Hi Leute,
letztes Jahr beschloss ich, mich an eine relativ neue Biersorte zu wagen.
Zu dem Zeitpunkt hatte noch niemand hier im Forum ein solches Bier gebraut
oder zumindest darüber berichtet. Also frisch ans Werk. Ein Cascadian Dark
Ale wurde gebraut!
Vorgestellt wurde das CDA der Hobbybrauergemeinde auf dem Mitteldeutschen
Hobbybrauertreffen 2011. Ich kann mit Stolz behaupten, dass es gut bei den
Kollegen ankam.
Hier noch mal kurz die Geschichte des Beer- Style. Anfang der 90-iger fing
es wohl schon an. Um die Jahrtausendwende waren es einige amerikanische
Craft- Brewer, die sich nicht an die Regeln halten wollten. Ein IPA war
ihnen zu langweilig und so machten sie es schwarz..
2003 braute John Maier von Rogue Brewing in Newport, Oregon eine schwarze
Version seines Brutal Bitter strong IPA und nannte es „Skull Splitter“.
Matt Phillips, von Phillips Brewing in Victoria, British Columbia braute
das “Black Toque” und nannte es India Dark Ale. Auch Dogfish Head's „Indian
Brown Ale“ konnte man dieser Kategorie zuordnen.
Hauptsächlich kamen diese Biere aus dem Nord-Westen der USA. Dort wo die
beste Braugerste und der beste Hopfen angebaut werden. Da liegt das fiktive
Land Cascadia rund um die Cascade Mountains.
Die Leute dort wollten wohl schon mal bei einer schlechten Hopfenernte aus
den Vereinigten Staaten austreten, aus Angst es reicht für ihr Bier nicht
mehr. Eine eigene Flagge haben sie auch. Die Cascadia Flagge stellt einen
immergrünen Baums und drei Farben, blau, weiß und grün dar. Das
repräsentiert blauer Himmel, weiße Berge und grüne Wälder.
Also trafen sich dort bekannte Bierjournalisten, probierten ein bisschen
rum und einigten sich auf den Namen und die grundlegenden
Spezifikationen.
Farbe = >50 EBC
Stammwürze = 15- 18° P
Endvergoren= 3 -4,5° P
Bitterkeit = 50-90 IBU
Alkoholgehalt = 6-7,5%
Im Prinzip sind das die typischen Daten eines IPA, wie es schon die Briten
nach Indien verschifft haben. Was es zu einem sehr amerikanischen Bier
macht sind die Hopfen aus dem Willamette- und- Yakima Valley. Das sind
Columbus, Centennial, Chinook, Amarillo, Simcoe und Cascade oder auch
Warrior und Magnum. Dann noch das Röstmalz, dass hier aber nur sehr leicht
unterstützend wirkend soll. 5% entbittertes Röstmalz, erst sehr spät
zugegeben reicht völlig aus!
Ich finde den Namen Cascadian Dark Ale wirklich super und amerikanisch. Den
haben sich die Amis redlich verdient! Allerdings findet Charlie Papazian,
der Präsident der „American Homebrewers Association“ den Namen für die
Northwest- Brauer zu exklusiv. Also wird das Bier bei offiziellen
Wettbeweben „American-Style India Black Ale“ genannt. Natürlich lassen
sich die "elitären" Northwest-Brauereien nicht von dem schönen und
klangvollen Namen abhalten..
Meine Inspiration war das "Hop in the Dark" von Deschutes Brewery.
Mein Rezept seht ihr hier:
Flying Cascadian Dark Ale
Rezept für ca. 18 L
Stammwürze: 17 P
Alkohol: 7% Vol
IBU: 80
Farbe: 80 EBC
Schüttung:
4,3 kg Pilsnermalz (Sangerhäuser)
0,55 kg Münchnermalz (Landsberger, wahrscheinlich Typ 40)
0,25 kg Röstmalz (Landsberger, erst nach 50 min maischen zugegeben)
Hauptguss: 15 L
Nachguss. 13,5 L
Einmaischen bei 70° eine Rast für 70 min bei 67°.
Aufheizen auf 75° und abmaischen
80 min kochen
11 g Magnum (14%) 70 min kochen
11 g Citra (13%) 60 min kochen
11 g Amarillo (9%) 25 min kochen
11 g Citra (13%) 20 min kochen
13 g Cascade (5%) 15 min kochen
15 g Cascade (5%) 0 min kochen
Vergärung mit der Danstar Nottingham bei 25° C.
1 Woche Hauptgärung, dann Zugabe von...
26 g Cascade
26 g Amarillo
20 g Citra
Trockenhopfen für 1 Woche
Nach 2 Wochen auf Flaschen gefüllt. Carbonisiert mit Traubenzucker auf 5,5
g/L CO2.
Nach einer Woche Warmreifung bei 25° schon super trinkbar...
Kollege Volco (hoepfli) hat es schon mehrfach nachgebraut und ist ganz
begeistert davon. Er hat mir sogar schon mal empfohlen das Rezept schützen
zu lassen...
. Für Hobbybrauer ist es natürlich frei
Jetzt hat Gunnar (bergbiere) das CDA gebraut. Zum Berliner
Hobbybrauertreffen scheint es sehr gut angekommen zu sein was mich
wahnsinnig stolz gemacht hat, obwohl die Ehre natürlich dem Braumeister
Gunnar gebührt!
Zum Test
WOW
Ich erkenne sofort das typische Aroma wieder! Die
Zusammenstellung der Hopfen scheint einen Wiedererkennungswert zu haben.
Bis auf die etwas mildere Karbonisierung könnte ich es nicht von meinem CDA
unterscheiden. Gunnar, hast Du das gleiche Rezept verwendet?
Der Geruch und der Geschmack ist so typisch..vor allem, weil der Amarillo
mit dem Citra konkurrieren muss. Beides sind wahnsinnig dominate Hopfen,
die sich hier in ein geschmeidiges Gesamtbild fügen müssen. Gebannt werden
sie durch den erdigen Magnum, den mild fruchtigen Cascade und vor allem
durch das dezente Röstaroma. Das gibt dem Ganzen diesen außergewöhnlichen
Touch. Die Bittere versteckt sich gekonnt hinter den
Frucht-Röst-Schoko-Aromen. Mango, Papaya, Grapefruit und Pommeranze,
gepaart mit harziger Pinie und Schokolade.
Gunnar. Das war TOP! Ein hopfig-fruchtiger Traum in Schwarz ...
m.f.g
René
[Editiert am 4.4.2012 um 18:04 von flying]
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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)