So, dann will ich mal vom Ergebnis berichten.
Ganz wichtig: das Aufsalzen und das
Ansäuern der Haupt- und Nachgüsse ist eine wirklich einfache Übung. Ich
kann es jedem nur empfehlen.
Hauptguss 20 L mit 1.51g CaCl2 x 2H20 aufgesalzt und mit 3.5ml Milchsäure
80% angesäuert.
Nachguss 13 L mit 0.98g CaCl2 x 2H20 aufgesalzt und mit 2.3ml Milchsäure
80% angesäuert.
Habe mir dafür eigens (keine Werbung!) diese Waage für schlappe 17 EUR
angeschafft:
http://www.amazon.de/Feinwaage-Taschenwaage-Kalibriergewich
t-Digitalwaage-M%C3%BCnzwaage/dp/B003Y3VYIM/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=13400456
88&sr=8-2 . Anhand von Vergleichstest mit Münzen, denke ich, daß die
für unsere Zwecke genau genug ist. Zumal für den Preis.
Wovon ich abraten möchte sind die 2(bis 3) ml Spritzen aus der Apotheke. Da
schiesst die Milchsäure so schnell raus, daß die auch mal woanders landet.
Gut das ich Brillenträger bin. Da werde ich mir eine Meßpipette 10ml
besorgen. Besser ist das!
Schüttung, Rasten & Hopfengaben im Wesentlichen wie im Originalrezept:
Wiener Malz [g] 3,200
Pilsner Malz [g] 1,600
Carahell [g] 530
Einmaischen bei 60°C, Zieltemperatur 57°C für 10 Min gehalten
(Eiweißrast)
40 Min Maltoserast 63°
20 Min Verzuckerungsrast bei 73°
Abmaischen jodnormal nach 10 Min bei 78°C
31g Hallertauer Mittelfrüh (Vorderwürzehopfung)
15g Hallertauer Mittelfrüh nach 20Min Kochdauer
30g Hallertauer M.f. 10 Min vor dem Whirlpool
Der Sud selber lief hervorragend. Nur habe ich einen Kardinalfehler
begangen, nämlich mehrere Dinge gleichzeitig verändert. Bei mir war es der
Walzenabstand meiner MattMill. Diesen habe ich auf 0.9mm reduziert. Das
Läutern lief wegen der höheren Mehlanteils länger und die Wasserbindung des
Trebers war weitaus höher als gedacht. Da ich diesmal auf die Messung des
Glattwassers verzichtet habe, war das Resultat daher nicht optimal. Die
Stammwürze - gemessen vor dem Whirlpool - lag ausserhalb des Meßbereichs
meines Refraktometers.... Habe dann mit 3.5L auf 16°P verdünnt. Mehr habe
ich nicht dazugeben wollen, um die Qualität der Würze nicht zu reduzieren.
(Ziel waren 13°P).
Den Whirlpool habe ich 15 Minuten ruhen lassen. Dann aber gab es 30Min
Nachisomerisierungzeit extra, weil das Telefon geschellt hat. Egal - halt
ein Paar IBU mehr
Der Trubkegel hatte sich indes wunderschön
abgesetzt. Werde ich ggf. wieder so machen. Beim Abschlauchen war die Würze
dann auch zum Glück nicht mehr ganz so heiß, als sie mir beim Ansaugen in
den Mund schoss. Da muß ich mal eine bessere Lösung für finden....
Vielleicht ein Ansaugball aus dem Aquaristikbereich. Bin für
Verbesserungsvorschläge hier sehr dankbar!
Hauptgärung mit 2 x Danstar Nottingham in warmen Wasser aktiviert für 2
Wochen (recht lange; hatte wegen der Arbeit keine Zeit zum Abfüllen). Erste
Woche ca. 17-18° dann aber wegen Wetterumschwungs 26+°C in der zweiten
Woche. Ich habe leider keine Kühlmöglichkeiten. Tatsächlich sind blumige
aber doch angenehme Geruchsnoten in das Bier gekommen.
Nach zwei Wochen Kaltreifung habe ich jetzt ein stärker alkoholhaltiges
Bier (7Vol%, statt 5.3Vol%
), daß mir aber dennoch ganz hervorragend schmeckt.
Die blumigen Gäraromen harmonieren mit dem Hopfen, der, so vermute ich,
selber einige blumige Aromen mitbringt. Die längere Nachisomerisierung hat
die Bittere schon erhöht. Diese ist aber nicht aufdringlich, sondern
ergänzt sehr rund und angenehm den langanhaltenden vollmundigen Malzkörper
auf der Zunge. Anders als meine bisherigen Sude bleibt der Geschmack auch
noch länger im Mund hängen, ohne das Malz oder Hopfen die Oberhand
gewinnen. Wow! Ich bin neugierig, was noch eine Woche Kaltreifung mit sich
bringt.
Insgesamt möchte ich sagen, daß das Experiment mit dem Aufsalzen und
Ansäuern geglückt ist. Ganz bestimmt werde ich diesen Sud aber wiederholen
und dabei das Glattwasser messen, damit ich nicht wieder soweit an den 13°P
vorbeirausche.
Beste Grüße
Holger
PS:
Ionenprofil des Brauwassers nach Aufsalzen & Ansäuern:
Calcium 101 mg/L
Magnesium 15 mg/L
Chlorid 73.5 mg/L
Sulfat 73.0 mg/L
Restalkalität 0° dH