Senior Member Beiträge: 252 Registriert: 2.12.2004 Status: Offline
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erstellt am: 30.1.2006 um 10:45 |
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Moin zusammen,
bei welchen Bieren empfiehlt sich eine Diacetylrast nach der Nachgärung
?
Nur bei untergärigen ? Oder auch obergärigen ?
Oder gar nicht ?
Habe ich bisher immer vernachlässigt.
Gruß
BBF
____________________ Erstaunlich, ändert mann an dem Wort Mama nur vier Buchstaben, so wird Bier
daraus !
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Gast
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erstellt am: 30.1.2006 um 10:53 |
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Hallo BBF,
nur bei Untergärigem.
Bei Untergärigem möchte man ja so wenig wie möglich Ester und andere
Gärnebenprodukte. Das Diacetyl wird zu Anfang der Gärung gebildet und
normalerweise von der Hefe auchwieder abgebaut.
Wer also genügend Hefe kalt seinem Sud zusetzt und einen regulären
Gärverlauf hat, braucht keine Diacetyl-Rast.
Nur wenn zuwenig und/oder zu warm die Hefe zugegeben wird und/oder der
Gärverlauf unbefriedigend ist, empfiehlt sich zum Schluss eine
Diacetyl-Rast.
Bei Obergärigem wird ja eine ausgesuchte Hefe genommen und genau diese
Ester und Gärnebenprodukte sind dort erwünscht, machen das eigentliche
Bieraroma aus.
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Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.1.2006 um 15:58 |
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Hi @ all
Die Diacetylrast ist im allgemeinen, wie Heavy schon geschrieben hat, bei
untergärigen Bieren anzuwenden. Allerdings darf das Diacetyl sowohl bei
ober- als auch untergärigen Bieren nicht merkbar sein, im Gegensatz zu den
Ester und höheren Alkoholen bei bestimmten obergärigen (und auch
untergärigen, z.B. Bockbiere) Bieren.
Wenn der Diacetylgehalt über dem Geschmacksschwellenwert ist, also wenn das
Zeug merkbar im Bier ist (das ist schon bei 0,2 mg pro Liter der Fall),
dann ist jedes Bier je nach Konzentration unangenehm zu trinken oder sogar
ungenießbar.
Als Hobbybrauer hat man aber kein Problem mit Diacetyl, weil man dem Bier
genug Zeit lassen kann. Eine Rast ist deshalb nur dann nötig, wenn eine
Verkostung des Jungbieres einen butterartigen Geschmack erkennen läßt. Und
selbst dann ist das auch noch kein Beinbruch. Die Nachgärung dann eben
etwas wärmer halten. Die kalte Gärtemperatur ist nur bei der Hauptgärung
wichtig, die Nachgärung kann ohne Probleme warm geführt werden!
Gruß Malte
____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Antwort 2 |
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Gast
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erstellt am: 31.1.2006 um 09:18 |
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Zitat: | Als Hobbybrauer hat man
aber kein Problem mit Diacetyl, weil man dem Bier genug Zeit lassen
kann. |
Genau hier muss ich dir widersprechen,
Malte.
Gerade wir Hobbybrauer haben damit die grössten Probleme, weil, wie sich
immerwieder zeigt, die Hefemenge allzuoft zu gering ist um einen Sud bis
zum Ende durchzugären.
Gerade dann wenn die Hefe aufgrund ihrer Minderzahl und tiefen Temperatur
vorzeitig die Arbeit eingestellt hat, sollte man eine Diacetyl-Rast machen,
denn dann hatte die Hefe nichtmehr die nötige Aktivität das zu Beginn
erzeugte Diacetyl noch abzubauen.
Dazu kommt noch erschwerend, dass die meisten Hobbybrauer die Hefe warm
zugeben und erst danach abkühlen, das erzeugt von vorneherein schon mehr
Diacetyl als ein kaltes Zusetzen.
Wenn dann die Hefe auf 3/4 des Weges stehen bleibt, hast du unweigerlich
Diacetyl im Bier.
