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Autor: Betreff: Westvleteren 12, Episode 3 der Trilogie
Administrator
Posting Freak

tauroplu
Beiträge: 10493
Registriert: 23.10.2005
Status: Online
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 23.11.2012 um 00:24  
Sodele, Ihr Lieben,

heute war es endlich soweit und das Bier der Biere stand zur Verkostung an. Obwohl dem ein unglaublicher Ruf vorauseilt, will ich versuchen, so neutral wie möglich da ran zu gehen.
Der Alk.-gehalt liegt bei stolzen 10,2 Vol.-%.

Aussehen: Das nicht filtrierte Bier ergießt sich viskos und mit geheimnisvoller, schöner dunkler Farbe ins Glas. Der Schaum ist recht mächtig, reduziert sich aber mit der Zeit auf ein ausgewogenes Schaumhutmaß. Mit der Zeit ist die Innenseite des Glases mit wunderschönen „Brüsseler Spitzen“ fein ziseliert belegt.

Geruch: Uff…ächz…wie soll ich DAS nur beschreiben? Eine Armada schier unglaublicher, komplex-strukturierter Malzbombetten, umwabert von süßlich-alkoholischen Spiralnebeln suchen sich ein wohliges Plätzchen an den Riechzellen der Nase. Im Hintergrund bilden typische Trappistenhefeester ihre unnachahmliche Rolle. Nach einer kleinen Weile erreichen Geruchskompositionen das Hirn, die an in Sherry eingelegte Pflaumen erinnern, die mit einer Handvoll satt vollgesogener Rosinen gespickt sind.
Gekrönt wird die eigentlich nicht mehr zu toppende, geradezu galaktisch-monströse Aromensinfonie mit einem Hauch von Calvadoswolken. Ich stoße an meine olfaktorischen Grenzen, ehrlich. Diese absolut perfekt konstruierte Geruchsarchitektur überfordert die Sinne! Sie sind relativ schnell (positiv) benebelt…

Geschmack: Nachdem ja die Nase noch einiges abzuarbeiten hat, soll die Zunge und der Gaumen nicht zu kurz kommen. Der erste Eindruck ist, dass eine vehemente Restsüße Raum greift, diese wird aber nach einer kleinen Weile von herb-würzigen Hopfennoten gezügelt, geben dem Ganzen ein solides und stabiles Rückgrat. Dadurch ergibt sich ein ausgeglichenenes, malzig-süßlich-herbes und gleichzeitig seidiges aber extrem vollmundiges Aromengebäude, ach was sage ich, eine ganze Aromensäulenhalle!
Der Nachhall ist schier unglaublich und nicht enden wollend, unfassbar! Selbst mehr als eine halbe Stunde nach dem letzten Schluck sind immer noch Hopfenbitteraromen im Mundrachenraum zu spüren. Aber Obacht, Freunde, der Schwindelfaktor der 10,2 Vol.-% Alkohol ist beachtlich, da er in diesem Biermonument so gut wie nicht zu schmecken ist. Aber er fordert seinen Tribut!

Fazit: Diese Bier ist Weltklasse! Unübertroffen perfekt komponiert und gar nicht ausgewogen, eher im Gegenteil. Aber das soll so sein, das muss so sein. Alles, was ich vorher von diesem Bier gehört oder gelesen habe ist nicht übertrieben. Dass dieses Bier jährlich die vordersten Plätze belegt und allenthalben über den Klee gelobt wird ist meines Erachtens zutreffend, und ich kann es voll und ganz nachvollziehen.
Liebe Bierliebende: JEDER Hobbybrauer sollte wenigstens einmal im Leben dieses Bier verkosten dürfen, echt wahr und nicht übertrieben.
Dass mir dies möglich war, verdanke ich dem Stefan (Boludo): Vielen Dank, mein Lieber, ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Das war DAS Bier-Erlebnis dieses Jahres. Du sagtest mir im Vorfeld: bei all den Vorschusslorbeeren ist nicht zu vergessen, dass es nur ein Bier ist. Jahaaaa, von wegen und WAS für ein Bier!

Um es mal kurz und bündig auszudrücken: Erst: und dann:





In diesem Sinne Gute Nacht und beste Grüße von einem schwer beseelten
Michael


[Editiert am 23.11.2012 um 06:52 von tauroplu]



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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Hagen
Beiträge: 3929
Registriert: 10.9.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 23.11.2012 um 00:36  
Micha, ich liebe deine Bierverkostungsberichte! :pray:


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Besten Gruß

Hagen
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Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
Profil anzeigen E-mail senden Antwort 1
Senior Member
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FrankH
Beiträge: 319
Registriert: 28.11.2009
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 23.11.2012 um 00:39  
Hallo Michael,
ein Lob an deine Beschreibung.
Ich bewundere immer Menschen die ihre Sinneseindrücke so lebendig beschreiben können,
bei mir gibt's nur schmeckt oder schmeckt nicht, alle Achtung!

Gruß Frank
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gulp
Beiträge: 3937
Registriert: 20.7.2009
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 23.11.2012 um 01:20  
Jessersna, mir hängt die Zunge auf Halbmast. Respekt, was für eine Kritik! Leider kenne ich das Bier noch nicht, aber spätestens jetzt weiß ich was zu tun ist. Kann das Doppelsticke wenigstens halbwegs mithalten?

Gruß
Peter, bei einem hellen Engel Bock.
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 3
Administrator
Posting Freak

tauroplu
Beiträge: 10493
Registriert: 23.10.2005
Status: Online
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 23.11.2012 um 07:04  
Moin, Leute,

Danke für die Blumen, aber ich versuche nur das in Worte zu fassen, was ich empfinde (was bei diesem Bier echt schwierig war, das könnt Ihr mir glauben). Bei all dem aber bitte nicht vergessen: das ist alles höchstgradig subjektiv, was ich hier absondere. Mein Ziel ist lediglich, ein paar Informationen zu den Bieren zu geben, damit man eine ungefähre Ahnung von dem bekommt, was einen erwartet.
@Peter: Das Doppelsticke ist nach wie vor ebenfalls Spitzenklasse, aber als ich Unwissender damals sagte: Mehr Aroma geht nicht, lag ich voll daneben.

Gruß
Michael


[Editiert am 1.11.2015 um 19:18 von tauroplu]



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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
Profil anzeigen E-mail senden Homepage besuchen Antwort 4
Moderator
Posting Freak

Boludo
Beiträge: 9432
Registriert: 12.11.2008
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 23.11.2012 um 07:40  
Interessant find ich auch den riesen Sprung vom 8er zum 12er, echt erstaunlich.
Und wenn man dann noch mitbekommt, dass das 12er nur mit hellen Malzen gebraut wird und die Farbe und ein Großteil der Aromen durch Zuckergabe erfolgen, dann wundert es einen nur noch mehr.
Glaub ich muss mir doch mal das da besorgen.

Stefan
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Posting Freak
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aegir
Beiträge: 2153
Registriert: 8.2.2011
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 23.11.2012 um 08:39  
Wieviel °P müsste/sollte man denn mit diesem Candysyrup zugeben? Vergärt der zu 100%?

Gruß Hotte
Profil anzeigen Antwort 6
       

 
  
 

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