Reinhard (Barkeeper) und ich haben ein wenig unserer Biere getauscht
Reinhard wollte nachdem er mein Paket mit 5 Flaschen meiner Selbstgebrauten
erhalten hatte, augenscheinlich 1:1 retournieren, denn er sandte ebenfalls
5 Flaschen an mich.
Da er aber anscheinden nicht so sehr dem Brauwahn verfallen ist, wie ich,
hatte er nicht die Sortenvielfalt zur Verfügung und ergänzte das Paket
deshalb mit Spezialitäten aus seinem Biergewölbe.
(Die beiden Selbstgebrauten von Dir werde ich noch ein wenig ruhen lassen.
Pils und Märzen können eine gewisse Lagerzeit durchaus ab und deshalb
werden die Verkostungsberichte der Zwei noch ein Weilchen auf sich warten
lassen, kommen aber garantiert, Reinhard)
Mit im Paket also neben seinem Pils und Märzen je eine Flasche:
Störtebeker Bernstein Weizen 5,3
Kirsch Porter aus der Lausitz von der Bergquell Brauerei Lörau
Löwenbräu Oktoberfestbier
Das Erstgenannte reizte mich am meisten. Ich habe noch nicht ein einziges
Störtebeker verkosten können und die Produkte sind immer wieder kontrovers
diskutiert, wobei die positiven Meinungen meines Erachtens immer wieder
überwiegen.
Allein die Tatsache, daß auf dem Rückseitenetikett der Flasche recht
aufwändig beschrieben ist, was man da in der Flasche und zu erwarten hat,
setzt ein Zeichen. Man spricht Klartext von der Stammwürze über die Malze
bis hin zum Hopfen und die Art der Gärung. Das ist Etwas, was ich bislang
lediglich bei "Ausländern" gesehen habe.
(Eigentlich fehlt nur noch der Maischplan um das Bier zu clonen
)
Beim Öffnen der Flasche springt mich ein deftiges Banane-Nelke-Aroma an. So
als habe es auf seine Befreiung gewartet.
Das Weizen gluckst mit kräftiger Schaumbildung in das Weizenglas und bringt
eine von Hefe eingetrübte Bernsteinfarbe hervor. Schon in der Flasche war
es recht trüb. Ich vermute, ich hab es nicht wirklich lange genug stehen
lassen (1 Tag), ehe ich mich drüber her machte. Dementsprechend wenig
Restsediment verbleibt in der Flasche und macht das Einschenken
einfacher.
Der Schaum ist feinperlig und stabil, benötigt gut 8 Minuten bis er beginnt
zusammen zu sacken und hinterläßt dabei einen schönen Klebeteppich am Glas.
Für mich ein visueller Indikator für einen gewissen Malzkörper.
Und der findet sich dann auch im Antrunk und in der Mitte deutlich wieder.
Weizen- , Caramel und dunkle Braumalze geben sich sehr homogen die Ehre.
Begleitet von einem fruchtigen Aroma von Banane und Zetschgen. Die Banane
dominiert dabei. Der feine Nelkenhauch bleibt unaufdringlich im Hintergrund
und das Ganze paart sich mit einer angenehmen Weizensäure. Unterm Strich
ist es fruchtig-spritzig.
Dann im Abgang sehr verhalten der Hopfen und seine Bitterung, welche kaum
Nachhall hat.
Unterm Strich gefällt mir das Störtebeker Bernstein Weizen wie schon lange
kein Kauf-Weizen. Eine derart lecker süffige Weizenkomposition habe ich bei
"industriellen Bieren" schon lange nicht mehr getrunken und erst seit ich
selber braue wieder bei Holgers dunklem Weizen und meinem Flying erfahren
dürfen.
Meines Erachtens haben die Störtebekers ihre Hausaufgaben gemacht und
stehen mit ihrem Bernstein Weizen aktuell ganz oben auf dem Treppchen der
komerziellen Weizenbrauer.
Danke Reinhard, es hat sehr gut gemundet
____________________
Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag