Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.3.2006 um 04:52 |
|
|
Gruss,
Hab mal ne Frage zu Crystal/Carmel Malz. Soviel ich weiss, wird beim
Maelzen die alpha Amylase aktiviert, um die Staerke in Dextrine
umzuwandeln. Die Frage ist nun, koennen diese Dextrine in der Maische von
der beta Amylase zu Maltose abgebaut werden?
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.3.2006 um 15:51 |
|
|
Weiss das den wirklich keiner hier??
Ich suche auch noch in anderen Quellen, und werd euch wissen lassen was ich
gefunden habe.
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 1 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 20.3.2006 um 20:07 |
|
|
Hallo Kai,
soweit ich weiß, arbeiten beide Amylasen in dem Temperaturbereich von
60-70°C (laut Angaben von Narziss). Es werden also nicht nur Dextrine
gebildet, sondern auch vergärbare Zucker. Auch werden die so gebildeten
Dextrine von der b-Amylase zu niedrigeren Zuckern abgebaut.
Grüße
Wolfgang
|
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.3.2006 um 20:45 |
|
|
Wolf,
Wenn ich also CaraPils zur Schuetting dazugebe, hat das also keinen
Einfluss auf den EVG des Sudes, da die Beta Amylasen die Dextrine genauso
abbauen wie die Dextrine die ich vom PiMa bekomme?
Irgendwo habe ich mal gelsen, dass durch ein spezielles Verfahren beim
Maelzen Dextrine gebildet werden, die nicht von den Maischeenzymen abgebaut
werden koennen. Leider kann ich diese Quelle (web-site) nicht mehr finden.
Und da ich halt gegenspruechliche Aussagen finde, moechte ich dem halt auf
den Grund gehen. Mein jetziges Verstaendniss sagt mir auch, dass die
Crystal Malz Dextrine von der Beta Amylase abgebaut werden koennen. Aber
warum sagt man dann, dass CaraPils die Vollmundigkeit steigert?
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 3 |
|
Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 17:32 |
|
|
Hallo Kai!
Caramalze haben natürlich weniger vergärbaren Extrakt in ihrer Substanz,
aber da man sie ja nur in kleinen Mengen schüttet spielt das kaum eine
Rolle (Carapils hat z.B. 3,5% weniger Extralt i.Tr. als Pilsener Malz).
Warum sie aber trotz der meist kleinen Mengen die Vollmundigkeit stark
steigern kann man wie folgt erklären:
Trotz der besonderen (intensiveren) Produktionsweise gewinnen wir aus
Caramals die üblichen zwei verschiedenen Extraktgruppen, den vergärbaren
und den nicht vergärbaren Extrakt. Wie oben schon erwähnt kann es
vorkommen, dass wir etwas weniger vergärbaren und etwas mehr unvergärbaren
Extrakt haben. Der Unterschied ist aber relativ gering und hat kaum
Auswirkung auf den Gesamtsud (auch wegen der geringen Menge des
Caramalzes).
Der vergärbare Extrakt, den wir aus dem Caramalz gewinnen ist mit
vergärbaren Extrakt aus Pilsener Malz identisch. Es handelt sich um
Einfach-, Zweifach- und Dreifachzucker.
Der Unterschied liegt also im unvergärbaren Extrakt. Dieser ist durch das
andere Produktionsverfahren verändert worden und hat somit einen starken
Einfluss auf den späteren Biercharakter.
____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
|
|
Antwort 4 |
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 19:07 |
|
|
Malte,
Zitat: | Der Unterschied liegt
also im unvergärbaren Extrakt. Dieser ist durch das andere
Produktionsverfahren verändert worden und hat somit einen starken Einfluss
auf den späteren Biercharakter. |
.... und kann nicht von den Maischeenzymen veraendert werden ?
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 5 |
|
Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 19:31 |
|
|
Zitat: | .... und kann nicht von
den Maischeenzymen veraendert werden ? |
nur soweit wie auch der unvergärbare Extrakt bei anderen Malzen ab- bzw.
aufgebaut werden kann. Dabei entstehen aber KEINE zusätzlichen vergärbaren
Zucker!
Zum Beispiel wird hochmolekulares Eiweiß zu mittelmolakularem und
niedermolekularem Eiweiß (Aminosäuren -> Hefenahrung!) abgebaut.
Wie sich jetzt ein Pilsener Malz von einem hellen Caramalz von den
Inhaltsstoffen unterscheidet kann ich dir leider nicht sagen. Werde da bei
Gelegenheit mal nachforschen. Aber bei dunklen Malzen hast du immer einen
höheren Anteil an Maillard-Produkten (das sind u.a. die "Farbstoffe"), die
aus Aminosäuren entstehen. ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
|
|
Antwort 6 |
|
Posting Freak Beiträge: 506 Registriert: 3.10.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 21:23 |
|
|
Hallo Kai
Zitat: | Irgendwo habe ich mal
gelsen, dass durch ein spezielles Verfahren beim Maelzen Dextrine gebildet
werden, die nicht von den Maischeenzymen abgebaut werden koennen.
|
Hier ist der Unterschied.
2-Row Brewers Malt
TYPICAL ANALYSIS
Mealy / Half / Glassy....................................98% / 2% /0%
Crystal Malt
TYPICAL ANALYSIS
Mealy / Half / Glassy...................................0% / 5% / 95%
CHARACTERISTICS AND APPLICATIONS
• In contract to Brewers Malt,
glassiness is a distinguishing characteristic of Caramel Malt. The
glassy endosperm creates the desirable non-fermentable components
giving true Caramel Malt the ability to contribute body (mouthfeel),
foam, foam retention, and extended beer stability, while contributing color
and unique caramel flavor.
Mehr Glassy % mehr Dextrins.
Briees Malting Company
Man muss Crystal Malz auch nicht einmaischen.
Cheers ClaudiusB
El Paso, TX ____________________ Mein Spielzeug
|
|
Antwort 7 |
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 22:03 |
|
|
Zitat: | Mehr Glassy % mehr
Dextrins.
Briees Malting Company
Man muss Crystal Malz auch nicht
einmaischen. |
Danke Claudius,
Aber ich nehme mal an, dass die Dextrine in Caramelmalz von der Beta
Amylase in der Maische abgebaut werden koennen. Das gilt natuerlich nicht
fuer die Dextrine, die durch die Maillard Reaktion veraendert wurden.
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 8 |
|
Posting Freak Beiträge: 506 Registriert: 3.10.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 22:13 |
|
|
Kai
Caramel Malts (may be steeped or mashed)
Caramel Malts have undergone a special heat "stewing" process after the
malting which crystallizes the sugars. These sugars are caramelized into
longer chains that are not converted into simple sugars by the enzymes
during the mash. This results in a more malty, caramel sweet, fuller
tasting beer. These malts are used for almost all ale and higher gravity
lager styles. Various crystal malts are often added in half pound amounts
to a total of 5-25% of the grain bill for a 5 gallon batch.
Cheers ClaudiusB ____________________ Mein Spielzeug
|
|
Antwort 9 |
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 22:30 |
|
|
Malte,
Zitat: | nur soweit wie auch der
unvergärbare Extrakt bei anderen Malzen ab- bzw. aufgebaut werden kann.
Dabei entstehen aber KEINE zusätzlichen vergärbaren Zucker!
Zum Beispiel wird hochmolekulares Eiweiß zu mittelmolakularem und
niedermolekularem Eiweiß (Aminosäuren -> Hefenahrung!)
abgebaut. |
And die Eiweisse habe am Anfang ueberhapt nicht gedacht. Aber du hast
natuerlich recht, die sind ja auch ein Teil des Extraktes und unvergaerbar
(oder Hefefutter). Mein Interesse lag haupsaechlich in den Dextrinen, die
im Crystalmalz vorhanden sind. Und wie es in diesem Thread schon merhfach
angedeuted wurde, konnen diese Dextrine (insbsondere in hellem Crystal malz
wie z.b. CaraPils) von der Beta Amylase zu vergaerbarem Zucker abgebaut
werden.
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 10 |
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 22:35 |
|
|
Zitat: | Caramel Malts have
undergone a special heat "stewing" process after the malting which
crystallizes the sugars. These sugars are caramelized into longer chains
that are not converted into simple sugars by the enzymes during the mash.
This results in a more malty, caramel sweet, fuller tasting beer. These
malts are used for almost all ale and higher gravity lager styles. Various
crystal malts are often added in half pound amounts to a total of 5-25% of
the grain bill for a 5 gallon batch. |
Danke Claudius,
Das ist genau was ich mal gelesen habe, aber nicht wieder finden konne (wo
hast du denn das her?) . Seither habe ich aber leider auch gegenstimmige
Aussagen gefunden und wollte dem mal auf den Grund gehen.
