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Autor: Betreff: Bier aus Paris
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Beiträge: 5
Registriert: 16.9.2012
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 21:59  
Bonjour a tous !!!

Zuerst: Entschuldigung für das schlechte Deutsch, man verlernt es so schnell im Ausland....

Seit einigen Monaten lese ich schon in diesem Forum. Ich möchte mich und unser Braukunstwerk endlich mal vorstellen.

Du wirst dich jetzt sicherlich fragen warum der Thread "Bier aus Paris" und mein Nickname tomtom_paris ist.

Eigentlich ganz einfach, ich bin deutscher und vor 3 Jahren in der französischen Hauptstadt gestrandet.
Es gibt so viele Sachen die man über diese Stadt und seine Bewohner sagt: "Stadt der Liebe", "Stadt des Lichts","Baguettefresser und Weintrinker".

Nicht alle dieser Sprüche stimmen, aber ich kann sagen das "Weintrinker" sehr wohl stimmt.

Geht man in dieser Stadt aus bekommt man, sobald man ein Bier bestellt, meist ein Heineken oder eine "Bierspezialität" aus dem Hause Kronenbourg serviert. Viele Biere hier sind einfach nur "schwach" und den Hopfen kann man nur erahnen.

Für mich als "Bastler" war also nur eine Alternative angesagt: Selber machen!!!!

Mit Hilfe von einem Deutschem und einer Französin habe ich also Bier gemacht.

Hier eine kleine Dokumentation über meinen/unseren ERSTEN und ERFOLGREICHEN Versuch aus Getreide Bier zu machen.

Zuerst eine kleine Beschreibung des Brauorts:

Ich wohne in einer 40m2 Wohnung im Herzen von Paris ( Luxus ), wovon die hälfte auf meine Bastelstube entfällt. Wundert euch also nicht über das (scheinbare) Chaos auf den Bildern :)

Die Geruchsbelästigung beim Brauen hat im Wohnblock für Heiterkeit und Ungläubigkeit gesorgt: "Wie jetzt ??? Du machst Bier ? " - Viele Franzosen in meiner Nachbarschaft scheinen da eher an Magie oder die Chemische Industrie zu denken.

Bedingt durch diese Lage lässt sich natürlich keine Edelstahl-Hobby-Brauerei aufbauen.

Wir haben also auf das zurückgegriffen was wir hatten.

Durch dieses Forum habe ich gelernt das man Bier kochen muss… also war das erste Ziel einen geeigneten Kocher zu finden. Unsere Wahl viel auf einen Einkochtopf. Amazon Frankreich, Ebay Frankreich waren nicht wirklich nützlich. Selbst der preiswerteste Kochtopf kostet in Frankreich das doppelte im Vergleich zu Deutschland. Dank Globalisierung haben wir über Amazon Deutschland also einen Einkocher mit 2 Kilowatt Heizleistung erstanden.
Aufgrund der Berichte hier haben wir das Gerät erst mal mit einer Isolation versehen.
Kostenpunkt: 3 Euro
Über die Farbwahl der missbrauchen Yoga-Matte kann man streiten. Zum Glück hatte die Farbe keinen Einfluss auf den Brauprozess.



Gut,das erste Problem war also gelöst.

Da ich als Ingenieur aber natürlich daran interesiert bin Abläufe zu automatisieren habe ich in meinem Material-Fundus gewühlt und habe folgende Lösungen gefunden um das Erstbrauen so einfach wie möglich zu machen:

- Rührwerk: Als Antrieb diente ein Rollstuhl-Motor mit 24V/250W. Gut das ist mit Kanonen auf Spatzen geschossen, aber er war vorhanden. Also schnell ein T aus Kupfer dran getüdelt , fertig war das Rührwerk.





- Temperatur-Regler: Da ich mich ( berufsbedingt ) sehr gut mit Arduino und Co. auskenne wurde schnell ein digitaler Temperatur-Sensor gebaut, welcher die Heizung über Funksteckdosen an/abschaltet. Man könnte es schon fast PWM nennen. :)

Zum Würze kochen war also alles bereit. Also haben wir losgelegt.
Zuerst haben wir die ersten Liter der guten Pariser Rohrperle durch einen Aktivkohlefilter aus dem Hause Britta gejagt.
Ok, "gejagt" ist übertrieben. Wir haben das nach den ersten 3 Litern verworfen und das gewärmte Nass direkt in den Kocher gefüllt.

Die Temperatur von 50 Grad Celsius war dank Atom-Strom betriebenen Boiler direkt erreicht. Sprich, gleich rein mit dem Malz.

Ab hier hat unsere Arduino-"Automatik" übernommen… Das Rührwerk dröhnte vor sich hin während nach und nach die Temperaturstufen abgefahren wurden.

In der selben Zeit haben wir uns daran gemacht eine "Läuter-Apperatur" zu bauen.
Aufgrund der positiven Erfahrungen in diesem Forum sollte es eine Panzerschlauch-Version werden.
Also wurde kurzerhand ein Plastik-Gefäss mit eben jenem ausgerüstet.

Nach einem lecker Brauschmauss war es dann auch schon soweit: Abläutern war angesagt.

Im vollen Tatendrang haben wir die Würze in den Läuterbottisch gekippt und neues Wasser angesetzt.
Nachdem wir der Würze einige Minuten Zeit gegeben haben um sich zu setzen starteten wir den erste Versuch des Läuterns. Nach 500ml "Trüber-Brühe" versiegte der Würzestrom.



Mist, da war der Panzesrchlauch zugesetzt. Selbst rühren hat nicht geholfen. Scheinbar war im gekauften Malz zu viel "Mehl" drin. Also wurde kurzfristig entschieden den Plan zu ändern.

Mit Hilfe eines Bohrers wurde ein 2tes Plastikgefäss perforiert und als "Vorstufe" vom Panzerschlauch eingesetzt. Nach mehrmaligem Hin-und-Herkippen lief die Würze endlich "sauber" durch.

Das Gesamtwerk ging sofort zurück in den Kocher und wurde mit Hopfen versetzt und zum Kochen gebracht.
Nun, dazu gibt es nix spannendes zu sagen. Es blubberte vor sich hin während wir mit Hilfe eines Mini-Flammen-Werfer eine Kupferspirale zusammen gelötet haben.



Da als Brauort mein Wohnzimmer gewählt wurde mussten gefühlte 125m Gartenschlauch zwischen meiner Küche und dem Bad verlegt werden. Diese dienten, wie ihr euch denken könnt, zur Versorgung der Spirale.



Nach etwas Reinigung wurde sie in die kochende Würze gegeben und der Wasserhahn auf volle Leistung aufgedreht.
Auch hier gab es keine grossen Überraschungen. Es kühlte schnell runter.

Bei ca. 20 Grad Celsius entschieden wir uns ans Abseihen zu gehen.
Mehrere Versuche einen Whirlpool zu machen scheiterten an unserer Ungeduld. Wir wollten halt noch am selben Abend das erste "Blub" aus dem Gärröhrchen hören. So haben wir die Würze in einer Guerilla Aktion durch saubere Spültücher und Einkaufsbeutel aus Stoff gefiltert. "Gefiltert" ist schon fast zu schön für diesen martialischen Akt. Das Material welches wir nutzten war 1. Nicht lebensmittelecht und 2. nicht desinfiziert.

Nichts desto trotz haben wir unseren Gärbottich gefüllt bekommen und das ganze mit dem Hefeansatz gemischt.

Ab jetzt war warten angesagt.

1 Tag später meldete sich die Hefe mit dem ersten "Gluck" im Gärröhrchen.

Wir waren natürlich Stolz wie Bolle. Es werde Bier… oder irgendwas in der Richtung.

Aus Mangel eines Kellers stand der Gäreimer in meinem Wohnzimmer, und während die Hefe kräftig arbeitete schlug auch der Sommer zu. Die hohen Temperaturen machten uns sorgen.
Auch wenn ich gelesen habe das obergärige Hefe diese Temperaturen toleriert, habe ich beschlossen das Gefäss in einem Wasserbad in der Badewanne zu lagern.

Man(n) muss halt Prioritäten setzen. ;)

Unsere Angst etwas mit Bananen-Geschmack zu bekommen sind beim ersten Geruchs-Test verflogen.
Die Kohlensäure kribbelte lustig in der Nase und von Obst war nix zu schnüffeln.

Nach 6 Tagen war es vorbei mit Blubbern , also ging es ans Abfüllen.

Wir nutzten gereinigte Flaschen aus dem Discounter um die Ecke. Es gibt hier in Frankreich keinen Pfand und dadurch war es preiswerter Vollgut zu kaufen. Wir haben also jede Flasche leeren müssen.
Auch wenn es schlechtes Bier war, kein Tropfen wurde vergeudet.

Nur um es kurz zu machen: Wir war noch nie so oft betrunken…

Abgefüllt wurde mit einer kleinen Handpumpe. Etwas Zuckerlösung dazu und Kapsel drauf.

Nachdem es gute 3 Wochen bei Zimmertemperatur nachgereift ist ging es ans verkosten.

Es machte plopp… Welch ein gutes Zeichen.
Auch war nix von Essig und Bananen zu riechen.

Der erste schluck war ungewöhnlich,unsere Gaumen kannten ja bis jetzt nur filtrierten Getränke.
Es wurde aber schnell festgestellt wie gut unser Bier war und alle Franzosen waren, genau wie wir, begeistert.

Fazit:

1. Auch wenn nicht alles perfekt läuft kann was gutes raus kommen.
2. Es macht Freunde und Freude.

In diesem Sinne!!
Auf den nächsten Sud.

