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Autor: Betreff: Kurzbericht US-Westküste Juni/Juli 2014
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Johnny H
Beiträge: 502
Registriert: 31.1.2013
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 18.8.2014 um 19:35  
Hallo zusammen,

ich hatte den untenstehenden Kurzbericht schon vor einigen Wochen unter den Berliner Hobbybrauern verteilt und wollte ihn eigentlich in einen etwas größeren Bericht ausbauen, aber im Moment komme ich schlicht und ergreifend nicht dazu...

Wir waren im Juni und Juli für drei Wochen an der amerikanischen Westküste, und ich liste jetzt mal in loser Reihenfolge die Tour-Highlights im Hinblick auf Bier (Berichte über Familienbesuche etc. spare ich mir an dieser Stelle ;) ).

Also:

1) Portland, OR
Ausgangspunkt unserer Reise. Biermekka mit ungefähr 50 Mikrobrauereien in einer Stadt mit etwa 580.000 Einwohnern (Berlin, da ist durchaus noch Raum nach oben!!).
Persönliche Höhepunkte:
a) Das zeitgleich mit unserer Ankunft stattfindende 10th Annual North American Organic Brewers Festival (http://www.naobf.org/).
Zu zweit haben wir mehr als zehn Biere verkostet mit dem Schwerpunkt auf dem warmen Wetter angemessene leichte Sommerbiere. Die meisten waren sehr gut bis hervorragend. Sehr viel Vielfalt sowohl im Hinblick auf Stilrichtungen als auch Zutaten (Süßkartoffeln, Früchte, Chili etc. etc.)
b) PINTS Brewing Co.
Kleine Braukneipe mitten in der Stadt, die wir eigentlich nur durch Zufall gefunden haben. Überraschung: der Braumeister hat in Berlin studiert und war leider für den Boom jetzt zu früh dran (Rückkehr in die USA 2006). Macht die beste Berliner Weiße, die ich bisher in meinem Leben getrunken habe, und ja, er macht sie mit Laktosegärung, obergäriger Hefe, und Brett!! Er hat uns spontan die Brauerei gezeigt und hat(te) wohl auch ziemlich viel zu tun mit Prof. Methner (VLB) in Bezug auf Rekreierung der Schultheiß-Weißen, die er immer getrunken hat damals. Man schmeckts: richtig klasse, wie nach dem Abklingen der Fruchtaromen und der Säure die schon ein Jahr lang arbeitenden Bretts durchschlagen!!

Wir waren weiterhin in einem Rogue Brewpub (teilweise sehr gut), bei Deschutes (sehr viel Auswahl), bei Cascade Brewing (einige tolle Sauerbiere), bei Hair of the Dog (sehr kräftige und interessante Biere), bei Stormbreaker Brewing (klein aber oho!). Nicht geschafft haben wir Widmer (ich glaube, die waren Pioniere bei amerikanischem Hefeweizen), Bridgeport Brewing (AIPA-Pioniere) und Upright Brewing sowie zahlreiche andere...

2) Brauereitour Anchor Brewing in San Francisco, CA
Ich hatte Anchor Brewing Mitte Juni für einen Termin am 11. oder 12. Juli kontaktiert und mir wurde zu meiner Enttäuschung gesagt, man sei bis September ausgebucht! Allerdings wurde mir auch gesagt, ich solle mich kurz vor dem Termin noch mal melden, denn es könne sein, dass kurzfristig noch was frei wird. Wir sind dann mehr oder weniger auf gut Glück zur Brauerei marschiert mit dem Hintergedanken, dass, wenn es mit der Tour nicht klappt, ich dann wenigstens die Brauerei von außen fotografieren kann. Das Ergebnis war: man hat uns auf die Tagestour eine halbe Stunde nach unserer Ankunft mitgenommen, obwohl die Tour eigentlich schon überbucht war! Ich fand das sehr nett!
Die Tour war super: sehr schöne Brauerei, sehr unterhaltsam und informativ, und die Kostproben waren äußerst großzügig. Wir haben insgesamt sechs Biere verkostet, und ich fand alle sechs sehr gut: einfach, aber sehr rund, voller Charakter und irgendwie zeitlose Klassiker (z.B. Anchor Steam, Liberty Ale, Anchor Porter)! Im Gegensatz zu einigen anderen Brauereien hat Anchor Brewing ein eher begrenztes Sortiment, und ein Bier mit 100 IBUs und/oder bei Vollmond geernteten und dann in Schlangenöl gebratenen Agavenblüten wird man dort eher nicht finden, aber die Biere, die sie machen, sind alle richtig lecker. Außerdem waren Anchor sowas wie Pioniere des Craftbiers! Ein echtes Highlight der Reise für mich!

