Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.10.2006 um 20:23 |
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Hallo Hobbybrauer,
ich bin in diesem Jahr 'fremd gegangen' und habe seit langem wieder mal
Wein angesetzt. Aus weissen Trauben, die hier bei uns vorm Haus gewachsen
sind.
Eingemaischt mit Stengel, ohne Hefe (wild) gären lassen (weil das mein
ungarischer (!) Großvater auch immer so gemacht hat), und dann
wahrscheinlich etwas zu spät 'abgemaischt' und in den Ballon gefüllt.
Habe mich dabei schon gewundert, das das ganze so bräunlich - wie oxydiert
- aussah. Geschmack war aber o.k.
Wenig Aktivität im Blubberröhrchen, aber immerhin.
Heute habe ich wieder abgezogen - und deutlich vernehmbarer Essiggeschmack.
Gibt es noch eine Chance der Rettung oder machen wir eben einen schönen
Weinessig ?
Vielleicht sind ja noch ein paar 'Fremdgeher' im Bierforum ?
Danke Euch !
Tino ____________________
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Senior Member Beiträge: 328 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.10.2006 um 21:51 |
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Hallo Tino,
wahrscheinlich ist es noch nicht einmal Essig, den Du da hergestellt hast.
Vermutlich hast Du auf Deinen Trauben Milchsäurebakterien gehabt oder ein
paar Fruchtfliegen haben sie Dir eingeschleppt. Das ist immer die Gefahr
bei wilden Gärungen. Deine Weinmaische wird ja nicht durch Kochen
sterilisiert, wie beim Hopfenkochen des Bieres. Dadurch hast Du immer
irgendwelche lebendigen Bakterien in Deiner Maische, die man auch durch
intensivstes Verlesen und Waschen nicht von den Früchten bekommt. Daher ist
es von Vorteil, wenn man eine gute Menge Reinzuchthefe verwendet. Diese
hilft an drei Fronten, die Bakterien an der Vermehrung zu hindern. Sie
entzieht der Maische während der Gärung zügig Nährstoffe, verbraucht
schnell den Sauerstoff und bekämpft Bakterien durch den entstehenden
Alkohol. Außerdem legt sich eine schützende CO2-Schicht im Gärbehälter über
die Maische. Dies geschieht mit einer Reinzuchthefe wesentlich schneller
als bei einer wilden Gärung. Den sauren Geschmack wirst Du nicht durch
Behandlung entfernen können. Er ist auch normalerweise nicht schädlich,
wirkt höchstens abführend.
Es könnten natürlich auch Essigsäurebakterien gewesen sein, die sind aber
anspruchsvoller, was den Sauerstoffgehalt der Maische angeht.
Mach Dir nichts draus, das kann sogar mal einem Winzer passieren!
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 14.10.2006 um 07:19 |
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Hallo Tino!
Falls noch nicht dort gewesen: im Fruchtweinkeller ist das mit dem Weinfehler
Essigsäurestich (etwas runterblättern) ganz gut erklärt.
Uwe ____________________
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.10.2006 um 07:36 |
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Alter Schwede! Was diskutieren wir uns hier eigentlich gelegentlich die
Köppe wund ob des Sinns oder Unsinns des Reinheitsgebots? Die Winzer sehen
das wohl etwas lockerer: Zitat: | Profis behandeln hartnäckige Böckser mit
Schwermetallsalzen |
...krass...
Jan ____________________
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.10.2006 um 08:39 |
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Hi,
danke euch, ja, dann werden wir wieder mal Essig machen !
Grüße
Tino
P.S Uwe, der Fruchtweinkeller ist ne interessante Seite !!
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 14.10.2006 um 09:07 |
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Hallo Jan!
...ja, auch die Zugabe von Frostschutzmitteln war ja mal probat!
Bestimmt hat man das gemacht, damit der Wein im Winter nicht einfriert und
womöglich noch zu "Eiswein" wird!
Der Hobbybereiter ferkelt ja eher nicht mit so Sachen herum, da gehts ja
auch meistens gerade mal um ein paar Dutzend Liter, die man dann am besten
verklappt - schmerzhaft, aber nicht existenzbedrohend.
Bei größeren Mengen und wenn das Einkommen davon abhängt, sieht das dann
anders aus.
Tino: freut mich, wenn Dir diese Seite weiterhelfen kann. Das Forum dort
ist auch sehr informativ.
...habe dort ja auch schon Werbung für unser Hobbybrauerforum gemacht...
Uwe ____________________
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 15.10.2006 um 08:42 |
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Eingemaischt mit Stengel, ohne Hefe (wild) gären lassen (weil das mein
ungarischer (!) Großvater auch immer so gemacht hat), und dann
wahrscheinlich etwas zu spät 'abgemaischt' und in den Ballon gefüllt.
Hallo Tino,
eine wilde Gärung ist immer problematisch, ich hol mir immer eine Flasche
Federweißen, kipp eine halbe Flasche in den Saft und die andere Hälfte in
den Hals. Die Gärung kommt bei dieser Methode eigentlich immer schnell an
(im Wein).
Die Stengel sollten eigentlich immer entfernt werden, gibt wohl einen etwas
bitteren Geschmack.
Der 'Weingeschmack' war früher etwas anders, da haben viele Winzer
versucht, mit wenig Aufwand viel Wein zu bekommen, der war dann nicht immer
vom Feinsten.
Hier im Westerwald muß man eigentlich immer noch etwas Zucker zusetzen, ist
halt keine Weingegend, die Säure überwiegt sonst und man bekommt einen
"Sauren Fiesling".
Übrigens, ich habe noch niemals gehört/ gelesen, daß beim Wein die Hefe
belüftet wird zur Vermehrung, ob das hier nicht funktioniert?
Gruß hufpfleger
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 813 Registriert: 21.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.10.2006 um 16:32 |
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naja, funktionieren wird das schon, nur wirst du durch diese Maßnahme alle
obligat aeroben Mikroorganismen vermehren. Spontan fallen mir neben den
Wilden Hefen vor allem Schimmel-Sporen ein, aber auch die angesprochenen
Essigsäurebakterien. Is also m.E. ein bisschen kontraproduktiv, das Zeug zu
belüften.
Wenn du die Weinhefe mal isoliert hast und eine Reinkultur davon angelegt
hast, dann kannst belüften, dann ist das ideal!
____________________ Interpunktion und Orthographie des Postings ist frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein
zufällig und ist nicht beabsichtigt.
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Antwort 7 |
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