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Autor: Betreff: Nachguß bei kritischer Maische "auftürmen" oder portionieren?
Moderator
Posting Freak

Uwe12
Beiträge: 4922
Registriert: 5.4.2005
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 14.6.2014 um 21:24  
Bei einer Läuterkatastrophe mit einer zähen Roggenmaische hatte ich schon mal in meiner Verzweiflung den Läuterbottich fast voll mit Nachgußwasser gemacht.
Durch den dann höheren statischen Druck lief es etwas besser ab, evt. Ausbeuteverluste bei diesem Läutergewürge habe ich in Kauf genommen.

Heute habe ich eine Malztrunkwürze gebraut und wegen der doch erheblichen spelzenlosen Schüttungsanteile (Mais, Rohweizen) lief es wieder relativ "prostatös". ;)
Da habe ich wieder einfach den kompletten Nachguß rein. Wieder lief es wegen des höheren Drucks erwartungsgemäß besser.

Gestaunt habe ich dann beim Messen der Pfannevollwürze: 10,7 brix - und das vorherige Mal mit langwierigem, portionsweisem Läutern: 10,6 brix.
Ich hätte zumindest mit einem kleinen Verlust gerechnet, aber das ist ja identisch!

Künftig werde ich den Nachguß durch Treberkuchen "kritischer" Zusammensetzung bedenkenlos mit hohem statischen Druck durchpressen!
Unterstützend kann ich dabei ja auch "zu viel" Nachgußwasser auftürmen und so den Bottich immer "voll" halten.
Warmes Wasser aus der Leitung kostet deutlich weniger Nerven, als Rumgetröppel! :)

Uwe
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Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 14.6.2014 um 22:12  
Mit Single-Batch-Sparging fahre ich seit Jahren am besten.
Bei portionsweisen Nachgüssen drehst bei dicken Roggenmaischen am Rad...
Antwort 1
Posting Freak
Posting Freak

Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 15.6.2014 um 09:32  
Hallo Uwe,

Normalerweise ist für die Vorgänge in den Trebern nicht der hydrostatische Absolutdruck entscheidend, sondern der Differenzdruck, der an den der Treberschicht abfällt. Und der kann je nach Hahnstellung und Treberwiderstand unterschiedlichste Werte annehmen, und wir können ihn (ohne Läutermanometer) auch gar nicht direkt sehen.
Ich bin davon überzeugt, dass bei üblicher Treberschichtung weiterhin gilt, dass ein hoher Differenzdruck schädlich ist, indem er die Trebern zusammenzieht und insbes. den Oberteig in die Trebern einzieht, wodurch sich der Durchgang durch die Treberschicht verringert.

Ich habe einmal (mit einem ganz primitiven linearen Trebermodell) die typische Läuterkatastrophe qualitativ simuliert:
Sobald man den Hahn zu weit öffnet, verlagert sich die zwischen freier Maischeoberfläche und Ausgang des Läuterhahns herrschende Druckdifferenz (hier: 50 cm Wassersäule) zunehmend vom Läuterhahn auf die Treberschicht, so dass diese sich irgendwann fast schon schlagartig zusammenzieht, und sich der anfangs fast linear ansteigende Würzestrom wieder deutlich reduziert.
Spätestens wenn man in der Darstellung über den Buckel der roten Linie versehentlich drübergerutscht ist, ist sie da, die ganz große Läuterkatastrophe:



Bei Dir war jetzt im Gegensatz zu meiner Simulation allerdings nicht die Gesamt-Druckdifferenz konstant, sondern Du hast Sie durch die Nachgüsse erhöht (um wieviel?). Ich will gar nicht ausschließen, dass wenn sich die Trebern bereits zusammengezogen haben, man also schon im rechten instabilen Bereich jenseits des Buckels und das Kind somit schon in den Brunnen gefallen ist, man u.U. durch Erhöhung des Differenzdruck im Gegensatz zu meiner Darstellung irgendwann wieder etwas mehr hindurchquetschen könnte. Das wäre der Fall, wenn die Treber-Durchgangsfläche mit stiegendem Differenzdruck nicht bis auf Null reduziert würde. Das würde noch der Untersuchung bedürfen, und mein einfaches Modell gibt das auch noch gar nicht her.

Ich bin aber fest davon überzeugt, dass solange man im gesunden, linken Bereich ist, nach wie vor gilt:
Weder mit der Durchflussgeschwindigkeit noch mit dem Differenzdruck übertreiben, um es gar nicht erst zum Zusammenziehen der Trebern kommen zu lassen. Immer schön locker bleiber, weniger ist mehr, und in der Ruhe liegt die Kraft. Dann bleibt man links vom Maximum, und es kommt erst gar nicht zur ganz großen Läuterkatastrophe.

