Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 11:13 |
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Vor einigen Monaten braute ich mit Hilfe eines Bierkits einen doch recht
gelungenen Pilsener. Eine Flasche davon trank ich bewußt nicht, sondern
ließ sie einfach im Keller stehen (Temperatur im Winter max. 10°C, jetzt
etwa 12-14°C). Heute öffnete ich diese Flasche, um zu sehen was bei einer
so langen Lagerung passiert. Beim Öffnen der Flasche schoss mir das Bier
aus der Flasche entgegen. Es schäumte und schäumte. Der klägliche Rest, der
in mein Glas landete schmeckte schlicht und ergreifend nach bitterem
Wasser. Kein Aroma mehr, kein Malz mehr, keine Kohlensäure (die war ja
schon vorher rausgeschäumt), nur noch Hopfen. ´
Habt ihr auch schon solche Experimente unternommen, was war das Ergebnis?
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Member Beiträge: 54 Registriert: 25.7.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 12:00 |
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Hi,
wieviele Monate sind denn "Vor einigen Monaten"?
Gruß
Dadieda
____________________ Zwischen Leber und Milz passt immer noch'n Pils :-)
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 13:20 |
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Hallo,
ich hatte auch einmal eine Flasche Hausbräu in der Garage übersehen. Nach
meinen Aufzeichnungen war sie über sechs Jahre alt. Der Inhalt war durchaus
noch trinkbar, wenn natürlich auch spürbar überlagert (gut gehopftes
Rauchbier) und kein wahrer Genuss. Die Rezenz aber war vollkommen in
Ordnung, also übergeschäumt ist sie nicht.
Nach meiner bescheidenen Einschätzung ist es u.a. maßgeblich, wie sauber
die Flaschen beim Abfüllen sind. Wenn das Bier an sich beim Abfüllen
"sauber", und die Flasche quasi steril war, dürfte es nicht zum
Überschäumen kommen. Zu grün abgefüllt, zu viel Speise, o.ä. natürlich
ausgenommen.
"Ixi" weiß da sicher mehr. Ich denke, es handelt sich um einen bakteriellen
Zersetzungsprozess...
mfG
Matthias H
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Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 17.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 15:00 |
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Zuviel der Ehre Matthias H
Ich würde eher meine Chips darauf setzen, dass sich "damals" eine wilde
Hefe beim Abfüllen eingeschlichen hat, die aufgrund höherer Robustheit
einfach besser überlebt hat und die restlichen Nährstoffe, die die "gute"
Hefe nicht mehr verstoffwechseln konnte, weiterverarbeitet hat. Das könnte
zumindest die Überkarbonierung (=Überschäumen) erklären.
Für den Geschmacksverlust hätte ich aber auch keinen Vorschlag. Abgstorbene
Hefe können wir, denk ich, ausschliessen. Das riecht dermassen fies, da
hättest Du keinen Schluck mehr davon getrunken...!
Schau mal in meinem Lieblingsbuch:
http://www.howtobrew.com/section4/chapter21-1.html
Untere Mitte, bei "Symptom: It won't stop bubbling", Cause 2. Gusher-type
infections sind Springquellenartige Infektionen, hört sich das wie
ein vertrautes Symptom an?
Cheers
ixi ____________________ $: cd /pub
$: more beer
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 176 Registriert: 16.8.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 16:56 |
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Hi.
Ich habe ca. 2,5 bis 3 Jahre alte Biere aus meinen Malzextrakt Zeiten
(selbstgehopft) in meinem Keller. Allesamt schlecht gelagert, in einem
warmen Keller, alle Flaschengärung, also mit Hefesatz.
Was soll ich sagen, ich trinke ab und an eine Flasche:
Geschmack ist super gut !!! , viel besser als nur nach ein paar Monaten
Lagerung.
Keine Spur von Verderb oder Autolyse, keinerlei Nebengeschmack. Die
schmecken rund, gereift, schwer zu beschreiben.
