Hallo Nordhorn,
prima Erklärung. Das verstehe sogar ich als nicht Metallurge 
Hier habe ich noch was zum Thema Rost, auch ganz einfach gehalten:
Ist etwas länger, vielleicht für die Mittagspause ?
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Da das Thema Korrosion und Beständigkeit immer mal wieder auftaucht 
ein allgemeiner Beitrag, der ein bisschen Licht in das Thema Korrosion von
Metallen im allgemeinen und (Edel-)Stahl im speziellen bringen soll. 
Die ganze Story fängt mit den kleine Kerlchen im Metall an. Die wurden 
mal >Atom< genannt, weil man glaubte, kleiner ging nicht. War ein 
Irrtum, aber den Namen haben sie behalten. Die kleinen Kerlchen 
bestehen nämlich aus einem Körper, dem >Kern< und aus 
Extremitäten, den >Elektronen<. Manche Atome sind Einzelgänger, 
die wollen nichts von den andern, die nennt man dann >Edelgase<, 
aber das sind nicht so viele. Fast alle Atome wollen eine intime Beziehung
mit anderen Atomen eingehen. Dazu stecken sie ihre Elektronen bei den 
andern Atomen rein, das gefällt beiden. Bei Metallen sind die anderen 
Atome die selbe Art, da ist die Beziehung irgendwie schon homo. Die 
verbinden sich schön rundrum miteinander, grosser Gang-Bang. Nur sind 
leider die gekniffen, die nicht mittendrin stecken, sondern am Rand 
rumhängen. Da bleiben in der Richtung, wo keiner von den Kumpels mehr 
rumsteht ein paar Elektronen übrig, wo sie (erst mal) keinen Partner 
finden. Wieviele das sind hängt jetzt vom Metall ab. Es gibt Metalle, da
sind 
es sehr wenig, (>Gold<, >Platin<, ...) und es gibt welche, da 
sind das richtig viele (>Eisen<, >Aluminium<, 
>Zink<, ...). Das kann man messen, weil sich dadurch eine 
Spannung ausbildet, nach dem man die ganzen Metalle sortieren kann, 
heisst >elektrochemische Spannungsreihe<, kann man im 
Chemiebuch nachgucken. 
Nun sind die Metalle hier nicht irgendwo im Nichts, sondern an dem Rand 
kommen irgendwelche anderen Teilchen, im Normalfall ein kunterbuntes 
Sammelsurium, dass wir >Luft< nennen. Eine Spezies dabei heisst 
>Sauerstoff<, ein GANZ anderes Geschlecht wie die Metalle. Die 
würden ganz gerne mit den Metallatomem auch ein paar unanständige 
Dinge treiben. Bei Aluminium z.B. tun sie das auch ganz schnell und 
ungeniert. Bei Eisen jedoch gibt’s da ein Problem, die müssen erst mal in
die richtige Stimmung kommen, damit es richtig flott flutschen kann. Dazu
braucht es doch tatsächlich ein Gleitmittel, damit die Elektronen so
richtig 
ineinander ... können. Das ganze nennt man >Elektrolyt<, was 
ganz einfach eine leitfähige Flüssigkeit ist. Wenn das da ist, dann gefällt
es 
den Eisenatomen viel besser mit den Sauerstoffatomen als mit denen der 
selben Art, das Homo-Gehabe war also mehr so aus der gefängnisartigen 
Zwangslage heraus bedingt, in Wirklichkeit sind die doch bi und relativ 
hetero. Wenig konservativ, weil, es ist schon entweder ein flotter Dreier:
Zwei Eisen mit einem Sauerstoff >Fe2O< oder noch lieber 
Gruppensex: Zwei Eisen mit drei Sauerstoff >Fe2O3<. Das 
eigentliche Problem ist jetzt, das die dann nix mehr mit den andern zu tun
haben wollen und sich verkrümeln. Damit werden die, die bisher innen 
waren zur Randgruppe und das Spiel geht weiter bis nix mehr vom Metall 
da ist. 
Kerlchen wie >Aluminium< sind da ganz anders. Die treiben’s zwar 
auch mit dem Luftsauerstoff, nur bleiben die dabei schön brav da wo, sie
hingehören (>Titan< auch!). Nicht nur dass, sondern sie bilden 
dabei sogar eine Schutzschicht, die härter und wiederstandsfähiger ist als
die pure Homogesellschaft. Ein Kondom, das die Masse vor irgendwelchen 
Infektionen schützt und das ganz von alleine entsteht. Toll! Nun haben ein
paar schlaue Menschen nachgedacht und ausprobiert, ob man so was 
Geschicktes nicht auch dem Stahl beibringen kann. Stahl ist schon nicht so
ganz homo, weil da ein paar wenige Kohlenstoffkerlchen mit dazwischen 
gemixt werden, sozusagen Gefängnisaufseher, die aufpassen, dass sich 
diese schlüpfrigen Eisenatome nicht so leicht rumrutschen, sonder mehr an
ihrem ursprünglichen Platz bleiben und damit das Teil besser in Form 
bleibt. Und man hat auch was gefunden. Es gibt Kerlchen, die haben die 
Name >Chrom< und >Nickel<, die sind dem Eisen ziemlich 
ähnlich, aber bleiben schön zusammen. Packt man die nun in 
ausreichender Stückzahl (viel viel mehr als die Kohlenstoffs) in den Stahl,
dann greifen sich diese Kerlchen an der Oberfläche die Sauerstoffdamen, 
noch bevor sie mit den Eisenatomen was böses tun können und bilden eine 
dünne, aber stabile Passivschicht, sozusagen ein gefühlsechtes Kondom, 
wenn man es so ansieht merkt man gar nichts davon, es sieht voll 
metallisch aus. 
Tolle Erfindung, Name >Edelstahl< oder >rost- und säurebeständiger Stahl<
(manche sagen auch >nichtrostender ~< oder >rostfreier Stahl<, 
was aber so nicht so richtig wahr ist), nur gibt es ein paar Damen, die
sind 
richtig sexy, noch attraktiver als Sauerstoff. >Schwefel<, >Chlor<, 
um nur zwei von denen zu nennen. Kommen in guter Luft nicht vor, aber 
halt schon wo anders. Salz z.B. ist eine ganz feste Ehe zwischen >Chlor<
und >Natrium< (ganz böses Metall!). Eigentlich halten die beiden 
echt gut zusammen, solange nicht ein dritter dazwischenpfuscht. Der Dritte
heisst Wasser >H2O<, der sorgt dafür, dass die zwei in ihrer 
Beziehung eine temporäre Auszeit nehmen und anfangen, 
rumzuvagabundieren. Kommt jetzt so ein Chlordämchen an dem Edelstahl 
vorbei, kommen die Metallkerlchen schon in Versuchung. Ob und wann sie 
ihr nachgeben ist eine Frage, wann und wie viel sonst noch mit im Stahl 
drin sind. Nennt sich die Mischung 
- 316L (das war amerikanisch), 
- 316S11 (das war englisch), 
- Z32 CND 18.12.02 oder Z32 CND 18.14.03 (... französisch), 
- X2 CrNiMo 17 13 2 oder X 2 CrNiMo 17 13 3 (das war deutsch), 
- 1.4435 oder 1.4404 (das war numerisch), 
dann würden sich langfristig schon ein paar davonmachen. Ist aber wie bei
vielen harmloseren Infektionen: gute Hygiene, regelmässiges 
Händewaschen, vor allem DANACH, und man bleibt gesund. 
(Nach Salzwasserkontakt mit klarem Süsswasser abwaschen!) 
Eine böse, aber seltene Falle bleibt noch. Wenn ein paar von den 
nymphomanischen Dämchen angreift, merkt man das gar nicht. Die 
Anderen in der Umgebung flicken das Kondom sofort und bilden eine neue 
Schutzschicht. Nur, dazu brauchen sie die Sauerstoffdamen! Wenn die 
nicht rankommen, funktioniert das mit der Kondombildung auch nicht. 
Noch ein Grund mehr fürs Putzen (ganz einfach: mit dem geeigneten 
Tuch einfach trocken abreiben, reicht schon). Meistens, denn leider gibt
es da noch den oberfiesen Fall, das wirklich ganz wenig >Chlor<, 
>Chrom<, >Brom<, ... angreift und es schafft, das Kondom 
nicht dolle kaputtzumachen, sondern nur ein kleines Löchlein 
reinzupieksen. Und das ist nun richtig richtig hinterfotzig. Es ist so
klein, 
dass man es mit blossem Auge nicht sieht. Jetzt kann es passieren, das 
irgendwas dieses kleine Loch verstopft, und jetzt können die nützlichen 
Sauerstoffdamen - auch nach dem Putzen - nicht an den Schaden ran, das 
Schutzimmunsystem ist lahmgelegt: Hallo AIDS!!! Innen, in dem Loch 
frisst sich die Infektion immer weiter und weiter. Da das ganze mit 
Elektronenaustausch zu tun hat, fliest da ein Strom, der wieder macht ein
elektromagnetisches Feld, das wiederum richtet die Elektronen aus, Folge,
die ganze Sache gräbt sich vorzugsweise wie ein Wattwurm, der Schutz 
sucht, immer tiefer nach unten in das Metall, weg von dem Sauerstoff, der
die ganze Sache stoppen würde. Der spezielle Fall heisst dann 
>Lochfrass<. 
