Eigentlich wollte ich mal wieder ein ganz "normales" homebrew trinken, aber
dann sprang mir das Kriek irgendwie in die Hände.
Es kommt in einer kleinen grünen Sektflasche mit ungewöhnlichen 375 ml
Inhalt, schönem Naturkorkstopfen, dem man noch einen Kronkorken darüber
verpasst hat und mit 5 Vol.-% Alk. daher. Zutaten: Weizenrohfrucht: 35%,
Gerstenmalz: 35 % und Hopfen (Angaben von der homepage). Irgendwann im
Laufe des über mehrere Jahre dauernden spontanen Gärprozesses kommen dann
die Sauerkirschen dazu. Der Sud wird dann in Holzfässern gelagert. Wer sich
genauer über diesen Biertyp informieren will, dem lege ich die sehr
interessante und extrem offenherzige
Webseite von
Cantillon ans Herz.
Aussehen: Beim Einschänken entwickelt sich zunächst ein
pinkfarbener, voluminöser Schaum, der sich aber relativ schnell legt.
Interessanterweise verbleibt - auch nach längerem Stehen - immer eine dünne
aber stets geschlossene Schaumdecke auf dem Bier. Das Bier selber besitzt
eine herrlich rötliche Farbe und ist leicht trübe.
Geruch: Gleich zu Beginn steigen einem milchsäuerlich-frische Aromen
in die Nase. Kurz darauf ein mir bekannter Geruch, auch wenn der schon
lange zurückliegt: Berliner Weiße, eindeutig! Na, dann werden da wohl bei
den wilden Hefen ein gut Teil Bretannomyces bei der spontanen und offenen
Gärung im Spiel gewesen sein. Es folgt dann ein Geruch, tja, wie soll ich
den am besten beschreiben...der erste Gedanke: Pferdeschweiß oder
Pferdesattel oder beides, schwer zu sagen. Ich konnt' nicht anders, aber
ich habe mir spontan vorgestellt, dass man da einen Sack Sauerkirschen
unter einen Pferdesattel gepackt hat und dann ein paar Runden durch die
Altstadt von Brüssel getrabt ist. Aber ich schweife ab, nein, der Geruch
kommt vom Hopfen und zwar von einem 3 Jahre gealterten Hopfen!
Grundgütiger, wer denkt sich denn sowas aus???
Geschmack: Zunächst verbreitet sich eine prickelnde Säure auf der
Zunge, dann entfalten sich ganz herrlich fruchtig-frische (geht das
überhaupt) und ungemein aromatische Sauerkirschnoten am Gaumen. DAS hat
was! Aber das hält leider nicht lange an, denn es folgt nach einer kleinen
Weile eine für mich unangenehme harte und etwas breite Bittere, die ich
eher der Holzfasslagerung zuschreiben würde als dem Hopfen (was soll da
nach 3 langen Jahren denn noch an Bitterstoffen drin sein...).
Die Zunge hat eine ganze Zeit mit den sehr vielschichtigen und komplexen
Aromen zu tun, bevor man sich an den nächsten Schluck wagen kann. Der hat
mich dann aber schon eine kleine Überwindung gekostet. Zu meiner
Überraschung ist das Bier furztrocken! Das hätte ich nicht erwartet.
Fazit: Ein unglaublich kompliziertes und komplexes Gebräu, das so
gar nicht mein Fall ist. Da gestehe ich ein: ich bin ein Weichei, dat is
nix für mich. Wenn man dem B Ich möchte das Bier auf keinen Fall schlecht
reden, denn eine solche Vielschichtigkeit muss man erst mal hinbekommen!
Trotz dieser sehr interessanten Erfahrung brauche ich das aber nicht nicht
noch mal. Wenn man dem Bier eine gewisse Restüße verpasst hätte, wäre es
vermutlich deutlich gefälliger gewesen, aber dann wäre es wohl kein Lambic
mehr.
Sorry, dass der Bericht etwas länglich geworden ist, aber das Bier ist
wirklcih nicht mit ein paar Sätzen zu beschreiben.
Beste Grüße
Michael
[Editiert am 17.11.2012 um 01:58 von tauroplu]
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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag