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Autor: Betreff: Welche Filtergröße in Brauereien
Senior Member
Senior Member

Ottonen
Beiträge: 168
Registriert: 2.3.2006
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 08:38  
Hallo

meine heutige Frage richtet sich an alle zur Zeit in einer Brauerei tätigen User. Vor einiger Zeit hat heavybyte von seinem Versuch berichtet, Bier durch einen Wasserfilter zu reinigen, was auch gelungen ist. Er benutzte Filter mit einer Porengröße von 0,0001 mm bzw 0,0003 mm.

Meine Frage nun: Wird in Brauereien ähnlich gefiltert und wenn ja, welche Größe haben dort die jeweiligen Filter?

Gruß


____________________
Ein reiner, frischer Gerstensaft gibt Herzensmut und Muskelkraft.
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Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 10:23  
Hallo Ottonen,

ich gehöre zwar nicht zu dem angesprochenen Kreis, habe mich aber in der letzten Zeit sehr stark mit diesem Thema beschäftigt.

Viele Brauereien rüsten zur Zeit ihre alten Plattenfilter gegen Kerzenfilter um.
Solche Filterkerzen haben eine Porengrösse von 0,65µm absolut.

Nachzulesen hier:
http://www.filtrox.ch/filtrox-gbs-en/Downloads/Clarox_tdb/C larox-MPB.pdf

Dazu muss/sollte man aber etwas grundsätzliches über Filter wissen:

Es gibt zwei grosse Gruppen von Filtern, das sind die Tiefenfilter (depht filter) und die Flächenfilter (surface oder absolute filter).

Den Tiefenfilter kann man vergleichen mit gepresster Wolle, hat keine ganz genau definierte Porengrösse und unter grossem Druck bilden sich Kanäle, sodass die angepeilte Filterwirkung nur ungefähr erreicht wird.

Der Flächenfilter sieht aus wie ein Netz dessen Kreuzungspunkte fest verschweisst sind. Dieser Filter wirkt nur über die Fläche, entweder das Teil passt durch die Maschen oder nicht.
Deshalb wird er auch als "absolute" Filter bezeichnet.

In den Brauereien kommen beide Filtertypen zum Einsatz, erst der Tiefenfilter um zur Vorfilterung und danach der "absolute" Filter für die Endfilterung.

viele Grüße
Antwort 1
Senior Member
Senior Member


Beiträge: 167
Registriert: 11.3.2004
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 15:42  
@heavybyte

wie weit bist Du mit Deinen Versuchen in Punkto Keramikfilter gekommen? Betreff´s der Rückspülmöglichkeit und Säuberung.

Gruß Sven
Profil anzeigen Antwort 2
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 17:56  
Hallo Heinzelmannbraeu,

also ich habe den Filter nach der letzten Benutzung rückgespült und anschliessend mit Druckluft trocken geblasen. Noch ist er nicht erschöpft, mal sehen wie lange er es mitmacht.

Prinzipiell würde ich aber sagen, dass es hygienischer ist einen Absolut-Filter wieder klarzuspülen.
Der Keramikfilter ist auch ein Tiefenfilter und ich habe so meine Bedenken ob man da alles nochmal herausbekommt.
Na gut, mal sehen wie lange er mitmacht.

Diese gefalteten Absolut-Filter sind überall der Hit, z.B. auch in Amerika und Australien. Lassen sich sehr leicht wieder klarspülen und trocknen und sind zudem noch billiger.
In einem Australischen Forum haben User geschrieben, dass sie solch einen Filter schon seit Jahren im Einsatz haben.
Der einzige Nachteil dieser Filter ist, dass sie kein so hohes Delta-P (Druckdifferenz) aushalten, meist ist bei 1,2Bar die Grenze.
Ich werde jetztmal versuchen von dieser Schweizer Firma Filtrox einen professionellen Faltenfilter zu bekommen. Diese gibt es ja auch in 10"-Ausführung, würde ganz genau in mein Wasserfilter-Gehäuse passen.

Die Geschichte ist also noch nicht zu Ende :)

viele Grüße


EDIT: war da nichtmal eine Diskussion (Waginga?) wo es darum ging solch einen Filter direkt vor dem Flaschenabfüller zu benutzen?
Wo so ein Überschlauer gemeint hat, das wäre Abenteuerlich?

Nun, hier aus der Beschreibung des Filters:

Anwendungsgebiete
Endfiltration von Bier, und anderen Getränken, ideal als
Polizeifilter vor dem Füller.


