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Autor: Betreff: Temperatur beim Läutern
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Peter Rieper
Beiträge: 117
Registriert: 30.10.2011
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red_folder.gif erstellt am: 15.1.2012 um 22:37  
Moin,

Ich läutere mit zwei Eimern ("doppelter Oskar"), der Boden wird mit kochendem Wasser aufgefüllt, der äußere Eimer ist isoliert (ca 6mm Styropur & Alu).
Ich habe einmal die Temperaturen gemessen:
Abmaischen bei 78° in der Pfanne. Treber schöpfen mit der Schaumkelle - dauert ca. 10min. Der Treber kühlt ziemlich schnell ab auf ca. 65° - der Deckel ist ja offen. Die Maische oberhalb des Trebers (oder ist das schon Würze? ist ja schon ein bisschen klar) - nach der Läuterruhe - hat ca. 68-70°. Die Würze, die dann aufgefangen wird, liegt so etwa bei 58-60°.

Ich denke, dass eigentlich die 78° im Prinzip doch durch den Treber durchlaufen, d.h. die Würze sollte beim Ablaufen doch deutlich über 70° haben?

Die Maische kann ich nicht höher heizen - den Nachguss schon. Gefühlt auf ca 85°, sollte dann recht schnell einen Teil der Wärme an den Treber abgeben und mit der gewünschten Temperatur durchlaufen .

Mache ich da einen Denkfehler?

++ Peter
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TrashHunter
Beiträge: 5714
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Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 15.1.2012 um 23:02  
Moin Peter,

das Umschöpfen des Trebers solltes Du nicht mit ner Schaumkelle machen.
Du solltest die komplette Maische, also Treber und HG zusammen umschöpfen und das möglichst zügig.
Ich verwende dafür zunächst einen 5L-Meßbecher, wenn der Nichts mehr greift einen 2L-Meßbecher mit elastischem Rand - sogenannter Treberschopf - und dann schütte ich den Rest in einem Schwung in den Läuterbottich. Treberreste im Maischekessel schiebe ich dann mit einem Teigschieber nach.
Auf diese Art dauert das Abmaischen bei mir nur 3 bis vier Minuten und die im Wasser gespeicherte Temperatur hält auch den Treber weiter warm.
Ich nehme an, Du schöpfst mit der Schaumkelle um, um den Treber unten im Läuterbottich zu haben und so schnell die Filterwirkung zu erzielen.

Das mußt Du nicht.

Halte ruhig die Läuterruhe und während dieser darf die Temperatur im Läuterbottich auch ruhig Etwas fallen. Nutze die Zeit um den Maischebottich grob zu reinigen (Wenn DU so wie ich in einem Kessel maischt und auch Würze kochst)

Wenn Du die Vordderwürze dann langsam anlaufen läßt, musst Du zwangsläufig einige Liter wieder langsam oben zurück in den Läuterbottich geben bis die Vorderwürze klar läuft und dadurch setzen sich Treber, Spelzen und Maischemehl in der richtigen Art ab.

Ist die Vorderwürze dann klar, gibst Du sie in die Würzepfanne und berieselst den Treber - der möglichst nicht trocken laufen sollte (ist aber auch so ne Glaubensfrage) - mit dem 78° bis 80°C heißen Nachguß. Und zwar langsam und gleichmäßig um Kanalbildungen im Treberkuchen zu verhindern.
Also Vorderwürze ziehen, Nachgießen, VW ziehen, Nachgießen ....

Dadurch schwankt zwar die Temperatur im Läuterbottich immer ein Wenig, aber das ist unkritisch.

Wenn Du aber 85°C heißes Wasser auf den Treber gibst - wohlmöglich, wenn der schon oberflächich trocken gelaufen ist - versaust Du Dir höchst wahrscheinlich das Ergebnis.
Das Nachgusswasser sollte mit 76 bis 78°C im Läuterbottich ankommen.

Bei mir sieht das so aus:
4L-Vorderwürze ziehen
4L-Nachguß mit 78°C durch ein Küchensieb (berieseln)
4L-Vorderwürze ziehen
4L-Nachguß mit 78°C durch.....