Ich glaube kaum, dass die Brauereien mit solchen Problemen zu kämpfen
haben.
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Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2006 um 16:05 |
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Zitat: | Gerade wir Hobbybrauer
haben damit die grössten Probleme, weil, wie sich immerwieder zeigt, die
Hefemenge allzuoft zu gering ist um einen Sud bis zum Ende
durchzugären. |
Jo, ist einleuchtend. Wobei ich allerdings noch nie zu viel Diacetyl im
Bier hatte, obwohl ich öfter mit schlapper Hefe kämpfen muss(te). Liegt
aber vielleicht daran, dass ich untergärig grundsätzlich kalt anstelle,
grade weil eben ein warmes Anstellen schon ausreicht um eine ordentliche
Kompanie an Gärungsnebenprodukten "anterten" zu lassen. Toll der Vergleich
mit ner Kompanie!
Zitat: | Gerade dann wenn die
Hefe aufgrund ihrer Minderzahl und tiefen Temperatur vorzeitig die Arbeit
eingestellt hat, sollte man eine Diacetyl-Rast machen, denn dann hatte die
Hefe nichtmehr die nötige Aktivität das zu Beginn erzeugte Diacetyl noch
abzubauen. |
Du meinst mit Diacetylrast also das erwärmen des kompletten Sudes vor dem
Schlauchen, richtig? Ich kenne die Diacetylrast nur bei der
Hauptgärtemperatur. Dabei gibt es mehrere vorgehensweisen. Schlaucht man
mit Kräusen oder Restextrakt kann eine Diacetylrast im Lagerkeller
eingehalten werden, bevor der Tank abgekühlt wird um langsam nachzugären.
Man stellt dadurch den Diacetylabbau sicher und beschleunigt die Reifung.
Oder bei der Endvergärung eines Bieres im Gärtank. Wenn dann die Temperatur
noch nicht gesenkt wird vermag die Hefe das Diacetyl noch zu 2,3 Butandiol
abzubauen, um unter den sehr niedrigen Diacetyl-Geschmacksschwellenwert zu
kommen.
Wenn natürlich die Hefe beim Hausbrauer schon beleidigt in der Ecke steht,
weil Papa wieder zu wenig Kollegen mit in die Würze gegeben hat, dann muss
natürlich ein kleiner Anreiz in Form von Wärme gegeben werden. Das ist auch
überhaupt kein Problem. Dadurch, dass der meiste Extrakt schon vergoren
wurde können sich keine unerwünschten Kompanien (die Fuselölkompanie ist
die gemeinste!) mehr bilden, aber die Hefe wird wieder etwas angeregt.
Ich hab das bei meinem letzten Pilsener auch gemacht, aber nicht wegen dem
Diacetyl, sondern einzig wegen der Endvergärung. Als nach 15 Tagen der Es
immer noch bei 4,8% lag hatte ich es satt und die Brühe nach dem Schlauchen
(mit Restextrakt ) bei 20°C reifen lassen. Diacetyl hatte ich
aber beim Schlauchen nicht im Jungbier.
Ich denke aber, dass wenige Hobbybrauer bisher mit Butter-Bier kämpfen
mussten, und wenn dieser Geschmack beim Schlauchen festgestellt wird kann
man sich sehr leicht helfen. Außer jemand temperiert seine Wohnung auf
15°C! Brrrr....
Gruß Malte
[Editiert am 31/1/2006 von Malte] ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Antwort 4 |
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Gast
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erstellt am: 31.1.2006 um 16:20 |
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Zitat: | Dazu kommt noch
erschwerend, dass die meisten Hobbybrauer die Hefe warm zugeben und erst
danach abkühlen, das erzeugt von vorneherein schon mehr Diacetyl als ein
kaltes Zusetzen. |
Genau so mache ich es und ich hatte noch nie einen Geschmack von Diacetyl
in meinem Bier.
Grüße
Wolfgang
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Gast
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erstellt am: 31.1.2006 um 19:57 |
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Na gut Malte, dann sind wir uns ja im Grossen und Ganzen einig
Du siehst das alles manchmal zusehr aus der Sicht des Profis (Soll kein
Vorwurf sein) welcher in einer Brauerei zugange ist.
Wir Hobbybrauer haben ganz andere Probleme als die Brauereien, zum Glück
bist du ja auch Hobbybrauer und kennst auch diese Problemchen, solche
Gegebenheiten wie zuwenig Hefe im Sud oder zu warm zugesetzt sind keine
Dinge die einer Brauerei zu schaffen machen, den Hobbybrauern
allerdings.
Klar, viele von uns wissen auch darum Bescheid und achten darauf auch immer
ausreichend Hefe zur Verfügung zu haben, dann braucht man keine
Diacetyl-Rast, manchmal kommt der Hobbybrauer aber doch in die Zwangslage
eine Diacetyl-Rast fahren zu müssen, weil mal wieder etwas anders läuft als
geplant.
Ich kann auch von mir behaupten, dass ich auch ohne Dia-Rast auskomme, aber
lese mal quer durchs Forum, es tauchen immerwieder die gleichen Probleme
auf.
Diesen Leuten versuche ich auf Hobbybrauerebene zu helfen, da hilft
überhauptnicht wenn einer den Finger streckt und ruft: bei mir kommt das
aber nicht vor.
Ja, bei mir kommt es in der Regel auch nicht vor, aber bei denen es
vorkommt, hilft halt eine Diacetyl-Rast.
Cheers
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Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2006 um 20:45 |
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Zitat: | aber bei denen es
vorkommt, hilft halt eine Diacetyl-Rast. |
Probleme mit zu wenig Hefe kommt beim Untergärigen ja recht oft vor, aber
mir ist eben im Moment kein Fall hier im Forum bekannt, wo das Bier ein
ekligen, butterartigen Geschmack hatte. Daraus, und eben aus meiner
Erfahrung, habe ich dann darauf geschlossen, dass es nicht oft vorkommt.
Ich hab da grade nochmal bei Bockbierfreund nachgeschaut, der deswegen ja
angefragt hat. Da scheinen keine Probleme vorhanden zu sein, richtig @
BBF?
Zitat: | Habe ich bisher immer
vernachlässigt. |
Und wenn keine Probleme mit Butterbier vorhanden sind, ist das auch nicht
schlimm. Vor allem, wenn eine Diacetylrast mit Arbeitsaufwand verbunden
ist. Man muss ja nicht mehr Arbeit machen als es nötig! Deshalb hab ich ja
auch geschrieben, dass eine Verkostung vor dem Schlauchen die Entscheidung
über die Notwendigkeit einer Diacetylrast fällen kann.
Wird bei der Verkostung ein Butteraroma festgestellt ist die Diacetylrast
(ich würde Wohnraumtemperatur empfehlen) das einzig richtige!
Gruß Malte ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Antwort 7 |
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Gast
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erstellt am: 31.1.2006 um 21:10 |
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@Malte,
in den Fällen, wo die Hefe warm zugesetzt wurde und der Gärverlauf
unbefriedigend ist, respektive die Gärung zu früh stoppt, würde ich rein
prophylaktisch eine Diacetyl-Rast durchführen.
Da muss ich nicht erst warten bis das Bier nach Diacetyl schmeckt, zumal
ich davon ausgehe, dass nicht jeder Hobbybrauer gleich erkennt, dass
dieser Geschmack vom Diacetyl kommt.
Eine Diacetyl-Rast macht auch überhauptkeine zusätzliche Arbeit, man holt
einfach nur zum Ende der Nachgärung die Kegs aus dem Kühlschrank.
Die ursprüngliche Frage lautete: "bei welchen Bieren empfiehlt sich eine
Diacetylrast nach der Nachgärung ?"
BBF hat nicht geschrieben, dass er Probleme hat!
Ich denke, dass seine Frage umfassend beantwortet wurde.
