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Autor: Betreff: Kältetrub
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Beiträge: 22
Registriert: 30.7.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 10.8.2005 um 18:24  
Hallo zusammen,

ich habe gestern mein Obergäriges, nachdem es sich während der Nachgärung bei Zimmertemperatur schön geklärt hatte (fast glasklar), zwecks Lagerung in den Kühlschrank (bei 7°C) gestellt. Ich habe, wie vor einiger Zeit (bei einem anderen Sud) schon einmal beobachtet, festgestellt dass sich das Bier wieder eingetrübt hat. Hab mich schon ziemlich darüber geärgert und im Internet nachgeforscht.

Dieser so geannte Kältetrub entsteht, wenn beim Abkühlen auf unter 10°C Polyphenole mit Proteinen reagieren. In gewerblichen Brauereien, die ein klares Bier wünschen wird dieser Prozess vermieden, indem einer dieser beiden Stoffe (Polyphenole oder Proteine) entfernt wird. Brauereien werden da wohl bei den Polyphenolen ansetzen, da ein Entfernen der Proteine sich ja negativ auf die Schaumstabilität auswirken würde. Jatzt habe ich über Polyphenole aber Folgendes gelesen:

"Polyphenole sind aromatische Verbindungen und wirken gesundheitsfördernd. Sie wirken entzündungshemmend und krebsvorbeugend. Sie schützen die Körperzellen vor freien Radikalen und verlangsamen die Zelloxidation. Sie vermindern Fettablagerungen in den Blutgefässen und beugen so Aterienverkalkung vor."

Ich wäre doch verrückt, wenn ich dieses Wunderzeug versuchen würde aus meinem Bier zu filtern. Da warte ich doch lieber etwas länger und hoffe, dass das Bier sich wieder klärt. Mehr kann ich als Hobbybrauer wohl so oder so nicht machen. Im Übrigen habe ich kürzlich ein Bier aus einer größeren Hausbrauerei getrunken und das war auch trüb. Ich denke, dass es sich hierbei auch um diesen Kältetrub handelte. Mir hat übrigens jedes Bier, das ich von Hobbybrauern probiert habe besser geschmeckt als dieses Bier aus der Hausbrauerei, das von einem waschechten Dipl. Braumeister hergestellt wurde. Das zum Thema Qualität. War übrigens nicht nur mein subjektiver Eindruck, wurde mir auch von Anderen bestätigt.

Also dann....

Gut Sud

Frank
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Malte
Beiträge: 1542
Registriert: 16.9.2004
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 10.8.2005 um 19:39  
Hallo Frank!

Ein Bier blank zu bekommen ist die Kunst einer Großbrauerei, die das durch die Filtration bewerkstelligt.

Jedes Bier, das Filtriert wurde hat an Geschmacksnuancen verlohren. Um die Kältetrübung wegzubekommen mus ein Bier allerdings nur sehr schwach Filtriert werden.
Die Biere werden meist wegen der Haltbarkeit sehr scharf filtriert. Da werden dann sowohl Polyphenole als auch Eiweißstoffe entfernt. Die Eiweißstoffe müssen sogar raus, weil das Bier nach ein paar Stunden in der Sonne sonst sofort gekippt sein würde.

Wer Bier in die Sonne stellt hat zwar nen Schatten, aber schau dir mal Getränkemärkte an!

Deine Kältetrübung geht mit zunehmender Temperatur wieder weg. Aber aufpassen: Aus einer Kältetrübung kann auch eine Dauertrübung werden, wenn du das Bier zu oft unter 3°C abkühlst und wieder erwärmst!

Im übrigen hat die Naturtrübung bei Biere meistens nichts mit einer Kältetrübung zu tun. Wenn du in einer Hausbrauerei ein Bier trinkst sind diese immer (meistens) trüb, da sie nicht filtriert werden. Es ist also noch ein geringer Anteil Hefe in der Schwebe. Kältetrübungen treten in Brauereien selten auf. Auch bei uns ist das Unfiltrat, also das Bier vor der Filtration, schon sehr blank, ohne Kältetrübung, obwohl es bei ca. 0°C gelagert wird.

Kältetrübung würde meist erst beim Kunden auftreten, deshalb wird preventativ scharf filtriert.

Gruß Malte


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"Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Beiträge: 22
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red_folder.gif erstellt am: 13.8.2005 um 20:54  
Hallo Malte,

hab ich denn eine Möglichkeit, dem Entstehen einer Kältetrübung irgendwie engegenzuwirken? Wie machst Du das denn? Oder hast Du auch Kälterübungen? Du scheinst ja Dein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Herzlichen Glückwunsch ersteinmal hierzu. Das hätte ich auch gerne, ist nur mittlerweile leider etwas spät für mich. Wenn Du vielleicht irgendwelche Tipps aus der Praxis hättest, wäre das echt super.

