Verwirrter Hesse
Im Vollrausch verpennt
Da dürfte der Mann aus Hessen ein wenig verwirrt gewesen sein. Am
Montagmorgen wacht der 54-Jährige auf, liegt etwas zerzaust und nur mit
einer Unterhose an in einem Schlafsack mitten in Dortmund. Auf einem
Gehweg. Der Alkohol hat die Erinnerung an den Vorabend größtenteils
ausgelöscht. Er weiß nur noch, dass er auf dem Pressefest in Wischlingen
war. Mit dem Auto. Aber auch von dem fehlt im Moment jede Spur.
Die Ereignisse des Abends lassen sich zunächst kaum rekonstruieren. Der
Mann aus Hessen ruft die Polizei. Die Beamten wissen zumindest, wo sein
Auto steht - vielmehr liegt. Den Ford Kombi hatten sie zuvor völlig
zerstört in einem Graben neben der A 40 bei Werl gefunden. Der Fahrer war
nach mehreren Überschlägen geflüchtet. Die Suche mit Hunden und einem
Hubschrauber verlief erfolglos.
Wir zitieren aus dem Bericht der Polizei, der die Lage des verwirrten
Hessen schildert: "Jetzt auf einmal hören Sie von der Polizei Worte wie
'Fahren unter Alkoholeinfluss', 'Fahrerflucht', 'Vortäuschen einer
Straftat'. Verzweiflung, Sie erinnern sich an nichts und denken nur: Was
sage ich meiner Frau? Was erzähle ich der Versicherung?"
Vier Tage lang bleiben sämtlich Fragen unbeanwortet. Bis am Donnerstag ein
31 Jahre alter Dortmund die Polizeiwache betritt. Er gesteht, den Wagen des
Hessen gestohlen zu haben - mitsamt dem Besitzer. Aber der Reihe nach: Auch
der Dortmunder war am Sonntag auf dem Pressefest in Wischlingen, hat dort
nach eigenen Angaben gute vier bis fünf Liter Bier getrunken, außerdem ein
paar Joints geraucht. In der Nähe des Festes sah er dann den Ford Kombi des
Hessen stehen. Die Heckklappe weit geöffnet. Den Besitzer schlafend im
Kofferraum. Die Jacke mit den Autoschlüsseln direkt daneben.
Der Dortmunder brach daraufhin zu einer Spritztour auf, während der Hesse
im Kofferraum weiterschnarchte. In der Nähe der Möllerbrücke beschloss der
Autodieb schließlich, sein Opfer auszuladen. Er trug den Schlafenden zum
Gehweg und legte ihn dort ab. Der Polizei gibt es später zu Protokoll
ausdrücklich darauf geachtet zu haben, dass "sich der Mann nicht an der
PKW-Kante den Kopf stößt".
Mit dem gestohlenen Auto ging es dann weiter in Richtung A 40, wo der
Fahrer wegen seines Alkoholkonsum bald die Kontrolle verlor und von der
Straße abkam. Er flüchtete unverletzt.
Aufgeklärt werden konnte die Geschichte übrigens nur dank der Freundin des
Dortmunders. Die appellierte mehrere Tage an sein Gewissen, bis er sich
schließlich freiwllig der Polizei stellte.