Moritz


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Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren werden.
Profil anzeigen Antwort 2
Moderator
Posting Freak

Uwe12
Beiträge: 4922
Registriert: 5.4.2005
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 15.6.2014 um 14:42  
Hallo Moritz!

Vielen Dank für die viele Arbeit, die Du in diese Untersuchung gesteckt hast! :)

Bei einer "normalen" Schüttung - also 100% mit Spelzen und "übliche" Glucan- und Pentosanmengen - komme ich mit dem kleinen Hähnchen am Läutereimer wahrscheinlich nie auf diese kritischen Fließgeschwindigkeiten.
Bei solchen Schüttungen hatte ich auch nie Läuterprobleme, ich läutere sowieso recht gemächlich ab.
Vielleicht um 3ltr auf 5min, also 0,6l/min.

Bei der Schüttung für den Malztrunk habe ich etwa 43% spelzenlose Schüttung.
Davon sind 21% (relativ feiner) Maisgrieß aus einer Vormaische mit α-Amlyase und 19% Rohweizen.
Der Weizen wird aber nur normal mitgemaischt - würde man ihn kochen, braucht man erst gar nicht mit Läutern anzufangen! ;)
Die massig Glucane machen dann die Würze so dickflüssig, daß nichts mehr geht.
Die Würze fließt dann nicht mal mehr als "Bindfaden", es tröpfelt praktisch schon von Beginn an.

Sicherlich wird bei meinem Malztrunk noch genug Glucan aus der Rohfrucht gelöst und die Würze so etwas dickflüssiger, als bei einer reinen Gerstenmalzwürze.

Als ich gestern den Läutereimer mit allem Nachguß aufgefüllt habe, waren es vielleicht 20cm von der Treber- bis zur Wasseroberfläche.
Die Durchflußrate war dabei "gefühlt" doppelt so groß, als wenn ich nur eine 3ltr-Portion auf den Treber gebe.
So eine Portion wird den Flüssigkeitsspiegel vielleicht um 2-3cm erhöhen.
Das Treberbett fühlt sich (viel) fester an, als bei einer normalen Schüttung, ein Aufhacken bringt kaum etwas.
Der Treber ist in dem Fall also von sich aus (viel) weniger durchlässig.

Noch ein anderes Kaliber sind Roggenschüttungen, deren Würzen an sich durch reichlich Pentosane zur Dickflüssigkeit neigen!

...dabei eine interessante Beobachtung: zu Beginn des Läuterns hatte ich eine Abnahme der Flußmenge durch die Dickflüssigkeit der Würze und den abnehmenden statischen Druck aufgrund des fallenden Vorderwürzespiegels - soweit nicht überraschend.
Nach ein paar durchgelaufenen Nachgußportionen nahm die Flußrate aber wieder zu, die Würze wurde wieder dünnflüssiger, da offenbar die Pentosane aus dem Treber zum größten Teil ausgewaschen waren.

...ich kanns ja heute leicht überprüfen, denn aktuell rinnt gerade wieder die Vorderwürze eines Roggenbieres ab und der Nachguß wartet, aufgebracht zu werden.
Ich möchte dabei zumindest die Treberoberfläche "sehen", bevor der Nachguß drauf kommt, um nicht eine überstehende Vorderwürze unnötig mit Nachguß zu verdünnen.
Im Endeffekt wird der Treber bei pfannevoll noch "naß" sein (und wird dann ja weggeworfen).

Uwe
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Posting Freak
Posting Freak

Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 15.6.2014 um 15:40  
Hallo Uwe,

Die Berechnung ist natürlich nur qualitativ zu verstehen, um das grundsätzliche Verhalten zu zeigen. Ich habe das Trebermodell so bedatet, dass es ungefähr einer Vollgerstenschüttung auf meiner eigenen Anlage (und da auch nur zu einem einzelnen Zeitpunkt) entspricht, aber je nach Schüttung und individuller Anlage kann das natürlich extrem variieren.
Auch nehme ich an, dass Deine Problemschüttung von Anfang an schon weitgehend einem zusammengezogen normalen Treberbett entsprach.

Übrigens habe ich das mit dem Auswaschen ebenfalls erlebt: Gegen Ende des Läutervorgangs kann man den Hahn wieder etwas sorgloser und weiter öffnen. Wenn es bis dahin gutgegangen ist, passiert dann idR auch keine Läuterkatastrophe mehr.

Moritz


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Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren werden.
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