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Autor: Betreff: Bierjunges Braukeller: Traditionell und Manuell
Posting Freak
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Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 15.8.2011 um 10:47  
Eigentlich wäre es übertrieben, bei meinem lose zusammengetragenen Sammelsurium von Einzelgegenständen von einer Brauanlage zu reden.
Ich habe jedoch, nachdem ich mir eine Ecke im Hobbyraum dafür herrichten konnte, überlegt, wie ich diese Einzelgegenstände in eine möglichst sinnvolle Anordnung bringen könnte, um die Arbeitsschritte zu vereinfachen.



Die Randbedingungen dabei waren:
  • Traditionelle Handarbeit und bewusster Verzicht auf Rührwerk oder Pumpen. Von Automatisierung ganz zu schweigen...
  • Klassisches Zweigeräte-Sudwerk (bei mir ein 60 l Kupfertopf als Pfanne und ein 38 l-Thermoport mit Panzerschlauch als Maisch/Läuterbottich) für Dekoktionsbiere (per Umschöpfen)
  • Nutzung der Schwerkraft, wenn möglich

Als Arbeitsfläche dient ein Stück Küchenplatte auf zwei Nachtkästchen, in denen Kleinkram und Messzeug Platz finden. Bei normalen Unterschränken käme man sonst incl. Hockerkocher zu hoch. Zwischen den Nachkästchen ist Platz für eine Mörtelwanne als Tropfwanne, als Ersatz für den leider nicht vorhandenen Gully und als Ablage klebriger Geräte.
Brauwasser kommt per Eimer aus der benachbarten Waschküche, Kühlwasser von dort per Gartenschlauch.

Vergoren wird der Sud (40-50 l) auf zwei Hobbocks aufgeteilt, damit ich sie noch mühelos tragen und aufs Regal wuchten kann. Obergärige Biere werden droben auf dem Regalbrett vergoren, untergärige in einer Tiefkühltruhe mit UT-200-Thermostat.

Auch geschrotet wird von Hand. Bei Schüttungen für 50 l Bier kurbelt man schon eine 3/4 Stunde, was aber dem von mir gewünschten meditativen Grundgedanken entgegenkommt…



Ohne Dunstabzugshaube geht es nicht im Keller. Um nicht für einmal Brauen im Monat ein Loch durch die Wand spitzen zu müssen, wird das Rohr dann fliegend durchs Fenster gelegt.



Für alle Geräte gibt es per Lötkolben-Brandmalerei graduierte Messlatten.



Rezept- und Sudbuch:



Eine Teilmaische beim Kochen:



Das Nachgusswasser findet in einem Einkochtopf Platz und wird ggf. per Tauchsieder warmgehalten. Geläutert wird in Eimer, die, immer wenn einer voll ist, in die Pfanne geschüttet werden.



Zum Schutz der Arbeitsplatte gegen die immense Strahlung des Hockerkochers steht dieser auf einer Münchner Gehwegplatte, und diese wiederum auf einer Korkplatte zur Isolierung:



Nach dem Whirlpool wird ein minimalistischer Hopfenseiher in der Pfanne versenkt, der Kupferschwamm soll den Hopfentrub zurückhalten:



Spätestens bei Suden ab 40 l kommt ein Eintauchkühler an seine Grenzen. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen habe ich in einen Platten-Wärmetausche Bauart "Fischdose" investiert, um die Würze per Gegenstrom zu kühlen. Ein Sputnikfilter hält letzte Trubreste zurück. Wiederum alles per Schwerkraft.



Noch ein Wort zu den Hähnen: Weil mir schon mehrfach Gärfasshähne aus Kunststoff abgerissen sind, haben sämtliche Behälter inzwischen grundsätzlich Metall-Kugelhähne. Auch hat es sich bewährt, überall die gleichen Schlauchverbinder zu haben (hier sind das willkürlich Gardena-Kupplungen für Druckwasser und einfache 3/4"-Überwurfmuttern für alle würzeführenden Verbindungen). Das vermeidet, hektisch nach Sonderteilen suchen zu müssen, und erleichtert die Reinigung und Desinfektion: Lauge oder Desinfektionslösung im Gärbottich ansetzen, diesen damit reinigen, und durch die Schläuche und den Kühler ablaufen lassen. Genauso wird der Kühler und Hopfenseiher mit Wasser vorgeflutet, um als Saugheber anspringen zu können.

Nach der Hauptgärung wird der Inhalt beider Gärbottiche, von ihrem Regalbrett herab, in ein gemeinsames Mischfass auf der Arbeitsfläche mit der vorgelegten Speise geschlaucht…



…von wo dann, wiederum über der Tropfwanne, auf Flaschen abgefüllt wird.



Und das ist der Lohn der ganzen Mühe: Ein Kühlschrank, randvoll mit dem subjektiv besten Bier der Welt, leckerem Selbstgebrautem. Prost!



Moritz


[Editiert am 27.9.2011 um 09:51 von Bierjunge]
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