Meinst Du, dass das auch fuer hellere Caramel/Crystal Malze zutrifft (z.b
CaraPils)?
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 11 |
|
Posting Freak Beiträge: 506 Registriert: 3.10.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.3.2006 um 22:49 |
|
|
Hallo Kai,
Zitat: | Meinst Du, dass das
auch fuer hellere Caramel/Crystal Malze zutrifft (z.b CaraPils)?
|
CaraPils von Briees
TYPICAL ANALYSIS
Mealy / Half / Glassy.................................0% / 0% / 100%
CHARACTERISTICS AND APPLICATIONS
• Very unique dextrine-style malt that adds body, foam retention and beer
stability without influencing color or aroma
• Use to upgrade all types of beer, including light colored beers
• The non-fermentables in Carapils® are very advantageous in balancing body
and flavor of dark colored beers
• May be used with or without other specialty malts.
• Low usage of 1-5% will help achieve desired results
• The endosperm is completely glassy and will appear to be darker than
standard Brewers Malt
• Produced from AMBA/BMBRI recommended 6-Row Malting Barley varieties
Zitat: | Das ist genau was ich
mal gelesen habe, aber nicht wieder finden konne (wo hast du denn das her?)
. |
Realbeer.com (Steeping malt)
Cheers ClaudiusB
El Paso, TX
[Editiert am 21/3/2006 von ClaudiusB] ____________________ Mein Spielzeug
|
|
Antwort 12 |
|
Senior Member Beiträge: 499 Registriert: 5.8.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 25.3.2006 um 15:06 |
|
|
also soweit ich weiß entstehen bei der Herstellung von Caramelmalzen
hochmolekulare Dextrinketten, welche NICHT mehr von den Amylasen abgebaut
werden können. Wieviele - Prozentual gesehen meine ich - dabei jedoch
entstehen kann ich leider nicht genau sagen.
Jedoch soviel: Der Endvergärungsgad deines Bieres verändert sich DURCHAUS -
selbst bei einer relativ geringen schüttung von nur 1-10%
Würdest Du versuchen aus reinem Caramelmalz ein Vier zu brauen so würdest
Du wahrscheinlich einen Endvergärungsgrad von um ca. 50% haben.
Obwohl das schwierig zu beweisen ist würde ich das so einschätzen:
Angenommen Du braust zwei biere mit identischen malzen und brauverfahren.
Bei dem ersten versuchssud gibst Du z.b. 100% Pilsener Malz, und beim
zweiten nur 92% Pilsener und 8% Carahell.
Aus praxiserfahrungen (brauverfahren in brauerei welche genau das
machen!!!) weiß ich das der erste endvergärungsgrad bei ca. 84% liegt. Der
zweite jedoch nur bei 80%!!!
Er verändert sich also auf jeden Fall - ist ja auch sinn der sache.
Ergo enthalten Caramelmalze viele nicht vergärbare und somit auch nicht von
enzymen abbaufähige Zuckerketten.
Leider gibt es keine gängige Faustformel für die beeinflussung des
Endvergärungsgrades - das musst Du schon durch testsude ermitteln, denn da
verhält sich ja jedes Bier anders. Kommt halt auf dein brauverfahren und
deine Basismalze drauf an, die Hefe undundund...
|
|
Antwort 13 |
|
Senior Member Beiträge: 499 Registriert: 5.8.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 29.3.2006 um 09:54 |
|
|
sorry doppelpost
[Editiert am 29/3/2006 von Thrawn]
|
|
Antwort 14 |
|
Senior Member Beiträge: 499 Registriert: 5.8.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 29.3.2006 um 09:54 |
|
|
zu umständlich formuliert?
|
|
Antwort 15 |
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 29.3.2006 um 15:30 |
|
|
Zitat: | zu umständlich
formuliert? |
Nein, ist ganz gut erklaert. Caramel malze (einschliesslich der hellen)
koennen also als eine Art Versicherung gegen einen zu niedrigen
Endvergoaerungsgrad angesehen werden. Fuer den Fall das man mal zu lange
maischt.
Danke,
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 16 |
|
Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 29.3.2006 um 15:43 |
|
|
Mpf, hab jetzt leider nicht viel in Erfahrung bringen können, was ich nicht
eh schon wusste. Aber ein bischen dann doch noch:
Man muss aber bei Caramalzen, wenn man sich denn so intensiv damit
beschäftigen möchte, eine wichtige Unterteilung einbeziehen, die viele u.U.
garnicht kennen: Die Produktionsarten!
Man kann Caramalz auf der Darre oder im Röster herstellen.
Der Röster produziert glasiges Caramelmalz. Das Grünmalz wird zwischen 60
und 80°C verzuckert und anschließend durch den Röstvorgang karamelisiert.
Der Mehlkörper des Kornes wird dadurch glasig, er enthällt nur noch wenige
vergärbare Zucker.
Caramalz von der Darre wird ca. eine Stunde bei einer Umluftphase von 65°C
verzuckert und anschließend zwischen 80 und 130°C abgedarrt.
Beide Produktionsarten erlauben Farben zwischen 4 und 150 (teilweise 200)
EBC. Die Haufenführung ist identisch: eine hohe Enzymaktivität bei einer
Temperatur von 20°C und ein hoher Weichgrad von bis zu 50% sorgen für eine
starke Lösung der Gerste, wodurch man u.a. erreichen möchte, dass das Malz
am Ende durch die Verzuckerung und Karamelisation nicht zu viel Extrakt
einbüßt.
Bleibt immer noch die Frage, wieviel des Extraktes denn jetzt vergärbar
ist.
Ich hab da in meinen Malzanalysen noch einen Anhaltspunkt gefunden: die
Angabe des Caramelisierungsgrades. Bei Carapils fehlt diese Angabe. Ich
schätze deshalb, dass dieses Malz von der Darre kommt und nur die Caramalze
aus dem Röster über diese Angabe verfügen. Caramünch und Carared haben je
einen Caramelisierungsgrad von 92 und 90%.
92% von was? Nettes Rätselraten hier. Ich schätze 92% der vergärbaren
Zucker, weil alles andere keinen Sinn macht (92% des Extraktes kann man
nicht karamelisieren...).
Dementsprechend enthällt Caramalz aus dem Röster kaum vergärbare Zucker.
Caramalze von der Darre könnten dagegen recht viele vergärbare Zucker
enthalten, aber, wie schon erwähnt, weniger als Braumalze.
Zitat: | Er verändert sich also
auf jeden Fall - ist ja auch sinn der sache. |
Ich würde kein Caramalz einsetzen, um die Endvergärung zu beeinflussen. Das
ist doch nur ein Nebeneffekt, oder?
Die Endvergärung kann ich viel einfacher durch die Rasten steuern. Ich
denke, dass Caramalze (jetzt mal auf die hellen Typen bezogen) die
Vollmundigkeit steigern sollen ohne einen niedrigen Endvergärungsgrad nötig
zu machen. Natürlich kann ich dabei keinen EVG von 84% halten, weil eben
das Caramalz den EVG senkt, aber ich kann ein Bier mit einem EVG von 79%
(ist ja naturgemäß meistens recht schlank vom Charakter) vollmundiger
machen, indem ich die Bildung vin Vergärbaren Zuckern beim Maischen fördere
und durch das Caramalz dann wieder meinen gewohnten EVG einstelle. Das
Endprodukt solle dann geschmacklich vollmundiger sein.
Bei dunklen Caramalzen ist das eh wurscht. Ein Malz mit 130EBC hat eh nicht
mehr viel vergärbares in sich
Gruß Malte ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
|
|
Antwort 17 |
|
Senior Member Beiträge: 499 Registriert: 5.8.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 31.3.2006 um 18:02 |
|
|
nicht ganz malte nämlich deshalb...
Du hast zwar recht das es BESSER wäre den EVG durch die Rasten zu steuern,
aber bei einigen Bieren ist das ziemlich schwierig. Sprich Leichtbiere und
etwas mastigere biere wie Festbiere oder Märzenbiere.
Bei Leichtbieren kommst du teilweise (wenn man mit regulären
Maischprogrammen arbeitet) gar nich weit genug runter mit dem EVG - so das
dann das bier deutlich zu wenig körper hat.
Hier denken leider manche braumeister einseitig und schmeißen dann einfach
jede menge Cara rein um einen EVG von 70% oder so anzustreben, damit das
bier dann wenigsten nach irgendwas schmeckt.
Beim Märzen/Festbier ist folgende Problematik: dies sind häufig randbiere
die mit den normalen Betriebshefen vergärt werden - welche ebenfalls einen
für märzen untypisch hohen EVG ergeben. Und kein Bayer mag ein Märzen mit
nem 85% EVG - ne ein Märzen muss man schon schmecken. Also einfach ein sack
Cara rein und keine umstände bei der Produktion, des passt scho.
