Es ist noch nicht einmal so lange her, da saß ich in Luxemburg Abends
gemütlich beim Essen in einem kleinen Restaurant nahe Echternach und gönnte
mir ein leckeres belgisches Wit.
Nur wenige Wochen später schrieb Henrick mich an, ob ich nicht sein Bier
verkosten wolle und ein Narr ist, wer solch Anliegen ausschlägt, also bat
ich darum, mir die Kostprobe zu senden.
Im Paket fand ich dann eine Flasche "Twentyeight", welches Henrick als
Strong - Strong Ale bezeichnet und nach meinem Dafürhalten der Archetyp des
Imperial Pale Ale ist. Ich berichtete darüber bereits in knappen,
wohlgesonnenen Worten im Thread über den One-Tap.
Darüber hinaus fand ich im Paket zwei Flaschen des "Kreuzritter".
Henrik bezeichnet es auf dem liebevoll und detailverliebt gestaltetem
Etikett als "A medium strenght golden ale with belgian complexity". Vorn
auf dem Etikett steht "Belgian Blonde".
Nun, ich fühlte mich bei diesem Belgian Blonde nur zu deutlich an Luxemburg
erinnert
Ein sehr feines Blonde mit dedizierten Aromen von Green Bullet, Perle und
Summit, welche sich wunderbar die Waage halten.
Naturtrüb floß die Schönheit in mein Glas und in der Nase kitzelten feine
würzige Noten, wie man sie eher von einem Wit als von einem Blonde her
kennt.
Henrik schreibt, hochgradig karbonisiert, der Schaum indes hielt sich in
Grenzen. Wohl prickelte das Kleinod sanft auf der Zunge.
Im Antrunk und in der Mitte dominieren zweifelsfrei die zarte Perle und der
peppige Summit. Den Green Bullet als Träger der IBU schmeckt man nur
verhalten aber ausreichend um die 28 IBU zu spüren.
Im Abgang dann blüht der Korriander im Wettsreit mit dem Summit und es
schleicht sich eine nicht näher zu definierende Würzigkeit ein.
Erst beim Einatmen nachdem das Blonde weich die Kehle herunter gequollen
ist, entfacht dann diese Würzigkeit ein nachhaltiges Feuer. Plötzlich ist
der vorsichtig dosierte Kümmel für einen Moment deutlich zu schmecken und
dann lodert die Schärfe des gleichfalls verwendeten Kreuzkümmels für einen
Moment durch die Kehle.
In meinen Augen stellt der Kreuzritter einen gelungenen Hybriden zwischen
einem hervorragend gemachten Blonde und der raffinierten Würze eines Wit
dar.
In den Augen fast schon ein Bruin, im Antrunk und der Mitte ein
hervorragendes Blonde ohne Ecken und Kanten und in sich stimmig und dann im
Abgang wahrlich einem Wit gebührend.
Eine sehr gelungene Komposition, welche mir sehr viel Freude und Genuß
bereitete und mich sehnsüchtig an die Zeit in Luxemburg im Juli diesen
Jahres zurück denken ließ.
Kreuzkümmel mit in die Aromagabe zu geben, ist ein Tanz auf der Klinge,
denn verschätzt man sich, wirds eine scharfe Angelegenheit. Henrik hat die
richtige Dosierung getroffen und dadurch ein handwerklich sehr sauber und
homogen komponiertes Bier auf wunderbare Weise veredelt.
@Henrick: Wenn Du von Twentyeight und Kreuzritter die Nase voll hast....
schick mir Deine Restbestände, ich kümmere mich respekt- und genußvoll drum
Greets Udo
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Botschafter der WBBBB in Hessen
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