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Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.1.2006 um 22:21 |
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Zitat: | dass nicht jeder
Hobbybrauer gleich erkennt, dass dieser Geschmack vom Diacetyl
kommt. |
Ich weiß auch garnicht, ob ich das 100%ig erkennen würde, aber wenn mir
etwas beim Verkosten nicht schmeckt, dann halte ich einfach die
Diacetylrast. Schlechter kann es nicht werden. Blöd wäre nur, wenn man
selber das Diacetyl erst sehr spät warnimmt, und nacher alle anderen
meckern und man selbst garnicht weiß, warum!
Zitat: | Eine Diacetyl-Rast macht
auch überhauptkeine zusätzliche Arbeit, man holt einfach nur zum Ende der
Nachgärung die Kegs aus dem Kühlschrank. |
Nicht? Ich musste meinen Nachgärtank aus dem Keller in den ersten Stock
schleppen, weil der Keller mit 12°C bzw. bei 15°C leider zu kalt war, um
die Hefe noch mal ordentlich anzukurbeln. Und wenn man noch höher
wohnt...
[Editiert am 31/1/2006 von Malte] ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 252 Registriert: 2.12.2004 Status: Offline
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erstellt am: 1.2.2006 um 06:56 |
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Butterbier ? Ja sind wir hier in Hogsmade ??
Nein im Ernst, ich war schon öfters über den Begriff gestolpert und konnte
ihn nicht so recht einsortieren. Aber dem wurde in diesem Fred ja nun
gründlichst abgeholfen.
Vielen Dank Kollegen !
Bisher haben meine selbstgebrauten auch immer geschmeckt ( Toi-Toi-Toi )
Ich hatte nur bei meinem letzten Sud (Yetis Schneebock) eine ungewöhnlich
lange Hauptgärung. Da dachte ich das das vielleicht ein Fall für ein
Diacetylrast sein könnte.
Sieht aber nicht so aus. Gestern abend habe ich qualitätsbegleitend ein
Fläschen getestet
und das ist sehr O.K.
Deshalb schmollt das jetzt auch schon bei 0 Grad im Garten, weil im
Kühlschrank
GöGa's Geburtstagsbier reift.( Ich brauche dringend so einen großen Coca
Cola Dönerbudenkühlschrank).
Gruß
BBF ____________________ Erstaunlich, ändert mann an dem Wort Mama nur vier Buchstaben, so wird Bier
daraus !
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Antwort 10 |
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Newbie Beiträge: 5 Registriert: 15.11.2005 Status: Offline
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erstellt am: 16.2.2006 um 13:13 |
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Hallo´,
wann soll denn nun die Diacetylrast gemacht werden?
Nach der Hauptgärung oder nach der Nachgärung.
Und bei welcher Temperatur?
Gruß don
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Antwort 11 |
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Gast
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erstellt am: 16.2.2006 um 13:26 |
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Hallo don,
die Diycetyl-Rast macht man nur bei untergärigem Bier am Ende der
Nachgärung bei 16-18°C.
Danach direkt zur Kaltkonditionierung.
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Member Beiträge: 96 Registriert: 11.1.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.2.2006 um 21:37 |
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...und wie lange sollte die Diacetylrast gehalten werden. Wie sind da die
Empfehlungen bzw. Erfahrungswerte. Die Hefe, die ja während der Nachgärung
womöglich schon am Einschlafen ist, braucht dafür wohl schon ein bisschen
Zeit, oder?
Gruß linus
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Antwort 13 |
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Gast
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erstellt am: 16.2.2006 um 22:14 |
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Hallo Linus,
hier habe ich eine Übersetzung aus dem J. Palmer:
Um jedes mögliche Diacetyl zu entfernen das nach der Primärgärung noch
vorhanden sein kann, kann eine Diacetylrast eingelegt werden. Diese Rast am
Ende der Primärgärung besteht aus dem Erhöhen der Temperatur des Bieres zu
12°-15°C für 24 - 48 Stunden lang, bevor er auf Lagertemperatur abkühlt.
Dieses bewirkt, dass die Hefe wieder aktiver wird und läßt sie
infolgedessen das Diacetyl verstoffwechseln, bevor sie in den Lager- Modus
herunterschaltet.