Thomas


[Editiert am 17.9.2012 um 23:09 von tomtom_paris]
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Dale
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 22:02  
Auf so kleinen Bildern kann ich nichts erkennen.. :D :D

(Mach die bitte mal kleiner, ist echt auch mit nem großen Monitor schon arg grenzwertig..)
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 22:03  
schon passiert ;)
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Dale
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 22:09  
Cooles Manöver und lustig beschrieben. Das Rührwerk und die Arduino-Bastelei sind natürlich der Hit. :)

Alles Gute und schön weiter berichten... ich nehme mal an, dass das nicht das letzte Bier war..

Grüße,
Dale.
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Sascho
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 22:11  
Hi Tomtom, herzlich willkommen im Forum.
schöner Bericht. Und das mitten in Paris... da wird man ein wenig neidisch. Das mit dem Tüfteln find ich spitze, der kleine Arduino ist einfach prädestiniert fürs Brauen.
Zeig den Franzosen mal ein ordentliches Bier ;)
Viele Grüße,

Sascho

Edit: Ähmm, woher habt ihr denn den coolen Rollstuhlmotor? Muss der nette Nachbar aus dem Erdgeschoss jetzt per Muskelkraft fahren?


[Editiert am 17.9.2012 um 22:13 von Sascho]



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"Beer does not make itself properly by itself. It takes an element of mystery and of things that no one can understand!"
Fritz Maytag, amerikanischer Braumeister
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Waconia
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 22:19  
Moin Thomas,

wie geil ist das denn, Ich halte mir gerade den Bauch vor lachen. :D

Eine absolut geniale Aktion, so wie ich das liebe. Super saubere Leistung.

Rollstuhlmotor, Arduino-"Automatik, Gartenschläuche quer durch die Wohnung, so herrlich verrückt. :thumbup:

Weiter so und Ihr versorgt Euer Viertel bald mit goilem Bier.


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Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen

ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.

Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 22:31  
Danke für die Blumen :)

Zum Thema Arduino: Ja, der ist super für sowas. Kostet fast nix und macht was er soll. Für das nächste Bier arbeiten wir ( mein deutscher Kumpel und ich ) schon ein einer Art Bierduino. Als Sensor nutze ich einen digitalen SMT160-30 von Smartec. Der kostet zwar ein paar Euro, aber ausser 3 Lötpunkten ist da nix zu machen. Ein PT100 braucht viel mehr Schaltungsgedrösel. Zum Steuern der Heizung planen wir Relaiskontakte oder wie gehabt funksteckdosen.

Der Rolli-Motor sollte eigendlich mal in einem DIY-Segway benutzt werden, hat sich aber aus Zeitmangel nicht ergeben.
Wie gesagt, eigendlich ist der viel zu kräftig/schnell. Bis jetzt drehte der mit 60 U/min.
Der wird beim nächsten Brauen aber per PWM runter geregelt werden .

Es wurde also kein Rollstuhl geplündert und meine Nachbarn sind noch mobil ;)

PS: Paris ist nicht so toll ;) Nur als Tourist kann man die Stadt geniessen, sobald man hier lebt sieht man das wirkliche Leben erst.
Und das hat nicht nur was mit Bier zu tun.

Thomas
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gschwar
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 22:55  
Hallo Thomas,

das sieht ja echt klasse aus und ein herzliches willkommen in diesem Forum. Ein klasse Braubericht!

Ich war im letzten Jahr das erste mal seit 16 Jahren mal wider in Paris und zwar auf dem "Fest der Weinlese" am Montmartre.

Dort waren auch ich glaube 2 kleine Brauereien. bei der einen Brauerei hab ich 2 Flaschen gekauft und gemerkt, das es ungefiltertes Bier ist. Fand das dunkle Bier (ich bin irgendwie auf dunkle Biere gepolt) richtig gut. Habe mir aber nicht Wirklich Notizen zum Geschmack gemacht. Ich habe dann die restliche Hefe, welche noch in der Flasche war gestrippt, und davon ein leckeres Dunkeles Bier gebraut.

In diesem Jahr bin ich auch wider auf diesem Event, und freue mich schon auf dieses leckere Bier und die anderen Leckereien, welche man dort bekommt ( es soll auch Wein geben :) ). Leider hab ich den Link zur Brauerei nicht mehr parat ;(

Ich freue mich schon auf Paris.

LG in die Französische Hautstadt

Guido


[Editiert am 17.9.2012 um 22:57 von gschwar]



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You all laugh because I am different. I laugh because you are all the same ...
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red_folder.gif erstellt am: 17.9.2012 um 23:16  
Hallo Guido,

ich war bis jetzt noch nicht auf diesem Fest. Auch dieses Jahr werde ich nicht dort sein. In der Zeit bin ich mit dem Fahrrad in Südfrankreich unterwegs.
Waren das Brauereien aus der Umgebung von Paris ? Es gibt hier nicht so viele.

Wenn ich an Pigalle und Strippen denke, würde mir als letztes die Hefe in den Sinn kommen ;)

Ich wünsch dir eine nette Zeit hier in Paris!!!

Thomas


[Editiert am 17.9.2012 um 23:41 von tomtom_paris]
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