Junior Member Beiträge: 16 Registriert: 13.6.2013 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 08:15 |
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Guten Morgen,
ich habe vor Kurzem mit dem Brauen begonnen und mich im Hobbybrauerforum
oft informiert und belesen, um Antworten auf verschiedenste Fragen zu
bekommen.
Wegen meiner fränkischen Herkunft hatte ich mich bisher nur mit Urspils und
Lagerbieren (hell und dunkel) beschäftigt. Ich und meine Mitstreiter waren
mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Jedoch würde ich im kommenden Frühjahr mal ein Britsch-Irisches Bier egal
ob Ale, Bitter oder Stout brauen. In der Rezeptdatenbank habe ich mir
bereits einige Inspirationen geholt.
Jetzt meine Frage: Warum gibt man Zucker dazu? Ist es nur Britsche
Brautradition?
Bisher hatte ich für die Nachgärung immer mit Speise gearbeitet und es
hatte immer hervorragend geklappt. Mir ist bewusst, dass ein Britisches
Bier nicht unbedingt Restsüße durch die Verzuckerungsrast, bei der nach
meinem Kenntnisstand unvergärbare Zucker das Bier nicht zu trocken machen.
Der Endvergärungsgrad der Hefe spielt vielleicht auch eine Rolle. Bisher
hatte ich immer mit der W34/70 gearbeitet.
Ich freue mich auf eure Antworten und hoffe auf rege Teilnahme.
Bierige Grüße
CHRiS
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 08:32 |
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Hallo Chris, herzlich Willkommen als aktives Mitglied!
Die Zuckerzugabe zur Nachgärung hat nichts mit britischer Tradition zu tun,
sondern ist nur die einfachste Art, ein obergäriges zu karbonisieren.
Die Arbeit mit Speise ist genauso tauglich, nur halt etwas aufwändiger,
weil man die Speise zurückstellen und über die Zeit der Hauptgärung kühlen
muss.
Grün schlauchen ist eher ungeeignet, weil die Gärung bei den höheren
Temperaturen so schnell abläuft, dass man den optimalen Zeitpunkt leicht
verpassen kann.
Britische Tradition wäre es, das (Real) Ale ungespundet und ohne CO2
gezapft zu trinken.
[Editiert am 14.11.2013 um 08:34 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 08:51 |
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Zucker als Anteil an der Stammwürze (und nicht zur Karbonisierung) hat
tatsächlich eine Tradition in GB. Im Buch "Designing Great Beers" gibt es
da einiges zum Thema zu lesen. Ich habe lange nichts davon gehalten, Zucker
ins Bier zu geben, aber teilweise macht das schon Sinn. Bei sehr starken
Bieren (IPA, Imperial Stout, einige Belgier) hilft Zucker dem Bier die
Mastigkeit zu nehmen. Rohr- und Rohzucker bzw. gekochter/ karamelisierter
Sirup können zudem einen erheblichen Anteil am Geschmack haben. Davon
abgesehen ist (Trauben-)Zucker für mich mittlerweile das Mittel der Wahl
zum Karbonisieren.
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Antwort 2 |
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Junior Member Beiträge: 16 Registriert: 13.6.2013 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 09:09 |
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Vielen Dank für die Antworten.
@ Berliner:
Bisher hatte ich immer ungespundet vergoren und ohne CO2 gezapft.
Inwieweit kann man den Zeitpunkt der Grünschlauchung verpassen? Wenn ich
Speise vor dem Schlauchen zugebe und dann abfülle dürfte es doch kein
Problem sein. Ein Teil der Hefe kommt mit in die Flasche und kann
weiterarbeiten für die Karbonisierung.
Es ist durchaus möglich, dass ich bisher immer Glück hatte mit der
Speisemenge. Ich hatte für 35 Liter Jungbier ca. 1Liter Speise zugegeben.
Die Kühlung der Speise und den Aufwand sehe ich als gering an: Speise
kühlen und dann vor dem Schlauchen zum Jungbier geben.
@ Kurt:
Die erwähnte Literatur steht auf meiner Weihnachtswunschliste. Wann gibst
du den Zucker zu, wenn du gekochten Sirup zugibst?
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 09:51 |
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1L Speise für 35L ist wirklich wenig! Guck mal da auf die
Speiseberechnung. Für ein Weizen sind z.B. 10% Speise nichts
ungewöhnliches.
Der Zeitpunkt für die Sirupzugabe hängt auch etwas von der Stärke des
Bieres ab. Normalerweise würde ich Zucker am Ende des Hopfenkochens
zugeben. Grade bei stärkeren Bieren ist es aber auch üblich, während der
Gärung aufzuzuckern, um der Hefe zu Anfang osmotischen Stress zu
ersparen.
