dies ist ein längeres Posting, eher sogar ein Erfahrungsbericht, denke
jedoch der eine oder andere kann für sich vielleicht auch etwas
herausziehen:
Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, meine Spindel und mein Refraktometer
und mich selbst als Ableser zu prüfen. Und siehe da, (irgendwann hatte ich
es mir auch mal notiert und dann wohl wieder vergessen) die Spindel
(Oechsle Waage mit Thermometer, oben ablesen) zeigt in Leitungswasser bei
20°C -1,8°Oe an. So ein Mist. Wenn ich wie üblich unten ablese, dann
kommt's allerdings ganz gut hin mit 0°Oe.
Ich habe mir eine Zuckerlösung aus 588g Wasser + und 112g Haushaltszucker
hergestellt und mit dem Handrefraktometer gemessen: 15,8%Bx. Naja, mehr
gibt die Haushaltswaage +/-1g eben nicht her). Gespindelt gab diese Lösung
unten abgelesen 64,5°Oe, also 15,78°P. Zumindest scheinen die Skalen der
beiden Messgeräte synchron zu verlaufen. Ich habe dann noch verschiedene
bestimmte Verdünnungen ausprobiert und auch ganz grobe Verdünnungen
unbekannter Mengenverhältnisse der Zuckerlösung gespindelt und
refraktometriert.
Ergebnis:
beabsichtigt / gespindelt / refraktometriert
16,0g/100g / 64,5°Oe(=15,78°P) / 15,80%Bx
12,5g/100g / 48,8°Oe(=12,10°P) / 12,40%Bx
14,25g/100g / 57,9°Oe(=14,25P) / 14,30%Bx
7,125g/100g / 28,0°Oe(=7,07°P) / 7,20%Bx
???g/100g / 48,0°Oe(=11,91°P) / 12,00%Bx
???g/100g / 38,0°Oe(=9,51°P) / 9,60%Bx
Entweder lese ich am Refraktometer zu hoch ab, oder an der Spindel immer
noch zu wenig, oder beide gehen zusammen nicht im Takt. Aber so
einigermaßen kommt's schon hin.
Da ich mich zum Grünschlauchen entschieden hatte, und nicht ständig
spindeln wollte (3 parallele Gärbehälter) brauchte ich allerdings
einigermaßen verlässliche Umrechnungen von %Bx in °P während des
Gärprozesses. Nun gab es die alten Umrechnungsformeln und dann eine Studie
von Terrill, in der er zum Ergebnis kam, dass diese Werte oft um etwa 0,6°P
zu niedrig wären. Seine Methode funktioniert aber auch nur für endvergorene
Biere. Ich habe mir dann nach Literaturrecherche selbst eine Umrechnung
gebastelt, welche sich an die eigenen Mess- und Brauparameter (auch für
einen speziellen Sud) anpassen lässt. Ist also für jeden individuell
einstellbar.
Ich hatte 100%PiMa Schüttung und folgende Rastzeiten: 45-44°C 15min,
58-56°C 23min, 63-61°C 63min, 69-66°C 20min, 72-68°C 88min und 105min bei
77-70°C abläutern.
Die 88min waren so nicht geplant, aber ich hatte vergessen den
Durchlaufkühler zu reinigen und drin hats geschimmelt, worauf ich mich
erstmal einem längeren Reinigungs- und Desinfektionsprozess widmete.
Heraus kam eine Stammwürze von 49,5°Oe(=12,27°P). Hatte noch kein
Refraktometer und konnte daher den Würzekorrekturfaktor nicht bestimmen,
nehme ihn aber mal als k1=1,03 an. Angesetzt mit Zymoferm 003 (=W34/70).
Die SVP ergab 6,35%Bx, gespindelt wohl etwa 2,8°P, wenn ich die obigen
Korrekturerfahrungen meines Spindelablesens berücksichtige. Die SVP gibt's
leider nicht mehr.
Die drei Gärbehälter hatten zum Schluss:
I. refraktometriert / nach obiger Annahme korrekt gespindelt (und nach
Entgasung durch Kaffeefilter)
II. berechnet:
A [alt/terrill]
B [refractosp2.6]
C [neu lin. terrill]
D [
diese Tabelle mit für diesen Sud bestimmten Parametern
k1=1,03;k2=0,453]
E [k1=1,01355;k2=0,44552]
F [k1=1,04;k2=0,5]
_I:_gemessen____II:__A______B______C______D______E______F ___
1. 7,05%Bx / 3,7°P / [3,34°P] [3,4°P] [3,43°P] [3,78°P] [3,95°P]
[3,52°P]
2. 6,95%Bx / 3,7°P / [3,18°P] [3,3°P] [3,34°P] [3,62°P] [3,80°P]
[3,37°P]
3. 6,80%Bx / 3,3°P / [2,95°P] [3,0°P] [3,21°P] [3,40°P] [3,57°P]
[3,14°P]
Ich habe dann bei 16°C abgefüllt und erhoffe mir etwas in der Gegend von
5,6g/l CO2.
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Download der Tabelle
BrixPlato2.xls
k1=1,01355;k2=0,44552: über mehrere Proben aus tschechischen Brauereien
2009
k1=1,03;k2=0,453: über ein paar Proben meines Sudes.
k1=1,04(geschätzt);k2=0,5: 20 Bieranalysen aus einer Publikation aus den
60ern über Biere in der DDR, (nehme ich hier für k1=1,06, dann wäre k2 bei
0,45. Hatten die Biere in der DDR früher einen anderen
Würzekorrekturfaktor, oder war die Zusammensetzung des Restextrakts und des
Alkohols für den Brechungsindex verschieden?)
Für diese Bestimmung habe ich mir eine Umrechnung von Zeiss-Graden in %Brix
und Brechungsindex gebastelt, falls wer sie benötigt.)
Mich würde jetzt eigentlich noch interessieren, wie die Parameter k1 und k2
denn so bei anderen Hobbybrauerbieren sind, und ob sich da vielleicht eine
Tendenz speziell bei k2<>0,45 herausfinden ließe bezüglich der
verwendeten Hefe oder von besonders ausgeprägten Rastzeiten oder vom
verwendeten Malz oder....
[Editiert am 16.12.2011 um 12:58 von kleier]