Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2011 um 22:01 |
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Hallo Braukameradinnen und Braukameraden,
hier eine bzw zwei Fragen zum Thema Roggenbier, bei der ich denke, dass
hier sicherlich einige Kollegen sein werden, die hier Informatives posten
können.
Zur Situation: Als schon etwas älteres Semester bin ich damals mit dem
berühmten Schierlinger Roggen der Thurn und Taxis << Ein Bier, das
schmecket wie Schwarzbrot>> quasi mit groß geworden. Aus welchen
Gründen auch immer wurde die Thurn und Taxis ja irgendwann dann mal dicht
gemacht und von der Paulaner wurde das Roggenbier mit gleichem Namen
übernommen. Ab der Zeit, konnte man es nicht mehr "trinken", denn der
typische Geschmack war einfach weg und es erinnerte eben an nur ein dunkles
Hefeweizen mit etwas höherem Rostmalzanteil - wie auch immer.
Ich spaziere durch den Getränkemarkt und was sehe ich: "Roggenbier" von der
"Thurn und Taxis" ?!?
1 Liter mit auf den Kasten gepackt, heimgefahren, kalt gestellt und
dann.....
Naja, es ist noch nicht das Gleiche, aber es ist meiner Meinung nach
besser?
So und hier türmten sich jetzt die Fragen auf:
Nummer 1: Gibt es die Thurn und Taxis wieder oder ist das ein Fake?
Nummer 2: Warum heißt das Bier dann nicht wieder "Schierlinger Roggen"
sondern nur noch Roggen?
Nummer 3: Bei den Inhaltsstoffen steht bei den Malzen: Roggenmalz,
Gerstenmalz, Weizenmalz. Wenn es stimmt, dass auf dem Etikett immer die
mengenmäßig größte Zutat an erster Stelle steht, dann würde das ja
bedeuten, dass dieses Bier einen Roggenmalzanteil von mehr als 33% haben
müsste. Kann das sein? Ich habe damals 22% Roggenmalz im Bier gehabt
(allerdings ug) und es war ein Bier, was auf meiner Rangliste ganz unten
stand. Dieses hier konnte man aber wirklich trinken. Ist das alleine auf
die Tatsache der obergärigen Brauart zurückzuführen?
Vielen Dank für eure Infos und beste Grüße
Holger
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 31.10.2011 um 22:19 |
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Hallo Holger!
Zum Thurn und Taxis Roggen kann ich leider nicht viel sagen, außer daß mich
das auch sehr interessiert!
Ich kannte nur mal kurz das Paulaner - ein abgelaufener Kasten bei einem
Bekannten - trotzdem sehr lecker.
Wie muß dann erst das Original geschmeckt haben?
Vielleicht kennst Du diese Patentschrift noch nicht, ist von Thurn und Taxis.
Es wurden dabei Roggenmalzfladenbrote nach der Hauptgärung zugegeben.
Vielleicht kommt es so zu dem erheblichen Anteil an Roggenmalz und dem
tollen Geschmack?
Uwe ____________________
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 135 Registriert: 15.10.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.11.2011 um 08:17 |
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Hallo zusammen,
zu deinen Fragen:
1. & 2.: Die Marke "Thurn und Taxis" war nie wirklich weg, sondern wurde
nach der Übernahme durch Paulaner nur nicht mehr so intensiv beworben. Der
Hauptsitz der Thurn und Taxis-Brauerei war vor der Übernahme in Schierling
südlich von Regensburg. Die Brautätigkeit wurde zu Paulaner verlegt, die
Braustätte in Schierling hat Kuchlbauer aus Abensberg übernommen. Dort
entstehen seitdem alle untergärigen Biere von Kuchlbauer (Helles,
Schierlinger Pils). Das Schierlinger Roggen verwandelte sich zum Thurn und
Taxis Roggen (ob sich dabei der Geschmack oder das Rezept änderte, kann ich
nicht sagen). Paulaner hat vor einiger Zeit beschlossen, die Marke "Thurn
und Taxis" wieder verstärkt als regionale Größe zu positionieren. Deshalb
taucht sie jetzt immer wieder mal mit Werbeaktionen in Getränkemärkten
auf.