Das "Designing Great Beers" ist übrigens etwas veraltet (~10 Jahre) und die
Rezepttipps hangeln sich an der Amerikanischen Hobbybrauerszene entlang
(Caramalze werden gerne eingesetzt, die europäischen Rezepte sind hier und
da nicht authentisch). Die "Nebengeschichten" sind allerdings wirklich gut.
Noch besser gefällt mir "Radical Brewing".
[Editiert am 14.11.2013 um 10:50 von Kurt]
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 10:06 |
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Chris,
grünschlauchen bedeutet, das Bier kurz vor Ende der Hauptgärung in's Fass
zu schlauchen und zu spunden, ohne weitere Speise zuzugeben. Das Jungbier
muss dann noch (mindestens) so viel (vergärbaren) Restextrakt haben, dass
es für die Karbonisierung ausreicht. Wenn die Gärung wie bei Obergärigen
üblich sehr flott läuft, ist es eine Frage weniger Stunden, diesen
Zeitpunkt zu erwischen.
Wenn Du mit Speise arbeitest, hast Du das Problem nicht.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 5 |
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Junior Member Beiträge: 16 Registriert: 13.6.2013 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 10:44 |
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Ich sehe schon, dass ich bei meinen bisherigen Bieren immer Glück hatte
wegen der Karbonisierung. Bisher hatte ich es wenig wissenschaftlich
gemacht.
@Kurt: Du hast also den Zucker vor der Vergärung oder während der Vergärung
zugegeben. Das heißt fü mich, dass du auf einen genauen Restzucker
hingearbeitet hast, damit die Hefe noch genügend zu Zucker hatte zum
Karbonisieren.
Ich bin schon ein großer Fan vom Englischen Bier und wenn ich dort bin,
wird alles verkostet was nur geht. Hier in Deutschland ist man mit dem
Angebot in den normalen Pubs schon sehr beschränkt in der Auswahl.
@Berliner: Bei Obergärigen Bieren sollte man also dabei stehen, um den
genauen Zeitpunkt zu erwischen. Das ist auch der Aspekt den Kurt
beschreibt.
Das Fazit, dass ich im Moment für mich ziehe ist, dass ich meine
Karbonisierung mit der Speise wohl besser "Berechnen" muss. Für mein erstes
Ale wird es auf eine Teilung des Jungbieres einmal mit Zucker- und einmal
mit Speisezugabe hinauslaufen. Dabei werde ich auch den geschmacklichen
Unterschied überprüfen.
Den Speiserechner werde ich zu Hause mal anwerfen, da mein Computer in der
Arbeit den Link nicht zulässt.
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 10:54 |
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Man kann den Zucker von Anfang an für die Vergärung zugeben, dann gibt es
mehr Alkohol und ein höher vergorenes Bier.
Oder eben zur Carbonisierung direkt vor dem Abfüllen, das sind zweierlei
Dinge.
Egal wie, aber Speise oder Zucker immer berechnen!
Wenn Du mit der wenigen Menge Speise bis jetzt immer Erfolg hattest, dann
kann das eigentlich nur bedeuten, dass Du immer etwas zu früh abgefüllt
hast.
Lass das Bier unbedingt ausgären und auch mal 3 oder 4 Tage so im
Gärbehälter stehen, der gemessene Restextrakt muss unbedingt konstant
bleiben. Das Bier wird dadurch zusätzlich klarer.
Sonst bringt die ganze Rechnerei nichts.
Stefan
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 10:56 |
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Zum Aufspeisen/Karbonisieren: Unabhängig ob und wann ich Zucker zur Gärung
dazugebe, lasse ich das Bier vor dem Abfüllen 100% fertig gären (Keine
Aktivität im Gärröhrchen, Restextrakt bleibt konstant). Dann schlauche ich
in mein Abfüllgefäß, wo ich eine Zuckerlösung (Speise) vorlegen. Zuletzt
noch kräftig umrühren (wichtig, denn die Zuckerlösung bleibt gerne am
Topfboden) und abfüllen. Grünschlauchen (es gärt noch beim Abfüllen) mache
ich selten und nur bei Abfüllung in ein Fass, da ich dort Spunden kann.
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Antwort 8 |
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Junior Member Beiträge: 16 Registriert: 13.6.2013 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 10:59 |
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Hallo Boludo,
das war auch ein Aspekt den ich nicht verstehe:
Warum gebe ich Zucker zu, damit ich den Alkoholgehalt bzw. Stammwürzegehalt
erhöhe? Einfach mehr Malz zugeben. Der einzige Vorteil ist dabei, dass ich
etwas Geld spare, wenn man Zucker verwendet.
Die Kombirast bei 66°C ist doch für ein etwas trockeneres Bier ausreichend.
