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Autor: Betreff: obergärig vor 1876
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 13.1.2005 um 18:07  
Hallo Braufreunde,
Bevor Carl Linde 1876 die Kältemaschine erfand
konnte man ja nur bis Ende März untergärig brauen.
Bei uns in Bayern war das ja nicht so schlimm weil ja
auch Weizenbier gebraut wurde.
Aber was haben denn dann die ganzen Preußen ;)
im Sommer für obergärige Biere gebraut?
(Ausgenommen Kölsch und Alt)
Gruß, Angerbraeu
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Anterus
Beiträge: 285
Registriert: 5.11.2003
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 13.1.2005 um 18:13  
Habe die Ehre...
In Leipzig gibts noch die sogenannte "Goose". Wird auch obergärig vergärt, ist ne besondere Spezialität. Verwendet wird ein leicht salzig schmeckendes Brauwasser.
Mein Geschmackstest: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown:
Seit ein paar Jahren gibt es wieder eine Gasthausbrauerei im alten Bahnhof, welche das Bier wieder braut.Ganz nett, aber wie gesagt das Bier........
Gruss aus dem Weissbierland (wir sind doch von Gott gesegnet, oder :D )
Flo

[Editiert am 13/1/2005 von Anterus]


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javert
Beiträge: 194
Registriert: 11.12.2003
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 13.1.2005 um 19:09  
@angerbraeu,
wenn Du die Preußen ansprichst, fällt mir natürlich sofort die Berliner Weiße ein.


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Zum Brauen geboren, zum Arbeiten gezwungen.
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Anterus
Beiträge: 285
Registriert: 5.11.2003
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 13.1.2005 um 19:37  
Sorry....Rechtschreibfehler!
Gose!!!
http://www.gose.de/willkommen/
Ausserdem gibts bei uns noch Roggenbier und Dinkelbier, beides obergärig.
Gruss...Flo


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Steinkrug
Beiträge: 281
Registriert: 13.5.2004
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red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 01:19  
Der allgemeinen Quellenlage nach zu Urteilen dürfte allgemein bekannt sein (= (wissentschaftlich ausgedrückt und oft gemeint) eigentlich weiß ich es auch nicht so genau und besser, aber so vondem was ich mitbekommen habe) wurde dann nur im Winter gebraut (bis in den März, dann dafür stärker eingebraut, da das Bier länger Lagern musste; Märzen ca 14-16% StaWü) oder eben obergärig gebraut.
Weißbier war ja lange Zeit sowieso ein Privileg der Adligen.....


edit: Möchte noch anmerken: Carl von Linde ist in Berndorf geboren. Berndorf liegt irgendwo in der hintersten oberfränkischen Provinz, gleich bei der Bierstadt (und (un)heimlichen Hauptstadt des Bieres, Kulmbach; unheimlich deshalb, weil Kulmbacher Edelherb einfach nicht zu trinken ist - die Pilstrinker - es soll Leute geben denen es schmeck - mögen es mir verzeihen...)

[Editiert am 14/1/2005 von Steinkrug]


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Nunc tempus artis cervisiae est, ergo bibamus!
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gnadle
Beiträge: 1090
Registriert: 14.3.2003
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 10:13  

Zitat:
Sorry....Rechtschreibfehler!
Gose!!!

Da kannst du abe froh sein, dass du nicht GOSSE geschrieben hast ;)


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Gnadle
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marty_hd
Beiträge: 67
Registriert: 28.12.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 10:49  
Servus,

hat einer von euch mal eine Gose gebraut oder gibt es irgendwo ein Rezept? Das Rezept hier in der Braurezepte/Datenbank klingt eher wie ein Weizen. Dachte das eine Gose Koriander, und Salz hat und das die IBUs niedriger sind?

Was ist der Unterscheid zwischen ein Gose aus Leipzig/Jena und Goslar?

