Hallo zusammen,
gerade was das Thema Biertasting angeht, sind meine Kenntnisse ausbaufähig,
das betrifft v.a. das nötige Fachvokabular. Deshalb eher als Frage denn als
Rezension: kann es sein, daß das Helle des Bayreuther Brauhauses ziemlich
gelungen und ein durchaus nennenswerter Vertreter seiner Art ist?
Mir schmeckt es jedenfalls ganz hervorragend, eines der besten Kaufbiere,
die ich bisher getrunken habe - und es weckt in mir (biersozialisiert in
der westfälischen Pilswüste zwischen Ruhrgebiet und Sauerland) das erste
Mal wirkliche Begeisterung für ein (Münchner oder Bayerisches) Helles. Ich
glaube Boludo schrieb in irgendeinem thread, daß dieser Biertyp, so
unspektakulär er auf den ersten Blick respektive Schluck zunächst wirken
mag, alles andere als einfach zu brauen ist, weil alle Parameter, als da
wären: Malzigkeit, Restsüße, Bittere, Hopfenaroma, schließlich auch
Alkohohlgehalt und Rezens, ein harmonisches Ganzes ergeben sollen. Nichts
soll herausstechen oder dominieren, alles im schönsten Ebenmaß.
Genau das meine ich in diesem Bier zu finden. Das erste, was mir
aufgefallen ist, ist daß dieses Bier ungemein süffig ist. Es hat mit
4,8%vol einen eher moderaten Alkohohlgehalt, trotzdem muss man fast
aufpassen, die erste Halbe verdampft nach der Gartenarbeit auf der sonnigen
Terasse in kürzester Zeit. Dies nicht zuletzt aufgrund der moderaten
Karbonisierung. Gleichwohl bleibt das Bier auch bei der zweiten,
vernunftbedingt deutlich langsamer genossenen Flasche, lange frisch, das
CO2 entbindet langsam und - wie mir scheint - mit feineren Bläschen, als
bei den hier gängigen Industriepilsenern. Auch der Schaum ist etwas feiner,
wenn auch nicht wirklich sahnig, wie ich das von meinen eigenen Bieren
inzwischen gewohnt bin - aber das wäre auch unpassend.
Das Bier schmeckt übrigens sowohl aus dem Glaskrug, als auch aus dem 0,5l
Willybecher. In letzterem fängt sich die ganz leichte Blume etwas besser,
ich meine ein ganz dezentes, leicht süßliches, tatsächlich etwas blumiges
Hopfenaroma zu riechen, im Antrunk ergibt das mit dem zarten Karamell des
Malzes fast einen an Vanille erinnernden Geschmackseindruck, m.E. der
Hauptgrund für die unglaubliche Süffigkeit des Bieres. Die Bittere ist
perfekt eingebunden, gerade stark genug, um zu verhindern, daß das Bier
quitschig süß wirkt, aber kaum als Bittere im eigentlichen Sinne wahr zu
nehmen. Ich würde mir wünschen nur einmal genau diesen Punkt zu treffen!
Und genau diese Kombination verhindert, daß das Bier nach einer gewissen
Zeit nervig wird. Es rutscht den ganzen Abend so gut, daß man auf der Hut
bleiben muss
.
Jedenfalls freue ich mich sehr, daß der lokale toom-Getränkemarkt dieses
Bier ins Programm genommen hat, ich werde sicher nicht den letzten Kasten
davon gekauft haben. Ich fand schon die "Aktien"-Biere der Firma ganz nett,
hier v.a. das dunkle "Landbier", das "Helle" unter dem BB-Label finde ich
jedoch noch erheblich besser.
Weitere, gern auch kritische Stimmen würden mich dazu sehr interessieren,
da ich nicht weiß, ob ich richtig liege, vielleicht bin ich ja (v.a. was
die Vermutung hinsichtlich der Referenzqualität angeht) völlig auf dem
falschen Dampfer
.
Das Hefeweizen unter dem BB-Label, auch das sei der Vollständigkeit haber
erwähnt, finde ich, ganz im Gegensatz zum Hellen, allerdings ziemlich
unspektakulär - um es freundlich aus zu drücken. Erinnerte mich (sorry,
Jungs) fast ein bisschen an die kläglichen Versuche der hiesigen Brauereien
in Sachen Weißbier... .
Edit: Feinschliff
[Editiert am 26.4.2014 um 20:00 von Tim]
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Wenn Du einen Onkel hast und der braut gutes Bier,
sieh zu, daß er Dich leiden kann, sonst trinkt er 's ohne Dir!