Übrigens gibt es im Schloss Thurn und Taxis in Regensburg eine
Gasthausbrauerei, die drei Sorten Bier für den Eigenverbrauch herstellt.
Die hat aber - soviel ich weiß - mit Paulaner nix zu tun. http://www.fuerstlichesbrauhaus.de/
3.: Ich habe mal ein Bier mit knapp 50% Roggenmalz gebraut. Mit der
entsprechenden Gummirast und viel Geduld beim Läutern kam nach der
Vergärung mit der Nottingham tatsächlich ein trinkbares Bier heraus, das
allerdings sehr viskos war. Es schmeckte zwar überhaupt nicht wie das
Schierlinger Roggen, aber schlecht wars nicht.
Viele Grüße
Klaus
@ Uwe: Signatur ist ein Zitat aus DS9!
[Editiert am 1.11.2011 um 08:18 von bluegames]
____________________ Morgen brau ich, und dann back ich,
Treberbrote ganz geschwind;
ach, wie gut dass niemand weiß, mir
schmeckt so gut das heimbrau Weißbier!
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.11.2011 um 20:42 |
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Hallo,
nunja: das Brauhaus hört und liest sich wieder mal gut. Wirklich einen
Besuch wohl wert, aber wieder mal mindestens 300 km vom Frankenwald weg.
Mist. Trotzdem Danke bluegames.
@ Uwe: Besten Dank: Diese Seite habe ich noch nicht gekannt. Habe Sie jetzt
mal kurz überflogenUnd was habe ich da ganz am Schluss gelesen. Roggenbrot
im Bier?
Wie soll das wohl gehen. Ohne Infektion!! Ich backe selbst auch Brot (bin
gerade aber am Anfang und habe einen eigenen Holzbackofen gemauert) aber
ich weiß, dass so gut wie jedes Roggenbrot mit Sauerteig gebacken wird und
der besteht hauptsächlich aus Milchsäure, Essigbakterien und wilden Hefen.
Also alles "leckere" Dinge, die absolut nichts im Bier zu suchen haben
sollten.
Wer kann helfen?
Ich hätte jetzt ein Weizen à la Schierlinger Roggen als nächstes im
Programm:
Mit 5 kg Roggenmalz
kg Weizenmalz
10 kg Pilsnermalz
Farbe etc muss ich noch ausrechnen. vielleicht schmeiße ich auch 2 kg
Münchner rein statt 2 kg Pilsner
Als Hefe dann die Danstar Rockenhefe Munich Wheat. habe damit sehr gute
Erfahrungen gemacht.
Aber wie das mit den Broten.
Zweimaischverfahren auch kein Problem, habe ich auch heute gemacht.
Aber wie das mit den Broten.....
Beste Grüße
Holger
____________________
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 829 Registriert: 5.5.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.11.2011 um 20:53 |
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Holger, du solltest die Patenschrift wirklich durchlesen, es steht genau
drin wie das geht mit den "Broten". Es sind eigentlich
Roggenmalzbrotfladen, sie werden nur aus Roggenmalzschrot, Wasser und
Bierhefe hergestellt. Also kein Sauerteig im Spiel. Ich würd das ja hier
reinzitieren, weiß aber nicht ob das nicht wieder gegen irgendwelche
Urheberrechte verstößt...
Es steht jedenfalls ziemlich am Ende des Artikels.
Viel Erfolg
Tom
____________________ Keine Produkte aus Massenbierhaltung!
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.11.2011 um 07:55 |
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Danke!
Grüße
Holger
Mal sehen - ich wollte eigentlich demnächst backen. Vielleicht rühre ich
mal ein paar solche Fladen zusammen.
