So jetzt ist's passiert!
Letzten Samstag habe ich den "
Rulaman-Trunk" gebraut. Warum ich es
nicht unbedingt "Bier" nenne, sage ich unten.
Nach einigen Recherchen habe ich von den Museumspädagogen zwei
wissenschaftliche Abhandlungen über einen vermutlichen Malzdarrofen
bekommen. Es wird davon ausgegangen, dass die Kelten bereits vor 3000
Jahren wussten, wie Malz hergestellt wurde. Diese Vermutung stützt sich auf
der Tatsache, dass im besagten Ofen eine grosse Anzahl von schon gekeimten
Gerstenkörnern in ungewöhnlicher Reinheit gefunden wurde.
Der Ofen soll so eine Art Graben gewesen sein, in welchen von der einen
Seite aus Rauch eingeleitet werden konnte, um das "Grünmalz" zu darren.
Dieser Rauch und auch die Tatsache, dass vermutlich zu dieser Zeit nicht
unbedingt von aussen heizbare Kessel zur Verfügung standen, haben mich auch
eine Verfahrensidee zum Herstellen/Nachvollziehen des Brauvorgangs
gebracht.
Ich heize die Maische mit zuvor im offenen Feuer erwärmten Steinen. Das
warf die Fragen auf, welche Steine überhaupt feuerfest sind und auch bei
extremen Temperaturschwankungen nicht platzen. Die Auswahl fiel auf Granit.
Als Feuerholz wählte ich Buche.
So sah mein Feuer mit den aufzuwärmenden Steinen aus. Glücklicherweise kam
mir noch die Idee, die Steine an einen Edelstahldraht zu hängen, da sie ja
einerseits ziemlich schwer und andererseits ziemlich heiss werden.
Mit diesen Steinen habe ich also den Maischvorgang „gestaltet“. Habe zuvor
auf 55 Grad aufgeheizt und dann immer wieder heisse Steine reingehängt, bis
ich dann bei ca. 68 Grad Jodnormalität (gab’s damals bestimmt noch
nicht!?!) erreicht hatte.
Hier ein Stein neben meinem Kessel. Bei den Bildern beim Eintauchen der
Steine in die Maische sieht man verständlicherweise nur Dampf. Das könnt
ihr euch ja vorstellen wie das aussieht, also kein Bild.
Das Aufheizen bis zum Abläutern, Läutern und Kochen habe ich dann mit
meiner „konventionellen“ Technik erledigt. Ich wollte ja mal fertig
werden.
Gewürzt habe ich mit Bitterhopfen, Löwenzahn, Wacholderzweigen,
Zitronenmelisse und einen ganz kleinen Hauch von Liebstöckel. Zusammen mit
dem (m.E. relativ schwach ausgeprägtem Raucharoma obwohl wahrscheinlich
doch einiges an Asche in den Sud gekommen ist) dürfte jetzt auch klar sein,
warum es micht unbedingt Bier heissen sollte.
Gären tut es gerade mit einer Weizenbierhefe, die ich halt so gerade hatte.
Heute Nachmittag werde ich abfüllen. Verkostet wird am 25. September im
Rahmen des Museumsfestes hier am Ort. Dort werde ich die Prozedur noch
einmal Live vor Publikum durchführen. Unser lokaler Biobäcker wird dann
auch über dem Feuer Fladenbrot backen. Mal sehen wie wir die Stadt
vollbekommen? Wahrscheinlich leichter mit Rauch als mit Besuchern. ;-)
[Editiert am 1/9/2005 von gnadle]
____________________
Gnadle
"Beer is living proof that God loves us and wants us to be happy."
(Benjamin Franklin)