Meine Vollmaische-Biere sind max. ein dreiviertel Jahr alt, da kann ich
noch nicht viel berichten.
Ich war auch erstaunt, probierts mal aus.
Gruß
Christian
[Editiert am 19/5/2006 von CFM]
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Antwort 4 |
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Member Beiträge: 95 Registriert: 17.8.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 18:45 |
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@ixi
Abgestorbene Hefe schmeckt und riecht nach gar nix. Paulaner, Franziskaner
töten alle ihre Hefe mit UV-licht und Temperatur ab. Die Biere sind ja
naturtrüb (die Brauer wissen wie) belassen und sollen dann den hefigen
Geschmack hja bewahren. Und das wäre net möglich, wenn die Hefe
ungeniessbar wäre, wenn sie tot ist.
@CFM
Autolyse kann in der Flasche auch schlecht passieren, da die Enzyme keinen
Sauerstoff mehr haben, da er bereits bei der Vermehrung verbraucht wurde.
Dazu kommt noch, dass evt. gar keine Speise außer Hefe für die Enzyme
vorliegt. Und nur die Hefe schmeckt denen auch net. Noch dazu fehlt die
richtige Temperatur. Also deswegen keine Autolyse möglich in dieser
Konstellation.
@emjay2812
Wie Mathias H richtig geschrieben hat, waren deine Flaschen net sauber,
also net steril. Völlig normal, dass sich dann die Kohlensäure an den
Schmutzpartikeln aufgeilen und entweichen wollen. In dem Fall Flasche halt
in den Freiraum zwischen Getränkespiegel und Kronkorken. Das mit zu viel
Speise ist auszuschließen, da die Hefe solange arbeitet bis keine Speise
mehr da ist. Bei der langen Lagerzeit ist das CO2 längst im Bier zumindest
teilweise gebunden.
PS: Farnzösiche Wissenschaftler haben diese Woche veröffntlicht, dass man
Champusgläser net steril machen soll, da sich eben besagtes CO2 besser an
Schmutzpartikeln entbindet und das wollen wir beim Champagner doch alle.
Also ab sofort werden keine Gläser mehr gespült ;-)
Schönen Abend noch, gehe jetzt grillen
Jon
____________________ Durch Leidenschaft erst lebt der Mensch, durch Vernunft existiert er nur.
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 17.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 19:04 |
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@Jon
Dass Franziskaner et al die Hefen abtöten, wusste ich nicht. Und ehrlich
gesagt, mir ist schleierhaft, weshalb es dann keine Autolyse mit
entsprechenden Nebenwirkungen wie fiesem Geschmack/Geruch gibt. Ich dachte,
um Autolyse zu vermeiden und dennoch Hefe drin zu haben, filtern die die
obergärige Hefe aus und kippen stattdessen robustere untergärige bei der
Abfüllung rein? Bist Du sicher, dass die UV-Licht verwenden? Das killt doch
das Hopfenaroma!!! Weswegen ja auch Bier in Klarglas gelagert wie
ausgedrückter Skunk riecht/schmeckt (s. Corona: deshalb trinkt man es mit
Zitrone, das aromatisiert!); kannst Du im Sommer selber ausprobieren- Lass
mal ein Bier im Glas in der Sonne stehen (1/2 h) und vergleich es mit einem
dunkel gehaltenen (beide natürlich zur gleichen Zeit eingeschenkt, damit es
fair ist).
Auch zum Thema Autolyse ein Auszug aus meinem Lieblingsbuch:
http://www.howtobrew.com/section1/chapter10-3.html
Und den fiesen Geruch, den kann ich bestätigen, oooh ja...
Im Prinzip sollte sich Bier ohne zu explodieren lange lagern lassen. In den
USA habe ich wunderbare Barleywines getrunken, die sich nahezu beliebig
lagern lassen und reifen (das älteste, das ich getrunken hatte, war ca
10-12 Jahre alt!!! Yummmmmmmiieeee!). Zugegeben, die sind "dafür gemacht",
so lange lagerbar zu sein (sehr hoher Hopfenanteil, SEHR hohe
Stammwürze).