Cheers,
Marty
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 6
Gast

Gast
smilies/wink.gif erstellt am: 14.1.2005 um 13:55  
Hallo,

jetzt muß ich als gebürtiger Lübecker doch mal den Norden verteidigen. Zur Zeit der Hanse im 15 Jahrhundert wurde gerade in den Hansestädten wie z.B. Bremen,Hamburg, Lübeck oder Wismar extrem viel Bier gebraut. Der Reichtum von Wismar kam zu einem großen Teil durch den Bierverkauf. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert war Bier eine norddeutsche Angelegenheit. Die Hansestädte wurden reich davon - teils durchs Brauen, teils durch den Handel.

Und zwar schon für den Weltmarkt! Das haben die Bayern erst viel später hinbekommen. ;)
Städte wie z.B. Regensburg oder Dortmund haben erst 1250 bzw. 1293 das Braurecht verliehen bekommen. 1200 wurde aus den Hansestädten schon lange gewaltige Mengen exportiert.

Viele Bierspezialitäten sind leider durch das Brauereisterben verloren gegangen. Es gibt aber heute noch einge Biere die sich "Mumme" nennen, wie z.B. Wismarer Mumme. Das sind stärkere Biere, da sie früher die langen Schiffswege lange haltbar waren. Auch ist das Bockbier nicht zu vergessen. Das stammt aus Einbeck in der Nähe von Hannover.

Also kurz zusammengefasst, als in Süddeutschland sich die ersten Braumeister zaghaft zu Zünften zusammenschlossen hat Norddeutschland schon 100 Jahre Bier exportiert. ;)

Grüße aus dem Norden

Niko
Antwort 7
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Brause
Beiträge: 98
Registriert: 24.6.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 15:38  
Hallo Niko,
Gruß in den Norden!
Natürlich hast du Recht mit der Aussage,dass uns Dortmundern das Braurecht erst 1293 verliehen wurde (durch König Adolf von Nassau). In den ältesten (erhaltenen) Urkunden sind allerdings schon 50 Jahre früher Gruterinnen erwähnt,die vom Magistrat anzuhören waren wenn es Zweifel an der Zusammensetzung der Grut gab. Viele Dokument sind auch beim Stadtbrand 1288 vernichtet worden,wir können aber davon ausgehen dass bereits zu Zeiten Karls des Großen (also im 9.Jhd) in Dortmund gutes Bier gebraut wurde.
Ein Stadtchronist berichtet,dass "unser Kalle",der auf dem Weg nach Sachsen im südlichen Stadtteil Syburg eine Fliehburg anlegen liess,auch im heutigen Innenstadtbereich eine Dependance unterhielt,nicht zuletzt um das gute Bier zu geniessen,von dem er immer mehrere Kannen orderte wenn er auf der "Durchreise" war,um die Sachsen zu christianisieren.
Wir Dortmunder waren,was das Bier anlangt,schon immer Anarchisten! Wir haben halt (hin und wieder) auch ohne Genehmigung gebraut!
Auch mit dem Reinheitsgebot von 1516 hatten wir so unsere Probleme. Weil die adligen Herren von Cappenberg und einige schwangere Frauen sich mit dem Hopfenbier nicht anfreunden mochten,haben wir bis 1557 noch mit Grut gebraut! Obwohl das städtische Gruthaus bereits lange geschlossen war und der letzte Gruter entlassen!

Ausserdem war auch Dortmund eines der Gründungsmitglieder der Hanse und hat auch schon erkleckliche Mengen exportiert. Übrigens u.a. nach Leuven in Belgien!
Ironie des Schicksals: dort ist der Firmensitz von Interbrew,der weltgrößten Brauereiengruppe.

Aber ich möchte das Forum hier nicht mit meinen historischen Ergüssen langweilen. Kommt lieber zu nächsten Hobbybrauertreffen,dann machen wir noch mal einen "biergeschichtlichen Stadtrundgang".
Zurück zum Thema!

