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Autor: Betreff: Braubericht: Helles mit Milchsäuregärung
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 1.7.2012 um 21:09  
Na, offenbar haben heute noch andere Hobbybrauer sich an einer Art Berliner Weißen probiert. :)

Da der Lactobacillus delbrueckii nach Wheeler&Protz Brew Classic European Beers At Home eine Affinität zu Glukose hat, wollte ich ihm eine Vormaische mit besonderem Gewicht auf die Glukoseproduktion bieten.

Den Starter habe ich am Dienstagabend, also vor 5 Tagen angesetzt, eine Lösung aus 100g schnödem Trockenmalzpulver in etwa 1ltr kochendem Wasser aufgelöst. Bei Erreichen der 50°C habe ich einen Eßlöffel ungeschrotetes Pilsener Malz und zwei Tropfen Amyloglukosidase (ich vermute es ist EC.3.2.1.3) zugegeben und das Becherglas dann in einen alten Joghurtbereiter gegeben, da der so um die 45°C recht gut hält. Man muß das Gerät alle 10 Stunden kurz vom Netz trennen, der eingebaute Timer beendet die Heizphase nach max. 10 Stunden.

Der Starter entwickelte den typischen markanten "Duft" einer Milchsäuregärung. :)

Drei Tage später habe ich eine Minimaische gemacht aus je 750g Pilsener Malz und Weizenrohfrucht als weiteren Stärkelieferanten. Die Mengen für Hauptguß und Nachguß habe ich zu 4ltr gewählt, als Spielerei die ganzen Güsse mit CaCl2 auf etwas mehr Chlorid als Sulfat justiert.
Die Maische habe ich direkt durchgeheizt auf 74°C und dort 30min gerastet. Zum Abläutern dieser kleinen Menge habe ich meinen alten Panzerschlauch reaktiviert, da ich die Minimenge dem MattMill-Läuterblech nicht zugetraut habe.

Die Würze blieb recht trübe, ich habe die 5,5ltr, die ich so gewonnen habe durch einen Filtersack gegeben. Beim Aufheizen zum Kochen habe ich bei 80°C ein wenig temperaturfeste α-Amylase zugegeben und 30min gekocht. Die Ausbeute war dann etwa 4ltr um 13brix.
Bei Erreichen der 50°C kam mein Milchsäurestarter und eine Portion Amyloglukosidase zur Würze. Das Enzym wird z.B. in der Brennerei verwendet, um aus verflüssigter Stärke (Dextrine) Glukose für die Hefe zu spalten. Das kann das Enzym ganz gut, ein versuchsweise damit präpariertes Weizenbier wurde furchtbar trocken. Das Enzym arbeitet aber nicht sehr schnell.

Diese sich langsam säuernde Würze hatte ich im Einkocher gelassen und gelegentlich auf 45-50°C wieder aufgeheizt.

Heute (also wieder zwei Tage später) habe ich die Restmenge gebraut, der nun größere Milchsäurestarter wurde so lange in einen Eimer ausgelagert.
Die Restschüttung war auch wieder simpel und wenig, je 1kg Pilsener und Weizenmalz hell, die Güsse waren jeweils 12ltr. Bei Müggelland habe ich mal über die Berliner Weiße nachgelesen und dort von der früher angewendeten Maischehopfung gelesen. Es wurden also 54g (ein Rest) eines alten Tradition Dolden mit ehemals 4% α mit eingemaischt.
Rasten: 45°C 30min, 66°C 2 Stunden (Mitagessen) 2x aufgeheizt, sonst absteigend, 76°C abgemaischt.

Ich hatte etwa 21ltr pfannevoll zu 6,5brix, das habe ich 10min gekocht. Hopfen kam keiner mehr dazu, mir kam die Läuterwürze ganz leicht gebittert vor.
Nach Abkühlen mit dem Eintauchkühler auf 49°C habe ich ins mit Brettanomyces infizierte Gärfaß (von einer Lambicgärung) geschlaucht und den 4ltr-Starter dazu.
...was evt. ein Fehler war, den Starter nicht mit zu kochen, denn es ist da ja immer noch die Amyloglukosidase drin - jetzt bleibts aber so! ;)

Momentan kühlt das Gärfaß langsam im leichten Durchzug ab und ich werde morgen früh mit der Brewferm Top anstellen, ich finde die Hefe recht neutral und nicht zu hoch vergärend.
Es sei denn, jemand hat einen besseren Tip für mich, ich hätte auch eine T-58 da, weiß aber nicht, ob die zu so einem Bier überhaupt paßt.

Der Duft des Hopfens in der Maischehopfung war schon toll, obwohl der Hopfen schon recht alt (aber vakuumiert) war.