____________________
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 2.11.2011 um 08:59 |
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Zitat: | dass so gut wie jedes
Roggenbrot mit Sauerteig gebacken wird und der besteht hauptsächlich aus
Milchsäure, Essigbakterien und wilden Hefen |
Die
dürften aber nach dem Backen alle mausetod sein. ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 229 Registriert: 11.2.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.11.2011 um 16:40 |
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Hallo,
nachdem ich ebenfalls damaliger "Schierlinger-Rogegen-Fan" war, habe ich
mir vor 3 Wochen 2 Flaschen mitgenommen und probiert. Ergebnis: Es ist nur
ein müder Abklatsch dessen, an was sich mein Gaumen erinnert (sicherlich
mit leichten Abschlägen zu bewerten). Keinesfalls handelt es sich um die
Rezeptur von damals (Mopedzeit --> vor ca. 20 Jahren). Nur sehr leichte
Spuren von "Brot", sonst ein unterhopftes, grobporiges angedunkeltes Weizen
(und das auch noch zemlich dünn).
Also: früher war alles besser...(außer das selbst gemachte).
Gruß,
Frank
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.11.2011 um 18:12 |
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Ich kenne nur das Paulaner Roggen und das ist mir früher auch kerniger und
kräftiger vorgekommen als dann später. Ich habs jetzt aber schon eine
Weile nicht mehr getrunken, da es der Getränkeladen meines Vertrauens nicht
mehr geführt hat und dann nur noch Kistenweise bestellen wollte...und das
war mir dann doch zuviel des Halbguten.
Gruß Hotte
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.11.2011 um 23:39 |
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Ja, sehe ich auch so,
wobei es wieder mal "komisch" ist, dass das Paulaner Roggen "verschwunden"
ist. Aufgegebene Sorte?
Es ist jetzt wieder mal die Frage: Vielleicht kann da Uwe noch mal helfen.
Kann man diesen kernigen Roggengeschmack alleine durch ein Maischverfahren
mit einem Anteil x von Roggenmalz herstellen oder muss man auf die Variante
mit diesen Fladenbroten umschwenken?
Sogenannte Braufakes gibt es leider öfters. Neuster Gag ist wieder mal die
Wiederbelebung des Steinbieres z.B. von der Leikeim. Da wird auch in jedem
Werbeflyer von der Glut durch karamelisierte Steine etc geredet, aber das
sind wohl eher mitgemaischte Caramalze als Steine.
Grüße
der weiterforschende Holger
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 3.11.2011 um 00:23 |
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Hallo Holger!
Roggenbiere habe ich selbst noch nicht ansatzweise befriedigend
hinbekommen.
Bislang waren alle viel zu "trocken", fast "schlimmer" als Pils!
Es fehlte immer das "Brotige", Nahrhafte. Vielleicht bekommt man es mit den
gebackenen Roggenmalzfladen hin?
Wenn es alles nicht fruchtet, brösle ich einfach etwas Roggenbrot in die
nächste Versuchsmaische.
Ich habe auch etwas Roggenrohfrucht hier, die ich im Backofen etwas
anrösten könnte.
Traum: ich möchte, daß ein Roggenbier wirklich wie "flüssiges Brot"
schmeckt!
Uwe ____________________
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2011 um 05:16 |
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Uwe, wenns dir dein Roggen immer zu trocken wird, kannst du das doch mit
Caramalz, einer niedrig vergärenden Hefe und deinem Maischprogramm
korigieren. Ich hab meisst einen eher niedrigen Vergärgrad und das passt
sehr gut zum Roggengeschmack.
"Flüssiges Brot" hab ich gerade in der Hauptgärung...mit 17% Stw.
Wie hoch ist denn dein Roggenanteil normalerweise?
Gruß Hotte
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2011 um 08:57 |
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Hallo Uwe,
ja genau den Traum kenne ich auch.... Seufz. Mein untergäriges Roggenbier
ging leider von dem was ich wollte und das was es war völlig in die Hose.
Leider weiß ich noch nicht genau, woran der Hauptfehler lag. War es
wirklich der völlig A-Typische Geschmack vom Roggenmalz (Schüttungsanteil
war damals glaube ich 25%) oder war es die Kombination Roggenmalz und UG
oder war es die Beigabe von etwas zuviel Färbemalz??? Fragen über Fragen!.
