Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 08:51 |
|
|
Hallo,
wir hatten gestern eine Bierprobe aus sieben Hausbräus.
Bei einem älteren Bier aus einem älteren engl. Kit (Bitter)hatten wir einen
deutlichen Beigeschmack nach Apfelschalen drin.
Ich habe irgendwo mal gelesen, woher der rührt, kann mich aber nicht mehr
erinnern, welche Ursachen das Off-Flavour hat.
Wer weiß es?
Danke,
mfG
Matthias H
|
|
Posting Freak Beiträge: 506 Registriert: 3.10.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 15:35 |
|
|
@Matthias H
Zitat: | welche Ursachen das
Off-Flavour hat. |
Acetaldehyde= Apfelgeschmack
Kann von hoher Gärtemperatur kommen.
Hefe?
Cheers,
ClaudiusB ____________________ Mein Spielzeug
|
|
Antwort 1 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 16:34 |
|
|
Hallo Mathias,
guckmal hier habe ich eine Tabelle:
demnach müsste es Acetaldehyd sein oder Capronsäureethylester
[Editiert am 3/7/2006 von heavybyte]
|
|
Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 17.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 16:50 |
|
|
@ ClaudiusB
Acetaldehyde durch hohe Temperaturen? Ich dachte, dass dadurch "nur"
Phenole gebildet werden, die ja ein fruchtiges Aroma machen (aber halt
nicht apfelartig)?
@heavybyte
Schöne Liste...!
Wenn es Ester sind, ist das nicht eine intrinsische Eigenschaft der Hefe?
Oder ist das steuerbar (wie Temperatur, um den Ball wieder an ClaudiusB zu
geben )?
Mein Tip geht auch Richtung Acetaldehyd, allerdings durch
Bakterieninfektion , besonders, da es ja mit der Reifung stärker wurde.
Passend dazu: http://www.draymans.com/Articles/bact.php Dort wird
besonders Zymomonas mobilis erwähnt als eine besonders oft vorkommende
Kontamination mit sehr hoher Acetaldehyd-Produktion. Was nicht unbedingt
passt: Anscheinend vorzugsweise in Lager-Bier.
Cheers
ixi ____________________ $: cd /pub
$: more beer
|
|
Antwort 3 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 16:55 |
|
|
Würde mich auch mal interessieren welcher Stoff nun unter welchen Umständen
entsteht. Ganz so einfach wie man es teilweise nachlesen kann ist es ja
nicht (z.B. hohe Gärtemperatur = fruchtiger Geschmack)
Da spielen viele Faktoren zusammen meiner Meinung nach. Die Frage ist aber
welche??
Gruß
Waginga
|
|
Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 17:43 |
|
|
Zitat: | Würde mich auch mal
interessieren welcher Stoff nun unter welchen Umständen entsteht. Ganz so
einfach wie man es teilweise nachlesen kann ist es ja nicht (z.B. hohe
Gärtemperatur = fruchtiger Geschmack)
Da spielen viele Faktoren zusammen meiner Meinung nach. Die Frage ist aber
welche??
Gruß
Waginga |
Hallo,
zunächst mal Danke für die engagierte Beteiligung!
Die Gärtemperatur war nie höher als 20°C für die Standard-Ale-Trockenhefe
sicher OK. (Diese werde ich aber aus anderen Gründen sowieso nicht mehr
verwenden.)
Ich hatte in der letzten Zeit mal ein kleines Experiment gemacht:
Eine Flasche Jungbier nach abgeschlossener Gärung (nach Priming 6 Tage Ruhe
bei Zimmertemperatur) bei Zimmertemperatur gelassen, quasi "warmgereift".
Andere Flaschen des selben Bieres nach abgeschlossener Gärung im
Kühlschrank bei 7-8°C gereift. Und was soll ich sagen, es war definitiv
kein Unterschied zu sehen, zu spüren, riechen, schmecken, etc.
Selbst die Karbonisierung war vollkommen identisch. Natürlich wurden beide
Falschen bei gleicher Temperatur proBiert. Was sagt Ihr nun?
Im Laufe meiner Heimbrauerlaufbahn (hatte jetzt 20j. Jubiläum!) habe ich
schon oft die Erfahrung gemacht, dass man nicht immer ganz so alles
bierernst nehmen soll. Das Wichtigste ist Geduld und Sauberkeit. Wenn man
sauber gearbeitet hat, schaden ein paar Monate Reifezeit nie etwas, eher im
Gegenteil.
Relax, don`t worry, have a homebrew
Tabellen und Diagramme können natürlich schon hilfreich sein, insbesondere
bei der Optimierung und/oder Fehlersuche.
Aber egal, der Apfel schalengeschmack ist sowieso nur noch in
einer Flasche.