Fröhliches Grillen, hier ist es definitiv zu kalt dafür
Cheers
ixi ____________________ $: cd /pub
$: more beer
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2006 um 22:29 |
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1. Das Pilsener war gut. Nach einer etwa 8 Wöchigen Lagerung war es
ausgewogen mit der richtigem Menge Kohlensäue, kein Überschäumen.
2. Genau weiß ich es nicht mehr, aber ich glaube, das Bier war Mitte Januar
ausgereift, also Anfang Dezember gebraut.
3. Die Flaschen waren definitiv nicht steril, ich habe sie "nur" gut
gespült. Ich habe sie nach dem Trinken mit kaltem Wasser ausgeschwenkt und
vor dem Befüllen mit fast kochendem Wasser nochmals ausgeschwenkt. Ich
werde mir demnächst ein Sterillsationsmittel besorgen, zumal ich bald
"richtig" (Maische) brauen will.
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2006 um 06:42 |
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Hey emjay,
Zitat: | Ich werde mir demnächst
ein Sterillsationsmittel besorgen, zumal ich bald "richtig" (Maische)
brauen will. |
Lass die Chemie aus dem Spiel.
Sterile Flaschen sind wirklich nicht notwendig. Nach dem Austrinken kurz
mit warmen Leitungswasser ausspülen und umgekert in der Kiste trocknen
lassen. Hatte noch nie irgendwelche Probleme damit und immer ein gutes
Gefühl nicht irgendwelche Rückstände im Bier zu haben.
Fals du allerdings schon sehr gammelige Flaschen hast, kommst Du in der Tat
um ein richtiges Reinigunsmittel nicht herum.
Grüße,
Markus
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2006 um 07:52 |
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Zitat: | Lass die Chemie aus dem
Spiel. Sterile Flaschen sind wirklich nicht notwendig. Nach dem Austrinken
kurz mit warmen Leitungswasser ausspülen und umgekert in der Kiste trocknen
lassen. Hatte noch nie irgendwelche Probleme damit und immer ein gutes
Gefühl nicht irgendwelche Rückstände im Bier zu
haben. |
Mal ehrlich: emjay hat offensichtlich ein Problem mit nicht sterilen
Flaschen.
Zu viel Hygiene beim Brauen schadet kaum, zu wenig kann für den Sud tödlich
sein. Du musst ja nicht gerade Sagrotan in Deine Flaschen kippen, aber
Chlordioxyd zum Beispiel wird bei der Trinkwasserbereitung benutzt und
dampft einfach aus.
Wir benutzen biostrem Travel von wasserseite.com, die 250ml für 14,95
reichen jetzt schon den 7. Sud und wahrscheinlich kommen noch mindestens
doppelt so viele dazu. Das Mittel lässt sich einfrieren und ist dann sehr
lange haltbar - sehr zu empfehlen!
Jan ____________________
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2006 um 08:07 |
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Die Flaschen werde ich demnächst einfach auskochen. Wenn ich Maischebraue
brauche ich sowieso einen großen Kochtopf. Dann werde ich etwas Wasser zum
Kochen bringen, die Flaschen reinstellen und das Wasser verdampfen lassen.
Es sollte mich wundern, wenn die Flaschen dann nicht steril sind.
Chemie braucht man nicht wirklich.
Abgesehen von dem Überschäumen, das ja auch nur bei langer Lagerung
auftritt, bleibt die Frage wohin der Geschmack gegangen ist.
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 17.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2006 um 11:54 |
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Ich backe meine zu füllenden Flaschen immer im Ofen 1 h bei 170°C. Die
Öffnung mach ich mit Alufolie zu. Der Vorteil ist, die Flaschen bleiben
ungeöffnet ewig steril. Wahrscheinlich etwas überkandidelt, aber better
safe than sorry.