Grüße

Frank
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Thrawn
Beiträge: 499
Registriert: 5.8.2003
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.8.2005 um 12:54  
Kältetrübung kannst Du als Hobbybrauer nur sehr schwerlich verhindern. Kühle das Bier möglichst nicht zu kalt bei der Nachgärung ab (also nur so auf 3°C) ansonsten fällt der Kältetrub halt leider aus, und Dein Bier wird trüb.
Oder man kühlt das Bier ganz gewollt auf ca -1°C läst somit den Kältetrub ausfallen und drückt dann nach langer sedimentierung unter druck in ein zweites Lagergefäß um, um den Kältetrub zu reduzieren.
Geschmacklich ist es aber sicherlich von nachteil die hochmolekularen Proteinverbindungen 'herauszufiltrieren'
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Malte
Beiträge: 1542
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.8.2005 um 18:00  
Hallo Frank!

Thrawn hat es schon beschrieben. Ich mache das auch so, dass ich in einem Keg das Bier kalt nachgäre und dann in ein weiteres Keg umdrücke. Eine lange und kalte Lagerung ist für das Bier sowieso gut.

Im Prinzip ist es aber recht einfach die Kältetrübung nicht entstehen zu lassen, wenn man über 3°C bleibt. Oder einfach nach der kalten Lagerung nicht mehr so tief runterkühlt.

Ich hatte aber auch schon Biere, die ich nach der kalten Lagerung bei Kellertemperatur gelagert habe. Mann, da ist vielleicht was ausgefallen in den Flaschen!!!! Also nicht nur Trübung sondern wirklich Sediment in der Flasche! Aber erst bei der warmen Lagerung! Bei der Abfüllung war das Bier relativ blank. Das wird wohl auch im Zusammenhang mit der Kältetrübung stehen, ich habe mich damit aber nicht weiter beschäftigt (das Bier war eh nicht so dolle).

Zitat:
Du scheinst ja Dein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Herzlichen Glückwunsch ersteinmal hierzu.


Na, immer ist es auch nicht soooo schön. Wenn du Freitegas Abends um 22 Uhr mit'm Schrubber durche Brauerei düst, dann wünscht du dir manchmal schon ein Beamter zu sein! :D

... aber nur manchmal! Oder was meinst du, Thrawn?

Gruß Malte


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red_folder.gif erstellt am: 14.8.2005 um 20:59  
Hallo nochmal,

kann die Zugabe von Kieselsol evtl. das Entstehen einer Kältetrübung vermeiden oder wenigstens dafür sorgen, dass die entstandene Kältetrübung leichter wieder verschwindet?

Grüße

Frank
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Malte
Beiträge: 1542
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red_folder.gif erstellt am: 14.8.2005 um 21:57  
Also ich würde das nicht verwenden. Bei uns in der Brauerei werden Kieselsol nur bei schwierigen Filtrationen dosiert. Kieselso adsorbiert kolloide Trübungpartikel und mindert dadurch auch eine Kältetrübung.

Aber:

Dieses Zeug sedimentiert und muss dann genauso aus dem Bier entfernt werden da die trübenden Partikel ja an ihm haften. Man kann so zwar mehr dieser Teile aus dem Bier ausscheiden als durch eine kalte Sedimentation ohne dieses Mittel, aber das reicht trotzdem völlig aus! Du musst es dann ja noch aus dem Bier bekommen, weil es sich ja am Boden ablagert. Und da ist es einfacher ihne Kieselsol! Außerdem würde ich es warm sowieso nicht einsetzen!

Bitte verzichte auf solche Sachen, weil sie erst dann wirklich sinnvoll sind, wenn du eine Filtrationsanlage hast. Bei dieser kannst du dieses mittel ohne weiteres einsetzen. Es entspricht auch dem Reinheitsgebot, weil es das Bier in keinster Weise verändert, sondern nur Stoffe an sich bindet!

Gruß Malte


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Thrawn
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red_folder.gif erstellt am: 15.8.2005 um 16:32  

Zitat:
Hallo Frank!

Zitat:
Du scheinst ja Dein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Herzlichen Glückwunsch ersteinmal hierzu.


Na, immer ist es auch nicht soooo schön. Wenn du Freitegas Abends um 22 Uhr mit'm Schrubber durche Brauerei düst, dann wünscht du dir manchmal schon ein Beamter zu sein! :D

... aber nur manchmal! Oder was meinst du, Thrawn?