Danke,
mfG
Matthias H
|
|
Gast
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 17:55 |
|
|
hmmm... vielleicht ist es bei Obergärigem anders, aber ich habe vor kurzem
- ich stelle immer etwa 65-70Liter Würze her, kann aber nur 60L vergären -
den Überschuss, weil ich schon genug eingefrorene Würze hatte, in ein Keg
gefüllt und separat bei Kellertemperatur, ~18°C, vergoren während der
Hauptsud bei 8° im Kühlschrank gärte.
Ansonsten genau das gleiche Bier und die gleiche Hefe, nur die Temp. war
statt 8° bei 18°C.
Was soll ich sagen, gestern habe ich nach einer Probe erwogen dieses Keg
dem Abfluss zu übergeben.
Der Geschmacksunterschied ist ganz deutlich, definitiv furchtbar.
Noch habe ich das Bier hier stehen, wenn sjemand haben will....
|
|
Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 17.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 19:04 |
|
|
@Heavy
Lass mal. Ich kann mir vorstellen, dass das irgendwo
zwischen faulig (wg. der vermehrten Schwefelwasserstoffbildung) und
fruchtig liegen muss.... Brrrrr...
Was ich nochmal nachschauen muss... Steambeer wird doch eigentlich auch mit
Lager-Hefe bei Raumtemperatur gemacht !?!? Und das schmeckt einigermassen
passabel...
Ich denke, die Hauptarbeit der Hefe findet in den ersten 24-36 h statt,
danach ist es einigermassen unkritisch. Aber mach Dir mal den Spass und
splitte das Bier mal in 2 Batches und fermentiere einen im Keller und einen
im Wohnzimmer, ich wette, dass Du den Unterschied da merkst...
Cheers ____________________ $: cd /pub
$: more beer
|
|
Antwort 7 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 20:01 |
|
|
Hallo ixi,
ich weiss ja, dass meine Sensorik lange nicht so diffizile wie deine ist,
meist kann ich nur unterscheiden in schmeckt, oder schmeckt nicht
hier ist noch eine Unterscheidung dazu gekommen, schmeckt beschi....ssen
Aber wie genau es schmeckt, kann ich garnicht beschreiben, das sind keine
mir bekannten Geschmacksrichtungen, es ist einfach nur unangenehm.
Natürlich ist es ein ganz grosser Unterschied ob es sich um unter- oder
obergärige Hefe handelt.
Gerade bei letzterer sind ja die vielen Gärnebenprodukte geradezu
erwünscht, da machen die vielen Ester ja erst den Geschmack.
Was bin ich froh, dass ich nur untergärig braue, diese ganze Chemie werde
ich nie begreifen
|
|
Posting Freak Beiträge: 813 Registriert: 21.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.7.2006 um 21:09 |
|
|
Zum Thema "warm vergoren" schmeckt (fast) genau so wie "kaltvergoren" -
könnte es daran liegen, daß die warm vergorene Flasche natürlich einen viel
höheren Druck hatte wie die kalte!? Unter Druck kann man ja recht warm
vergären, ohne Schädel-Spalter Spezial Bier zu produzieren!
____________________ Interpunktion und Orthographie des Postings ist frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein
zufällig und ist nicht beabsichtigt.
|
|
Antwort 9 |
|
Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.7.2006 um 00:04 |
|
|
Hallo,
um nochmal zu verdeutlichen: Die Hauptgärung und Nachgärung war bei beiden
getesteten Flaschen gleich, nämlich im selben Behälter Ale-Hefe bei ca.
16-18°C.
Erst nach der Zuckergabe zur Flaschenabfüllung, damit meinte ich das
"Priming", und weiteren sechs Tagen habe ich eine Flasche bei
Zimmertemperatur belassen, und die andern in den Kühlschrank gestellt.
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt?
Ich habe nicht von Warm- und Kaltgärung gesprochen. Da sind die
Unterschiede natürlich gravierend....
mfG
Matthias H
|
|
Gast
|
|
erstellt am: 4.7.2006 um 00:28 |
|
|
@ixi,
naja dazu kann ich eigentlich nur sagen dass ich die Erfahrung gemacht habe
dass der Geschmack nur durch die Hauptgärung beeinflusst wird. Das
Verfahren der Nachgärung ist, bei mir zumindest, geschmacklich nicht
feststellbar.
Aber gerade bei der Hauptgärung, vor allem bei obergärigem Bier, merkt man
doch gewaltige Unerschiede im Geschmack, trotz exakter Temperaturregelung
während der Gärung. Und diese Unterschiede bleiben auch im gelagerten Bier,
wenn auch etwas abgeschwächt.
Deshalb meine Aussage: Da spielen mit Sicherheit mehrere Faktoren zusammen.
Meine Vermutungen sind: pH-Wert, Sauerstoffsättigung, Oberflächenbelüftung
des Gärbehälters, usw.
Bakterien sind auch ein heißer Tip...