Bereits vor 1876 wurde in Dortmund untergärig gebraut! 1843 braute er erstmals in der Krone am Markt (existiert dort seit 1473 bis heute) ein Bier nach der bayrischen Methode.
guckst du hier:
Die erforderliche Temperatur erreichte man in den warmen Monaten durch Natureis,das man aus Tümpeln und Teichen erntete und in unterirdische Stollen verbrachte.
Stollen haben wir hier aufgrund unserer Bergwerkstradition reichlich.

Es stimmt aber,dass vorher ein altbierähliches Gebräu hergestellt wurde (Alt=nach alter, obergäriger Art eingebraut) Dunkel,süß und dickflüssig.
Da aber in jenen Tagen weder die Kältemaschine noch die Bierwürzespindel erfunden war, bediente man sich für die Ermittlung des Stammwürzegehaltes einer ebenso simplen wie bizarren Methode:
Die (beamteten) Bierprüfer gossen einen Krug des Testats auf eine Bank und setzten sich mit dem nackten Arsch auf dieselbe. Klebte die Bank am Allerwertesten,war das Bier gut und gelangte in den Ausschank! Da dieses Prüfverfahren ja quasi im Adamskostüm durchgeführt wurde,nannte man es ebenso."Adamsbier"
guckst du hier:

Unschwer sich vorzustellen,dass der Posten des Bierprüfers ein begehrter war und gar mancher Beamte eine Beförderung ausgeschlagen hat! Er klebte halt an seinem Stuhl! ;)


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"...besser der Arsch leidet Frost,als der Hals Durst!" (Martin Luther)
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Brause
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red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 15:43  
:redhead:
Nachtrag:
Heinrich Wenker wars,der erstmals 1843 in der Krone untergärig braute!
Heute ist dort die Pezialität ein obergäriges,naturtrübes Helles! Lecker! :)


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gnadle
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red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 15:53  
Danke für die profunden Informationen! Ich denke es ist auf jeden Fall interessant mal über den Sudkessel hinaus zu schauen und etwas über unsere ehemaligen Brauerkollegen zu erfahren.


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Gnadle
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Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 17:06  
Hallo Brause,

ein sehr interssanter Beitrag! Deine Stadtführungen sind bestimmt lehrreich und informativ. Mein Beitrag hier ist sicherlich nicht historisch detalliert, aber der Norden muß sich ja mal "wehren". ;) :D :D

Grüße

Niko
Antwort 11
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Brause
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red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 18:03  
;)
...vor allem enden sie fast immer im Brauhaus! ;) ;) ;)


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Gast

Gast
smilies/wink.gif erstellt am: 14.1.2005 um 18:39  
Ja das war doch wirklich alles interessant und informativ.
Einen muß ich aber noch draufsetzen:
Als 1842 in Pilsen das erste Pilsener gebraut wurde war
dies eine Kreation bayrischer Braumeister die zu diesem
Zweck geholt wurden.
Gruß, Angerbraeu
Antwort 13
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Steinkrug
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red_folder.gif erstellt am: 14.1.2005 um 19:26  

Zitat:
Also kurz zusammengefasst, als in Süddeutschland sich die ersten Braumeister zaghaft zu Zünften zusammenschlossen hat Norddeutschland schon 100 Jahre Bier exportiert. ;)


Auch das kann nicht unkommentiert stehenbleiben!
Im Kloster Weltenburg wird bereits seit 1050 von Benediktiner-Mönchen Bier gebraut. Weltenbrug ist damit die älteste Klosterbrauerei der Welt. http://www.weltenburger.de/


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Thrawn
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red_folder.gif erstellt am: 15.1.2005 um 01:09  
Weihenstephan??? 1040??? Was ist Damit???
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Anterus
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red_folder.gif erstellt am: 15.1.2005 um 10:13  
Habe die Ehre...
@angerbraeu
Ich weiss noch ein bisschen mehr zu der Geschichte:
Es waren nicht mehrere Braumeister, sondern Josef Groll, der 1842 von Vilshofen aus nach Pilsen ging, und die Brauerei auf Vordermann brachte, und das Pils "erfunden" hat. Mehr dazu:

http://www.pnp.de/fruehjahrskur/kur8.pdf

Gruss...Flo


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