:) :) :)

[Editiert am 28/6/2006 von heavybyte]
Antwort 3
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 18:54  
Hallo heavy,

ja diese Diskussion gab es leider. Womit wieder einmal bestätigt wäre dass es nix gibt was es nicht gibt ;)

Prinzipiell gesehen ist es dem Filter ja auch völlig Wurscht ob das Bier danach in eine Flasche oder ein Fass läuft.
Ich muss immer wieder staunen was du so alles im www findest @heavy.

Na dann noch viel Erfolg auf deiner abenteuerlichen Reise durch das Netz.



Gruß
Waginga
Antwort 4
Posting Freak
Posting Freak

Malte
Beiträge: 1542
Registriert: 16.9.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 19:13  
Hallo Zusammen!

Da ich die vielzahl von Variationen bei der Bierfiltration sehr faszinierend finde möchte ich mich auch dazu noch zu Wort melden und (möglichst kurz) die Grundzüge der Bierfiltration in Brauereien erläutern.

Grundsätzlich wird in der Brauereipraxis nicht mit irgendwelchen Porengrößen gearbeitet. Wir haben im Pronzip (fast) keine Filter mit einer deffinierten Porengröße.

Neben den beiden von Heavy angesprochenen Filtertypen (Flächenfilter sind mir unter der Bezeichnung Membranfilter bekannt, kommt aber aufs gleiche raus) gibt es noch einen weiteren, sehr wichtigen Typen, den Anschwemmfilter. Diesen hat nahezu jede Brauerei; und zwar vor dem Tiefenfilter. Diese Membranfilterkerzen werden, wenn sie denn eingesetzt werden, eben nach dem Tiefenfilter in einem sog. Trap-Filter (Sicherheitsfilter) verwendet. Dieser kann noch in der Filtration stehen (vor dem Puffertank zur Abfüllung) oder auch direkt dem Füller vorgeschaltet sein. Er hat praktisch KEINE Aufgabe, dient nur der Sicherheit.

Die eigentliche Bierfiltration startet mit dem Kieselgurfilter. Diesem wird gelegentlich ein Separator vorgeschaltet. Bei 4500 UpM wird dem Bier durch die Zentrifugalkraft grobes Material wie Hefen und Trubreste entzogen. Das soll den folgenden Kieselgurfilter (KG) ersetzen.
Der KG wird in drei Ausführungen eingesetzt, dem Stützschichtenfilter, dem Zentrifugal-Horizontalfilter (ZHF) und dem Kerzenfilter. Bei allen ist das FIltrationsprinzip gleich:

Auf einer "dünnmaschigen" Schicht (filtriert selber nicht) wird mit Wasser ein Filterhilfsmittelgemisch vorangeschwämmt. Das Gemisch besteht aus vorwiegend aus verschieden feinen Kieselguren. Dazu können noch Perlite, Cellulose und andere natürliche Stoffe kommen. Dieser Vorgang wird einmal wiederholt. Sobald nach dem KG das Wasser blank läuft (also keine Kieselguren mehr durchgerissen werden, das Wasser wird im Kreis gepumpt) kann Bier aufgemacht werden. Von einem Puffertank aus (damit das Bier gleichmäßig durch den Filter laufen kann) fließt das Unfiltrat dem Filter zu. Vor dem Filter wird ständig Kieselgur zudosiert (ca. 70-150g/hl). Das Bier passiert den Kieselgurkuchen und wird dort, wie durch ein sehr feines sieb laufend, von alles Trübungsstoffen befreit. Wird darüber hinaus noch Kieselgel oder PVPP dosiert, dann adsorbieren diese beiden Stoffe potentielle Trübungsbildner an sich (die sonst durch den Filter flutschen würden, weil sie sich erst später zu größeren Partikeln vereinen und dann ausfallen) und entfernen sie aus dem Bier, weil sie selber im Kuchen hängenbleiben.