Das greift bei mir ineinander, während unten die Würze bei halb geöffnetem Hahn langsam in den Auffangbecher läuft, gieße ich das NG-Wasser oben langsam nach. Ist der Auffangbecher voll, schütte ich die Würze in die Würzepfanne, stelle den Becher wieder unter den Hahn, öffne ihn wieder halb und es läuft weiter. Auf diese Art bleibt der Treber die ganze Zeit naß bis das NG-Wasser aufgebrauht ist oder keine Würze mehr, sondern nur noch Glattwasser kommt. Dadurch bleibt auch die Temperatur die ganze Zeit recht konstant.

Ist dann die Würzepfanne ca. 30% Voll (bei mir ca. 12L) kannst Du schon anfangen, die Würzepfanne zu beheizen und sparst dadurch Zeit und natürlich Heizleistung weil die Würze ja noch hohe Temperatur hat.

Und wenn Du an dem Punkt bist, an dem nur noch Glattwasser kommt, also gemessen <2°P (Pi*Fensterkreuz), laß den Meßbecher unter dem geöffneten Hahn stehen und soviel Glattwasser wie möglich aus dem Läuterbottich tröpfeln während Du die Würze kochst.
Das restliche Glattwasser kannst Du dann während des Würzekochens nach und nach beigeben und mitkochen.

Greets Udo


[Editiert am 15.1.2012 um 23:26 von TrashHunter]



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Peter Rieper
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red_folder.gif erstellt am: 16.1.2012 um 09:26  
Danke für die schnelle & ausführliche Antwort -
das Problem ist wohl wirklich der Aufbau des Filterkuchens - während der Zeit dampft alles nach oben weg. Wahrscheinlich auch gefördert durch die große Oberfläche des Trebers.
Nach dem schnellen Umgießen kann ich dann auch (lose) den Deckel auflegen.
Sonntag wird es ausprobiert!

++Peter
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alexbrand
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red_folder.gif erstellt am: 16.1.2012 um 09:36  
Hallo,

Udo hat schon recht viele praktische Tips gegeben. Ich frage mich nur, weshalb das so wichtig ist. Ich störe mich nicht an dem Temperaturabfall während des Läuterns. Klar, das kostet mehr Energie, wenn ich dann aus Siedetemperatur kommen möchte. Aber das stört mich bei der kleinen Ausschlagmenge nicht sonderlich.

Gruß

Alex


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TrashHunter
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red_folder.gif erstellt am: 16.1.2012 um 19:04  
Moin Alex,

nach meinem persönlichen Verständnis gibt es zwei Gründe, die Temperatur im Läuterbottich möglichst konstant nahe der 76-78°C zu halten und beide haben zunächst Nichts mit dem Energieaufwand des Hopfenkochens zu tun.

Zum Einem wurde die Temperatur von 78°C irgendwann einmal als die Temperatur erkannt, bei welcher viele im Maischeprozess im Treber produzierte Stoffe erst wirklich in Lösung gehen und vom Läuterwasser als Betandteil der Würze mitgenommen werden können.

Man korrigiere mich bitte, wenn ich voll daneben liege.

Zum Anderen fährt man ja bestimmte Rasten bei definierten Temperaturen um gezielte Prozesse in der Maische auszulösen, welche dafür sorgen, daß das Bier am Ende ganz spezifische, gewollte Eigenschaften hat.
Läßt man nur während des Läuterns die Temperatur unkontrolliert absinken, durchläuft die Maische - ich sage bewusst Maische weil es sich ja noch immer um Malz im Wasser handelt - diverse Temperaturzonen innerhalb gewisser undefinierter Zeitfenster und dabei setzen die während der Rasten gezielt provozierten Prozesse nachträglich nochmals und zwar unkontrolliert ein.
Der durch die bewusst und explizit gefahrenen Rasten kontrollierte Maischeprozss kann dadurch aus den Angeln gehoben werden, weil sich die Eigenschaften der Würze durch diese ungesteuerten Rasten unkontrolliert verändern.

