Vor einiger Zeit hat mir knutole im Tausch ein paar Flaschen aus seinem
Bierkeller zukommen lassen, von denen ich mir heute eines gegönnt habe. Es
fällt mir eher schwer Verkostungsberichte abzugeben, will aber im Folgenden
gerne, wenn auch laienhaft, meine Eindrücke mit euch teilen.
Folgende Informationen habe ich zum Bier: Pale Ale, mit ca. 1g/l Saphir
gestopft, rund 5,8% Alk und 35 IBU.
Vorweg, ich war etwas skeptisch, da 35 IBU für meinen Mädchen-Gaumen
normalerweise schon zu viel sind. Zudem wurde ich von obergärigen
Hobbybrauer-Bieren auch schon enttäuscht. Ich bilde mir da ein, ich
schmecke da manchmal die höheren Alkohole raus, die entstehen wenn recht
warm vergoren wird. Das kann ein Hirngespinnst sein, aber irgendwie mag ich
manche obergärigen Geschmacks- und Geruchskomponenten nicht.
Also hab ich doch schon mal recht kritisch eingeschenkt. Der Schaum ist
wirklich bombig! Cremig und ewig stabil, das Bild wurde vielleicht eine
viertel Stunde nach dem Einschenken gemacht. Wunderbar leuchtende Farbe,
irgendwo zwischen Bernstein und dunklerem Honig. Das Bier lässt sich extrem
klar ins Glas bringen.
Nase drüber gehalten: würzig, bisschen fruchtig und etwas seifig. Kommt
wahrscheinlich vom Stopfhopfen? Der erste Schluck steht konträr zu meinen
Erwartungen: wieder dieser leicht seifige Eindruck, der aber nicht stört.
Bei der Farbe hatte ich eigentlich was malzig-süßes erwartet, aber dem ist
nicht so: schön voll und würzig , aber nicht unangenehm pappig-süss, im
Gegenteil, der Malzeindruck hält sich sehr zurück.
Und das für mich wichtigste: absolut nicht zu bitter! Die Bittere ist
wirklich angenehm, bleibt etwas am Gaumen haften, kratzt aber nicht und ist
recht edel und elegant. Auch hinten raus dieser leicht seifige Eindruck.
Auch meine Befürchtung, obergärige Töne rauszuschmecken, ist absolut nicht
angebracht. Sehr reintönig vergoren, ohne „Kopfwehmacher“. Nach knutoles
Aussage wurde das Bier schon vor einiger Zeit eingebraut. Ich wage zu
behaupten, die Lagerzeit hat ihm absolut nicht geschadet, die Bittere ist
wunderbar eingebunden, und „obergärige Aromen“ sind praktisch nicht
aufspürbar.
Auch die Karbonisierung wurde sehr gut getroffen.
Alles in allem ein wirklich sehr gutes Bier, das an ein etwas stärkeres
bayrisches Festbier oder Märzen erinnert. Wunderbar für eine Halbe abends
vor dem Fernseher. Was es nicht ist, ist ein Zech- oder Schüttbier. Dafür
ist es einfach zu stark und auch zu voll. Mehrere Halbe kann man davon wohl
nicht trinken, dafür ist es einfach zu „fett“. Ich kann mich nur
wiederholen: ein super Bier, für ein, zwei Halbe.
Das ganze liest sich jetzt wie eine schmalzige Lobhudelei, aber das Bier
ist einfach sehr gut. Einziges Manko ist, das man es nur in Maßen und nicht
in Massen trinken kann, weil man wegen der angesprochenen "Fülle" einfach
schnell "satt" davon ist.
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