Wohin Dein Geschmack gegangen ist, weiss ich allerdings auch nicht. Ich
kann mir vorstellen, dass die Geschmacksstoffe (Phenole, Ester etc) zT von
der "bösen Infektion" verstoffwechselt wurden, zT maskiert werden durch
schlechtere Geschmacksstoffe (nach Psychoakustik für MP3 jetzt
Psychogeschmack für Bier
).
Grüsse aus dem sauverregneten Saarland
ixi ____________________ $: cd /pub
$: more beer
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 360 Registriert: 18.8.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.5.2006 um 21:01 |
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Moinmoin Jon,
du schriebst:
Zitat: | Autolyse kann in der
Flasche auch schlecht passieren, da die Enzyme keinen Sauerstoff mehr
haben, da er bereits bei der Vermehrung verbraucht
wurde...... |
Wie ist das zu verstehen? Autolyse beschreibt ja den Vorgang der
"Selbstverdauung" durch Enzyme der Zelle. Dafür ist ja kein Sauerstoff
nötig.
Bis dahin
Marco
[Editiert am 28/5/2006 von Nordhorn] ____________________ Bier macht schön! ...... Oder hast du schon mal einen Mann gesehen, der
sich schminkt?
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Antwort 12 |
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Gast
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erstellt am: 28.5.2006 um 23:15 |
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Hallo Nordhorn,
da kann ich dir nur raten über den Beitrag von Jon am besten garned
nachzudenken, da kommst ud auf kein Ergebnis.
Es ist doch folgendes:
Zitat: | Paulaner, Franziskaner
töten alle ihre Hefe mit UV-licht und Temperatur ab. Die Biere sind ja
naturtrüb (die Brauer wissen wie) belassen und sollen dann den hefigen
Geschmack hja bewahren. Und das wäre net möglich, wenn die Hefe
ungeniessbar wäre, wenn sie tot ist. |
Wie ich
schon an anderer Stelle geschrieben habe kann ich persönlich bestätigen
dass weder bei Paulaner noch bei Franziskaner die Hefe abgetötet wird. Mit
einer einzigen Ausnahme die ich hier nicht nennen werde...
Zitat: | Autolyse kann in der
Flasche auch schlecht passieren, da die Enzyme keinen Sauerstoff mehr
haben, |
Autolyse ist eine Selbstverdauuung der
Hefe wie Nordhorn schon gesagt hat und hat mit den Enzymen nicht allzuviel
zu tun. Mal von den Enzymen in der Hefe abgesehen. Aber mit Sauerstoff hat
das erst Recht nix zu tun, Autolyse läuft absolut anaerob!
Zitat: | Dazu kommt noch, dass
evt. gar keine Speise außer Hefe für die Enzyme vorliegt.
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Autolyse braucht weder Speise noch externe
Enzyme. Die intakten Hefezellen fressen lediglich die "kaputten"...
Zitat: | Völlig normal, dass sich
dann die Kohlensäure an den Schmutzpartikeln aufgeilen und entweichen
wollen. In dem Fall Flasche halt in den Freiraum zwischen Getränkespiegel
und Kronkorken. |
Die Kohlensäure kann sich am
Schmutz noch so "aufgeilen", solange der Lösungsdruck im Gasraum herrscht
entweicht da absolut garnix aus der Flüssigkeit!
Zitat: | Das mit zu viel Speise
ist auszuschließen, da die Hefe solange arbeitet bis keine Speise mehr da
ist. Bei der langen Lagerzeit ist das CO2 längst im Bier zumindest
teilweise gebunden. |
Die Hefe verarbeitet die
Speise ja zu Kohlensäure. Umso mehr Speise umso mehr CO2...
Gebunden ist die Kohlensäure immer, aber deswegen kann sie genauso
austreiben!
Ein kleiner Tip von mir: Die Flaschen müssen nicht zu 100% steril sein,
aber "nur" auswaschen ist trotzdem ein bisschen wenig. Wer sicher gehen
will sollte irgendwelche Maßnahmen zur Sterilisation ergreifen.
Gruß
Waginga
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