DAS ist der Grund, warum das Läuterwasser eine Temperatur um 78°C haben sollte und warum die Läuterbottiche gegen Temperaturverlust isoliert werden.

Ich hoffe, ich hab das nachvollziehbar rüber gebracht.

Greets Udo :)


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Kurt
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red_folder.gif erstellt am: 16.1.2012 um 19:13  
78°C ist IMHO das Optimum zwischen "möglichst den kompletten Zucker aus dem Malz auswaschen" und "möglichst wenig unedle Stoffe aus dem Malz auswaschen". Ich sehe jetzt erstmal kein Problem darin, beim Läutern den Nachguss heißer als besagte 78°C auf den abgekühlten Treber zu geben, WENN sich dadurch die Gesamttemperatur nicht auf über 78°C einpendelt.
ICH habe zeitweise meine Nachgüsse direkt aus der Leitung genommen (~60°C) und auf die paar Prozent weniger Ausbeute gepfiffen. Da ich mittlerweile mein Wasser durch Ausfällung aufbereite muss ich es auch extern erwärmen. Das nervt mich. Ich achte so mittelmäßig darauf, nicht über 80°C zu kommen.
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alexbrand
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red_folder.gif erstellt am: 19.1.2012 um 08:06  
Hallo Udo,

Du hast mit Deinen Ausführungen schon Recht, nur bewerte ich die Notwendigkeit, die Temperaturen so exact einzuhalten, geringer. Natürlich sollte man darauf achten, nicht unnötig noch Stärke aus den Trebern herauszuwaschen. Aber eine geringere Anschwänzwassertemperatur senkt die Ausbeute nur gering aber erfordert einen höheren Energieeintrag bis zum Erreichen der Siedetemperatur. Beides ist mir nicht so sehr wichtig.

Gruß

Alex


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Bergbock
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red_folder.gif erstellt am: 19.1.2012 um 08:17  
Die 78 °C beim Abläutern haben auch wirtschaftliche Gründe. Je höher die Temperatur, desto geringer die Viskosität umso problemloser kann man läutern. Höher kann man nicht gehen, das sonst die Amylase denaturiert und freiwerdende Stärke nicht mehr abbauen kann.

Trotz aller Optimierungen : im Heimbrau-Bereich sind die Rahmenbedingungen anders als in Grossbrauereien und 1 - 2 % weniger Extrakt durch zu kaltes Anschwänzwasser oder 20 min längeres Läutern fallen nicht ins Gewicht. Bei Brauereien ist dies schon ein ziemlicher Kostenfaktor, der beachtet werden muss. Im heimischen Keller ist diesbezüglich alles ein wenig einfacher.

Frank
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Anton
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red_folder.gif erstellt am: 19.1.2012 um 13:30  
Wie Frank schon geschrieben hat, über 78°C wird die Alphaamylase gekillt und noch frei werdende Stärke, die dann auch noch von den Nachgüssen ausgespült wird. Sprich es könnte passieren, dass die Nachgusswürze nicht mehr jodnormal ist. Wen dann allerdings die Vorderwürze die du in einem Vorlaufbehälter oder schon in der Pfanne hast nicht über die 78°C erhitzt, bis die Pfanne voll ist, dann müsste das dann schon noch verzuckert werden. Wichtig ist hauptsächlich, dass du klar Läuterst und nich über 78°C abmaischt. Du musst die Nachgüsse nich so sehr aufheizen, wobei ich da 80°C jetzt noch nicht so kritisch sehe. Ich würd trotzdem versuchen irgendwo bei 75 - 78°C zu bleiben.
Vor gut 100Jahren hat man sogar teilweise noch kalt angeschwänzt. Wär mal interessant zu wissen, was die da so für Ausbeuten hatten ;)
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 19.1.2012 um 14:14  
Ich find das beim besten Willen nicht mehr, aber irgend wo hier im Forum wurde mal ein link, bei der die Temperatur des Anschwänzwassers auf die Ausbeute untersucht wurde.
>78°C sollte man aus oben genannten Gründen nicht machen, aber wenn ich es noch richtig weiß sind die Ausbeuteverluste bei zu kaltem Nachguß vernachlässigbar.

Stefan
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