu basteln ist.
Allerdings hat sich im Herbst 2010 etwas Grundlegendes geändert!
Ich braue jetzt nicht mehr bei meinem Vater in der Werkstatt, sondern bei
den "Lorzn"(Hausname der Braustätte ;-) ).
Gemeinsam mit meinen Freunden Tobi, Michi und Frank haben wir im Herbst
dort einen alten Kartoffelkeller saniert und zum Brauereikeller
umfunktioniert. 60cm dicke Mauern und eine mit 16cm Styropor gedämmte Tür
sollten auch im Sommer für geeignete Gärtemperaturen sorgen.Nun ist es
endlich möglich, dass ich am Wochenende einen Sud einbraue und sich die
drei Kellermeister um die Gärung und Lagerung kümmern!
Nachdem die billige Wandfarbe nach ein paar Wochen zu schimmeln begann,
mussten wir dann im Sommer 2011 den ganzen Keller nocheinmal ausräumen,
abdampfen und neu streichen. Jetzt verwendeten wir auf Empfehlung eines gut
befreundeten Braumeisters als Anstrich "Sporotox". Bis jetzt bin ich total
begeistert!
So sieht der Keller nach der zweiten Sanierung 2011 aus:
Am Tag vor dem Brauen wird das Sudhaus aus der Scheune in die Durchfahrt
vor dem Keller gefahren und alles gereinigt, sowie der Warmwasserspeicher
gefüllt. Danach wird angeheizt, dass am Brautag gleich mal warmes wasser
zur verfügung steht.
So sieht das Sudhaus aus (Stand Herbst 2011):
Dann gehts zu einem Freund(auch Hobbybrauer) zum Schroten mit dieser
Mühle:
Der Brautag beginnt dann mit dem füllen des Kessels mit Wasser und dem
Anheizen.
Das ist erstmal mit viel Rauch verbunden:
Betriebsschlosser Michi(links) und meine Wenigkeit(rechts) beim Einmaischen
(Februar 2011):
Während des Maischens wird mit einer Umwählzpumpe das Anschwänzwasser aus
dem Warmwasserspeicher durch eine Kupferwicklung im Ofenrohr (ganz oben im
Bild) und wieder in den Speicher gepumpt. Somit kann die Abwärme beim
Maischen genutzt werden:
Reger Betrieb beim Abmaischen:
Der Läuterbottich ist ein umgebauter 200l Milchtank, der meist randvoll
wird. Das Herzstück ist der gestanzte VA-Senkboden mit 1mm Schlitzweite:
Beim Läutern fließt die Würze in den Weißen Eimer und wird von dort zur
Pfanne gepumpt.
Der Eimer ist mittlerweile durch einen VA-Behälter ersetzt und die
Schwimmerschlatung für die Pumpe liegt auch schon zum Einbau bereit:
Abtransport der Treber zum Schweinestall
:
Frank freut sich, weil die Pfanne mal wieder randvoll ist
...
So ein Tag am heißen Sudhaus macht recht durstig! Gut wenn dann noch was im
Tank is!
Rechts auf dem Bild Ulf der Betriebselektriker:
Nach dem Kochen wird mit dem Maischescheit ein kräftiger Whirlpool erzeugt.
Nach ca. 30min beginnt dann das Ausschlagen. Die heiße Würze fließt durch
den Plattenkühler und wird in den Keller gepumpt:
Der Plattenkühler soll auch noch fest im Gestell eingebaut und verrohrt
werden.
Die auf ca. 15 - 20°C gekühlte Würze fließt in den Gärbottich. Dort wird
sie mittels Kupferschwimmer, durch den Eiswasser gepumpt wird, auf
Anstelltemperatur gekühlt:
Seit Herbst 2011 hat der Gärbottich ein eigenes VA-Gestell, dass kippbar
ist, eine VA-Verkleidung und eien geteilten Deckel.
Das Eiswasser wird in meinem Eiswasserkühler(ehem. Begleitkühler)
erzeugt:
Nach dem Kühlen bleibt der Trubkegel in der Wirlpoolpfanne zurück:
Die gekühlte Würze bleibt nun übernacht im Bottich. Am nächsten Tag wird
sie in zwei Kunststoffbehälter gepumpt und anschließend der Kühltrub aus
dem Gärbottich gespritzt. Danach wird die Würze im hohen Bogen zurück in
den Gärbottich gepumpt und dabei "der Zeug" (Hefe) gegeben.
Drei Spezialisten bei der Temperaturkontrolle
:
Nach der Hauptgärung wird grün geschlaucht. Dabei wird das Jungbier unter
Gegendruck in den Lagertank gepumpt. Das hat den Zweck, dass weniger CO2
entweicht und sich im Tank kein Schaum bildet.
Der mantelgekühlte Tank ist wie fast alles auch eine reine
Eigenkonstruktion:
Anschließend erfolgt eine Nachgärung bei 8°C, danach wird auf 2 - 3°C
runtergekühlt und 5 - 6 Wochen gelagert.
Nach der Reifung wird auf kleinere Fässer und Flaschen gedrückt.
Michi (links) und Tobi (rechts) beim lästigen Flaschenwaschen...
Die Teile für eine Waschmaschine liegen schon parat und müssen "nur" noch
zusammengebaut werden
Video vom Flaschenfüllen:
http://imageshack.us/clip/my-videos/853/8ri.mp4/
Das fertige Bier wird dann in unserem "Probierstübla"(ehem. Kälberstall
direkt neben dem Keller) verkostet. Daraus wird dann meistens ein kleineres
Fest... Unser Hausmetzger Michl kocht dann was Gutes oder es gibt eine
deftige Brotzeit. Beim letzten Anstich vom Pils waren dann auf mysteriöse
Weise gleich mal 100l aus dem Tank verschwunden
Bei solchen Festchen wird das Bier direkt aus dem Tank im Keller durch die
Wand ins "Probierstübla" ausgeschenkt
:
Bei so einem Ergebnis freut man sich schon auf den nächsten Brautag:
Als nächste Baumaßnahmen stehen an:
- Dämmung der Kesselfeuerung
- Bau einer Treppe und eines schmiedeeisernen Geländers für das Sudhaus
- Bau der FlaWaMa
- Einbau eines elektrischen Rührwerks in den Kessel
- Fertigstellung des Läuterbottichs (oder sogar Neubau)
- gaaanz Wichtig: Verkleidung der beiden hässlichen Milchtanks!
...
Na dann,
Post!
Soooo, es tut sich wieder was!
Wir haben uns also doch zum Neubau des Läuterbottichs entschieden.
Hier mal paar Bildchen:
Sooooo: Erster Läuterversuch mit dem neuen Läuterbottich!
Bis zum Rand des Domes passen 260l Maische in den Bottich.
Die Läuterfläche beträgt 0,45m²
Die Vorderwürze läuft hier mit 0,1l/m²s.
Im Sammelbehälter ist jetzt auch eine Schwimmerschaltung für die Würzepumpe
installiert.
Der 2. Nachguss läuft jetzt mit über 0,2l/m²s
Mit dem neuen Läuterbottich hab ich es jetzt geschafft, vom Vorschießen bis
Pfanne voll, 270l Würze in 2Std. abzuläutern.
Das ist eine Verbesserung von 1,5Std. zum alten Läuterbottich!
Die Ausbeute liegt allerdings noch bei 68%, was ich noch steigern will.
Als nächste Baumaßnahmen Folgen nun der Deckel, das Hackwerk, der
Maischeeinlauf von unten und eine feste Anschwänzleitung.
[Editiert am 1.4.2013 um 08:40 von Anton]