Hallo Braugemeinde,
wie der Eine oder Andere mitbekommen hat, hat Berlius vor gut einer Woche
die Reste meiner untergärigen Hefe empfangen. Bei seinem Besuch hatten wir
auch die Möglichkeit, Biere zu tauschen. Heute möchte ich daher sein
Weizenbier vorstellen.
Das Etikett gibt bereits einige Informationen, so wurde mit Spalter Select
und Cascade gehopft. Das Bier war auch schon etwas älter, da der Brautermin
Anfang Juli war.
Eingeschenkt offenbart sich ein schöner bernsteinfarbener Ton, jedoch wenig
Schaum.
Nun versuche ich das Weizen mal einzuordnen.
Anhand der Farbgebung lässt sich ein schöner Malzkörper erahnen, sehr
wahrscheinlich mit einem EBC reichen Malz wie Münchner, zumindestens aber
abgedunkelt mit einem Karamellmalz. Hier gibt es ja gerade in Franken die
unterschiedlichsten Auffassungen was ein "helles" Hefeweizen sein soll. Von
Kückengelben Varianten wie z.B. das Kapuzinerweizen bis zu
bernsteinfarbenen Tönen wie z.B. das Maiselweizen ist hier fast jeder
Farbton vorhanden.
Klarer ist aber der Geschmackseindruck, den ein Weizen hinterlassen sollte
und da tat ich mich schwer. Zunächst kann ich aber deine Befürchtung zwecks
der geringen Karbonisierung absolut zerstreuen. Es bot sich ein wahrer
Wirbelsturm an Kohlensäure im Glas, der auch nicht - wie manch andere Biere
- nur kurz dauerte und dann schlagartig abebbte, sondern immer weiter
tobte. Ich vermute mal, dass die geringe Schaumbildung der Grund dafür war,
dass du von einer zu niedrigen Karbonisierung ausgegangen bist. Aber die
Gründe liegen sicherlich woanders. Dazu müsste man jetzt das Rezept kennen,
das du ja hier gerne mit posten kannst.
Die Nase brachte zunächst einmal wenig Aromen, Hefetypische Fruchtaromen
ließen sich kaum wahrnehmen. Zum Einen liegt es sicherlich daran, dass das
Bier schon gut abgelagert war, zum Anderen war das Bier sehr klar - eine
typische Hefeweizen-Trübung fehlte. Der Cascade-Hopfen konnte als leichte
Herbe nur ansatzweise wahrgenommen werden, wäre er nicht auf dem Etikett
gestanden, hätte ich ihn sicherlich gar nicht wahrgenommen. Dezent!
Dezent!
Der Eindruck eines Kristallweizens kommt auch bei den ersten Schlücken, die
die Kehle hinunterstürzten. Schlank, fast wie ein Bayerisch Helles, auch
hier kaum Hefeweizentypische Geschmackseindrücke, jedoch sehr mild. Ich
komme nicht umhin, noch einmal auf das Etikett und vor allem in die Flasche
zu schauen. Nein, auch da zeigt sich kaum ein Hefesatz, die Flasche ist
beinahe "sauber". Also wieder ran: Im NAchtrunk kommt der Cascade besser
durch. Kaum Nachhall, aber erfrischend.
Also Berlius, ich würde mal sagen, am besen kommt man deinem Weizen nahe
wenn man die allgemeine Bezeichnung "Weizen" auf deinem Etikett in
"Kristallweizen" umwandelt. Dein Bier ist sagenhaft klar für ein Weizen, es
ist weder mastig, ein richtiger Isotonischer Durschtlöscher, ohne dabei
aufdringlich süß oder übertrieben malzbetont zu sein. Es erinnert mich ein
wenig an meine Studienzeit in Würzburg anno 19... Oh Gott ist das schon
wieder lange her, da haben wir Schöfferhofer Kristallweizen getrunken, wer
an den Bocksbeutel mit Frankenwein nicht mehr ran konnte. Das kommt glaube
ich vom Stil her am nähesten an deine Variante heran.
Es kann natürlich sein, dass das Bier im August noch ganz anders dastand,
jetzt aber nach gut 100 Tagen hat sich ein schönes Kristallweizen
entwickelt.
Viel Spaß weiterhin beim Brauen.
Grüßele
Holger
[Editiert am 12.10.2014 um 06:24 von Holger-Pohl]
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