@Jakobus: Der Druck spielt natürlich auch eine grosse Rolle, aber wie
gesagt erkenne ich keinen Unterschied in der Nachgärung. Die Hauptgärung
ist ja an sich drucklos.
Außerdem habe ich von einem mir bekannten Braumeister einer nicht gerade
kleinen Münchner Brauerei gehört dass genau diese geschmacklichen
Unterschiede große Probleme beim Oktoberfest-Märzen verursachen. Das
kriegen selbst die gelernten Braumeister geschmacklich niemals so hin wie
es im letzten Jahr war. Obwohl das untergärig gebraut wird!
Aber wenn wir schon beim Thema sind, an alle gelernten Brauer: Wird euch
eigentlich beigebracht unter welchen Umständen welches Aroma ensteht? Ich
meine so richtig wissenschaftlich mit exakten Angaben. Die puren Daten für
die"optimale" Vergärung sind ja allgemein bekannt...
Und noch eine Frage: Unter welchen Umständen kann ein honigartiger
Geschmack entsehen? Hatte das mal bei einem obergärigem Bier, finde es aber
in keiner "Geschmackstabelle"?.
Gruß
Waginga
|
|
Posting Freak Beiträge: 813 Registriert: 21.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.7.2006 um 09:25 |
|
|
war das ein dunkles Bier? Das mit dem Honigartigen Aroma? Dann würd ich
auf's Malz tippen (Cara Aroma z.B.)
Aber man kann viel davon auch wieder kaputt machen, durch Dekoktion.
____________________ Interpunktion und Orthographie des Postings ist frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein
zufällig und ist nicht beabsichtigt.
|
|
Antwort 12 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 4.7.2006 um 10:01 |
|
|
Hallo Jakobus,
Es war kein "richtiges" Dunkles. 67% Münchner Malz, 30% Wiener, 3%
Carapils.
Gebraut mit Infusion, Gärung bei 20°C.
|
|
Posting Freak Beiträge: 813 Registriert: 21.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.7.2006 um 12:36 |
|
|
Aha! Also ich würde jetzt einfach mal das Infusionsmaischverfahren dafür
verantwortlich machen! Wie gesagt, Dekoktion macht das ganze schöne Aroma
wieder kaputt ____________________ Interpunktion und Orthographie des Postings ist frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein
zufällig und ist nicht beabsichtigt.
|
|
Antwort 14 |
|
Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.7.2006 um 11:28 |
|
|
Hallo.
ich habe nun die Antwort auf meine Ausgangsfrage gefunden im "Handbuch der
Brauerei-Praxis" aus dem Carl Verlag.
Ich tipp einfach mal ab:
Hexansäureäthylester
Die Geschmacksschwelle von Hexansäureäthylester dürfte bei 0,12-0,23 mg/L
liegen. Dieser Ester hat ein ausgesprochen apfelartiges Aroma (Aroma nach
Apfelschalen, einige Stunden nach dem Schälen). fast alle Biere erreichen
die Geschmacksschwelle, vor allem die Stark- und die obergärigen Biere.
Diese für das Bieraroma wichtige Substanz lässt sich nur schwer
beeinflussen. Hier spielt zum einen der Hefestamm eine große Rolle, zum
anderen die Anstelltechnologie (Belüftung, Drauflassen). Bei geringen
Belüftungsraten gehen die Werte für Hexansäureäthylester in die Höhe.
Mehrfaches Drauflassen bringt eine Verringerung dieser Komponente.
Für mich bedeutet das, dass ich das fragliche Bier, mittlerweile ist es eh
alle, zu wenig belüftet hätte beim Anstellen. Die Hefe war sicher auch
nicht die Beste (Trockenhefe Ale), hatte aber auch schon prima reine Biere
gemacht. (Übrigens, mit Drauflassen ist eine Hefeverwendung von
vorangehenden Suden gemeint. Überführen der Kräusen in einen frischen
Ansatz.)
mfG
Matthias H
|
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 17.7.2006 um 12:31 |
|
|
Matthias, Zitat: | Übrigens, mit
Drauflassen ist eine Hefeverwendung von vorangehenden Suden gemeint.
Überführen der Kräusen in einen frischen
Ansatz. |
Also wenn ich richtig liege, dann ist
mit Drauflassen gemeint, dass man einen zweiten Sud zu einem ersten, der
bereits einige Stunden in der Gärung ist, dazulaufen lässt. Damit muss man
die Hefe nur noch einmal anstellen und kann sogar mehrere Sude damit
vergären. Das macht Sinn, wenn man einen großen Gärbottich, aber nur
begrenzte Kapazität im Sudkessel hat. ____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 16 |
|
Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 17.7.2006 um 12:48 |
|
|
Hallo Berliner,
ja Du hast Recht,
Danke für den Hinweis!
mfG
matthias H
|
|