Naja der Sud ist den Bach runter.
In jeden Fall wird der nächste Sud ein OG Sud, wobei sich hier die Frage
stellt, welche OG Hefe ich nehmen soll. Könnte das mit der Danstar Munich
Wheat funktionieren, also allgemein gesprochen eine Weizenbierhefe oder
sollte es eher eine Althefe oder neutrale OG Hefe sein.
Ich bin gerade an zwei Sachen am Rumrätseln.
Also, wenn ich diese Brotfladen nach Rezept mit Bierhefe und
Roggenmalzschrot backe und diese dann zur Hauptgärung oder ins Fass gebe.
Wie bekomme ich die Fladen wieder raus
Leider bin ich noch nicht im Besitz eines Filters und wenn ich mir
vorstelle, dass diese aufgeweichten Stücke mir dann die ganzen Schläuche
und Kühlschlangen der Durchlaufkühler zulegen, gefällt mir ganz und gar
nicht.
Nummer 2: Es wird als Roggenbrotersatz von karamelisierten
Roggenbierextrakt gesprochen. Wie könnte das wohl aussehen, wenn ich
ungefähr 10% der Würze (bei mir also so 10 Liter) extrem einkochen lasse
und dann wieder meiner Würze während der Hauptgärung zugebe?
Was meinst du dazu?
@aegir: herzlichen Glückwunsch zum Flüssigen Brot hört sich nach einem
"Kreiselbier" an Aber wir meinen da noch was anderes
Grüße
Holger ____________________
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 135 Registriert: 15.10.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2011 um 13:04 |
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So Leute,
falls es jemanden interessiert, hier mal die Eckdaten meines Roggenbieres
(das auch der Resteverwertung diente):
2000g Roggenmalz
800g Pilsner Malz
600g Wiener Malz
600g Münchner Malz
500g Rauchmalz
230g CaraMünch Typ II
200g Sauermalz
70g Röstmalz Carafa Spezial
1. Rast 44°C 20 min.
2. Rast 52°C 15 min.
3. Rast 62°C 45 min.
4. Rast 72°C 30 min.
Abläutern bei 78°C
Bitterung mit Northern Brewer und Aroma mit Saazer auf ca. 20 IBU
Vergoren mit Danstar Nottingham
Stammwürze ca. 13,4°P, Alkohol ca. 5,3%vol.
Soweit das Rezept. Es schmeckte nicht typisch nach Roggen. Das dezente
Raucharoma und das Münchener bzw. das CaraMalz traten eher in den
Vordergrund.
Evtl. sollte ich mal ein eher neutrales Bier mit Roggen- und Weizenmalz
aber ohne "Aromamalze" brauen.
Viele Grüße
Klaus
____________________ Morgen brau ich, und dann back ich,
Treberbrote ganz geschwind;
ach, wie gut dass niemand weiß, mir
schmeckt so gut das heimbrau Weißbier!
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2011 um 15:13 |
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Holger, ich hab damit mein 3-Korn Bock gemeint, mit 20% Roggen, 30 % Weizen
und 50% Gerste. Der schmeckt wie eine Mahlzeit.
Das mit dem Einkochen hab ich dabei auch gemacht. Ich hab das hier schonmal beschrieben gehabt.
Gruß Hotte
[Editiert am 3.11.2011 um 15:26 von aegir]
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2011 um 17:30 |
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Sehr fein!
Meine Ohren sind gespitzt und meine Zunge geschärft....
UNd wie schmeckt das denn nun???????
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2011 um 17:51 |
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Ich bin da nicht so der Profi mit dem Geschmäcker beschreiben...aber mein
letzter 3-Korn Bock war sehr kernig und der Roggen war gut rausschmeckbar,
aber nicht zu dominant. Damals allerdings noch ohne Einkochen. Das hab ich
diesmal gemacht, weil ich eine höher vergärende Hefe genommen hab und das
mit dem Karamelisieren etwas ausgleichen wollte.
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Antwort 16 |
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