Das mögen Menschen nun gar nicht, weil irgendwann frisst sich dieser 
Wurm sogar auch durch bis zur andern Seite. Wenn das jetzt eine Wand 
war, die dafür sorgen soll, das andere böse Atome drin bleiben, dann 
können die jetzt durch dieses Loch raus, was wiederum den Menschen, 
den Tieren, den Pflanzen und noch so ein paar Dingen nicht gut tut. Dass
nennt man relativ schnell >Chemieunfall< oder sogar 
>Katastrophe<. Manche sagen dazu >Betriebsstörung<, 
aber das ist eine andere Story. Dann kommen die Geschichtenerzähler, 
die heutzutage >Journalisten< genannt werden. Da das Wort 
Lochfrass ganz anschaulich klingt, und zwischen den vielen schwierigen 
Fachwörtern, die die Ingenieure auf der Pressekonferenz benutzt haben 
das eines war, dass man sich merken konnte, schreiben sie es dann 
prompt in ihren Artikel. Wenn Ihr es also das nächste mal lest, wisst Ihr,
was es wirklich bedeutet. Und dass die normale Korrosion viel öfter 
passiert, nur schreibt halt kaum einer darüber, dass irgendwo ein 
angerostet Rohr entdeckt und ausgetauscht wurde. Ausser es war in einem 
Kernkraftwerk, aber auch das ist wieder eine ganz andere Geschichte! 
Wie dumm Menschen sein können sieht man auch an einer anderen 
Korrosionsart. Eigentlich ist das mit dem Sauerstoff, der ran können muss,
doch ganz einfach zu verstehen. Trotzdem gibt es aber immer wieder 
welche, die da nicht dran denken. Die bauen Sachen aus Stahl, und dann 
setzen sie Teile so zusammen, oder falzen eines so, dass dabei ein Spalt
bleibt, in dem sich zwar die Elektrolyte richtig wohl fühlen und gut 
festhalten können (Stichwort >Kapillarwirkung<), inklusive der sexy 
Atome, der aber so eng ist, das keine Luft mehr rankommt. Auch der 
Name ist ganz eingängig: >Spaltkorrosion<. Und was dann da im 
Spalt alles besonders heftig passiert, das wisst Ihr ja schon. 
Noch ’ne Korrosionsart: Stellt Euch vor, unterschiedliche Männchen 
kommen nebeneinander zu liegen, (so richtig unterschiedlich wie 
Schweizer und Türken). Die haben dann unterschiedlich viele von den 
freien Elektronen an der Oberfläche. Das gibt dann echt Spannung in der 
Beziehung, sobald oben schon erwähntes Gleitmittel >Elektrolyt< 
an beide kommt. Da geht die Post ab, und der Stärkere gewinnt und frisst
den Schwächeren auf. Alles wie im richtigen Leben. Wen es wann trifft 
sieht man in der auch schon erwähnte >elektrochemische 
Spannungsreihe<, der mit der positiveren Spannung gewinnt und das 
Spiel nennt sich >Kontaktkorrosion<. Wenn man schon beide 
braucht, weil z.B. nur eine Mannschaft auf dem Platz eher langweilig zum
Zusehen ist, dann sollte man schon von vorneherein eine Security-Truppe 
anheuern, die die beiden Parteien voneinander (elektrisch) isoliert. Die
Spannung bleibt zwar, aber es kann wenigstens kein Blut (aka 
>Strom<) fliessen und die Männchen bleiben brav da, wo sie 
hingehören. 
Die letzte Korrosionsart, von der ich Euch erzähle (es gibt schon noch ein
paar mehr) ist sehr häufig. Bei der treiben schon einige Eisen- und 
Sauerstoffatome eine wilde Gruppensexparty. Dabei lassen sie sich so 
durch die Gegend treiben und landen hie und da, oder hängen sich an z.B.
ein Werkzeug als Fähre, von wo aus sie weiter wandern. Lassen sie sich 
nun gerade auf einer Edelstahloberfläche nieder, dann schauen die andern
Eisenatome da nicht ewig zu, sondern sagen: „Ey Leut, ist richtig was gut
los da drüben, geil, da mache wir doch gleich krass mit!“. Gesagt, getan,
kann man durchaus mitfühlen. Und da sie das Zugucken schon richtig 
angemacht hat, klappt’s sogar ohne Gleitmittel. Trotz Chrom und Nickel 
gibt’s dann den berüchtigten >Fremdrost
aber die Abhilfe ist wieder ganz einfach: regelmässig und vor allem bei 
akutem Befall Aktion Saubere Leinwand, genau das gleiche Rezept wie bei 
den sexy Damen ..., eine ordentliche Abreibung! 
Also Leute: am besten sauber bleiben!
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Erstaunlich, ändert mann an dem Wort Mama nur vier Buchstaben, so wird Bier
daraus !