Senior Member Beiträge: 190 Registriert: 24.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 16:09 |
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Hallo Miteinander. Es drehtr sich um Untergäriges. Eine Frage beschäftigt
mich schon seit längerem:
Der "gemeine" Hobbybrauer (so wie ich) stellt seine Würze an und lässt
diese bei 6-12 Grad komplett ausgären und karbonisiert dann mit Speise oder
Zucker und lässt die Nachgärung bei denselben Temperaturen ablaufen, bevor
das Bier in die Reifung bei 0 Grad C. kommt.
Neulich habe ich mich mit einem Brauer einer größeren UG-Brauerei
unterhalten. Die lassen ihr Lagerbier auch komplett durchgären und
schlauchen es dann - unter Zugabe von 10% Speise - in die Lagerkeller, wo
die Tanks mit Spundapperaten versehen werden. Der Schritt "Nachgärung" wird
also komplett übersprungen.
Vergärt denn bei 0 Grad überhaupt noch was?
Vielleicht wisst Ihr ja mehr?
Gruss Matthias
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 15.1.2014 um 16:18 |
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Mein lokaler Brauer hier bezeichnet etwa die W34/70 als "Polarhefe", weil
die auch noch bei -2°C vergäre.
Mag sein, dass das in unserem Hobbymaßstab, mit vergleichweise winzigen
Gärbottichen und deren eingeschränkter Konvektion ein wenig anders
ausschaut.
Ich frage mich bloß, welchen Sinn das Aufspeisen bei UG hat, wenn dann in
Tank mit Spundapparaten nachvergoren wird. Warum tun die nicht
Grünschlauchen?
Moritz
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 16:18 |
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Moin
Soweit ich weiß, schlafen die Hefen bei diesen Temperaturen ein.
Bist Du denn sicher, dass in den Lagertanks direkt 0-1°C herrschen ?
Speise bei dieser Temperatur zu geben, würde meines Erachtens nämlich
Nichts bringen, da soviele so müde Hefezellen doch Ewigkeiten für die NG
bräuchten.
Daher denke ich, dass die Temperatur in den Lagertanks zunächst der
HG-Temperatur entsprechen dürfte und nach einer gewissen Zeit erst
abgesenkt wird.
Die Spundapparate würden somit nur zur Feinregulierung und Überwachung
dienen.
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 190 Registriert: 24.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 17:44 |
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@Bierjunge:
Das wenn ich wüsste. Schliesslich wird das Bier am Ende ja doch
filtriert, sodass die bessere Klärung des Bieres ja wohl ausscheidet.
Vielleicht setzten die anstelle von Speise ja Jungbier zu (Aufkräusen)
um auf einen besseren EVG zu kommen? Nebenbei erzählte er mir noch, dass
die keine Hefe mehrfach führen... immer nur einn Sud.
@ Trash: So kenn ich das auch... aber nochmal unterschiedlich
Temperaturführung im Lagerkeller? Kann ich mir irgendwie nicht
vorstellen.
Gruss Matthias
____________________
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 17:53 |
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Ich kenne es von einer kleinen Brauerei her so, dass nach der HG, die gegen
Ende unter moderatem Überdruck (<1bar) abläuft, das letzte bisschen an
Kohlensäure in den Reifetanks bei 4°C gebildet wird. Hefe ist ebenfalls die
W34/70.
Gruß,
Andy
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Antwort 4 |
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Member Beiträge: 77 Registriert: 13.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 18:15 |
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Das ist das klassische Verfahren mit dem sog. Aufkräusen. Die geben
wahrscheinlich keine Speise (=Würze) dazu, sondern Jungbier (=Kräusen) mir
Vs ca. 30%. Dadurch kommt viel vitale Hefe mit zur Unterstützung der
Reifungsvorgänge. Wichtig ist, dass sich die Temperatur des Bieres sehr
langsam an die Temperatur des Kellers anpasst. So dass der Restextrakt
langsam vergären kann.
Bei einer großen Menge Bier in einem großen Lagertank mit rel. kleiner
Oberfläche ist das gewährleistet.
Die modernen Verfahren mit gezielter Reifung bei höherer Temperatur werden
hauptsächlich aus Gründen der Zeitersparnis gemacht. Sie liefern ein
ebenbürtiges Bier und sind für den Hobbybrauer ideal, da man kein
kompliziertes Temperaturprofil fahren muss.
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Antwort 5 |
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Member Beiträge: 77 Registriert: 13.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 18:19 |
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Zum Thema Filtration: Eine gute Vorklärung ist immer noch sehr, sehr
wichtig. Sonst kann nicht wirtschaftlich filtriert werden, weil ständig neu
angeschwemmt werden muss wenn der Filter zumacht.