Oder beim Pils: Einige Brauereien arbeiten(kein Witz) heute schon so
'effektiv' oder besser gesagt 'wirtschaftlich' das deren Pilsener(welche ja
auf 'ultraschlank' getrimmt sind) teilweisen einen irre hohen EVG erzielen
kann. über 87% sind da keine seltenheit mehr. Da kann es dann leicht
passieren das die nicht nur wie wasser ausschauen, sondern auch so
schmecken. außerdem sind die heutigen Malze, welche eben diesen Brauereien
verkauft werden, eben auf maximale Ausbeute ausgelegt. Sprich die sind
absolut überlöst! ELG von 45% oder höher!
Wenn du da dann pech hast und noch schon scharf filtrierts(9-12monate
haltbarkeit) und Stabifix reinkippst, hast du plötzlich keinen schaum mehr.
Auch hier ist dann Cara(pils) die einfachste lösung - da es nicht
abbaubare, hochmolekulare bestandteile hat die mir wierderrum einen guten
Schaum machen...
Natürlich spielt AUCH der eigenständige geschmack der Malze eine Rolle,
welche für einge Biersorten einfach passend sind. Aber für vielen
Brauereien werden Caras einfach zur Farb.- und EVG korrektur hergenommen.
|
|
Antwort 18 |
|
Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 31.3.2006 um 19:03 |
|
|
Ja ja, die betriebswirtschaftliche Praxis, immer wieder eine Freude...
Leicht und Af Biere mit Cara zu brauen ist ja eigentlich normal, weil man
bei einer Stammwürze von unter 8% eben von Anfang an kein Körper zu
verfügung hat. Bei AfB ist's ja noch viel schlimmer! Ein gestoppter Gärer
schmeckt meistens wie Würze und dem entalkoholisierten Bier hat man mit dem
Alkohol ja auch 50% des Körpers geklaut. Da muss soetwas ja her.
Aber wenn ich deine Aussagen so lese werde ich richtig stolz auf meinen
Arbeitsplatz. Da wird dem Alkoholfrei nicht nur Cara reingemischt, sondern
auch ein gänzlich anderes Maischverfahren angewendet (Einmaisch statt dem
üblichen Zweimaisch). Und schon alleine das wir als Großbrauerei noch mit
ner Dekoktion arbeiten...
Und unser eigenes Pils und das Beck's, dass wir machen kommt mit einem EVG
unter 84% aus. Bei einer schönen gemütlichen langen Gärung, teilweise über
10 Tage...
Und Schaumprobleme gibbet selbst beim Fernzonenbier (MHD 12 Monate)
nicht.
Und das bei nem Hektomilionär.... boah geil!
Und viel geiler: ist freitag abend, 20 Uhr. jetzt ersma ne granate
reinfahren... *freutz* ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
|
|
Antwort 19 |
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 31.3.2006 um 20:10 |
|
|
Zitat: | Und schon alleine das
wir als Großbrauerei noch mit ner Dekoktion
arbeiten... |
Malte,
Gut zu hoeren, dass es das in Deutschland wirklich noch gibt (nicht nur
fuer Doppelboecke und Weissbiere).
Verwendet Ihr da spezielle weniger modifizierte Malze oder macht die
Dekoktion auch mit den heutigen gut (vielleicht sogar zu gut) modifizierten
Malzen Sinn?
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 20 |
|
Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 31.3.2006 um 22:46 |
|
|
@ Kai
Da hat ja jemand gut was "auf dem Kasten"
Wir verwenden für unsere Dekoktionsbiere (Altbiere) tatsächlich nur knapp
gelöstes Pilsener Malz (also weniger modifiziertes Malz), während wir für
die Infusions-Pilsener nur gut gelöste Pilsener Malze einsetzen.
Wie die meisten Brauereien wird das Pilsener auch oberhalb der Eiweißrasten
eingemaischt. Bei den Dekoktionen wird dagegen auf eine ausgiebige
Eiweißrast (während der ersten Teilmaische) nicht verzichtet. Darüber
hinaus arbeiten wir nicht, wie es grade in kleinen Brauereien bei dunklen
Randsorten üblich ist, mit Röstmalzbier, sondern mit dunklen Spezialmalzen,
um dem Altbier seinen typischen schlank-würzigen Charakter zu geben.
Darüber hinaus arbeiten wir an meinem Arbeitsplatz (Gär-/Lagerkeller) mit
dem in Großbrauereien eher unüblichen (und kostenaufwendigerem)
Zweitankverfahren.