Weiterhin nicht schlecht in San Francisco waren 21st Amendment (ein paar sehr köstliche Biere). Eher zum Vergessen war Thirsty Bear...

3) Brauereitour Firestone Walker, Paso Robles, CA
Pale 31 und Double Jack bekommt man ja schon in Deutschland. Die Gründer haben einen Weinhintergrund und experimentieren sehr viel mit Holzfassgärung und dem Verschneiden verschiedener Biere. Dazu holt man sich sogar Inspiration von Weinbauern. Wir haben dort einiges verkostet, was man hier nicht bekommt und was es auch nur am Hahn gab, u.a. ein "Pink" Opal Saisonbier mit Rote Beete (Beet) für die Farbe "Beet (sic!!) Breast Cancer", eine ungefilterte und 100% eichenholzvergorene Version des Double Barrel Ale (lecker mit viel Vanille, Karamell und anderen Fassaromen) und das Easy Jack (ein leichtes, herbes Blonde, was der Außentemperatur von nahe 40°C angemessen war). Das Pils (Pivo) ist auch mehr als trinkbar, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu stark gestopft (mit Saphir: man kennt sich aus!!). Definitiv ein weiteres Highlight der Reise!

Ausgefallen sind (leider, leider) Besuche bei Sierra Nevada und Russian River Brewing (lagen beide auf einem Streckenteil, den wir mit dem Schlafwagen durchfuhren), sowie allerlei anderem südlich von LA (u.a. Stone in Escondido). Bei Rogue Ale in Newport waren wir auch, hatten aber keine Zeit für eine Brauereitour. Warum ist dieses Land nur so verdammt groß??

So, nach all der Lobhudelei auch ein paar Dinge, die uns nicht so gefallen haben. Erstens, richtig gute Lagerbiere können die Amis m.E. in der Breite (noch) nicht, von Ausnahmen abgesehen. Die Pilsner waren oft langweilig und irgendwie leer (Fragezeichen amerikanische Gerste) bzw. überstopft, und das, was dort teilweise als böhmisches Pils ausgeschenkt wird, hat garantiert noch kein Tennenmalz, geschweige denn eine Dekoktion gesehen. Zweitens, ganz oft kamen wir in irgendwelche Braupubs, um dort aus einer Speisekarte von zwanzig bis dreißig Bieren Tastersets zu wählen, nur um dann festzustellen: wenig Exzellenz, jede Menge Mittelmaß und leider auch ein paar peinliche Totalausfälle. Da werden m.E. einige der Rezepturen eher mit heißer Nadel und/oder nach dem Motto "Viel hilft viel" gestrickt. Also: warum nicht wenige(r) Biere machen, und die dann dafür richtig rund und gut? Aber diese Frage kann ich nicht beantworten... denn sie liegt wohl in der Mentalität und dem Denken begründet...

Als Fazit kann ich feststellen: der amerikanische Pioniergeist lebt und arbeitet! Wir haben innert drei Wochen insgesamt etwa 120 Biere verkostet, u.a. Sauerbiere, Fruchtbiere, Nudelbiere, Schlangenölbiere, Kartoffelbiere, Käsebiere, belgische Biere, Saisonbiere, Lagerbiere, Ales, Weizenbiere etc. etc. Auch wenn beileibe nicht immer alles 100%ig gelungen ist und es nicht immer einfach ist, die Spreu vom Weizen zu trennen : es war eine unglaubliche und ungeheure Vielfalt und Experimentierlust spürbar, die man wohl nirgendwo sonst auf der Welt findet, und das finde ich klasse!