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 154 Registriert: 27.12.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 18:42 |
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Joh genau! Das Jungbier ist nämlich nicht Zack Null. Es ist erst nach ein
paar Tagen Grad Null, besonders bei so grossen Tanks und wenn die Gärung
wieder einen Schub bekommt. In der Brauerei haben wir 2 hl Kräuse (1 Tag
angegorene Würze) im 24 hl-Lagertank vorgelegt, und dann das Jungbier aus
dem Bottich draufgeschlaucht. Klappte ganz gut und es hat noch ein paar
Tage lang geblubbert, trotz eiskaltem Keller. Die Lagertanks hatten aber
kein Temperaturfühler (Temp. Bier unbekannt). Der Keller hatte so um die
0-1 Grad.
Später dann mit den ZKT's mit Mantelkühlung haben wa aber noch 2-3 Tage
Diacetylrast bei 10 Grad eingelegt nach Beendung der Gärung.
Grünschlauchen ist ein wenig blöd, weil man zum Teil in der Nacht
schlauchen müsste. Und man hat auch sehr viel Geläger dann im Lagertank,
das kann man nur bei ZKT's - nicht aber bei liegenden Lagertanks -
entfernen.
Kann schon sein das sie Speise nehmen. Noch nie gehört sowas. Die meisten
nehmen Kräusen.
Wenn sie die Hefe nur 1-fach führen, bekommen sie sicher die Hefe von einer
grösseren Brauerei, und dort wurde sie mehrfach geführt. Währe ja blöd, für
jeden Sud die Hefe aus dem Reagenzglas auszupeppeln.
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 18:50 |
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Hallo zusammen,
sowohl grün- als auch endvergoren schlauchen kommt in der Praxis vor. Es
gibt verschiedene Gründe warum mal so oder so entscheiden wird.
Endvergoren mit
Speisegabe/Kräußengabe:
Bei der Speise handelt es sich meist um einen "Kräußensud". Das ist ein Sud
der sich mit sehr aktiver Hefe in der Hauptgärung befindet. 10-15%
von diesen Hochkräusen werden im LT vorgelegt und dann das endvergorene
Jungbier aus dem GK draufgeschlaucht. Das Jungbier
wird nicht mit 0°C in den LK geschlaucht, sondern mit 5-6°C + die ~10%
Kräusen mit ~10°C. Wenn der Tank aufgekräußt ist, hat das
Bier im Tank um die 5-7°C und da bleibt es auch erst mal gespundet für 1-2
Wochen. Wer jeden Tank einzeln kühlen kann, wird die Kühlung
erst nach erreichen eines bestimmten VGs öffnen. Wer eine Raumkühlung hat
geht ohnehin mit einer moderaten Produktabkühlung um
und es ist ebenfalls gewährleistet, dass die Biere endvergoren sind, bevor
die Hefe in einen Temp.bereich kommt wo sich wirklich nichts mehr tut.
" Grün"-schlauchen hat halt das Problem, dass es zeitkritisch ist,
auf den Punkt erfolgen sollte und ein grosser Teil der noch
gäraktiven und
vitalen Hefe im LK endet und zur Weitergabe nicht geerntet werden kann -
sogar der Beste Teil davon.
Wer 3-4 mal die Woche braut wird immer wieder das Problem haben, dass Sa.
oder So. hätte geschlaucht werden müssen. Mit Kräußen zu arbeiten
ist an dieser Stelle recht flexibel. Der Wochenenddienst stellt halt die
Temp. auf 6 °C ein wenn eine Charge vergoren sein sollte, die Hefe kann
sich
zur Ernte in aller Ruhe absetzen und geschlaucht wird dann eben am Montag.
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 19:10 |
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Brauereien kann man nur bedingt mit Hobbybrauermengen vergleichen. Beim
Pilsner Urquell heißt es auch, dass da mit für Hobbybrauer utopisch-tiefen
Temperaturen gearbeitet wird. Hauptgärungen bei 5° bis 2° C usw...?
Hochaktive und frisch propagierte Hefe vom prinzipiell dazu in der Lage
wärenden Stamm Saccharomyces Cerevisia Carlsbergensis vorausgesetzt. Dazu
sind große Mengen bez. der Wärmeabfuhr der Eigenwärme durch die Gärung
seeehr träge bzw. man muss auch das Überschwingen berücksichtigen.
Fakt ist, 1 : 1 kann man es auf Hobbybrauerverhältnisse keinesfalls
übertragen.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 190 Registriert: 24.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.1.2014 um 19:16 |
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Danke für Eure Antworten. Jetzt kann ich das nachvollziehen.
Gruss, Matthias
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Antwort 10 |
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