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 11:09 |
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Es gibt schon Biertypen, bei denen man mut Zucker arbeiten muss, um ein
authentisches Ergebnis zu erzielen, z.B. bei vielen belgischen Typen
(Triple, Blond etc.). Da braucht man den Zucker, um das Bier trotz des
hohen Alkoholgehalts schlank und spritzig werden zu lassen. Mehr Malz würde
da zuviel Malzigkeit und Süße hinterlassen.
Bei deutschen und den meisten englischen Biertypen trifft das nicht zu.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 11:41 |
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Ein Imperial IPA oder Stout mit 18-26°P wird ohne Zucker nie wirklich
trocken.
Im alten England hat man natürlich versucht, das Bier möglichst billig
herzustellen (ist im Designing Great Beers nett beschrieben). Giftige
Pflanzen, um Alkoholgehalt vorzutäuschen, Röstmalz um Farbe ins Bier zu
bekommen und "Gehalt" vorzutäuschen. Der Einsatz von Zucker steht auch in
der "Tradition". Der Einsatz von Zucker kann unter bestimmten Umständen
aber eben auch geschmackliche Vorteile bringen.
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Antwort 11 |
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Junior Member Beiträge: 16 Registriert: 13.6.2013 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 11:50 |
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Danke für eure zahlreichen Antworten.
Gerade ist mir etwas mulmig geworden, ob mein Bier, welches ich zur Zeit in
der Nachgärung habe ausreichend karbonisiert ist. Am Wochenende wollte ich
mit meinen Braufreunden ein erstes Zwischenresultat verkosten.
Hoffentlich ist es was geworden.
Ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber ich werde die
Speiseberechnung/Zuckerzugabe für das nächste Mal genauer in Augenschein
nehmen.
Jedoch werde ich weiterhin meine Erfahrungen sammeln und mich in Zukunft
hier noch mehr ins Forum einbringen.
Ihr seid spitze!
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 11:52 |
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Muscovado Rohrzucker im Stout ist der Hit!
Bringt schöne Rum- und Vanillearomen.
Ein Westvleteren 12 ist ohne den speziellen Zucker undenkbar, der macht
erst die Farbe und die ganzen Aromen.
Ein belgisches Tripel ohne Zucker ist gruselig pappig süß.
Nimmt man einfach mehr Malz zur Erhöhung der Stammwürze, bringt man
automatisch immer auch unvergärbare Zucker mit ins Bier.
Bei Zucker ist das anders, der vergärt vollständig und das Bier wird
dadurch höher vergoren.
Stefan
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 12:41 |
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Kann man den Muscovado hier in der Gegend eigentlich kaufen? Ich plane
grade ein Imperial Stout und dan soll Zucker rein. Demerara Zucker bekommt
man hier im Edeka.
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Antwort 14 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 12:52 |
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Ich hab den hier aus dem Edeka, da heißt er aber Mascobado oder so
ähnlich.
Ansonsten online bestellen, da wird´s aber teuer.
Das Kilo Mascobado kostet ungefähr 5 Euro, ist aber irgend wie voll bio.
Stefan
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 13:04 |
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Den besten Muscovado den ich bisher probiert hatte, war der Dark Muscovado
von Billington's. Den hatte ich allerdings bei einem Kaffeehändler
mitbestellt, weil vor Ort auch nirgends gefunden.
Gruß,
Andy
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 455 Registriert: 5.9.2012 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 17:40 |
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Bei Alnatura gibt's "Rohrohrzucker", das ist auch unraffinierter Zucker,
recht dunken und "Krümelig", sieht teilweise aus wie Hühnerschi...
Geht das in die Richtung Muscovado?
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2013 um 17:52 |
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Ich habe zufälligerweise den Alnatura Vollrohrzucker (im dm gekauft) hier,
der noch mehr Melasse (5%) haben soll als der Alnatura Rohrohrzucker (3%).
Sehr gut, aber geschmacklich nichtmal in der Nähe von Billington's Dark
Muscovado (10–15%). Letzterer ist ganz feucht und klumpig, sieht auf dem
Teller aus wie ein zerbröselter Schokokuchen und das krasse: Schmeckt auch
noch so. Das ist wirklich ein ziemlich surreales Erlebnis, wenn man den das
erste Mal im Mund hat.
Steigerung wohl nur noch Melasse? Die habe ich aber pur noch nie
probiert.
Gruß,
Andy
[Editiert am 14.11.2013 um 17:55 von Ladeberger]
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 455 Registriert: 5.9.2012 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 18:02 |
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Habe gerade beim großen Versender mit dem Flussnamen den Billington's
entdeckt, zu 6,39 EUR das Kilo. Versand kommt natürlich noch drauf.
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Antwort 19 |
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Senior Member Beiträge: 178 Registriert: 30.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 14.11.2013 um 20:58 |
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Hat schon mal jemand Melasse benutzt?
Gruß helderup
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Antwort 20 |
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