Die zweite Buddel aus Reinhards Tauschpaket.
Nach dem Abfüllen des Maischman Pale Ale, dem Ernten von gut 1L (!)
Notti-Sediment aus dem Gärfass und der mühsamen Entfernung der hartnäckig
im Fass klebenden Hopfenharze - gut 20cm über der Oberfläche des Jungbieres
klebten sie... da muß also richtig der Punk abgegangen sein
-
dachte ich mir, daß ein Porter gerade recht wäre um mich für die Mühen zu
entlohnen.
Tjo, und ich glaube, zum ersten Mal überhaupt komme ich mit einem Bier
nicht wirklich klar.
Bislang gab es doch eigentlich nur drei Szenarien...
Super-Bier mit Top-Bewertung
Mittelmäßiges Bier mit freundlicher, aber kritischer Bewertung
Bier, welches den Marcel Reich Wahnitzky des Bieres in mir herausfordert
und von mir gnadenlos verrissen wird...
und nu ?
Es schmeckt nach Kirsche, ja, aber der zwangsläufig im Hinterkopf lauernde
Begriff Kriek hat eilens die Flucht ergriffen.
Es schmeckt nicht schlecht, aber auch nicht toll. Irgendwie interessant.
Aber ich vermisse für ein Porter typische Eigenschaften wie Aromen von
dunklen Beeren, Schokolade oder auch Kaffee.
Jetzt, auf halber Strecke / bei halbvollem Glas und Anpassung der
Temperatur an die Umgebung, blüht ein schüchterner Malzkörper auf und
konkuriert mit dem mich an TriTop erinnerndem Kirsch-Aroma.
Bitterung im Abgang vermisse ich vollends, aber ich glaube, dieser
ungewöhnlichen Komposition stünde eine biertypische Bitterung
wahrscheinlich gar nicht gut zu Gesicht.
Es erfüllt insgesamt die Erwartungen, die ich an ein Porter knüpfe in
keinster Weise. Lediglich, daß es schwarz wie die Nacht ist. Aber es ist
auch nicht von schlechter Machart und platziert sich als fruchtiger
Durstlöscher. Die 4,2%vol.Alc. passen dazu. Mehr dürfte es nicht sein, denn
es trinkt sich, wenn auch für meinen Biergaumen ungewohnt, doch sehr locker
und ich muß an mich halten um den Krug nicht auf einen Zug zu leeren.
Als störend empfinde ich letztlich den nachhaltigen Nachgeschmack der
Zutaten des verwendeten Kirsch-Sirups. Stoffe, welche ich in einem Bier
nicht wissen möchte. Aber da hält ja gleich das Etikett entgegen, welches
"Biermischgetränk" und nicht "Bier" deklariert.
Es ist ein zweifelsohne interessantes Mischgetränk für Zwischendurch bei
hohen Temperaturen auf der Terrasse, aber die Bezeichnung "Porter" ist
meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Mag sein, daß die Basis einst ein
Porter war. Aber davon ist dank des Sirup-Cocktails Nichts geblieben.
Drin verlieben kann ich mich nicht, es grundweg ablehnen aber auch nicht.
Nur Eines geht absolut nicht. Es als Bier oder gar Porter zu bezeichnen.
Jedenfalls war es die Verkostung wert und dafür Danke Reinhard. Denn so
weiß ich zumindest, was ich niemals machen darf.... Sirup als Aromaträger
verwenden.
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Botschafter der WBBBB in Hessen
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