Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 18:53 |
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Hi Leute,
in der Welt der fermentierten Getränke gibt es noch Anderes (manche mag das
überraschen ) als Bier.
Hier möchte ich mal wieder ein außergewöhnliches Produkt der Fermentierung
vorstellen.
Einen der weltbesten und teuersten Süßweine, den Château d’Yquem.
Zitat:
« Ich bezeichne Yquem nicht als Wein, denn es existieren « Weine », und
Yquem ist einzigartig. Ich bevorzuge das Wort Nektar… »
Frédéric Dard
Ein Château d’Yquem ist etwas, was man in Deutschland als
"Trockenbeerenauslese" bezeichnet. Diese Bezeichnung entspricht der
höchsten Qualitätsstufe, die in Deutschland möglich ist.
Für einen d’Yquem verwendet man nur verfaulte Trauben. Genauer gesagt,
Trauben die von den Schimmelpilz Botrytis cinerea befallen sind.
Dies wird auch Edelfäule genannt.
Die Lese wird in Etappen durchgeführt. Das heißt, es werden immer nur die
komplett verfaulten Trauben geerntet. Dabei frönt das Château d’Yquem einen
geradezu fanatischen Qualitätsanspruch. Der durchschnittliche Ertrag
entspricht in etwa einen Glas Wein pro Rebstock.
In manchen Jahren entspricht die Qualiät nicht den Vorstellungen der Winzer
und deshalb wird kein Wein produziert und die Trauben einfach an andere
Keltereien verkauft. Dabei gehen Millionen an Gewinn verloren aber das
interessiert diese Leute nicht. Das sind Besessene!
Die Trauben sind bei der Lese ganz rosinenartig verschrumpelt und verfault.
Deshalb der deutsche Ausdruck "Trockenbeeren". Der Schimmelpilz entzieht
der Traube vor allem Wasser, Säure und Zucker. Aber mehr Wasser und Säure,
deshalb entstehen hochkonzentrierte Moste. Dabei gibt der Pilz eine
Vielzahl von geheimnissvollen Stoffen an Traube und Most ab.
Dann werden die faulen Schrumpeltrauben gepresst und der dicke Süßmost
vergoren. Vermutlich durch Spontangärung, wobei wieder eine Vielzahl von
Mikroorganismen tätig ist. Für einen vernüftigen Vergärungsgrad eines solch
dichten Mostes dürfte jedoch eine, über jahrhunderte erprobte Kellerhefe
zuständig sein.
Die Château d’Yquem sind so was wie "Zeitblasen", da sie praktisch
unendlich lagerfähig sind. Es gibt Verkostungsberichte von den Jahrgängen
1893, 1861 und sogar 1811!
Immer wieder wird beschrieben, dass diese uralten Weine noch "frisch und
lebendig" schmecken.
Ich finde, dass ist wirkliche Kunst! Der Umgang mit den fermentativen
Prozessen und das über die Jahrhunderte erworbene Wissen... Wahnsinn! (man
siehe meine Signatur).
Ich hoffe, einige Leute interssiert dieses Posting...
m.f.g
René
[Editiert am 31.1.2012 um 20:35 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 19:30 |
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Oh, aber sicher, Rene! Ich bin nebenberuflich sozusagen
Weintrinker...räusper...habe ja schließlich etwas in der Richtung studiert,
daher kenne ich den d’Yquem schon seit zig Jahren.
Aber leider, leider, Du ahnst es schon...nur theoretisch. Bisher hat es mir
meine pekuniäre Lage nicht erlaubt, mir davon mal ein Fläschchen zu gönnen.
Und..ähm...geschenkt hat es mir bisher auch noch niemand. Nun, vielleicht
in ferner Zukunft mal als Renter oder so
Sehr zum Wohle
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Junior Member Beiträge: 16 Registriert: 29.6.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 19:34 |
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Ja, doch, das interessiert
Zu erwähnen wäre da noch Folgendes: Wenn der Jahrgang dazu tendiert nicht
genügend gut zu werden, wird kein Chateau d'Yquem gekeltert sondern ein
Chateau Ygrec was auf deutsch soviel bedeutet wie Chateau "griechisch i"
oder eben Chateau ypsilon. Dabei handelt es sich um keinen Süsswein sondern
"bloss" um einen hervorragenden Weisswein.
Dabei gehen dem Weingut Millionen an Umsatz flöten, dafür können sie aber
Qualität und Ansehen halten.
Mein Vater hat 2 Anfangssiebziger zuhause, aber da komm ich nicht so eben
ran
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Antwort 2 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 19:45 |
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Zitat: "Mein Vater hat 2 Anfangssiebziger zuhause, aber da komm ich nicht
so eben ran "...wenn doch, sag bitte kurz Bescheid, damit ich meine
Weinerfahrungen erweitern kann... ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Junior Member Beiträge: 16 Registriert: 29.6.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 19:54 |
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Ich habe das vage Gefühl, dass nicht mal ich zur
Verköstigung eingeladen werde.
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Antwort 4 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 20:00 |
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____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 20:48 |
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wenn also "zufällig" jemand beim Kelleraufräumen so eine alte Flasche
findet....
...würde ich mich auch ganz spontan und selbstlos anbieten, die Entsorgung
zu übernehmen ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 6 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 21:41 |
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Ollen Egoist, datte bis! Ich würd' Dir beim Entsorgen helfen, kost dann
auch nur die Hälfte!
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 21:44 |
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wenn ichs recht verstehe, ist yquem das gleiche wie tokaji aszu, nur etwas
teurer?
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 111 Registriert: 24.11.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 22:12 |
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Ja, Sauternes hat mehr mit Tokaji Aszu gemein als mit einer deutschen
Trockenbeerenauslese. Letztere entwickeln selten höhere Alkohlograde, meist
5-8 %. Vom Tokajer untesrcheidet sich Sauternes v.a. in Hinblick auf Klima,
Rebsorte und die ununtebrochene weltweite Vermarktung als Luxusprodukt.
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 139 Registriert: 24.11.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2012 um 22:14 |
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Hallo,
ist ein Sauternes, http://de.wikipedia.org/wiki/Sauternes_%28Weinbaugebiet%29,
in den entsprechenden Konsumentenkreisen nicht selten zureffenderweise als
'Engelspisse' bezeichnet.
Ich hatte mal das Vergnügen mit einem Ch. Guiraud und kann dies, zumindest
für diesen Wein, bestätigen.
VG Oliver ____________________ One two three four five six seven
All good children go to heaven.
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Mein Braukeller - hier bin ich Mensch,
hier darf ich's sein.
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Antwort 10 |
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