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Board Index > > Hefe/Malz/Hopfen (Züchtung, Herstellung, Anbau) > Hefewachstum in Zucker/Malz-Lösungen |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.8.2014 um 15:31 |
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Hallo Hefezüchter,
der Braukaiser hat letztes Jahr mal wieder eine interessante Versuchsreihe
zum hier beliebten Thema "Zuckerlösung als Starter" durchgeführt, die ich
gerade erst entdeckt habe: http://braukaiser.com/blog/blog/2013/07/07/yeast-growth-on-
malt-and-sugar/
Während die Ergebnisse für reine Zuckerlösungen erwartungsgemäß ausfallen
(0% Wachstum), finde ich die Werte für 25-50% Zuckeranteil sehr
interessant. Kai Tröster selbst kommt zwar zum korrekten Schluss, dass das
Wachstum leidet, jedoch interpretiere ich die Ergebnisse so, dass eine
50:50 Mischung deutlich mehr Zellen produziert, als ein halbierter Starter
nur mit Malz. Oder anders ausgedrückt: 50% Malz und Nährsalz scheinen schon
so viele Nährstoffe zu liefern, dass die Hefe auch mit Glucose zum Wachstum
zu bringen ist.
Ich denke ich werde in Zukunft die nicht ganz billigen Malzquellen
(Malzbier, Malzextrakt, Würzesud) mit 33-50% Glucose strecken.
EDIT: Wer bei einer 50:50 Mischung auf mindestens die gleiche Zellzahl
kommen will, sollte Nährsalz und ca. 25% mehr Extrakt bereitstellen, wenn
ich die Zahlen richtig deute. Also z.B. statt 100g Malzextrakt dann 62,5g
Malzextrakt und 62,5g Glucose.
Gruß
Andy
[Editiert am 16.8.2014 um 15:48 von Ladeberger]
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.8.2014 um 17:26 |
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Hallo Andi, die Zellmenge, die gebildet wird, sagt aber noch nichts über
die Qualität aus. Glucose hemmt die Produktion von Maltosepermease der
Hefe, so dass sich die Hefe erst wieder an die angebotenen Würzezucker im
angestellten Sud anpassen muss.
Gruß, Ludwig
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.8.2014 um 19:45 |
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Hallo Ludwig,
interessanter Einrwurf! Die Umstellung auf Maltose muss doch auch in diesem
Starter früher oder später erfolgen. Oder wird die Maltosepermease in
Abhängigkeit der absolut verfügbaren Maltose gebildet?
Gruß
Andy
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2014 um 22:13 |
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Die Einfachzucker Glucose und Fructose werden neben Saccharose in Bierwürze
als erstes aufgenommen, bevor Maltose in die Zelle transportiert und
verstoffwechselt wird. Die Maltosepermease und die Maltase werden erst
gebildet, wenn Maltose im Medium vorliegt und wenn eine nicht zu hohe
Glucosekonzentration vorherrscht. Nachdem in Würze aus 100 % Malz ein
Vielfaches mehr an Maltose vorkommt ist die Hemmwirkung von Glucose durch
die kurze Aufnahmezeiten von 24 h vergleichsweise gering und von kurzer
Dauer. Verschiebt sich das Gleichgewicht in Richtung Glucose, so tritt die
hemmende Wirkung stärker zu Tage. Bis Glucose und Fructose verstoffwechselt
sind, wird Maltose kaum aufgenommen. Je nach Glucosekonzentration (Bei
künstlicher Dosgea) kann die Maltoseaufnahme und Verwertung sogar gänzlich
zum Erliegen kommen.
Der Hemmvorgang funktioniert so, dass bei hohem Glucosegehalt ein
geringerer cAMP-Gehalt resultiert. cAMP ist bei der Transkription von RNA,
die Maltosepermease bzw. Maltase kodiert, beteiligt. Diese
Endprodukthemmung wird auch Katabolitrepression genannt. Ab 50% Glucose und
auch Saccharoseanteil kann die Maltase und Maltosepermeasesynthese komplett
gehemmt werden. Durch Zellteilung und Nichtneubildung verarmen die neuen
Zellen an diesen Enzymen.
Man kann also sagen, dass ohne Maltose keine Maltosepermease und Maltase
gebildet werden und dass je nach Glucosekonzentration die Synthese dieser
Transport- und Verwertungsenzyme bis zur Gänze gehemmt wird.
Nachdem aber im Medium nicht nur die Zucker interessant sind, sondern auch
andere für das Wachstum wichtige Stoffe, sollte man im Idealfall bei Würze
bleiben. Es sind neben den Aminosäuren noch andere Stoffe wie Zink,
D-Biotin, D-Pantothensäure, m-Inosit wichtig für die Hefe. Wer es auf die
Spitze treiben möchte, kann eine passende Stickstoffquelle, Pantothensäure
und Zink bzw. Eisenionen zu Würze zudosieren, das wäre das Optimum.
Gruß, Ludwig
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.8.2014 um 05:44 |
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Zitat: | ...kann die
Maltoseaufnahme und Verwertung sogar gänzlich zum Erliegen kommen.
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das klingt erstaunlich wenn man bedenkt, dass selbst Wein oder Sekthefen
die noch nie ein Fitzelchen Maltose gesehen haben, die Maltosegärung
ziemlich gut beherrschen? Bei einer Untersuchung wurde festgestellt, dass
ungefähr 50% der Wein-und Sekthefen sogar die Maltotriosegärung können.
Es kann natürlich sein, dass die Ausstattung der Mostvergärer deutlich
robuster als die der Bier-Mimosen ist?
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 19.8.2014 um 07:50 |
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Sehr interessante Thema!
Es kommt also offenbar nicht auf die schiere Zellmenge an, die man im
Starter "erbrütet", sondern auch auf die "Qualität" der Zellen.
Ersteres kann man relativ leicht messen (auszählen), letzteres nicht so
ohne weiteres.
Nach Ludwigs Informationen wirkt sich so ein "Vergessen" der Fähigkeit zur
Bildung bestimmter Enzyme offenbar bereits bei der Elterngeneration aus.
Wie gravierend ist diese Abnahme? Kann eine Zelle die Produktion wieder
aktivieren, wenn sie einige Zeit in einem maltosereichen Gärmedium ist?
Quasi eine Minigärstockung oder vergleichbar etwa der S-33 im Zusammenhang
mit Maltotriose.
Ist das Zuchtmedium der Hefeproduzenten entsprechend der Bierwürze
maltosehaltig?
...ich erinnere mich an die Mauribrew Lager, die bei der Rehydrierung
deutlich nach "Apfelsaft" roch, was mich zweifeln ließ, ob das Zuchtmedium
hier wirklich Malzwürze ist, oder eher Fruchtsäfte.
Uwe
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.8.2014 um 21:47 |
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Wenn die Hefe die Einfachzucker verstoffwechselt hat, und Maltose vorliegt,
werden auch wieder Maltase und Maltosepermease gebildet. Das dauert aber
ein bisschen, so dass deshalb die Gärung ins Stocken kommen kann. Dass
Weinhefen auch ohne vorherigen Maltosekontakt diese sofort vergären können,
kann auch an anderen Regulationsmechanismen bzw. anderer Enzymausstattung
liegen.
Gruß,
Ludwig
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Antwort 6 |
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