Bis später,

Tilo


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Johnny H. - All Grain Brewing
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Dave1987
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red_folder.gif erstellt am: 18.8.2014 um 20:03  
Sehr schöner Bericht, da wird man definitiv neidisch. ;)
120 Biere in 3 Wochen ist auch mal eine ordentliche Ansage, danach hätte ich dann wahrscheinlich erst einmal genug.
Ein paar Bilder hätte ich mir noch gewünscht, aber vielleicht kommen die ja noch. :)


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Johnny H
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red_folder.gif erstellt am: 18.8.2014 um 21:11  
Nach langem Kampf mit Grafikprogramm hier ein paar Bilder

Innenaufnahme PINTS Brewing:


Anchor Brewing Ausschank:


Anchor Brewing Ausschank mit Brauanlage im Hintergrund:


Alte Bier... was eigentlich? ...wappen mit teilweise deutschen, lang vergessenen Brauereinamen:


Selektion:


Firestone Walker Innenaufnahme


Holzfässer bei Firestone Walker


Kasi im Glück (mit Berliner Weißen):


Müder Johnny mit belgischem IPA:



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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2014 um 06:30  
Sehr schöner Bericht! Erinnert mich an unsere Westcoast-Tour vor 3 Jahren von San Francisco bis Vancouver. Besonders Oregon hat es uns angetan. Wir waren damals auch - zufällig - beim NAOBF. Außerdem bei Deschutes in Bend und Rogue in Newport usw. Wir haben es damals auf immerhin 100 verschiedene Biere in 3 Wochen geschafft, allerdings v.a. auf diverse Ales und IPAs konzentriert.
Da würde ich auf jeden Fall gern wieder mal hin fahren.

Grüße,
Gunter
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Johnny H
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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2014 um 08:02  
Wir fanden Oregon auch wunderschön: herrlich grün (hat uns teilweise an den Schwarzwald erinnert) und durchweg tolle Küstenlandschaften.

Bend lag leider nicht auf unserer Route. Wir sind von Portland aus Richtung Westen gefahren, von dort die gesamte Westküste Oregons runter und erst an der Grenze zu Kalifornien wieder ins Landesinnere. In Pacific City hätte ich auch gerne Pause gemacht (Pelican Brewing), aber es war zeitlich leider nicht drin. Da ist also einiges unentdeckt geblieben für eine weitere Reise...

Gruß, Tilo


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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2014 um 09:22  
Oh, bei Pelican Brewing waren wir sogar auf ein Getränk drinnen (ohne Verkostung oder Führung). Ja, dort war's auch schön.
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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2014 um 13:21  
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Kannst Du denn überhaupt noch irgend ein Bier momentan sehen?
Ein Bekannter von mir hat berichtet, dass deutsches Import Bier durch das Reinheitsgebot schneller verdirbt und viele Importeure nicht auf gekühlte Container bestehen. So müßte es doch einen gewissen Markt für deutsche Biere und somit Brauer in den USA geben ... :) !
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Johnny H
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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2014 um 13:44  
Naja, so viel Bier insgesamt war es dann im Endeffekt auch nicht. Ganz oft haben wir uns Tastersets bestellt und uns die kleinen Gläser (3-5 fl.oz., 90-150 ml) auch noch geteilt :)

Wie es um die Nachfrage nach deutschen Bieren bestellt ist, kann ich Dir nicht sagen. Die Kneipen waren jedenfalls oft ziemlich voll. Deutsche Brauer, die in den USA tätig sind, gibt es aber auch, wobei wir nicht wirklich danach gesucht haben.

Wie in vielen anderen Lebensbereichen auch verfolgen die Amis eine sehr aktive Pflege von Traditionen, d.h. mangels eigener Geschichte ist man sehr bemüht, Dinge, die in Europa in Gefahr laufen, vergessen zu werden, in die USA zu exportieren bzw. sie dort einzupflegen. Daraus erklärt sich für mich das grundsätzlich hohe Interesse der Amis an alten Handwerkstraditionen, Familienstammbäumen und Ahnenforschung und eben auch historischen Bierstilen wie z.B. Sauerbieren wie der Berliner Weißen oder auch dem Adam-Bier.

Edit: Rechtschreibung/Stil...


[Editiert am 21.8.2014 um 13:45 von Johnny H]



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Johnny H. - All Grain Brewing
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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2014 um 17:24  
vielen Dank für deinen schönen Bericht :thumbup:
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