Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.3.2012 um 20:46 |
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Sooo, heute war es soweit, konnte dann doch nicht bis zum Wochenende
warten. Ich habe die erste Flasche meines PU-Clones probiert.
1) Das Pils ist ziemlich hell, heller als erwartet und heller als die
Vorlage. Ich hätte ein dunkleres Caramel-Malz zur Farbkorrektur nehmen
können. Das ist aber nicht weiter schlimm, es soll nur für den nächsten
Versuch fetsgehalten werden.
2) Der Saazer Hopfen ist ein Traum! Ein Aroma wie eine frisch gemähte Wiese
steigt einem in die Nase. Die Vorderwürzehopfung (nach längerer Zeit wieder
praktiziert) erweist sich als äusserst effektiv zur Erzeugung einer
Hopfenblume, meiner Meinung nach einiges besser als eine späte Hopfengabe
(ganz abgesehen von der Bitterstoffausbeute) .
3) Die berechneten 39 IBU fügen sich sehr harmonisch in das sehr weiche
Brauwasser ein (GH ca. 1 °dH). Im Antrunk dominiert die Hopfenblume in Nase
und Gaumen, erst im Nachtrunk merkt man die hohe IBU-Zahl.
4) Der Alkoholgehalt liegt bei ca. 4.6 % Vol, (6.6 % Brix gemessen bei etwa
11.7 °P Startwert)- fast auf Originalniveau. Das Bier hat eine merkliche
Restsüsse, wahrscheinlich von den Dekoktionen kommend. Zudem gilt die Hefe
als nicht hochvergärend.
5) Einziger Kritikpunkt im Moment : die Carbonisierung ist noch deutlich zu
hoch. Zum Glück kann man das in Bügelflaschen korrigieren, es kommt aber
etwas unerwartet. Dadurch kommt auch deutlich zu viel Hefe beim Einschenken
ins Glas. Der erste Teil beim Einschenken ist wunderbar klar, dann sorgt
das überzählige CO2 leider für Aufwirbelung und Hefetrub im Glas. Aber ok,
das lässt sich ja noch einstellen.
6) Der Schaum ist gigantisch und bleibt während des gesamten Trinkens
bestehen.
1. Fazit : nach Reduktion der Carbonisierung bleibt eigentlich nur die zu
helle Farbe als "Kritikpunkt". Ein solch wunderbares Hopfenaroma habe ich
bei einem kommerziellen Pils noch nicht erlebt (selbstaufdieSchulterklopf).
Der böhmische Typ ist deutlich erkennbar und hebt sich von einem deutschen
hochvergorenen Pils auch merklich ab.
2. Fazit : Böhmisches Tennenmalz, Saazer Hopen und Urquell 2001 sind
absolut empfehlenswert.
Wenn die Carbonisierung letztlich stimmt, so dass nicht unnütz Hefe mit ins
Glas gedrückt wird, stelle ich ein Bild ins Forum.
Mit zufriedenen Grüssen!
Frank
P.S.: @Earl & Sandro : Standardformel und Terrill-Formel liefern für den
Alkoholgehalt praktisch den gleichen Wert.
[Editiert am 22.3.2012 um 20:48 von Bergbock]
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.3.2012 um 21:23 |
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Hi Frank,
ganz klar ist meines wohl noch nicht..aber schon recht ansprechend.
Wir haben ja zur gleichen Zeit gebraut. Meines war allerdings 4 Wochen in
der Hauptgärung. Der Vergärungsgrad war 89,1%. Meine 42 IBU waren ja
ungefähr halbe halbe Saazer und Hallertauer Mittelfrüh (Dolden).
Ich habe ja nur die Weicheiversion gemacht... Nur Kombirast bei 66° und keine Kochmaischen. Das
Bier schmeckt trotzdem nicht glattgebügelt, weil die Stammwürze mit 12,8° P
für ein Pilsner etwas zu hoch ist. Außerdem haben ich einen viertel Liter
Urquell- Erntehefe vom einem Dunklen zugegeben..
Ich kann die Urquell ebenfalls wärmsten empfehlen. Das Tennenmalz hatte ich
nicht, nur das Bohemian Pilsner. Das gibt aber auch eine Empfehlung.
Was ich sehr gut nachvollziehen kann ist Dein tolles Hopfenaroma. Da kommt
schon was bei rum, wenn man auf Bitterhopfen verzichtet und außschließlich
mit dem alphaschwachen Saazer arbeitet
Mein Böhmisch-Deutsches Pils ist zwar gelungen aber zum echten, kernigen
Geschmack fehlt die Dekoktion...würde ich sagen.
m.f.g
René
[Editiert am 22.3.2012 um 21:27 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.3.2012 um 22:29 |
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War Dein Vergärungsgrad wirklich 89%?
Wow, bei mir sind es 72.4 % - was ja ziemlich genau zum PU Profil mit dem
relativ niedrigen Alkoholgehalt (Original 4.4% , bei mir 4.6%) passt.
Und das bei gleicher Hefe - da scheint das Maischprogramm ja einen riesen
Einfluss zu haben.
Ist der Schaum bei Dir auch so sensationell?
Frank
[Editiert am 22.3.2012 um 22:30 von Bergbock]
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.3.2012 um 22:34 |
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Ja...der Berliner hat sich auch schon gewundert? Aber diese Werte habe ich
gemessen...
Stammwürze: 13,2° Brix (12,8° P)
abgefüllt bei 6° Brix
Scheinbarer Endvergärungsgrad: ~90%..
Alkohol: 6,0% Vol
Die 4 Wochen Hauptgärung (obwohl 2 Wochen davon nur 0-2° waren) ...? ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.3.2012 um 22:53 |
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Hallo Rene, 6 % alc. Das ist ja schon fast ein Maibock. Wie wirkt es denn,
Drehzahl mäßig ?
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.3.2012 um 23:16 |
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Hallo,
wir hatten denke ich erst letzthin eine Diskussion hier im Forum über das
Pilsner Urquell und ich muss berichten, dass dies merklich an Qualität
zurückgewonnen hat. Insider wissen darüber mehr - habe da was läuten hören
zwecks neuem Sudhausbau, Auslagerung der Produktion nach Polen,
Lohnbrauerei in Deutschland..... etc. Wer weiß was richtig ist? Tatsache
ist, dass ich gerne mal einen Sixpack mitnehme, wenn er mir gerade mal im
supermarkt über den Weg läuft.
Meine Fragen wären hier bzgl dem Tennenmalz. Ist eine Mischung aus 50%
Pilsner Malz und 50% Spitzmalz verbunden mit einer zwei bis dreifachen
Dekoktion vielleicht das, was heute auch mit dem Tennenmalz gehen würde.
Immerhin geht es doch von der Basis her betrachtet darum, dass die
damaligen Malze relativ "schlecht" waren und man die dekoktion brauchte, um
eine gute Ausbeute etc. zu bekommen. Gleichzeitig brachte dies aber auch
den Geschmack.
Ein Dekoktionsverfahren mit dem heutigen Pilsner Malz sehe ich eher als
schlechter für das Ganze an, weil die Malze ja überlöst sind, sich dadurch
also erhebliche Probleme und geschmacksdefizite einstellen könnten.
Die Frage an die Pilsner Urquell Brauer - wie seht ihr das?
PS: Herzlichen Glückwunsch an eure Resultate!!
PPS. Gibt es noch mal irgendwo einen Link zu den Rezepten?
Grüße
Holger
____________________
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.3.2012 um 07:29 |
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@Holger : Rezept steht auf MaischeMalzundMehr
Das Tennenmalz ist laut Herstellerangabe "slightly undermodified", geht
also schon in die richtige Richtung. Ich denke, der Hauptknackpunkt ist die
Frage, ob und wie lange bei einer Kochmaische die Restmaische bei ~52°C
rastet.
Da ich anstelle des Dreimaisch "nur" ein Zweimaischverfahren gewählt habe,
war dieser kritische Bereich für mich kein Thema. Ansonsten ist ein
gewisser Anteil von Spitzmalz sicher eine gute Idee (50% dürfte aber
deutlich zu hoch zu sein). Wenn ich auf meinen Schaum blicke, könnte der
allerdings ohnehin nicht besser sein, ich bin mit dem böhmischen Tennenmalz
mehr als zufrieden.
Die Dekoktionen sorgen aber auch für eine gewisse Restsüsse, wie sie im
böhmischen Pils enthalten sein soll.
PU hatte zwischenzeitlich in Polen produziert, weil das Sudhaus erneuert
wurde. Das ist jetzt abgeschlossen und es wird wieder ausschliesslich in
Tschechien produziert. Die neuen Anlagen mussten übrigens den alten
entsprechen (Cu, direkte Feuerbeheizung), was für die Anlagenbauer wohl
eine ziemliche Herausforderung war, weil das heute sonst niemand mehr
macht.
