Bonjour a tous !!!
Zuerst: Entschuldigung für das schlechte Deutsch, man verlernt es so
schnell im Ausland....
Seit einigen Monaten lese ich schon in diesem Forum. Ich möchte mich und
unser Braukunstwerk endlich mal vorstellen.
Du wirst dich jetzt sicherlich fragen warum der Thread "Bier aus Paris" und
mein Nickname tomtom_paris ist.
Eigentlich ganz einfach, ich bin deutscher und vor 3 Jahren in der
französischen Hauptstadt gestrandet.
Es gibt so viele Sachen die man über diese Stadt und seine Bewohner sagt:
"Stadt der Liebe", "Stadt des Lichts","Baguettefresser und Weintrinker".
Nicht alle dieser Sprüche stimmen, aber ich kann sagen das "Weintrinker"
sehr wohl stimmt.
Geht man in dieser Stadt aus bekommt man, sobald man ein Bier bestellt,
meist ein Heineken oder eine "Bierspezialität" aus dem Hause Kronenbourg
serviert. Viele Biere hier sind einfach nur "schwach" und den Hopfen kann
man nur erahnen.
Für mich als "Bastler" war also nur eine Alternative angesagt: Selber
machen!!!!
Mit Hilfe von einem Deutschem und einer Französin habe ich also Bier
gemacht.
Hier eine kleine Dokumentation über meinen/unseren ERSTEN und ERFOLGREICHEN
Versuch aus Getreide Bier zu machen.
Zuerst eine kleine Beschreibung des Brauorts:
Ich wohne in einer 40m2 Wohnung im Herzen von Paris ( Luxus ), wovon die
hälfte auf meine Bastelstube entfällt. Wundert euch also nicht über das
(scheinbare) Chaos auf den Bildern
Die Geruchsbelästigung beim Brauen hat im Wohnblock für Heiterkeit und
Ungläubigkeit gesorgt: "Wie jetzt ??? Du machst Bier ? " - Viele Franzosen
in meiner Nachbarschaft scheinen da eher an Magie oder die Chemische
Industrie zu denken.
Bedingt durch diese Lage lässt sich natürlich keine
Edelstahl-Hobby-Brauerei aufbauen.
Wir haben also auf das zurückgegriffen was wir hatten.
Durch dieses Forum habe ich gelernt das man Bier kochen muss… also war das
erste Ziel einen geeigneten Kocher zu finden. Unsere Wahl viel auf einen
Einkochtopf. Amazon Frankreich, Ebay Frankreich waren nicht wirklich
nützlich. Selbst der preiswerteste Kochtopf kostet in Frankreich das
doppelte im Vergleich zu Deutschland. Dank Globalisierung haben wir über
Amazon Deutschland also einen Einkocher mit 2 Kilowatt Heizleistung
erstanden.
Aufgrund der Berichte hier haben wir das Gerät erst mal mit einer Isolation
versehen.
Kostenpunkt: 3 Euro
Über die Farbwahl der missbrauchen Yoga-Matte kann man streiten. Zum Glück
hatte die Farbe keinen Einfluss auf den Brauprozess.
Gut,das erste Problem war also gelöst.
Da ich als Ingenieur aber natürlich daran interesiert bin Abläufe zu
automatisieren habe ich in meinem Material-Fundus gewühlt und habe folgende
Lösungen gefunden um das Erstbrauen so einfach wie möglich zu machen:
- Rührwerk: Als Antrieb diente ein Rollstuhl-Motor mit 24V/250W. Gut das
ist mit Kanonen auf Spatzen geschossen, aber er war vorhanden. Also schnell
ein T aus Kupfer dran getüdelt , fertig war das Rührwerk.
- Temperatur-Regler: Da ich mich ( berufsbedingt ) sehr gut mit Arduino und
Co. auskenne wurde schnell ein digitaler Temperatur-Sensor gebaut, welcher
die Heizung über Funksteckdosen an/abschaltet. Man könnte es schon fast PWM
nennen.
Zum Würze kochen war also alles bereit. Also haben wir losgelegt.
Zuerst haben wir die ersten Liter der guten Pariser Rohrperle durch einen
Aktivkohlefilter aus dem Hause Britta gejagt.
Ok, "gejagt" ist übertrieben. Wir haben das nach den ersten 3 Litern
verworfen und das gewärmte Nass direkt in den Kocher gefüllt.
Die Temperatur von 50 Grad Celsius war dank Atom-Strom betriebenen Boiler
direkt erreicht. Sprich, gleich rein mit dem Malz.
Ab hier hat unsere Arduino-"Automatik" übernommen… Das Rührwerk dröhnte vor
sich hin während nach und nach die Temperaturstufen abgefahren wurden.
In der selben Zeit haben wir uns daran gemacht eine "Läuter-Apperatur" zu
bauen.
Aufgrund der positiven Erfahrungen in diesem Forum sollte es eine
Panzerschlauch-Version werden.
Also wurde kurzerhand ein Plastik-Gefäss mit eben jenem ausgerüstet.
Nach einem lecker Brauschmauss war es dann auch schon soweit: Abläutern war
angesagt.
Im vollen Tatendrang haben wir die Würze in den Läuterbottisch gekippt und
neues Wasser angesetzt.
Nachdem wir der Würze einige Minuten Zeit gegeben haben um sich zu setzen
starteten wir den erste Versuch des Läuterns. Nach 500ml "Trüber-Brühe"
versiegte der Würzestrom.
Mist, da war der Panzesrchlauch zugesetzt. Selbst rühren hat nicht
geholfen. Scheinbar war im gekauften Malz zu viel "Mehl" drin. Also wurde
kurzfristig entschieden den Plan zu ändern.
Mit Hilfe eines Bohrers wurde ein 2tes Plastikgefäss perforiert und als
"Vorstufe" vom Panzerschlauch eingesetzt. Nach mehrmaligem
Hin-und-Herkippen lief die Würze endlich "sauber" durch.
Das Gesamtwerk ging sofort zurück in den Kocher und wurde mit Hopfen
versetzt und zum Kochen gebracht.
Nun, dazu gibt es nix spannendes zu sagen. Es blubberte vor sich hin
während wir mit Hilfe eines Mini-Flammen-Werfer eine Kupferspirale zusammen
gelötet haben.
Da als Brauort mein Wohnzimmer gewählt wurde mussten gefühlte 125m
Gartenschlauch zwischen meiner Küche und dem Bad verlegt werden. Diese
dienten, wie ihr euch denken könnt, zur Versorgung der Spirale.
Nach etwas Reinigung wurde sie in die kochende Würze gegeben und der
Wasserhahn auf volle Leistung aufgedreht.
Auch hier gab es keine grossen Überraschungen. Es kühlte schnell runter.
Bei ca. 20 Grad Celsius entschieden wir uns ans Abseihen zu gehen.
Mehrere Versuche einen Whirlpool zu machen scheiterten an unserer Ungeduld.
Wir wollten halt noch am selben Abend das erste "Blub" aus dem Gärröhrchen
hören. So haben wir die Würze in einer Guerilla Aktion durch saubere
Spültücher und Einkaufsbeutel aus Stoff gefiltert. "Gefiltert" ist schon
fast zu schön für diesen martialischen Akt. Das Material welches wir
nutzten war 1. Nicht lebensmittelecht und 2. nicht desinfiziert.
Nichts desto trotz haben wir unseren Gärbottich gefüllt bekommen und das
ganze mit dem Hefeansatz gemischt.
Ab jetzt war warten angesagt.
1 Tag später meldete sich die Hefe mit dem ersten "Gluck" im
Gärröhrchen.
Wir waren natürlich Stolz wie Bolle. Es werde Bier… oder irgendwas in der
Richtung.
Aus Mangel eines Kellers stand der Gäreimer in meinem Wohnzimmer, und
während die Hefe kräftig arbeitete schlug auch der Sommer zu. Die hohen
Temperaturen machten uns sorgen.
Auch wenn ich gelesen habe das obergärige Hefe diese Temperaturen
toleriert, habe ich beschlossen das Gefäss in einem Wasserbad in der
Badewanne zu lagern.
Man(n) muss halt Prioritäten setzen.
Unsere Angst etwas mit Bananen-Geschmack zu bekommen sind beim ersten
Geruchs-Test verflogen.
Die Kohlensäure kribbelte lustig in der Nase und von Obst war nix zu
schnüffeln.
Nach 6 Tagen war es vorbei mit Blubbern , also ging es ans Abfüllen.
Wir nutzten gereinigte Flaschen aus dem Discounter um die Ecke. Es gibt
hier in Frankreich keinen Pfand und dadurch war es preiswerter Vollgut zu
kaufen. Wir haben also jede Flasche leeren müssen.
Auch wenn es schlechtes Bier war, kein Tropfen wurde vergeudet.
Nur um es kurz zu machen: Wir war noch nie so oft betrunken…
Abgefüllt wurde mit einer kleinen Handpumpe. Etwas Zuckerlösung dazu und
Kapsel drauf.
Nachdem es gute 3 Wochen bei Zimmertemperatur nachgereift ist ging es ans
verkosten.
Es machte plopp… Welch ein gutes Zeichen.
Auch war nix von Essig und Bananen zu riechen.
Der erste schluck war ungewöhnlich,unsere Gaumen kannten ja bis jetzt nur
filtrierten Getränke.
Es wurde aber schnell festgestellt wie gut unser Bier war und alle
Franzosen waren, genau wie wir, begeistert.
Fazit:
1. Auch wenn nicht alles perfekt läuft kann was gutes raus kommen.
2. Es macht Freunde und Freude.
In diesem Sinne!!
Auf den nächsten Sud.
Thomas
[Editiert am 17.9.2012 um 23:09 von tomtom_paris]