Einige Hefestämme produzieren weniger Diacetyl als andere; ein Diacetylrast
wird nur benötigt, wenn die Pitching- oder die Gärungskonditionen es
bedingen.
Dazu muss ich erklärend anmerken, dass die Amis unter Nachgärung unsere
Kaltkonditionierung verstehen, deshalb die Diacetyl-Rast am Ende der
Primärgärung.
Nach unserem Verständnis wäre das am Ende der Nachgärung.
Kann sein, dass ich persönlich das falsch sehe, ich verstehe unter
Primärgärung die Phase bis zum Abfüllen (Grünschlauchen) und die Nachgärung
was danach kommt bis zur Kaltkonditionierung. Kann sein, dass ich das
falsch einordne.
Auf jeden Fall, habe ich vor kurzem in dem Thread mit Kai gelernt,
verstehen die Amis unter Nachgärung, das was ich Kaltkonditionierung
nenne.
Anyway, direkt vor der Kaltlagerung kommt die Diacetyl-Rast.
Grüsse
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Member Beiträge: 96 Registriert: 11.1.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.2.2006 um 09:49 |
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Thanks, Heavy, für die Literaturstelle, jetzt isses klar.
Gruß
linus
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 126 Registriert: 5.12.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.3.2006 um 19:39 |
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Hallo,
Ich habe vor drei Wochen zwei Pils und ein Dunkels gebraut. Alle drei hab
ich mit der selben herangezogenen Hefe vergoren. Die beiden Pils haben
jetzt einen merkwürdigen Geschmackston, welchen ich vor einem Jahr auch
schon mal bei einem Pils hatte. Das Dunkle schmeckt komischerweise
einwandfrei.
Wie kann ich mir nun diesen Diacetylgeschmack vorstellen? Hier wird immer
geschrieben wie Butter. Wenn ich also nen Stückchen gute Butter essen
würde, würde es genau so schmecken?
Ich kann leider diesen Geschmack nicht einordnen, hatte ihn allerdings
schon mal bei einem Bier in ner Kneipe gehabt, war allerdings in der
Schweiz und ich weiß den Namen nicht mehr.
Gibt es irgendein deutsches Bier welches vielleicht leicht nach Diacetyl
schmeckt damit ich das mal vergleichen kann?
Kann es bei mir überhaupt Diacetyl sein, weil mein Dunkels ja nicht danach
schmeckt? Alle hab ich nebeneinander vergoren, also für alle die gleichen
Bedingungen.
Ich hab die Hefe auch bei ca. 20°C zugegeben.
Gruß
Bernd
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.3.2006 um 23:22 |
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Zitat: | Gibt es irgendein
deutsches Bier welches vielleicht leicht nach Diacetyl schmeckt damit ich
das mal vergleichen kann? |
DAB Pilsener. Ich hab das aber noch nicht so wirklich gemerkt.
Du brauchst übrigens nichts zu essen, Diacetyl wird olfaktorisch, d.h.
durch die Nase aufgenommen. Hat dann einen Geruch nach Butter oder
Karamelbonbon.
Wenn es nach Gemüse richt dann könnte es DMS sein. kann man übrigens gut
versuchen. Einfach Würze länger geschlossen stehen lassen. Danach haste
Gemüsewürze!
Sonst hat man bei selbstgebrautem öfters Hefenoten oder auch mal eine
nachhängende Bittere. ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2006 um 00:18 |
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Zitat: | Sonst hat man bei
selbstgebrautem öfters Hefenoten oder auch mal eine nachhängende Bittere.
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Malte,
Woran liegt das mit der hachhaengenden Bittere. Das is etwas das ich nicht
so mag, aber meist bei mehr bitteren Bieren bekomme. Bis jetzt habe ich es
immer auf den verwendeten Hopfen geschoben.
Kai
@Kai: zu Deiner Information: ich habe mir erlaubt, Deinen post zu editieren
und eine eckige Klammer hinter den code am Anfang Deines posts zu setzen,
damit man die nachfolgenden posts auch lesen kann.
