Hallo liebe Braugemeinde,
als Rückläufer meiner Feldforschung damals, bekam ich eine 1 Liter Flasche
von tauroplus Maibock zugesandt.
Der Gute war sehr besorgt, ob die Flasche auch sicher ankommt und es gab
keinerlei Anlass zu Tränen, alles sicher eingetroffen. Nachdem nun der gute
Stoff ausreichend Zeit hatte in meinem Fasskühler bei 4 -5 Grad sich wieder
von der turbulenten Post zu beruhigen, kam dann gestern die Verkostung. Was
war ich gespannt.....
Hier zunächst mal das Etikett:
Ich muss sagen, dass ich alleine vom Etikett her bei Michael nicht mehr
unterscheiden könnte, ob es sich jetzt um eine Flasche Kaufbier handelt
oder eben um ein Hausgebrautes. Das Etikett ist mustergültig und hat sogar
ein MHD
Was für mich an diesem Tage eine Premiere war, war die Verkostung eines
obergärigen Maibocks. Richtig, da ich als URfranke eher zu 95% alles nur
untergärig kenne, sind die Ausflüge in die og Welten bisher für mich immer
nur in Verbindung mit einem Hefeweizen passiert.
So offenbarte sich der Bock nach dem Einschenken:
Man sieht einen wunderschönen Bernsteinton, gleichzeitig einen strahlend
hellen Schaum und eine von Tauroplu so gewollte Trübe, was ein
Hausgebrautes ja in den meisten Fällen auch auszeichnet und irgendwie zu
diesem Bier passt.
Ich muss jetzt zugeben, dass mir Michael - wohl in weiser Voraussicht, das
Rezept mitgeschickt hat in einer gesonderten Email. Ich habe dies aber bis
heute und jetzt noch nicht angeschaut, da ich völlig unvoreingenommen an
diese Köstlichkeit herangehen wollte. Ist mir doch bewusst, welches Opfer
es wohl für Michael bedeutet hat, da er so wie auch René in der
überschaubareren Menge braut, dafür aber wesentlich flexibler agiert wie
z.B. meine Wenigkeit.
Sollte ich mich also jetzt bis auf die Knochen blamieren mit meinen
Vermutungen, dann werde ich diese revidieren, indem ich die brautechnische
Wahrheit - mit Michaels Erlaubnis - kund tue und die Einzelheiten des
Rezepts hier poste.
Geruch: Die Nase zieht eine feine Fruchtnote an. Ich tippe auf Südfrüchte
mit deutlich Zitrus. Ich würde also hier vermuten, dass Cascade oder ein
sonstiger fruchtiger Amihopfen zumindestens mit im Spiel war. Da auf dem
Etikett (siehe Bild 1) ausdrücklich nur "Aromahopfen" angegeben wurde,
schließe ich den Citra als eigentlichen Bitterhopfen aus.
Der Geruch zeigt etwas Hefearomen, leichte Erinnerung an einen schönes
Weißbrot kommen auf, ebenso auch Süßliche Töne - der Malzkörper lässt
grüßen.
Erster Schluck - nie lang genug.
Man möge es mir verzeihen, dass ich kein Bier-Nipper bin, sondern eher das
Gegenteil, so war der erste Viertelliter auf einen Satz weg - danach
genüßliches Zurücklehnen am Sofa und über das gerade Erlebte nachdenken:
Wir haben eine wunderschöne bernsteinfarbene Farbe und das Etikett
bestätigt den ersten Eindruck: gute 16 %. Für einen solchen Malzkörper ist
der Maibock doch sehr gut ausgewogen und keinesfalls mastig, sodass ich
auch hier eher vermute, dass kein großer Anteil von Münchner Malz im Spiel
gewesen sein konnte. Ich tippe auf eine kleine Menge von Wiener MAlz oder -
ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster - auch einer kleinen Beigabe von
Weizenmalz?
Der Körper ist nicht schwer, trotz der angegeben fast 7%, allerdings kann
ich das Fruchtige noch nicht so richtig einordnen. Das Bier läuft
mittellange nach. Es bleibt der Fruchtkorb in Erinnerung, nicht die
Bittere, was ja bei den angegebenen 35 IBUS ja schon Pilsnerangaben wären.
Dies bestärkt die Vermutung, dass hier der Cascade die Bittere mit
durchtrommelt.
So nachdem der erste Schluck verklungen ist, kommt der zweite. Ebenso lange
zieht er den Rest der Aromen hinaus und ich muss sagen, der Fruchtkorb
bleibt bestehen. Der Maibock ist auch von der Kohlensäure gut eingestellt,
er bläht den Mund nicht auf und stützt den Schaum sehr gut. Gleich doch
noch einmal nachschenken.
Beim zweiten Glas kommen am Schluss deutliche Brocken an Hefen mit, daher
belasse ich die letzten 1,5 cm in der Flasche.
Auch das zweite Glas, das jetzt merklich durch die lange Verkostung wärmer
geworden ist, besticht durch seine Reinheit. Nichts ist da, was stören
könnte. UNd auch mein untergäriger Gaumen gewöhnt sich langsam an den stets
mitschwingenden Früchtekorb. Jetzt beim zweiten Glas zeigt er aber auch
seine Wirkung. Der Bock hat Hörner!!!!! Das Bierchen steigt relativ rasch
auf der Überholspur in den Giebel. Nichtsdestotrotz hat Michael wohl auch
den Aufdruck "Bier bewusst genießen" auf seine Flasche mit abgedruckt.
Dieses Bier bei einem Boclbieranstich wäre für viele die direkte
Einstiegskarte in den BIerhimmel mit Aloisius.
Fazit: MIch würde es interessieren, dieses Rezept einmal untergärig zu
brauen. Weiter würde ich nichts ändern wollen. Ich weiß, dass Michael auf
viele komplexe Aromen in seinen Bieren steht und daher gerne obergärig
braut, für mich ist dies eher Neuland.
Auch würde mich als Sommerbier dieses Bier mit einer Stammwürze von 12,5% -
von mir aus auch og - interessieren. Das könnte dann der größte Konkurrent
zu Weizenbier und Co in den Biergärten werden. Aber ich schweife ab. Ein
Maibock in dieser Ausführung und Qualität hatte ich noch nie und ich komme
jetzt wahrlich ins Grübeln, warum gerade dieser mich so hin und herwirft.
Es ist das Obergärige -es ist neu, es ist kompexer und daher interessanter.
Fast bin ich versucht, mal einen halben Sud og zu brauen.....
Vielen Dank lieber Michael, dass du mich an deiner Kunst hast teilhaben
lassen.
Beste Grüße
Holger
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