Der Stützschichtenfilter ist dabei ein Rahmenfilter, in den Celluloseschicht en eiongelegt werden. auf diesen Schichten wird die Kieselgur angeschwämmt. Zum Kieselguraustragen nach der Filtration muss der Filter geöffnet werden und die Kieselgur wird abgekratzt. Der ZHF ist ein Kesselfilter, in dem übereinander mehrere runde "Siebbleche" sind. auf diesem Sieben wird die Kieselgur angeschwämmt. Am Ende der Filtration drehen sich die Scheiben, die Kieselgur wird runtergeschleudert und unten automatisch ausgetragen. Der Kerzenfilter verfügt über Metalfilterkerzen, zum Austragen wird er Wasser/Luft rückgespült. Die Filtration ist beendet, wenn der Druck im EInlauf einen gewissen Punkt erreicht. Dann ist auch meist der Unfiltratraum mehr oder weniger voll von angeschwämmter Kieselgur. Pro m² Filterfläche und Stunde können 3-4 hl Bier filtriert werden, bei Kesselfiltern das doppelte.

Das Bier nach dem KG ist blank! Der folgende Schichtenfilter hat dann nur noch die Funktion, eventuelle Bakterien oder doch noch vereinzelt mitgerissene Hefen und natürlich auch mitgerissene Kieselguren zu entfernen. Das geschieht in der von heavy erklärten Tiefenfiltration. Dabei kann man, je nach aktuellem Verlauf der Filtrationen, die Schichten wählen. Ob gröbere, feinere oder gar Sterilschichten. Die Schichten werden nach jeder FIltration Rückgespült, sind aber noch ein paar Wochen hinüber. Man kann diese Schichtenfilter gegen Trap-Filter eintauschen, weil is günstiger (aber weniger effektiv).

Es gibt darüber hinaus viele Variationen einer Bierfiltration. Ganz neu ist die Kieselgurfreie Membranfiltration mittels einer art CMF (crossflow micro filtration). Das ist keine dead end Filtration, wo das Unfiltrat durch einen Filter durchgedrückt wird. Dabei wird das Unfiltrat im kreuzfluß an Membranen vorbeigeleitet. Durch den Druck wird ein Teil des Bieres durch die Membran filtriert und der Volumenstrom sorgt gleichzeitig dafür, dass die gefilterten Partikel die Membran nicht zusetzen, sondern wieder mitgerissen werden. Das wäre auch das Problem, wenn man viel Bier ohne KG durch den Schichtenfilter jagen würde. Der wäre sofort zu. Bei einer Membran noch schlimmer! Der Kreuzfluß spült den Filter aber immer wieder frei. Nach der membranfiltration reicht dann meist noch ein Trap-Filter. Diese Systeme haben die Pott's Brauerei und die Brauerei Kölner Verbund. Dabei wird IMMER ein Separator vorgeschaltet. Der Kölner Verbund stabilisiert noch mit Kieselgel zwischen Separator und einem Puffertank vor der Membrananlage auf.

So, kleiner, hoffentlich verständlicher Überblick über Brauereifilteranlagen.

Für den Hobbybrauer ist der ganze Kieselgurkrempel natürlich total unwichtig. Das Zeug ist nur wichtig für eine wirtschaftliche Filtration in großen Mengen. Ein ausreichend vorgeklärtes Bier kann man, wie Heavy das ja schon eindrucksvoll bewiesen hat, super durch eine Tiefenfilterschicht klären. Wenn man die Schicht (oder Kerze oder was auch immer) so oft wie möglich verwenden möchte hilft sauberes Arbeiten (keine Geläger oder Trub in den Filter jagen), Rückspülen direkt nach der Filtration und vor der nächsten Filtration möglichst abkochen, damit keine Infektionen ins Bier kommen. Vielleicht den Filter in einer desinfektiösen Lösung lagern. Auf jeden Fall kann sich in den Poren viel sammeln! Wenn das Bier aber eh drei tage später alle ist mach's auch nix! ;)


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"Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
Profil anzeigen Antwort 5
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 19:23  

Zitat:
Ich muss immer wieder staunen was du so alles im www findest @heavy.


ha, Biertrinken und Brauen ist eine weltweite Angelegenheit, sozusagen hat da die "Globalisierung" schon lange Einzug gehalten ;)

Deutschland hat zwar immernoch weltweit eine immens hohe Reputation, sowohl was das Bierbrauen alsauch das Engineering angeht, aber wie ich immerwieder feststellen muss, haben uns in mancherlei Hinsicht andere Staaten schon lange überholt, sie haben es selbst nur noch nicht gemerkt ;)

Prost
Antwort 6
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 28.6.2006 um 19:30  
wow Malte,

dafür bekommst du von mir die höchste Punktzahl :thumbup:

Gruß
Antwort 7
       

 
  
 

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