Mit der Bitte um Verständnis
Michael
(Administrator)
[Editiert am 20.4.2011 um 18:12 von tauroplu]
____________________ braukaiser.com
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2006 um 08:36 |
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Hey folks,
kann es sein, dass irgendwelche unerwünschten Nebenprodukte der
alkoholischen Gärung enstehen, wenn ich ein untergäriges Pils am Ende der
Hauptgärung mit Speise oder Zucker abgefüllt habe und die Temperatur für
die Nachgärung in der Flasche evtl. zu hoch ist (sagen wir mal so ca. 20
°C)?
Grüße,
Markus
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2006 um 10:09 |
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@ Kai
Zunächst ist es wichtig die Ausscheidungen während der Gärung von den
Kräusen abzuheben. In diesem braunen "Schlamm" befindet sich allerhand
unedles Zeug, u.a. auch konzentrierte Hopfeninhaltsstoffe. Wenn diese
Stoffe entfernt wurden und nicht wieder durchgefallen sind, dann hat man
das schlimmste schon verhindert.
Ich hatte da mal den direkten Vergleich. Das gleiche Bier im Bottich und im
Tank unter Druck vergoren (da kann man ja nichts abheben). Das Bier aus dem
Bottich war sehr weich und sanft, das Bier aus dem Tank grob und
aufdringlich. Nur eine ausreichende CO2 Waschung und lange Lagerung hat es
dann doch noch zu einem leckeren Tropfen gemacht.
Man muss da aber auch noch differenzieren, ob es nun eine nachhängende
Bittere oder ein aufdringliches Hopfenaroma ist. Das aufdringliche Aroma
kommt dabei i.d.R. häufiger vor. Durch eine Filtration bekommt man dieses
harte, penetrante Aroma auch raus, deshalb haben Brauereien kein Problem
damit in großen geschlossenen tanks zu vergären.
Um ein stark gehopftes Bier nur Bittere zu geben, die weder nachhängt noch
ein starkes Aroma mit sich bringt sollte man den Hopfen kurz vor Kochbeginn
geben, also vor der Bruchbildung. Wenn man sowieso viel Hopfen gibt ist der
Verlust, der dann durch den Bruch wieder ausgeschieden wird eher
unwichtig.
@ ggansde
Nein, das weniger. Die Nebenprodukte entstehen zwar durch höhere
Temperaturen, aber auch nur, weil die Hefe dann sehr intensiv arbeitet. Bei
dem bischen an Extrakt, den du mit der Speise zugibst kann die Hefe aber
garnicht erst in eine intensive Phase kommen, weil vorher schon nix mehr an
Extrakt da ist. Die niedrigen Temperaturen bei einem Pilsener sind grade in
der Angär- und Hauptgärphase wichtig. Sobald es zur Nachgärung geht kann
die Temperatur auch erhöht werden. Es gibt auch Gärführungen, die bis zum
Diacetyl-Peak (Punkt, an dem am meisten Diacetyl im Jungbier ist) kalt
vergären und dann einige Grad höher gehen. Dadurch entstehen kaum mehr
Nebenprodukte, aber das Diacetyl wird rasch wieder abgebaut.
____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 1199 Registriert: 28.7.2002 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2006 um 10:15 |
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@Malte
Zitat: | Nur eine ausreichende
CO2 Waschung |
wie funktioniert das denn?
Gruß
Rainer ____________________
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2006 um 12:18 |
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Hallo Rainer!
Normalerweise werden alle (bzw. viele) flüchtigen Aromastoffe bei der
Nachgärung durch den Spundapparat ausgeschieden. Das passiert aber nur,
wenn du langsam und kalt nachgärst. Früher wurde das so gemacht. Das Bier
wurde z.B. mit Restextrakt grün geschlaucht und dann bei 3°C nachgegoren.