Ich weiß nicht, ob sich das Gerödel mit der Amyloglukosidase für den Milchsäurestarter wirklich rentiert hat, wie erhofft. Sauer wurde es nicht wirklicl, ich vermute, daß der L. delbrueckii ab einem bestimmten pH einfach die Segel streicht, egal wieviel Glukose man ihm vorsetzt.

Uwe


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andreas23
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red_folder.gif erstellt am: 1.7.2012 um 21:42  
Yay, funky beer! :)

Hast du denn den pH-Wert mal gemessen?
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 1.7.2012 um 21:59  
Hallo Andreas!

Leider nein! Habe das ph-Meter verschmissen. :redhead:

Uwe


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andreas23
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red_folder.gif erstellt am: 1.7.2012 um 23:22  
Da sollte man als Backup immer eine Handvoll Teststreifen haben. :) Na ich drück die Daumen, daß es was wird, Lactos können zickig sein.
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 09:08  
Gerade mein zweites Gerät ausgegraben, ist aber schon länger nicht kalibriert.
Der pH der Anstellwürze liegt bei 4,5 - schmeckt aber eher nicht sauer, hat eine leichte "getreidige" Note, gefällt mir! :)
Stammwürze beim Anstellen (nach evt. Arbeit der Lactos über Nacht) ist 8,5brix - was auch die Spindel in Platonen anzeigt.

Uwe


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andreas23
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 09:21  
Alles über 4 schmeckt nicht sonderlich sauer. Na mal schauen, was es wird. Mein Sud ist 12 Stunden nach dem Anstellen mit dem Lactostarter jedenfalls auch noch nicht vorangekommen, ich geb ihm mal noch einen Tag Zeit.
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 10:06  
Mein Starter machte dabei geruchsmäßig eine Wandlung durch. Während er frisch ja eher "unappetitlich duftet" (ähnlich wie "rückwärts Gegessenes"...), war er bei Zugabe zur Würze eher fruchtig-apfelartig - habs aber nicht genauer geschnüffelt, ist mir nur nebenbei aufgefallen.
Die Anstellwürze selbst riecht minimal nach dem Milchsäurestarter.
Ich werde heute Abend mal die Elektrode vom pH-Meter in der sauren Kalibrierlösung testen, wie groß der Offset sein mag.

Wenn man bedenkt daß die echte Berliner Weiße auf dem harten Berliner Wasser aufgebaut war, müssen die Lactos darin schon ganz anders gesäuert haben. Von den hellen Malzen kommt ja nur wenig Säure.

Gespannt bin ich, ob die Brettkultur im alten Gärfaß das etwa eine Jahr im Freien überstanden hat.
Das Gärfaß war innen stark mit Hopfenharzen verklebt gewesen. Diese sind wohl durch die Luft ausgehärtet und fast vollständig von selbst vom Speidelfaß abgeplatzt, die Reinigung war recht einfach - sehr praktisch! :)

Uwe


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Berliner
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 10:18  
Die Änderung des Geruchs beim Milchsäurestarter habe ich auch schon beobachtet. Vermutlich wachssen anfangs neben den Milchsäurebakterien auch eine Menge anderer, die diese übel riechenden Noten erzeugen. Wenn die Lactos die Oberhand haben, werden die wohl wieder unterdrückt. Milchsäure selbst ist ja geruchlos.

Ob Du durch die Reinigung des Gärbottichs nicht die Brett-Bakterien weggeputzt hast?


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Gruß vom Berliner
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 11:26  
Hmm, dann sollte ich den nächsten Milchsäurestarter evt. erheblich länger, vielleicht mal auf dem Magnetrührer laufen lassen. :gruebel:
Habe so um zwei Tage aus der Beschreibung im Wheeler&Protz, wo der Thermoskannen-Starter auch nur mit ein bis zwei Tagen beschrieben ist.

Ich habe das Gärfaß nur mit heißem Wasser aus der Leitung ausgepritzt und mit dem Schwamm ein wenig gewischt.
Beim ersten Sud nach dem Lambic habe ich das Gärfaß ausgeschwefelt und die Würze heiß eingefüllt über Nacht abkühlen lassen. Trotzdem bekam das Weizen einen Brett-Stich.
Aber mal gucken. Zur Not kann ich ja auch einen Schluck Lambic aus dem Lagerfaß dazuimpfen.

...hmm, das Lambic mußte ich auch mal verkosten, das steht vergessen schon ewig im Keg im Schuppen rum.

