Hallo Leute,
heute hatte ich das Vergnügen ein ganz besonderes Bier verkosten zu dürfen,
ein Cascadian Dark Ale, gebraut von Julian, alias Ferryman.
Beim Öffnen und Einschenken fällt die kräftige Carbonisierung auf, die
einen extrem haltbaren Schaum hervor bringt der so
langsam in sich zusammen fällt das man für das Füllen des Glases echt Zeit
benötigt.
Die Farbe ist rabenschwarz und blickdicht, der Schaum hellbraun. An der
Schaumoberfläche ist dieser recht cremig und feinporig, darunter
etwas grobporig, vermutlich bedingt durch die kräftige Cabonisierung.
Das Bild enstand wenige Sekunden nach dem Einschenken, aber 1min später
hätte die Schaumhöhe auch nicht viel anders ausgesehen.
Bis zum letzten Schluck befindet sich eine geschlossene Schaumdecke auf dem
Bier.
Kaum sind die ersten Tropfen eingeschenkt meldet sich die Nase und der
Verstand fragt "kann es wirklich sein das ich das Bier jetzt schon
(mit diesem Abstand zu Glas) riechen kann?".
Ja, das kann wirklich sein, denn das Bier verströmt einen betörenden Duft
der mir sofort meinen allerersten Geruchseindruck eines frischen
Hopfens,
eines Magnums, in Erinnerung bringt.
Es duftet wie eine gerade geöffnete Hopfenpackung, wirklich sehr sehr
intensiv.
Julian sagte aber auch das er mit "sehr viel" Hopfen gestopft hätte.
Noch nie habe ich ein Bier verkosten dürfen das der Nase derart viele,
frische ursprüngliche Hopfenaromen zuführt.
Dagegen müssen andere Geruchseindrücke, wie eine Malzigkeit oder wie die an
ätherische Öle von Zitrusfrüchten erinnernde Aromen zurücktreten.
Sie sind aber im Ansatz noch zu erahnen.
Der erste Schluck.
In der ersten Sekunde in der das Bier die Zunge umspült spürt man eine
leichte Süße die sich sofort wieder legt.
Es stellt sich ein cremiges, angenehmes Mundgefühl ein und danach entdecke
ich ein Aroma das ich irgendwie kenne, was ist das ?
Der zweite Schluck und...... natürlich, jetzt weiss ich es. Ich schmecke
deutlich das Aroma von Holunderblüten, gepaart mit der Schale von
Grapefruits.
Dann zeigt sich die Bittere die sich viel weniger in den Vordergrund drängt
wie ich es mir anhand der 80 IBU im Rezept gedacht hatte.
Gleichzeitig die ausgeprägten Hopfenaromen.
Die Bittere hält sich weiterhin gemäßigt, ist aber deutlich vernehmbar.
Malzaromen kann ich nicht wirklich vernehmen, ebenso keine Röstaromen.
Der Stopfhopfen dominiert alle anderen Aromen.
Im Abgang, da muss dann die Bittere von 80 IBU doch zuschlagen........ aber
denkste.
Im Abgang verhält sich das Bier erstaunlicherweise recht neutral, keine
anhängende Bittere.
Es bleibt ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
Resume:
Dieses Bier ist von ganz besonderer Art, weit weg vom massenkompatiblen
Mainstream.
Kein Bier das man sich auf einer Party literweise reinschütten würde.
Die Aromen sind so prägnant das man den Stopfhopfen sogar dann noch bemerkt
wenn man nach dem Genuß des Bieres mal aufstoßen muss.
Es ist etwas zum geniessen, wie ein Aperitif an dem man schlückchenweise
nippt.
Man schnuppert zwangsläufig immer wieder an den Aromen der Stopfhopfen
die
für mich etwas zu dominierend sind, aber ich hatte zuvor auch noch nie ein
gestopftes Bier verkosten dürfen.
Für mich ist es ein Paradebeispiel dafür welche Aromenvielfalt man nur
mit Hopfen, Malz und Hefe erreichen kann.
Man fragt sich unwillkürlich wieso man andere Dinge ausser diesen
Grundzutaten verwenden sollte, wobei ich
kein Verfechter der sklavischen Einhaltung des Reinheitsgebotes bin.
Danke Julian, es hat mir Spaß gemacht dein Bier geniessen zu dürfen.
Grüße
Bernd
[Editiert am 1.11.2013 um 18:07 von BerndH]