Carolus der Starke, ein seit Jahren - ich denke, ich kenne ihn schon seit
25 Jahren (kann mich aber auch irren, so möge man mich korrigieren) - immer
wieder in der Vorweihnachtszeit gerne von mir getrunkener Doppelbock.
Wenn ich mich recht erinnere, stammt der heute von der Binding Brauerei in
Frankfurt gebraute Carolus ursprünglich aus der Henninger Brauerei,
ebenfalls in Frankfurt, welche heute Teil der Binding ist. Zumindest glaube
ich mich zu erinnern, daß früher auf dem Etikett "Henninger Carolus"
stand.
Einmal im Jahr, Ende November / Anfang Dezember erwerbe ich einen Six-Pack
des Carolus und trage ihn heim in der Absicht, die 3 Liter mit Pauken und
Trompeten einzufahren.
Regelmäßig ist nach der dritten Flasche Schluß weil der feine Stoff viel zu
schade ist, um sich daran einfach zu besaufen.
Der "Carolus der Starke" wird nur in limitierter Auflage (naja, laut
Aussage der Brauerei "nur wenige Hektoliter", aber angesichts einer derart
großen Brauerei wohl dann doch eine limitierte Auflage) produziert und ist
frühestens ab November zu haben.
Ich glaube mich zu erinnern, daß es früher auch den "normalen" Carolus als
Bock gab, aber den habe ich schon lange nicht mehr gesehen. (Vielleicht
kaufe ich auch nur in den falschen Läden ein)
Die Farbe: Ein unsagbar dunkles Rot, ncoh dunkler als das "TfaG HoPo" und
doch nicht schwarz, sondern Rot.
Das Einschenken.... Ich habe diese sehr feste, sehr feinporige, dicke,
cremfarbene Krone des Bieres schon immer gemocht. Ich bin - wie schon
mehrfach erwähnt - eigentlich ein Flaschenkind. Meinen Carolus-Abend habe
ich aber schon immer bewusst mit einem Glas zelebriert weil dieses Bier
gemessen an den üblichen Produkten der lokalen Großbrauereiprodukte schon
immer ein Highlight war auf welches es zu warten lohnt.
Der heute Carolus-Tag ist insoweit etwas Besonderes, da er unter Verwendung
meines erst heute erworbenen, neuen Bierhumpens stattfindet und somit das
erste Bier im neuen Humpen der Carolus ist.
In die Nase steigt ein leicht röstiger, milder Hopfengeruch.
Im Antrunk ist er zunächst süß, malzig und "dunkel / schwer", er trinkt
sich wie ein guter weicher "Single Malt".
Auf der Zunge rollend, betören die lebhaften 7,5% vol.Alc. in Begleitung
eines - ich wüßte nicht, wie ich es besser beschreiben könnte -
Cheyene-Aromas.
Der volle malzige Geschmack blüht beim Verbleib auf der Zunge lebhaft auf.
Der Begriff "Vollbier" (Nicht im Sinne der Unterscheidung Starkbier,
Vollbier, sondern eher Vollblut-Bier, also hammerhaft gutes Bier) greift
meines Erachtens hier voll und ganz.
Im Abgang dann eine satte Hopfen-Note, ein wirklich rundes Hopfenaroma bei
welchem ich bis heute nicht in der Lage bin, wirklich zu sagen, welcher
Hopfen da zum Einsatz kommt. Ich wage allerdings die Diagnose, daß
Bitterhopfen eher zurückhaltend und kurz vor Ende des Hopfenkochens mit
Aromahopfen großzügig gehopft wird.
Die anhaltend lebedige Carbonisierung - ich schätze 5,5g/L - trägt die
Aromen und insbesondere diesen Hauch Cheyene, für lange Zeit. Carolus der
Starke perlt wie ein Champagner auf der Zunge und in der Kehle.
Alles in Allem ist trotz des Wechsels des Brauhauses / der Übernahme der
Henninger durch die Binding Brauerei, der Anspruch des Carolus, ein
besonderes Bier, welches aus der Masse der industriell erzeugten Biere
heraus ragt, zu bleiben, bis heute gelungen.
Für mich, der ich sehr kritisch mit Bieren aus Massenbierhaltung umgehe und
der ansonsten aus der Binding Brauerei lediglich das "Ice Lager" als
Genußbier einstuft, stellt "Carolus der Starke" weiterhin einen Doppelbock
der Oberklasse dar.
Greets Udo
[Editiert am 26.11.2011 um 17:55 von TrashHunter]
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