Sodele, Ihr Lieben,
heute war es endlich soweit und das Bier der Biere stand zur Verkostung an.
Obwohl dem ein unglaublicher Ruf vorauseilt, will ich versuchen, so neutral
wie möglich da ran zu gehen.
Der Alk.-gehalt liegt bei stolzen 10,2 Vol.-%.
Aussehen: Das nicht filtrierte Bier ergießt sich viskos und mit
geheimnisvoller, schöner dunkler Farbe ins Glas. Der Schaum ist recht
mächtig, reduziert sich aber mit der Zeit auf ein ausgewogenes
Schaumhutmaß. Mit der Zeit ist die Innenseite des Glases mit wunderschönen
„Brüsseler Spitzen“ fein ziseliert belegt.
Geruch: Uff…ächz…wie soll ich DAS nur beschreiben? Eine Armada
schier unglaublicher, komplex-strukturierter Malzbombetten, umwabert von
süßlich-alkoholischen Spiralnebeln suchen sich ein wohliges Plätzchen an
den Riechzellen der Nase. Im Hintergrund bilden typische
Trappistenhefeester ihre unnachahmliche Rolle. Nach einer kleinen Weile
erreichen Geruchskompositionen das Hirn, die an in Sherry eingelegte
Pflaumen erinnern, die mit einer Handvoll satt vollgesogener Rosinen
gespickt sind.
Gekrönt wird die eigentlich nicht mehr zu toppende, geradezu
galaktisch-monströse Aromensinfonie mit einem Hauch von Calvadoswolken. Ich
stoße an meine olfaktorischen Grenzen, ehrlich. Diese absolut perfekt
konstruierte Geruchsarchitektur überfordert die Sinne! Sie sind relativ
schnell (positiv) benebelt…
Geschmack: Nachdem ja die Nase noch einiges abzuarbeiten hat, soll
die Zunge und der Gaumen nicht zu kurz kommen. Der erste Eindruck ist, dass
eine vehemente Restsüße Raum greift, diese wird aber nach einer kleinen
Weile von herb-würzigen Hopfennoten gezügelt, geben dem Ganzen ein solides
und stabiles Rückgrat. Dadurch ergibt sich ein ausgeglichenenes,
malzig-süßlich-herbes und gleichzeitig seidiges aber extrem vollmundiges
Aromengebäude, ach was sage ich, eine ganze Aromensäulenhalle!
Der Nachhall ist schier unglaublich und nicht enden wollend, unfassbar!
Selbst mehr als eine halbe Stunde nach dem letzten Schluck sind immer noch
Hopfenbitteraromen im Mundrachenraum zu spüren. Aber Obacht, Freunde, der
Schwindelfaktor der 10,2 Vol.-% Alkohol ist beachtlich, da er in diesem
Biermonument so gut wie nicht zu schmecken ist. Aber er fordert seinen
Tribut!
Fazit: Diese Bier ist Weltklasse! Unübertroffen perfekt komponiert
und gar nicht ausgewogen, eher im Gegenteil. Aber das
soll so sein,
das
muss so sein. Alles, was ich vorher von diesem Bier gehört oder
gelesen habe ist nicht übertrieben. Dass dieses Bier jährlich die
vordersten Plätze belegt und allenthalben über den Klee gelobt wird ist
meines Erachtens zutreffend, und ich kann es voll und ganz
nachvollziehen.
Liebe Bierliebende: JEDER Hobbybrauer sollte wenigstens einmal im Leben
dieses Bier verkosten dürfen, echt wahr und nicht übertrieben.
Dass mir dies möglich war, verdanke ich dem Stefan (Boludo): Vielen Dank,
mein Lieber, ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Das war DAS Bier-Erlebnis
dieses Jahres. Du sagtest mir im Vorfeld: bei all den Vorschusslorbeeren
ist nicht zu vergessen, dass es nur ein Bier ist. Jahaaaa, von wegen und
WAS für ein Bier!
Um es mal kurz und bündig auszudrücken: Erst:
und dann:
In diesem Sinne Gute Nacht und beste Grüße von einem schwer beseelten
Michael
[Editiert am 23.11.2012 um 06:52 von tauroplu]
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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag