Hallo, zusammen,
endlich, endlich habe ich das Geld, um mir einen kleinen Luxus zu leisten:
ein Digitalrefraktometer von Hanna!
Ok, die nachlassende Sehkraft und das ständige Gehampel doch keine wirklich
klare Trennlinie zu haben sowie die Tatsache, dass sich die Nulllinie eines
meiner Refraktometer auch stets verstellt (war früher nicht so, altern die
vielleicht?), haben mit dazu beigetragen, mir solch ein Teil zuzulegen.
Das Genialste daran: es misst – bis zu einem gewissen Grad – auch trübe
Lösungen sowie pechschwatte Biere (Stout, Schwarzbiere etc.).
Das heißt: stets klare Brixwerte! Ich bin restlos begeistert. Ich habe mal
ein paar Vergleichsmessungen mit Spindel und Refraktometer durchgeführt.
Dass auch trübe Lösungen vermessen werden können liegt daran, dass da eine
LED mit einer definierten Wellenlänge eingebaut ist.
So sieht das Teil aus:
Es ist das Modell HI 96811 mit einem Messbereich von 0 - 50% Brix
Saccharose.
Im Bereich von 0 - 40°C besitzt es eine automatische Temperaturkorrektur
(ATC).
Gleichzeitige Temperaturanzeige auf 0.1° C genau
Genauigkeit % Brix: +/- 0,2
Genauigkeit Temp. +/- 0,3° C
Anzeigengenauflösung: jeweils 0.1
Genauere Daten kann, wer will,
hier einsehen.
Da ich keine Biere mag und brauen möchte, die in Richtung „Sink the
Bismarck“ gehen, reicht mir ein Brixbereich von 0 – 50% (es gibt welche,
die bis 85% gehen, die sind nochmal 13 Euro netto teurer).
Das Teilchen habe ich für 178,44 Euro bei
PCE Instruments gekauft. Guter Laden,
schnell in der Abwicklung, ich hatte das Gerät nach 4 Tagen im Hause.
Wenn Ihr Euch für solch ein Teil entscheidet, dann achtet darauf, dass Ihr
eines kauft, dass
Saccharose misst! Es gibt nämlich diverse Modelle
für verschiedene Zuckerarten (Glucose, Fructose, Invertzucker).
Praxistest
a) Kalibration mit destilliertem Wasser.
b) Messung Leitungswasser: 0.0% Brix
c) Messung einer 10,0 %-igen Saccharoselösung: 10,0% Brix [korrigiert]*
d) trüber Apfelsaft: 14,4° Brix
e) trübes Oettinger Grapefruitweizen: 7,6% Brix = 6,1° P
f) pottschwattet Guinness: 4,9% Brix = 3° P
*Das hat mir keine Ruhe gelassen, daher habe ich nochmal eine 10,0 %-ige
Lösung angesetzt. Habe eine Fluse übersehen, die da auf der Feinwaage lag.
DAS Ergebnis gefällt mir schon besser
Bier mit Kohlensäure: schwankende Messung. Blasen auf der Oberfläche der
Messmulde machen nichts aus, aber wenn die Kohlensäurebläschen direkt auf
dem Glasmessfenster sitzen, ist eine Messung nicht möglich. Also, man muss
vorher entgasen oder warten, bis die Anzeige stabil ist.
EDIT:
Ich gehe bei den Messungen so vor:
Grundvoraussetzung der zu vermessenden Probe:
Es sollten keine groben Partikel vorhanden sein, notfalls grob mit einem
Teesieb o.ä. die Partikel herausfischen. Ist die Trübung gleichmäßig,
können auch sehr trübe Proben vermessen werden
- Gerät im Dest. Wasser kalibrieren
- Probenmulde gut befüllen, zu etwa 2/3
- Bei kohlensäurehaltigen Proben solange warten (ca. ½ Min.), bis sich die
Bläschen vom Boden gelöst haben und nach oben gestiegen sind. In dieser
Zeit hat auch die Temperaturkompensation ihre Arbeit verrichtet und die
Probe ist „akklimatisiert“. Optimalerweise die Bläschen an der Oberfläche
mit einer Pipette oder einem Zahnstocher zerstören
- Dann den Messknopf drücken, dann 15 s warten, Messung wiederholen. Ich
mache das 5 mal und nehme den Mittelwert der angezeigten Brixwerte.
Üblicherweise gibt es aber keine großen Schwankungen bzw. starke Abfälle
der Werte (es sei denn, es wurde zuwenig Probe eingefüllt, dann kommt es zu
Abdampfungseffekten (Wasser oder bei Jungbier vor allem Alkohol, was die
Messwerte verfälscht bzw. zu starken Schwankungen und steter Abreicherung
führt).
Damit erhalte ich konstante und richtige Messwerte, dessen Bestätigung sich
auch später bei der Karbonisierungsberechnung zeigt, indem genau die
Bereiche getroffen werden, die ich vorher berechnet habe (was sich später
dann am dem entsprechend korrelierenden Druck des Kontrollmanometers auf
einer Testflasche zeigt)
Fazit: So einfach war Extraktmessen noch nie! Wer die 178 Euronen
nicht scheut und vielleicht Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk
zusammenlegt, der bekommt für dieses Geld ein Topgerät, bei dem man extrem
schnell und sehr gut lesbar alle Arten von Bieren messen kann.
Der wirkliche Clou: Man kann trübe Biere bzw. Lösungen innerhalb von 2
Sekunden vermessen.
Bei heißer Würze empfiehlt es sich – trotz ATC – doch vorher ein wenig
abzukühlen, damit die Wasserverdunstung nicht zu hohe Werte vortäuscht.
Obwohl das ja eigentlich von oben her abdunstet und die Messung am Boden
stattfindet. Aber ich würd's immer abkühlen, allein schon, um das teure
Gerät nicht zu zerstören.
Beste Grüße vom restlos begeisterten
Michael
[Editiert am 17.10.2013 um 10:44 von tauroplu]
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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag