Liebe Braugemeinde,
Ich wohne in der Schweiz und bin seit einem halben Jahr fast täglicher
Mitleser hier im Forum.
nachdem ich seit Oktober letzten Jahres in der 20 Liter Einkochklasse
gebraut habe, entschied ich mich in den letzten Monaten dazu, auf das
nächste Level aufzusteigen. Die Gründe dürftet ihr alle kennen: Kaum ist
das Bier annähernd reif, ist es auch schon wieder weggetrunken oder
verschenkt. Ich bin über einen Brau-Freund auf den Polsinelli Webshop
aufmerksam gemacht worden und habe mir dort das entsprechende Equipment
zusammengestellt. Angeschafft wurde das Homebrew Set 75 Liter.
http://www.polsinelli.it/de/shop/kit-homebrewing/kit-homebrew
ing-edelstahl-75.html
Die Töpfe sind sehr schön verarbeitet, allerdings habe ich nach einigen
theoretischen Überlegungen gemerkt, dass noch mindestens ein Topf fehlt.
Der Gärtank ist zudem etwas unpraktisch, da er keine Tragehenkel hat. Aber
dazu später mehr. Ich habe mir schliesslich noch einen zusätzlichen 75
Liter Topf gekauft, der war gerade im Angebot für 90 Euro - er hat jedoch
keinen Auslaufhahn. Diesen, so dachte ich, kann ich selber anbringen.
Da mir jedoch die Geduld fehlte, einen geeigneten Auslaufhahn zu finden und
diesen fachmännisch anbringen zu lassen, entschied ich mich, den ersten
grossen Sud ohne Hahn zu probieren.
Geplant waren 50 Liter American Pale Ale mit 13% Stw. und ca 55 IBU.
Das Rezept habe ich mir selbst ausgedacht:
10kg PaleAle-Malz,
1kg Cara Hell
Hopfen: 80g Centennial und 50g Williamette
Wer mehr Interesse hat, dem schreib ich gerne das ausführliche Rezept auf.
50 Liter deshalb, da ich beim ersten Versuch (und auch wegen dem fehlenden
Auslaufhahn am 2. Topf) die Anlage erstmal nicht ausreizen wollte.
Immerhin reichte es für eine gute Verdreifachung der bisherigen
Sudmenge.
So nun geht es los:
Das "Braubüro" mit den üblichen Biercalcs, Dokumentationen, etc.
Das Setup: Alles kurzfristig improvisiert aus Ikea Möbeln
Der Maisch- und Läuterbottich mit integriertem HALO-Filter (Polsinelli
Patent)
Neben dem integrierten Analogthermometer habe ich noch ein zusätzliches
Digitalthermometer verwendet, um die Differenzen zu überprüfen. Fazit:
Während der Aufheizphase zeigt der integrierte Thermometer bis zu 10 Grad
zu viel an, was wohl der Hitze zu verschulden ist, die um den Top
hochkommt. Wird der Gasbrenner ausgeschalten, gleichen sich die
Temperaturen der beiden Thermometer wieder sehr schnell an.
Die Zutaten stehen bereit, frisch bestellt und abgewogen versandt durch
http://www.brauundrauchshop.ch/
Eingemaischt wurde in 40 Liter Hauptguss. Gerührt wurde von Hand - das ist
beim Aufheizen zwischen den Rasten kurzzeitig etwas anstrengend, aber das
nehme ich gerne in Kauf, bevor ich mir für viel Geld ein Rührwerk zulege.
Schliesslich will ich (noch) nicht einfach nur daneben sitzen und
zuschauen.
Das Abmaischen verlief absolut problemlos und sehr komfortabel, dank dem
HALO Filter. Mit den 20 Litern Nachguss kam ich auf etwa 55 Liter
Pfannevoll.
Vor dem Hopfenkochen habe ich etwas umgebaut und den Brenner auf den Boden
gestellt. So liess sich der Topf problemlos zu 2. auf den Brenner tragen.
Auch hier wieder: Bevor ich mir irgendwelche Pumpen oder komplizierte
Gestelle zulege, verpflichte ich einfach einen Freund zum Tragen helfen
Während dem Hopfenkochen gabs endlich eine leckere Stärkung in Form von
Bio-Rindfleisch vom Bauernhof meines Brauhelfers.
Nach dem Hopfenkochen wurde die Würze im selben Topf mit einem Spiralkühler
auf 25 Grad heruntergekühlt. Anschliessend war die Herausforderung, die
Würze in den Gärtank zu bekommen, der in der Küche stand. Das Problem am
Gärtank ist wie eingangs erwähnt: er hat keine Tragegriffe und lässt sich,
einmal befüllt, unmöglich noch fortbewegen. Zudem muss die Würze auf dem
Weg in den Tank ja auch noch gefiltert werden.
Lösung: Wir benutzten das 3-Bein vom Grill, um daran den Filter
aufzuhängen. Die gekühlte Würze wurde dann durch den Filter in einen
kleineren 20 Liter Topf gegeben. Sobald der Top voll war, wurde er zu 2. in
die Küche getragen und dort der Gärtank damit befüllt. Das Spiel
wiederholte sich 3 mal, bis die gesamte Würze im Gärtank war. Ich machte
mir zuerst etwas Sorgen wegen der Infektionsgefahr, aber das lief alles
recht zügig ab und hatte den positiven Nebeneffekt, dass die Würze durch
das umhergiessen auch gleich noch belüftet wurde!
Die Würze wurde mit 3 Päckchen US-05 angestellt und brodelt 24h später
weltmeisterlich.
In 1-2 Tagen werde ich noch 50 Gramm Target, sowie den Rest (20g)
Centennial in den Gärtank geben. Nächstes Wochenende kann dann hoffentlich
abgefüllt werden.
Wenn ihr Fragen habt, nur zu!
Ich hoffe meine erste Brauvorstellung hat euch gefallen, über das Ergebnis
werde ich gerne berichten.
Viele Grüsse,
Stephan