Eigentlich wäre es übertrieben, bei meinem lose zusammengetragenen
Sammelsurium von Einzelgegenständen von einer Brauanlage zu reden.
Ich habe jedoch, nachdem ich mir eine Ecke im Hobbyraum dafür herrichten
konnte, überlegt, wie ich diese Einzelgegenstände in eine möglichst
sinnvolle Anordnung bringen könnte, um die Arbeitsschritte zu vereinfachen.
Die Randbedingungen dabei waren:
- Traditionelle
Handarbeit und bewusster Verzicht auf Rührwerk oder Pumpen. Von
Automatisierung ganz zu schweigen...
- Klassisches Zweigeräte-Sudwerk (bei mir ein 60 l Kupfertopf als Pfanne
und ein 38 l-Thermoport mit Panzerschlauch als Maisch/Läuterbottich) für
Dekoktionsbiere (per Umschöpfen)
- Nutzung der Schwerkraft, wenn möglich
Als Arbeitsfläche dient ein Stück Küchenplatte auf zwei Nachtkästchen, in
denen Kleinkram und Messzeug Platz finden. Bei normalen Unterschränken käme
man sonst incl. Hockerkocher zu hoch. Zwischen den Nachkästchen ist Platz
für eine Mörtelwanne als Tropfwanne, als Ersatz für den leider nicht
vorhandenen Gully und als Ablage klebriger Geräte.
Brauwasser kommt per Eimer aus der benachbarten Waschküche, Kühlwasser von
dort per Gartenschlauch.
Vergoren wird der Sud (40-50 l) auf zwei Hobbocks aufgeteilt, damit ich sie
noch mühelos tragen und aufs Regal wuchten kann. Obergärige Biere werden
droben auf dem Regalbrett vergoren, untergärige in einer Tiefkühltruhe mit
UT-200-Thermostat.
Auch geschrotet wird von Hand. Bei Schüttungen für 50 l Bier kurbelt man
schon eine 3/4 Stunde, was aber dem von mir gewünschten meditativen
Grundgedanken entgegenkommt…
Ohne Dunstabzugshaube geht es nicht im Keller. Um nicht für einmal Brauen
im Monat ein Loch durch die Wand spitzen zu müssen, wird das Rohr dann
fliegend durchs Fenster gelegt.
Für alle Geräte gibt es per Lötkolben-Brandmalerei graduierte
Messlatten.
Rezept- und Sudbuch:
Eine Teilmaische beim Kochen:
Das Nachgusswasser findet in einem Einkochtopf Platz und wird ggf. per
Tauchsieder warmgehalten. Geläutert wird in Eimer, die, immer wenn einer
voll ist, in die Pfanne geschüttet werden.
Zum Schutz der Arbeitsplatte gegen die immense Strahlung des Hockerkochers
steht dieser auf einer Münchner Gehwegplatte, und diese wiederum auf einer
Korkplatte zur Isolierung:
Nach dem Whirlpool wird ein minimalistischer Hopfenseiher in der Pfanne
versenkt, der Kupferschwamm soll den Hopfentrub zurückhalten:
Spätestens bei Suden ab 40 l kommt ein Eintauchkühler an seine Grenzen. Aus
Wirtschaftlichkeitsgründen habe ich in einen Platten-Wärmetausche Bauart
"Fischdose" investiert, um die Würze per Gegenstrom zu kühlen. Ein
Sputnikfilter hält letzte Trubreste zurück. Wiederum alles per
Schwerkraft.
Noch ein Wort zu den Hähnen: Weil mir schon mehrfach Gärfasshähne aus
Kunststoff abgerissen sind, haben sämtliche Behälter inzwischen
grundsätzlich Metall-Kugelhähne. Auch hat es sich bewährt, überall die
gleichen Schlauchverbinder zu haben (hier sind das willkürlich
Gardena-Kupplungen für Druckwasser und einfache 3/4"-Überwurfmuttern für
alle würzeführenden Verbindungen). Das vermeidet, hektisch nach
Sonderteilen suchen zu müssen, und erleichtert die Reinigung und
Desinfektion: Lauge oder Desinfektionslösung im Gärbottich ansetzen, diesen
damit reinigen, und durch die Schläuche und den Kühler ablaufen lassen.
Genauso wird der Kühler und Hopfenseiher mit Wasser vorgeflutet, um als
Saugheber anspringen zu können.
Nach der Hauptgärung wird der Inhalt beider Gärbottiche, von ihrem
Regalbrett herab, in ein gemeinsames Mischfass auf der Arbeitsfläche mit
der vorgelegten Speise geschlaucht…
…von wo dann, wiederum über der Tropfwanne, auf Flaschen abgefüllt wird.
Und das ist der Lohn der ganzen Mühe: Ein Kühlschrank, randvoll mit dem
subjektiv besten Bier der Welt, leckerem Selbstgebrautem. Prost!
Moritz
[Editiert am 27.9.2011 um 09:51 von Bierjunge]