Es gibt also tatsächlich noch große Brauereien in Deutschland, die nicht
jede Möglichkeit der Kosteneinsparung auf kosten der Qualität einsetzt!
So, jetzt aber genung schöngeredet. Mein Bier is alle... ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
|
|
Antwort 21 |
|
Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 1.4.2006 um 03:45 |
|
|
Zitat: | Da hat ja jemand gut was
"auf dem Kasten" |
na danke ja,
Ich hab mich in der lezten Zeit etwas mehr mit Dekoktionsmaishen
beschaeftigen muessen, da ich so am besten Stufenmaischen mit meinem
Maischebottich (20L Cooler) fahren kann. Ich nehme Dekoktionen aber meist
nur fuer Bock und Weissbiere.
Doch leider ist es heute mit den hochloeslichen Malzen (das meiste hab ich
hier im Forum gelernt ) recht schwer eine Dekoktionsmaischen zu
gerechtfertigen. Und wenn ich die mache, dann ziehe ich die schon nach 5
min von der Eiweissrast und/oder von der Maltoserast und koche nur 5-15
min.
Das Malz das ich dazu verwende kommt von Weiermann und hat eine
Eiweissloeslichkeit von 36 .. 46% also ziehmlich gut loeslich. Es git aber
auch einige on-line Hobbybraulaeden hier, die untermodifiziertes Pilsner
Malz anbieten. Aber da ist mir leider die Versandgebuehr zu viel.
Zitat: | Wir verwenden für
unsere Dekoktionsbiere (Altbiere) tatsächlich nur knapp gelöstes Pilsener
Malz |
.
Dekoktion fuer Altbiere. Daran hab ich bist jezt noch nicht gedacht. Gibt
es viele Altbierbrauereien, die dieses Verfahren anwenden?
Zitat: | Es gibt also tatsächlich
noch große Brauereien in Deutschland, die nicht jede Möglichkeit der
Kosteneinsparung auf kosten der Qualität
einsetzt! |
Na das wollen wir ja mal hoffen.
Kai ____________________ braukaiser.com
|
|
Antwort 22 |
|
Posting Freak Beiträge: 1542 Registriert: 16.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 1.4.2006 um 14:43 |
|
|
Zitat: | Dekoktion fuer Altbiere.
Daran hab ich bist jezt noch nicht gedacht. Gibt es viele
Altbierbrauereien, die dieses Verfahren
anwenden? |
Traditionell ist ein Altbier matürlich ein Dekoktionsbier (wie eigentlich
alle anderen Biere auch). Aber grade weil es nach "alter Brauart"
produziert werden soll und die Dekoktion eben die alte Art des Maischens
ist halte ich es da für sinnvoll.
Aber das bleibt ja jeden selber überlassen, wo er eine Dekoktion anwenden
möchte. MEINER persönlichen Neigung nach würde ich nur bei Altbieren,
Bockbieren, Rauch-/Steinbieren, und anderen malzaromatischen, dunklen
Bieren eine Dekoktion anwenden. Bei einem Schwarzbier würde ich das deshalb
nicht machen. Bei einem hellen Weizen auch nicht, obwohl das traditionell
dort auch mit Dekoktion gehandhabt wurde. Aber das hat nichts mit
irgnedwelchen Vor- und nachteilen zu tun, ist rein subjektiv.
Es gibt ja eh nicht mehr viele vernünftige Altbrauereien. Viele machen Alt
nur als Randsorte. Meist einfach die Pilsener Würze mit Farbebier einfärben
und dann obergärig vergären. So schmeckt's dann auch. Richtige
Altbrauereien sind eigentlich nur noch Frankenheim, Diebels, Uerige,
Schumacher, Füchsen, Schlüssel, Bolten, Gleumes und die Brauerei Königshof
(alte Rhenania), die aber mehr im Billigbier-Segment agiert. Hoffe ich hab
nix vergessen.
Dekoktion werden wohl nur noch die wenigsten anwenden. Die Düsseldorfer
Hausbrauereien machen es meines Wissens nach nicht. Für die "wer-weiß-wo"
gebrauten Altbiere Schlösser (DAB), Gatz (soll nach Königshof) und Hannen
(Oettinger Mönchengladbach, soll nach Königshof) kann man das wohl auch
ausschließen. Königshof wird es wohl aus Kostengründen auch nicht
anwenden.
Sind also nicht viele... ____________________ "Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere
die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
|
|
Antwort 23 |
|