Der Spundungsdruck hat sich dann langsam aufgebaut und alles darüber
entweicht ja durch den Spundapparat. Da sich das CO2 mitten im Bier bildet
kann es flüchtige Stoffe mitreißen und so aus dem Bier und aus dem Tank
entfernen (funzt gut bei DMS).
Da die Hopfenöle auch flüchtig sind hatte ich die Idee mit der Gaswäsche,
wobei das natürlich nur bedingt funktionieren kann, weil sonst ja garkein
Hopfenaroma mehr im Bier wäre.
Ich hab dafür erstmal den Druck gesenkt. Dadurch entweicht dann langsam
schon gesättigtes CO2. Anschließend hab ich durch das Steigrohr CO2 durch
das Bier gedrückt, quasi das Bier gewaschen. Danach immer etwas höheren
Druck eingestellt und nach einem Tag wieder gesenkt. Das hab ich dann zwei
mal gemacht und dann wieder den Spundungsdruck eingestellt. Aber vorsicht,
wenn man wieder mehr CO2 im Bier lösen möchte und keine Gärung mehr läuft,
dann muss man die Flasche dranlassen, weil sonst nach kurzer Zeit der Druck
absinkt (weil sich CO2 sättigt). Besser nie unter den gewünschten
Spundungsdruck gehen.
Kann man übrigens immer machen. Einfach ein paar Zehntel höher Spunden und
dann wieder abbauen. Schaden kann das nicht.
____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Antwort 22 |
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Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2006 um 15:32 |
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Malte, Danke
Zitat: | Zunächst ist es wichtig
die Ausscheidungen während der Gärung von den Kräusen abzuheben. In diesem
braunen "Schlamm" befindet sich allerhand unedles Zeug, u.a. auch
konzentrierte Hopfeninhaltsstoffe. Wenn diese Stoffe entfernt wurden und
nicht wieder durchgefallen sind, dann hat man das schlimmste schon
verhindert. |
Das hab ich bis jetzt nie bewusst gemacht. Ich verwende einen 20L
Glasballon fuer meine Hauptgaerungen. Wenn ich genug Ausschlagwuerze habe
und die Gaerung stark genug ist wird das braune Zeugs durch die Blow-Off
Tube vom Bier weggedrueckt.
Zitat: | Ich hatte da mal den
direkten Vergleich. Das gleiche Bier im Bottich und im Tank unter Druck
vergoren (da kann man ja nichts abheben). Das Bier aus dem Bottich war sehr
weich und sanft, das Bier aus dem Tank grob und aufdringlich.
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Gut das du mal den Versuch gemacht hast. Soweit habe ich unterschiedliche
Meinungen zu diesem Thema gehoert. Viele sagen, dass es nichts bringt die
Hopgenharze vom Kraeusen abzushoepfen und, dass die Gefahr fuer then
Eintrag von Fremdkeimen zu hoch ist wenn man den Gaerbottich oeffnet. Ich
werd jetzt mal immer drauf achten, dass die hopfenharze nicht wieder
durchfallen.
Zitat: | Man muss da aber auch
noch differenzieren, ob es nun eine nachhängende Bittere oder ein
aufdringliches Hopfenaroma ist. |
Ich meine nachhaengende Bittere.
Zitat: | Um ein stark gehopftes
Bier nur Bittere zu geben, die weder nachhängt noch ein starkes Aroma mit
sich bringt sollte man den Hopfen kurz vor Kochbeginn geben, also vor der
Bruchbildung. Wenn man sowieso viel Hopfen gibt ist der Verlust, der dann
durch den Bruch wieder ausgeschieden wird eher
unwichtig. |
Wieder etwas, dass ich falsch mache
Bis jezt habe ich den Bitterhopfen fast immer nach dem Bruch zugegeben.
Wenn ich das nicht gemacht habe, und die suppe ueberkocht, hab ich den
ganzen Hopfen am Kesselrand oder sogar an der Seite des Kessels. Naechstes
mal werd ich halt ein bisschen mehr Hopfen nehmen und den vor dem Bruch
zugeben.
Kai ____________________ braukaiser.com
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Antwort 23 |
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