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Autor: Betreff: Pilsener nach 1 Woche Nachgärung schon sehr stark
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Brauwolf
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red_folder.gif erstellt am: 1.5.2014 um 17:37  

Zitat von Manson0711, am 1.5.2014 um 14:37
Genau so bin ich vorgegangen Ruthard :)

War das falsch?


Naja, die Rastzeiten stammen aus dem vorigen Jahrtausend, bei den damals verfügbaren Malzen war eine Eiweßrast noch nötig. Bei heutigen Malzen kann man die Eiweßrast getrost weglassen, bei manchen Malzen ist sie sogar schädlich (für den Schaum, Bier wird's trotzdem).

So eine lange Eiweißrast macht man heute nur bei auf alt getrimmten Malzen mit denen man historische Rezepte nachbrauen will. Bei Malzen für englische oder amerikanische Rezepte, z.B. Pale Ale Malz, läßt man sie besser ganz weg.
Für deine Malzmischung dürften 10 Minuten bei 57° das Optimum sein.

Die jeweils 60 Minuten Maltose- und Verzuckerungsrast sind auch jenseits von gut und böse. Bei der Maltoserast entstehen Zucker, die von der Hefe zu Alkohol und CO2 verarbeitet werden können. In der Verzuckerungsrast bilden sich unvergärbare Zucker, an denen sich die Hefe die Zähne ausbeißt, die bleiben dem Bier als sogenannte Restsüße erhalten.

Nach 40 Minuten Maltoserast bei 63° ist eigentlich schon alles an Stärke zu Zucker verarbeitet, jede Minute länger ist nur Zeit- und Energieverschwendung. Für die Verzuckerungsrast bei 72° bleibt auch nicht mehr viel an Stärke umzusetzen.

Eine Läuterrast bei 78° ist völlig überflüssig, da passiert enzymatisch nichts mehr. Auf 78° wird nur geheizt damit die Würze dünnflüssiger wird und mehr Extrakt aufnehmen kann, das verbessert die Ausbeute. Also auf 78° heizen, 5 Minuten warten damit sich alles beruhigt hat und dann mit dem Läutern beginnen.

Als Faustregel kann man für Maltose- und Verzuckerungsrast zusammen 60 Minuten ansetzen, wobei die Anteile die Restsüße im späteren Bier bestimmen. Bei 20/40 wird das ein ziemlicher Süßbapp, bei 40/20 eher trocken - also durchaus pilsähnlich.

Leider ist nichts näheres über die Hefe bekannt, die hat nämlich auch Einfluß auf die Restsüße. Es gibt Hefen, die bei 60% Vergärgrad schon schlapp machen und dem Bier viel Restsüße überlassen, andere Hefen gehen über 80% Vergärgrad. Zusammen mit einer langen Maltoserast gibt das zwar einen hohen Alkoholgehalt, ist aber eine trotzdem wässrige, leere Angelegenheit - es fehlt dem Bier was die Brauer so heroisch "Vollmundigkeit" nennen.

Bei 48g Hopfen mit 6,5% alpha komme ich so überschlägig auf 40 Bittereinheiten - vor 40 Jahren war das für ein Pils üblich, heute werden 32 Bittereinheiten schon als "herb" verkauft. Willst du also mit dieser Malzmischung dein Lieblingspils nachbauen, wirst du eine Überraschung erleben.

Mit der überlangen Maltoserast und der starken Hopfung kommt schon was in Richtung Pils zustande, bei den hohen Gärtemperaturen entstehen aber Gärnebenprodukte, die für diesen Bierstil unüblich sind. Dein Pils hat vermutlich den Obstler schon drin. Glückwunsch.

Ich würde in deinem Fall, ausgehend von 4kg Schrot, 20 Liter Fertigbier und einem Einkocher mit 27/29 Liter Volumen, wie folgt vorgehen (bei Teilmengen entsprechend umrechnen);

14 Liter Wasser auf 60° voheizen und das Schrot einrühren (=einmaischen). Da das Schrot Zimmertemperatur hat, sinkt die Maischetemperatur auf ca 57° - wenn es 55° oder 59° werden, ist das unerheblich. Bei größeren Abweichungen kannst du mit kaltem oder heißem Wasser ausgleichen, die Wassermenge ist weniger kritisch.

Nach 10 Minuten auf 63° aufheizen und 35 Minuten halten (wenn es 62° oder 64° sind, geht dein Bier nicht kaputt), dann auf 72° heizen und weitere 20 Minuten halten. Jodprobe machen, wenn sich das Jod noch verfärbt, 10 Minuten dranhängen, ansonsten auf 78° heizen und mit dem Läutern beginnen.

Läutern würde ich bis die Stammwürze auf 10,8% runter ist, wie schon beschrieben. Den Hopfen würde ich aufteilen und 2/3 etwa 10 Minuten nach Kochbeginn zugeben, 1/3 etwa 10 Minuten vor Kochende. So kommst du auf ca 32 Bittereinheiten, hast aber noch eine Chance auf etwas Hopfenaroma im Bier (je nach Hopfensorte).

Bei der Vergärung würde ich drauf achten, dass die Temperatur nicht über 13° steigt. So hast du die Chance auf ein pilsähnliches Getränk, sei aber nicht enttäuscht wenn es anders schmeckt als dein Lieblingspils. Pils brauen ist eine anspruchsvolle Angelegenheit, bei keinem Bierstill kommt es so sehr aufs Wasser an wie bei Pils und es gibt noch viele weitere Stellschrauben.

Egal - Bier wird es immer, laß' dich überraschen.


Cheers, Ruthard


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Brauwolf
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red_folder.gif erstellt am: 1.5.2014 um 17:42  

Zitat von Manson0711, am 1.5.2014 um 16:16
@Ruthard: hab nen gebrauchten Automat von Eltac. Der schaltet bei 20l Wasser bei 35 Grad ab wenn 50 Grad eingestellt sind. Da grössere problem besteht aber darin, dass er bei 20l Inhalt das Wasser nicht zum Kochen bringt. Geht nicht über 80 Grad heraus.

Ich möchte mir einen neuen Satz Zutaten für meinen zweitversuch kaufen und werde mal das Anfängerrezept hier aus dem forum versuchen.

Wenn dem so ist, ist er wohl kaputt. Wenn er aber immerhin 10 Liter kocht, ist das schon mal was. Gibt es halt nur 10 Liter Bier. Suchst du nach einer Alternative, würde ich mir mal den Silvercrest von Lidl anschauen - unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis und mit der exaktesten Temperaturhaltung die es auf dem Markt gibt.

cheers, Ruthard


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red_folder.gif erstellt am: 1.5.2014 um 18:56  

Zitat von Manson0711, am 1.5.2014 um 11:36
Danke für die Antworten!

Es war ein Maischekit von Gastro-brauen. de

Die Stammwürze lag nach Verzuckerungsrast bei ca. 13‰ und hat sich danach auch nicht verändert.

Hefe kann ich leider nicht bestimmen, da ich die Verpackung nicht mehr habe.

Als das Blubbern des Gärrörchens nach ein paar Tagen verstummte, habe ich in Flaschen gefüllt.

Die 1 TL Zuckerzugabe habe ich aus einem YouTube Video von metalopasteve.

Sorry für meine spärlichen Infos in der Frage. Bin wie gesagt neu im Baugeschäft :redhead:



Hallo Manson!

Der Metallopasteve war für mich auch ein gutes Einsteigervideo. Da sieht man die Dinge die man vorher nur gelesen hat!! :thumbup:

Allerdings beim "Zuckergeben" ist zu beachten, das metallopasteve sehr luftig abfüllt, will heissen, sehr viel Kohlensäure verloren geht.
Füllt man anders ab, also mit weniger CO² Verlust, braucht man auch weniger zugeben!
War zumindest meine Erfahrung.
Und las dir dein Obergäriges Pils ruhig schmecken, wenn jucken schon Konventionen.

(Sorry für Rechtschreibfehler, bin leider Legastheniker und Hauptschüler )
((Edit = Rechtschreibung :puzz: )) oh, schorsch
schorsch


[Editiert am 1.5.2014 um 18:57 von hanfkante]
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red_folder.gif erstellt am: 1.5.2014 um 21:20  
@Schorsch: ich fand das Video für den Einstieg sehr gut. Aber wie ich hier schon gelesen habe, sind die rastzeiten etwas zu überzogen.

Grüßle
Manson
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