@René : 6% Alkohol aus 12.8 °P.
Irgendwas kann da eigentlich nicht stimmen (wenngleich ich Dir glaube, dass
du das gemessen hast). Aber wie gulp schreibt, das wäre Bockbierniveau aus
Exportbieransatz. Dass Du mit Kombirast höher vergorenes Pils bekommst,
leuchtet ein - aber das scheint mir doch sehr hoch.
Frank
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.3.2012 um 10:27 |
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Wie versprochen nun das Bild.
Ganz zum Schluss kam dann doch noch etwas Hefe ins Glas, durch das
wiederholte Entlüften ist auch etwas mehr in der Schwebe.
Egal, viel ist es nicht. Der Schaum ist phänomenal, zu guter Letzt war nur
noch etwas Schaum im Glas übrig, das Bier war schon weg.
Frank
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.3.2012 um 10:45 |
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Hi Frank,
ich habe Earls RefraktoSP mittlerweile ein Update verpasst...Jetzt sind es
nur noch 87% und 5,8% Alk. Wenn ich aber dann die 3 g Traubenzucker pro
halben Liter wieder dazurechne bin ich wieder auf knapp 6% Vol...
Der Schaum ist wirklich spitze.
(Die etwas rötliche Farbe auf dem Bild kommt von der Abendsonne)
Vom Vergärungsgrad und Alkoholgehalt her bin ich wohl eher in die Richtung
"polnisches Pilsner" unterwegs. Da sind solche Werte absolut nicht
ungewöhnlich...
Das Bier süffelt sich locker leicht weg und schmeckt absolut nicht
alkoholisch. Wohl aber etwas vollmundiger als ein übliches P 11 und 4,8%
Alk- Pils. Die 42 BE halten da aber dagegen.
[Editiert am 25.3.2012 um 10:49 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.4.2012 um 09:29 |
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Am Wochende hatte ich Gelegenheit, das original Pilsner Urquell direkt
gegen meinen Clone zu verköstigen.
a) Hopfenaroma und Bittere sind weitgehend identisch, das typische Saazer
Aroma kommt bei meinem Clone eher etwas stärker durch. Könnte wohl daran
liegen, dass auch PU inzwischen Teile als Hopfenextrakt zugibt.
b) Die Carbonisierung meines Clones ist höher. Das ist allerdings auch
gewollt, weil es mir so besser schmeckt.
c) Die Restsüsse ist beim Original etwas stärker ausgeprägt. Das mag wohl
auf das 3-fache Kochen einer Dickmaische zurückzuführen sein, während bei
meinem Zweimaischverfahren nur 1x eine Dickmaische gekocht wird. Dennoch
sind die Unterschiede deutlich weniger ausgeprägt als erwartet / befürchtet
und rechtfertigen für mich persönlich den immensen Zeitaufwand für das
Dreimaischverfahren nicht.
d) Deutliche Unterschiede hingegen bei der Farbe (wie schon berichtet). Ist
mir bislang nie so aufgefallen, wie dunkel das PU wirklich ist (also für
ein Pils natürlich). Die Farbe kann sicher nicht nur durch farbvertiefende
Dekoktion aus Pilsnermalz kommen (durch vergleichende visuelle Schätzung
würde ich ca EBC 12 sagen). Entweder ist die Caramelisierung durch die
Direktbefeuerung signifikant - was ich vermute - oder es wird ein
"Färbemalz" in kleinen Mengen noch hinzugegeben.
e) Alkoholgehalt ist mit 4.6 % verglichen mit 4.4 % des Originals recht gut
getroffen. Die Pilsner H Hefe ist niedrig vergärend, die Wyeast 2001 war
also die richtige Wahl.
Fazit : keine Punktlandung aber doch sehr nahe am Original, auf jeden Fall
typgerecht und verdammt wohlschmeckend.
Frank
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 200 Registriert: 10.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.12.2012 um 15:32 |
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Hier noch mein Pilsner Urquell Clone.
Ich wollte hier euch noch das Ergebnis zeigen. Leider ist es etwas
überkabonisiert. Dies wird beim nächsten sicherlich berücksichtigt.
Er hat gute 40IBU's mit einer angenehmen Hofennote. Ein richtiges
Sommerbiersche. Lecker Lecker
Gruss
Michael
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Antwort 10 |
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