Gruß Malte


Jo - vor allem wenn man irgendwie langsam das Gefühl bekommt der einzige zu sein der noch wirklich arbeitet...
ne aber mal im ernst - manchmal träumt man schon von nem Stuhl am Arbeitsplatz; andererseits kann ich den immer noch mit 40+ kriegen. Im moment bin ich echt zufrieden so - spart man sich wenigstens Geld fürs Fitnessstudio (3s???)!
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Beiträge: 22
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red_folder.gif erstellt am: 15.8.2005 um 19:13  
Hallo,

hab heute mal eine meiner Flaschen vom letzten Sud (der mit der Kältetrübung) geöffnet und verkostet. Ich muss schon sagen, dass das Bier ziemlich gut geworden ist. Ich hab dann, experimentierfreudig wie ich bin, in diese eine Flasche etwas Kieselsol gegeben. Was soll ich sagen? Das Bier ist nach nur zwei Stunden bereits deutlich klarer, als das in den übrigen Flaschen. Allerdings hat Malte recht behalten. Der ganze Rotz hat sich jetzt am Boden abgesetzt und bildet dort einen relativ stabilen Bodensatz. Ich glaube, ich schaffe es sogar, das Bier in ein Glas zu schütten, ohne das der Bodensatz aufgewirbelt wird.

Meine letzte Frage, die ich zu diesem Thema noch hätte ist, ob es vielleicht besser wäre, das Kieselsol beim nächsten mal beim Würzekochen zuzugeben, damit das Eiweiss, das die Kältetrübung nährt evtl. schon früher ausfällt und so gar nicht mehr in die Flasche gelangt. Was meinen die Experten?

Schöne Grüße

Frank
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Gast

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red_folder.gif erstellt am: 15.8.2005 um 19:48  
Hallo Frank, das Kieselsol sollte ganz am Schluss dem Bier zugegeben werden, dann wenn keine neuen Trübstoffe mehr entstehen.
Andernfalls liegt das Kieselsol erschöpft am Boden und die Hefe produziert fleissig weiter Trübstoffe.
Ich habe mal eine ganze zeitlang Brausol verwandt, dieses habe ich nach der Hauptgärung in die Kegs zur Nachgärung rein gegeben. Mit dem Ergebnis, dass das Bier sehr schnell und auch gut klärte und, genau wie du auch beobachtet hast, einen relativ stabilen Bodensatz erzeugte.

Heute erziele ich die gleichen Ergebnisse ganz ohne Brausol, dauert nur ein kleinbisschen länger.
Die Kegs drücke ich nach 4 Wochen Reifezeit um und gut ist.
Antwort 9
Junior Member
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red_folder.gif erstellt am: 15.8.2005 um 20:03  
Hallo Heavybyte,

hast Du denn beobachten können, ob Du mit Kieselsol mehr Bodensatz hast? Dürfte ja eigentlich nicht sein, oder? Die Menge der Trubstoffe, die sich am Boden absetzt ist ja die Gleiche, mit dem Unterschied, dass das Absetzen mit Kieselsol schneller geht, oder?

Schöne Grüße

Frank
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Gast

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red_folder.gif erstellt am: 15.8.2005 um 20:43  
ja klar, die Menge Trübstoffe wird nicht mehr, aber dazu kommt ja jetzt noch das Kieselsol.
Kieselsol sind ja irgendwelche Algenmuscheln welche die Trübstoffe ansich binden und absinken.
Folglich besteht dein Bodensatz aus Kieselsol plus Trübstoffe.

Natürlich ist die Menge Kieselsol nicht riesig, ich nahm immer 19ml auf 19L-Keg, also 1ml per Liter, das ist eigentlich winzig, aber ich nehme an, dass auch Trübstoffe gebunden werden welche sonst sehrviellängere Zeit in der Schwebe wären, von daher wird zunächst der Bodensatz schon etwas mehr.

Der grosse Vorteil bei Flaschengärung ist natürlich die Konsistenz des Bodensatzes. Wie du schon ganz richtig herausgefunden hast, wird der Bodensatz so fest, dass man fast klar ausschenken kann, selbst in der Horizontalen klebt der Bodensatz noch fest am Flaschenboden.

Im Ende kann ich eigentlich nur Gutes darüber berichten, ich hatte mal einen Liter davon von Urban erworben, der hatte ne grössere Menge angeschafft.
Den habe ich auch konsequent, nein so 50ml habe ich noch, verwandt, nur brauche ich es jetzt nichtmehr weil ich eine andere Technik anwende.
Antwort 11
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Al
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red_folder.gif erstellt am: 15.8.2005 um 21:26  
Hab auch mal Brausol von Urban bekommen und es nach wie vor nicht eingesetzt - keine Ahnung warum, irgendwie brauch ich's nicht. Ich meine aber, das man das zur Heißtrubabscheidung auch einsetzen kann.

Gruß, Alex.
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