Uwe


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flying
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 12:06  
Hi Uwe,

Samuel (kerosin) hat bei seinem Versuch mit Malzeigenkulturen mal einen Verwesungsgeruch festgestellt. Das weist auf die relativ ungiftigen biogenen Amine Cadaverin und Putrescin hin. Auf diesen Geruch (Leichengeruch) reagieren wir Menschen instinktiv hochgradig allergisch und mit Fluchtreflex. Wohl weil er auf Clostrium Botulinum hindeuten kann....

Da bist Du ja mit dem Geruch nach frisch Erbr.... noch gut weggekommen.. ;)

m.f.g
René


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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 12:41  
Hallo René!

Ich habe das schon zum dritten Mal angesetzt und es kam immer wieder derselbe Geruch bei raus, offenbar sind die Lactobacillen auf Pilsener Malz fast immer dieselben bzw. es setzen sich immer die gleichen durch.
Es riecht auch nicht ausgebroche...äh...ausgesprochen nach "Vomitus", viel weniger sauer und dezenter.

Einen Langzeitstarter werde ich mal ansetzen, das interessiert mich jetzt, ob da später noch was kommt, oder die Chose einfach kippt, weil L. delbrueckii (oder wer auch immer) nicht recht an die Maltose ran will.

Uwe


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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 12:43  
Mich würde interessieren welchen Hopfen du gegeben hast und welche IBU du anstrebst?
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 13:05  
Hopfen war ein alter (05/2007 - schäm!) Hallertauer Tradition mit ehemals 4% α.
Beim Verkosten der Vorderwürze habe ich eine minimale Bitterung aus der Maischehopfung geschmeckt und dann für die kurze Kochzeit auch gar keinen weiteren Hopfen zugegeben - auch wegen der sehr unklaren Nachisomerisierung.
Berliner Weiße sind ja stets sehr moderat gebittert. Falls von der Maischehopfung gar keine Bitterung übrig geblieben ist, habe ich halt Pech gehabt, bzw. könnte mal ein Tröpflein Iso-Extrakt ausprobieren. ;)

Die Maischehopfung werde ich beim nächsten Bier "normaler" Stammwürze mal erheblich stärker ins Auge fassen. Meinen Versuch vor längerer Zeit habe ich mit viel zu wenig Hopfen gemacht.
Ziel ist dabei wohl - wie bei der Vorderwürzehopfung - durch die Oxidation der Hopfenöle zu Hopfenalkoholen erheblich mehr Aroma und Hopfengeschmack im Bier zu haben, da die Hopfenalkohole wasserlöslich sind im Ggs. zu den Hopfenölen und so beim Kochen nicht (wenig) ausgetrieben werden. Maischehopfung erlaubt eine längere Oxidationszeit und den Einsatz von viel mehr Hopfen, als bei reiner Vorderwürzehopfung, da dabei nur eine minimale (oder gar keine) Bittere entsteht. Praktisch die gesamten Bitterstoffe bleiben im Treber zurück, man gewinnt die Hopfenalkohole.
Aus Sicht der Ausbeute bzgl. Bitteregewinnung ist Maischehopfung natürlich eine Katastrophe! ;)

Uwe


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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 20:43  
aha. maischehopfung, klingt interannst. wie kommt man denn an so ausgefallenen techniken ran? ist das etwas was unter den craftbrewers verbreitet ist oder ist ehr ne eigene idee?
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Uwe12
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red_folder.gif erstellt am: 2.7.2012 um 21:47  
Die Brewferm gärt wie der Teufel! :o Obs daran lag, daß es 15g sind, die ich reingegeben habe? Ich hatte mir mal 100g kommen lassen und die zu 15g Portionen vakuumiert.
Vielleicht auch an der vergleichsweise dünnen Würze.

Auf den Kräusen ist stellenweise eine bräunliche Schicht, die nicht so brutal bitter schmeckt, wie etwa reine Hopfenharze, evt. Trub mit Hopfenharzen vermengt.

Habe die Schicht mal entfernt.

Mein pH-Meter habe ich mal mit der Pufferlösung für pH-4,00 getestet: zeigt 3,99 an - nicht schlecht, nur leider sehr träge das Gerät.

Die 7er Spindel zeigt etwa 5°P wird aber durch die vehemente Gärung ruckzuck nach oben gedrückt, da kann man nur schätzen.

...ah, brauerranger: Earl hat das mal im Forum aufgebracht (Forensuche), damals habe ichs aber falsch gemacht und "irgendwie nix gemerkt".
Narziß hat dazu auch mal was geschrieben.

Uwe


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red_folder.gif erstellt am: 3.7.2012 um 17:49  
ahr. ich habe nur den abriss der brauerei. da steht das nicht drin. im allgemeinen sind da eh keine kurven enthalten wie bei deinem link
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